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25.3.2012


Schmuddelkind

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Liebe Babsi,

 

heute träumte ich von meiner Verdandi: Die Luft hatte sich durch die vorangegangenen Gewitternächte abgekühlt und leichter Nieselregen kitzelte auf der Haut, als wir durch das hüfthohe Gras gingen, von dem wir mit den Handflächen Tropfen pflückten. Die Bäume meidend, die hin und wieder ihr nasses Haupt schüttelten, wussten wir in dem grünen Meer bald nicht, was unser Weg war. Doch noch tiefer war ich verloren im andächtigen Anblick ihres zarten, hellen Gesichts, in welchem sich eine dunkle Strähne verfangen hatte. Sie blickte freudig nach vorn und hatte keine Regung, die Strähne aus den Augen zu streifen und spätestens da überkam mich die Bewunderung für die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der sie alle Seins-Umstände annahm. Jede ihrer weichen Bewegungen, jeder feine Gesichtszug, jedes Wort drückte eine wundervolle Erhabenheit über die Zukunft aus.

 

Als wir an einem See ankamen, ach, wie klar spiegelte sich der Wald darin, der das Gewässer zur Hälfte umschloss und zugleich auf einer Halbinsel von ihm umschlossen war! Da wurde der Regen mit einem Mal heftig und ich entfernte mich ein paar Schritte vom Ufer, um mich unter eine Eiche zu stellen. Indes zog sie ihre Kleidung aus, legte sie auf einen Felsen und sah mich an aus Augen, die so eindringlich eine Antwort einforderten, wie sie zärtlich fragten. Ich wusste nicht, ob ich mehr über die Handlung an sich verblüfft war oder über die Schönheit, die sie enthüllte. Ach, wie der Regen sanft ihre Brust hinab perlte! "Du willst doch da nicht wirklich hinein!?" rief ich ihr zu. "Wieso nicht? Im Wasser regnet es nicht." Ich zögerte einen Moment und rief: "Da hast du wohl recht" und erst jetzt begann ich mich darüber zu wundern, dass ich noch immer so weit von ihr weg war, um rufen zu müssen. So nah wollte ich ihr sein, ihr zu zuflüstern und folgte ihr in den See. 

 

Dann wachte ich auf und ihre einladende Nähe wich der unendlichen Ferne. Ich ersehne Vergessen, erstrebe das Nichts und senke meine Lider... in ihren suchenden Blick. Ach, in jeder Erinnerung, in jedem Traum, jedem Bild, das mir aus der Fantasie in die Sinne schimmert, finde ich nur sie und Traum und Wirklichkeit trachten einander nach dem Tode.
 

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