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Chronik des Zweykampfes zwischen dem riesigen Brandwurm und dem gewaltigen Flutwurm oder

ECHT BESCHEUERT

 

 

PROLOG

In dem fernen Land der Sagen

gibt es viele fremde Sachen,

über die die Leute klagen,

so, zum Beispiel, große Drachen:

 

Panzerschuppen hart und dick

trotzen Feuersbrunst und Schwert,

- Stummelflügel ohne Wert -

stechend gelb der freche Blick.

 

Der Flutwurm kämpft mit Wasserkraft;

er liebt das Wasser-Kraftgemeier.

Der Brandwurm aus der Nachbarschaft

hingegen, ist ein Feuerspeier.

 

Der Brand- sowie der Flutwurm zählen

zu den wilden Riesendrachen,

die viele schlimme Sachen machen;

gehaust wird stets in Höhlen.

 

Folgendes sind schlimme Sachen,

die die Riesendrachen machen:

Ritter in der Rüstung rösten,

Jungfern an der Brüstung trösten,

altersschwache Pfaffen necken,

sich in einem Wald verstecken,

Hühner durch den Burghof jagen,

Helden nach der Uhrzeit fragen,

Wassergräben trocken saufen

und mit andern Drachen raufen;

Rückwärts durch die Scheune rollen,

Streit anzetteln, sich dann trollen,

Fangen spielen mit 'nem Reiter

undsoweiter, undsoweiter.

 

Der Flutwurm meint recht unverfroren,

dass er, ganz schlicht, der Größte sei,

und diese dumme Prahlerei

läuft schwuppdiwupp in Brandwurms Ohren.

 

 

DER KAMPF

Flutwurm walzt durchs Unterholz.

Im Wald herrscht Angst; herrscht Totenstille.

Der Pillendreher bremst die Pille --

Flutwurm walzt durchs Unterholz.

 

Brandwurm wütet durch den Wald,

dass sich die Bäume neigen:

„Dem Typ werd' ich was geigen!“

Brandwurm wütet durch den Wald.

 

Flutwurm gleitet in das Wasser,

quert den Weiher und er trinkt

Weiherwasser, Weiherwasser

bis der Wasserspiegel sinkt.

Flutwurm walzt durchs Unterholz,

noch größer und viel nasser.

 

Brandwurm züngelt nach dem Gecken,

wittert Flutwurms Wesenheit,

brüllt recht höllisch und er speit

Feuer – nur zu Trainingszwecken.

 

„Flämmchen!“, höhnt es nah der Quitte.

„Tröpfchen!“, dröhnt es dumpf zurück.

So wünschen Kämpen sich viel Glück.

So ist es Brauch und Sitte.

 

Unterkiefer lockern, dehnen

Riesig Richtung Gegner gähnen.

 

Bauch kurz kratzen ohne Jucken.

Kräftig räuspern und dann spucken.

 

Boden pflügen mit den Klauen.

Lustlos zu dem Andern schauen.

 

Rücken an der Kiefer scheuern.

Wann beginnt das wilde Feuern?

 

Jetzt stürmen Flut- und Brandwurmmassen

wutbeschäumt dem andern zu.

Rasch noch ein hitziges „Du!“

Dann: Feuern mit Heißem und Nassem.

 

Was nun so ganz genau geschehen

in diesem fürchterlichen Kampf,

das hat vor lauter Rauch und Dampf

kein Sterblicher gesehen.

 

Ein Fauchen, das den Rauch erhellt.

Ein Wasserstrahl ins Himmelsblau.

Dann plötzlich endet der Radau –

Im Zwieklang rauer Husten bellt.

 

Hernieder sinkt das Heldenpaar

schwer keuchend und agonisch,

vereinbart dann lakonisch:

Pause. - Die Luft wird langsam klar.

 

Der Flutwurm gibt den starken Pfau.

Er höhnt zum Brandwurm:“Gibst du auf?“

„Wie kommst du Tölpel denn darauf?“,

schnaubt der, „ich hau dich grün und blau ...“

 

EPILOG

Hier enden abrupt, so wird mir beteuert

die Aufzeichnungen der Chronik;

echt bescheuert.

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Geschrieben

Hallo Berthold,

das ist ja ein Riesenwerk. Wie lange hast du denn da dran gesessen (oder auch gestanden oder gelaufen )?

Ich hab mich sehr amüsiert beim Lesen, was die Drachen so alles anstellen und auch wie du formuliert hast, was sie so alles anstellen. ( auch andere Formulierungen Z.Bsp.“gehaust wird in Höhlen ”oder “der Pillendreher bremst die Pille").

Hat mir Spaß gemacht die Geschichte zu lesen, nur schade, dass die Chronik so abrupt aufhört. Doch das kommt ja leider immer mal wieder vor bei so historischen Aufzeichnungen.

 

Liebe Grüße

Wilde Rose

(ich hab hier ein Problem mit den Smileys. Da sollte ein lachender hin! )

Geschrieben

Hallo Wilde Rose,

freut mich, dass es dir Spaß gemacht hat, mein Gedicht zu lesen. Ja, da bin ich schon eine ganze Weile dran gesessen, aber ich hatte mir nun mal einen Zweikampf zwischen einem wasser- und einem feuerspeienden Drachen in den Kopf gesetzt. Und diese grundverschiedenen Talente galt es zu etablieren. Dann hatte ich im Eifer des Gefechts auch verschiedene Reimformen verwendet und musste das korrigieren. Aber – auch mir hat es großen Spaß bereitet, dieses Gedicht zu schreiben. aint:

Danke für deinen freundlichen Kommentar.

 

 

 

Hallo Appelpie,

freut mich, dass dich mein Gedicht amüsieren konnte. Du vermutest, die beiden hätten bis zur Erschöpfung weitergekämpft. Ja, erschöpft waren die beiden schon, aber glücklicherweise haben sie keine gesundheitlichen oder sonstigen Schäden davongetragen. Da der Kampf aber keinen Sieger hervorgebracht hatte, und der Brandwurm trotzdem der Überzeugung war, er sei der Stärkere, sind die beiden in den Finsteren Tann marschiert, zu dem weisen Uhu Uruk, um ihn um Rat zu fragen … Mehr verrate ich nicht.

Applepie, jetzt muss ich dich noch schlimm rügen. Drachen sind nicht ausgestorben. Drachen leben! Und sie werden hoffentlich noch Jahrhunderte und Jahrtausende lang weiterleben. Denn solange die menschliche Phantasie nicht total vertrocknet, werden diese Phantasiewesen in unseren Köpfen herumspuken …

Danke für deinen freundlichen Kommentar.

 

 

LG an euch beide

Berthold

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