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Geschrieben am (bearbeitet)

Wie sehn' ich mich zurück in deinen Arm, wenn still der Abend geht.

Im kalten Hauch ist nur mein Herze warm, wenn still der Abend geht.

 

In unserm Bett wär doch der Liebe Glut mit ihrem heißen Schein;

Und süß wie Zucker deiner Kleider Charme, wenn still der Abend geht.

 

Es klingt das Schlaflied von der Sternenpracht auf dein Gemach herab,

Als sänge sacht der junge Schwalbenschwarm, wenn still der Abend geht.

 

Die Seraphim, sie träumen schon von dir; und meine Sehnsucht brennt

Am Lagerfeuer auf der kleinen Farm, wenn still der Abend geht.

 

Ach, gäben sie mir etwas von dem Traum – vom Glanz in deinem Blick.

O wären sie nur meines Herzens barm, wenn still der Abend geht.

 

So weit bin ich entfernt von deinem Kuss, mein kostbar liebster Schatz.

Ob aller gold'nen Gaben dennoch arm, wenn still der Abend geht.

 

Und will ich dich erreichen, ruft der Mond mich fort von deiner Hand:

Das Schicksal, es spielt Räuber und Gendarm, wenn still der Abend geht.

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Geschrieben

Hi Mesochris

 

Ein Ghasel zu verfassen ist, wenn es denn so gut gelingt, meine volle Anerkennung wert.

Handwerklich erstklassig gekonnt. Ich bin überaus beeindruckt, ob der Perfektion.

Soweit ich weiß, ist es Ziel eben die Liebe zu beschreiben und das ist auch inhaltlich

Ideal gelungen. Auffallend ist mir die ehrwürdige Wortwahl. Die dem Gesamtkunstwerk die Krone reicht.

Das habe ich sehr gerne gelesen

Geschrieben

Hallo, Mesochris,

 

ich habe mich selbst bereits mehrfach am Ghasal versucht, war aber mit dem Ergebnis letztendlich nie wirklich zufrieden. Gerade die arabische (Ursprung, erotisch) und auch die persische Sprache (wohin es später seinen Weg nahm) sind von ihren Charakteristika her 'blumenreicher/blumiger/poetischer' als die deutsche und auch wesentlich reicher an Reimen.

 

(Zwar beherrsche ich diese Sprachen nicht selbst, aber während einer Unterhaltung mit meinem blinden, iranischen Nachbarn unterhielten wir uns (wie immer mal wieder) über Gedichte, über seine Sprache, meine Sprache, Unterschiede und Gemeinsamkeiten. 'Blumig' stammt von ihm und er meinte, dass die deutsche Sprache zwar insgesamt 'technischer' wäre, wir aber dafür viel mehr Möglichkeiten hätten, mit ihr zu 'spielen'. Irgendwann schmunzelten wir beide und kamen überein - dass eine Sprache, aus der 'Fusion' entstanden, wohl die (fast) 'perfekte' Sprache für das Dichten sein müsse.)

 

Daher ziehe ich zunächst auf der formalen Seite meinen Hut und sage: Sehr, sehr gut gelungen! Denn du bist auch noch mehrere Schritte weitergegangen, als es eben rein 'technisch' gesehen notwendig gewesen wäre - indem du zusätzlich noch zum Zäsurreim greifst, identisch und nicht nur rein reimst und das auch noch, während du nicht nur den Endreim wiederholst, sondern die gesamte letzte Sinneinheit. Ich bin gerade - und das meine ich ernst, nicht lustig - versucht, mir extra einen zweiten Hut zu kaufen, damit ich den auch noch ziehen kann.

 

Warum? Ja, es gelingt dir eben schlichtweg auch noch, einen wunderbar stimmigen, harmonischen Inhalt in diese nicht leicht zu meisternde 'Form zu gießen'. Und als ob das noch nicht genug wäre - Liebe, mit einem zarten Hauch von Erotik, feinfühlig angedeutet.

 

Ich bin - hingerissen. Mir bleibt nur zu sagen: Ganz großes Kino, wirklich!

 

LG von der bewundernden

 

Anonyma

Geschrieben

Hallo Frohnatur, Hallo Anonyma,

 

vielen Dank für das umfangreiche Lob, ich freue mich, dass das Ghasel euch so zugesagt hat.

Ich bin erst kürzlich auf diese Gedichtform gestoßen, als ich mich etwas über Persische Lyrik kundig gemacht habe und sie gefiel mir äußerst gut. Wobei ich zustimmen möchte, dass es nicht einfach ist, die Form und den Inhalt auszugestalten. Ich habe auch vergleichsweise lange an dem Gedicht gearbeitet und immer wieder Kleinigkeiten verändert.

 

Leider kann auch ich weder Arabisch noch Persisch, obwohl es mich sehr reizen würde die Ghaselen der alten Meister wie Rumi und Hafiz nicht nur akustisch, sondern auch semantisch nachzuvollziehen. Aber mit der deutschen Sprache sind wir zum Glück auch gut bedient, auch wenn die Blumigkeit teilweise den Spielereien weichen muss.

 

LG Mesochris

  • 2 Jahre später...
Geschrieben

Hallo Cheti,

 

ich bin vor ein paar Tagen über dies Gedicht gestolpert und wollte erst einmal ruhen lassen. Mein erster Eindruck hatte beinahe etwas "kitschiges", schwülstig oder so. DAS MUSS ICH REVIDIEREN. Einige Formulierungen muten mir zwar übertrieben an, aber sie sind Teil einer Geschichte, die du erzählst.

Die Gedichtform "Ghasel" war mir gar nicht bekannt, so ganz weiß ich auch noch nicht, was das nun bedeutet. Aber aus den vorigen Kommentaren schließe ich, dass dir dies 1A gelungen ist!

Am 5.6.2018 um 22:04 schrieb Cheti:

Ach, gäben sie mir etwas von dem Traum – Der deinen Augen Glanz.

Sinnlogisch kann ich diesem Vers nicht ganz folgen - entweder im zweiten Teil fehlt mir ein Verb, oder ich würde die Grammatik anders anordnen. Zum Verständnis:

Ach, gäben sie mir etwas von dem Traum – Den deiner Augen Glanz.

Ach, gäben sie mir etwas von dem Traum – Der deinen Augen Glanz gibt / schenkt /gewährt usw...

 

Aber womöglich steh ich auch mal wieder auf dem Schlauch :whistling:

 

Ich mag thematisch vielleicht nicht viel mit Liebesgedichten anzufangen, aber die Schreibart finde ich hier sehr beeindruckend, deswegen wollte ich dann doch etwas dazu schreiben. Themen sind ja schließlich nur Geschmackssache! Außerdem sind die Bilder stark.. mitreißend, finde ich. Ganz toll!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,

 

vielen Dank für dein Lob und Feedback. Ja, jeder hat Themen, die sie oder er bevorzugt. Das macht auch ein bisschen den Reiz an der Poesie aus – ihre Vielfältigkeit.

 

vor 22 Minuten schrieb Lichtsammlerin:

Sinnlogisch kann ich diesem Vers nicht ganz folgen - entweder im zweiten Teil fehlt mir ein Verb, oder ich würde die Grammatik anders anordnen. Zum Verständnis:

Ach, gäben sie mir etwas von dem Traum – Den deiner Augen Glanz.

Ach, gäben sie mir etwas von dem Traum – Der deinen Augen Glanz gibt / schenkt /gewährt usw...

Hier kann ich dir leider auch nicht mehr genau sagen, was ich mit dieser Formulierung bezwecken wollte. Ist auch schon ein wenig Zeit vergangen, dass ich dieses Ghasel geschrieben habe. Ich habe den Vers jetzt einfach abgeändert.

 

noch einmal vielen Dank fürs "Ausgraben"

LG Cheti

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