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Alt.

 

Vergangen sind die Tage bunter Farben,

der Regen fällt, er hüllt die Welt in Grau.

Der Wind auf meiner Haut, er gibt sich rau

und kalt, lässt mich mit meinem Schicksal hadern.

 

Ob ich zur Außenwelt, ob ich bei mir nach innen schau.

 

Alleine sein ist lernbar, hör ich sagen,

vom Hörensagen, denn das weiß genau,

warum ich eine Trutzburg für mich bau:

Kein Haus, nein, eine Festung voller Kammern.

 

So leer wie ich, so wie die Taschen einer Bettelfrau.

 

Verdammt seid ihr, ihr Menschen voller Lachen,

voll Lebensfreude, nein, ich gönn’s euch nicht!

Ich pfeife auf Moral, auf Beugepflicht,

 

verwandle mich in einen alten Drachen,

vergälle euch das Dasein Tag und Nacht –

das hättet ihr wohl nie von mir gedacht?

 

 

 

*Ich bin nicht dieses LI - nur, um sicherzugehen. Aber es gibt zu viele auf dieser Welt, die es sein könnten ...

 

 

 

Aufgrund - berechtigter und von mir beherzigter Kritik an der ersten Strophe, hier eine geänderte Fassung:

 

 

Alt.

 

Vergangenheit, die Zeit der bunten Farben;

es regnet, meine Sicht verschwimmt ins Grau.

Der Wind ist heute beißend, fühlt sich rau

an, schneidet mich in meine alten Adern.

 

Alleine sein ist lernbar, hör ich sagen,

vom Hörensagen, denn das weiß genau,

warum ich eine Trutzburg für mich bau:

Kein Haus, nein, eine Festung voller Kammern.

 

Verdammt seid ihr, ihr Menschen voller Lachen,

voll Lebensfreude, nein, ich gönn’s euch nicht!

Ich pfeife auf Moral, auf Beugepflicht,

 

verwandle mich in einen alten Drachen,

vergälle euch das Dasein Tag und Nacht –

das hättet ihr wohl nie von mir gedacht?

 

 

*Ich hoffe, durch den - auch im Aufbau enthaltenen 'Einschnitt' mit dem Enjambement, das dem Inhalt 'folgt' - Umbau mehr Lebendigkeit bzw. etwas mehr an Kraft hineinzubringen; zugleich aber zu vermeiden, dass es zu lebendig/kraftvoll wird. Aber stimmt schon, die erste Version war recht 'passiv-klagend', da hätte auch das Folgende im Gedicht nicht in 'Rebellion/Auflehnung' gipfeln dürfen, sondern ggf. dann eher mit einer schweren, depressiven Erkrankung oder Entsprechendem. In diesem Sinne bin ich nachträglich Dichtel auf jeden Fall Dank schuldig, denn gelegentliche 'Betriebsblindheit' gehört nun mal, fürchte ich (und sicher nicht nur bei mir) zum Schreiben dazu. Gerade solches Feedback über die 'Wirkung' ist für mich besonders wertvoll und mit einer der Hauptgründe, warum ich in einem Forum aktiv bin - es ist genau dieser Austausch, den ich suche.

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@Anonyma,

 

Zum Text: Für mich im mittleren Alter sehr gut nachvollziehbar und gleichzeitig beängstigend. Man merkt ja, wie einem selbst jetzt lauter kleine Dinge passieren, die einst die Gespräche der Eltern bestimmt haben (Erkrankungen, Beschwerden...), und über die man damals nur die Stirn runzeln konnte - wie wehleidig die Alten doch sind.

 

Die Vorstellung, dass es im Alter dann auf einmal nicht mehr bergauf geht, sondern bergab, dass man Freunde nur noch verliert statt zu gewinnen, dass die Kräfte und Kompetenzen nachlassen statt zu wachsen, das war nicht vorstellbar, da als junger Mensch noch nicht erlebt.

 

Und sich vorzustellen, dass da jemand mit Bitterkeit und Bösartigkeit reagiert, ist nicht schwer. Wenn kein die Belastungen ausgleichendes Gewicht mehr da ist, nichts dich nährt (soziale Kontakte, Freunde, Lachen...), du vielleicht nichts zu tun hast, das kann Menschen durchaus an den Punkt führen, wo sie der Versuchung erliegen Aufmerksamkeit durch Reibung, Angriff etc. zu erlangen. Kein gesegneter Weg, aber vorstellbar.

 

Aber ganz schön unangenehm für die Umgebung. Ich hoffe, ich schaffe das besser. Im Zweifel bleibt immer noch der Alkohol.

 

LG

 

Ruedi

 

PS: "Seid nett zu euren Kindern. Sie suchen euer Altersheim aus." (fiel mir gerade noch ein.)

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Hallo, Ruedi,

 

vorab: Das Gedicht ist nicht ganz neu, aber ich habe es hier gepostet, da ich es noch einmal etwas überarbeitete. Vor allem mit der vorherigen Conclusio war ich im Nachhinein nicht mehr zufrieden und auch ansonsten nahm ich ein paar Änderungen vor. Gibt's bei mir öfter mal, mit zeitlichem Abstand finde ich sehr oft in sehr vielen älteren Texten dies und das ... (Daher wollte ich mal sehen, wie es jetzt so 'rüberkommt'.)

 

Auslöser dafür war vor ein paar Jahren ein Erlebnis, das ich an einer Bushaltestelle hatte. An der Haltestelle wartete auch eine alte Frau, geschätzt bestimmt zumindest auf die 80 zugehend - obwohl man sich da ja nie sicher sein kann, manche Menschen altern früher, andere sehen wesentlich jünger aus. Aber auf jeden Fall war sie schwer bepackt - ein größerer Reise-Trolly, eine große Reisetasche, eine große Handtasche und noch ein Stoffbeutel.

 

Als der Bus kam, bot ich natürlich meine Hilfe an: "Entschuldigen Sie - kann ich Ihnen helfen?" Woraufhin sie mich - und wirklich lautstark - beschimpfte: "Lassen Sie gefälligst Ihre dreckigen Finger von meinen Sachen! Ich kann das sehr gut alleine, Sie unverschämte Person!" (Wörtliches Zitat - dieser Wortlaut blieb bei mir 'hängen'.) Ich stand erst mal einfach nur da und war - baff. Ihr Verhalten rief bei mehreren anderen Leuten, die ebenfalls an der Haltstelle standen, allgemeines Kopfschütteln und, meines Erachtens, den Gesichtern nach zu urteilen, die gleiche Verblüffung hervor wie bei mir. Während wir alle zusahen (bedingt: zusehen mussten), wie sich die alte Frau beim Einsteigen mit ihrem Gepäck abmühte ...

 

Während der Fahrt ging mir die Frage durch den Kopf, warum sie so aggressiv reagierte - und auch die Frage, was wohl dazu geführt hatte, dass sie so wurde?

Ich entsann mich eines alten Mannes, ein paar Jahre zuvor. Ca. 100 m links eine Ampel, ebenso ca. 150 m rechts eine Ampel. Der alte Mann aber ging genau dazwischen über die Straße - und nicht etwa gerade, sondern diagonal, kämpfte sich mit seinem Stock auch über die Stadtbahnschienen in der Mitte (nicht schwankend oder etwas in der Art; ich glaube nicht, dass da Alkohol im Spiel war). Ein Auto musste bremsen, der Fahrer rief: "Sie! Was machen Sie denn da? Wäre ich schneller gewesen, hätte ich Sie überfahren können!" Der alte Mann ging auf das Auto zu, fuchtelte mit seinem Stock herum - schlug mit diesem dann mehrmals auf die Motorhaube des Autos ein und schimpfte: "Rücksichtslos, diese Autofahrer! Ich gehe über die Straße, wie und wo ich will!" (Klar, wie es weiterging: Der Autofahrer sprang aus seinem Wagen, entriss dem alten Mann den Stock, dieser wurde daraufhin richtig ausfallend, die Polizei kam u.s.w. ...)

 

Was lässt manche Menschen im Alter so werden? Einsamkeit? Verbitterung? Enttäuschung? Altersstarrsinn? Demenz? Ich glaube, es wird wohl immer mehrere Ursachen geben - und leider nimmt es zu, fürchte ich. Denn Alterseinsamkeit wird häufiger, aber auch Demenzerkrankungen, da die Lebenserwartung gestiegen ist und insgesamt noch weiter steigt/steigen wird. Ich hoffe und ich wünsche mir, dass ich in 20, 30 Jahren (sofern ich so lange lebe) nicht so werde - zum Glück habe ich Familie, aber in Sachen Erkrankungen (z. B. Demenz) weiß man's ja nie, kann nur hoffen ...

 

Vielen, lieben Dank für deinen tiefsinnigen Kommentar - und auch für das Video.

 

LG,

 

Anonyma

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Alt.

 

Vergangen sind die Tage bunter Farben,

der Regen fällt, er hüllt die Welt in Grau.

Der Wind auf meiner Haut, er gibt sich rau

und kalt, lässt mich mit meinem Schicksal hadern.

 

Ob ich zur Außenwelt, ob ich bei mir nach innen schau.

 

Alleine sein ist lernbar, hör ich sagen,

vom Hörensagen, denn das weiß genau,

warum ich eine Trutzburg für mich bau:

Kein Haus, nein, eine Festung voller Kammern.

 

So leer wie ich, so wie die Taschen einer Bettelfrau.

 

Verdammt seid ihr, ihr Menschen voller Lachen,

voll Lebensfreude, nein, ich gönn’s euch nicht!

Ich pfeife auf Moral, auf Beugepflicht,

 

verwandle mich in einen alten Drachen,

vergälle euch das Dasein Tag und Nacht –

das hättet ihr wohl nie von mir gedacht?

Hallo Anonyma,

 

der zweite text_Teil mit der Trutzburg mundet mir gut ./ sehr erfrischend und mMn ebenso tiefsinnig gründig … der erste Teil ist mir dann doch zu alters-wurmig linear geprägt , ;-) … genauso wie deine erlebte Bus-Aktions Story, duftet mir in den inneren denk_Kausalen etwas zu sehr nach Klischees, Besserwissen und Altersstaub, mir ein Hauch to much , ;-)

 

hab mal meine umgekehrte pro_Denke lyr-inspirativ in eine Form gebracht , ;-) ;

 

 

-

 

gneisig.

 

Verlangen. Sind die Tage bunter Farben der Regen fällt nach oben, tau_

Falter räkeln sich ./ Kniebeugen ; hätt Schrumpelhaut Poren gefunden,

 

Hey, 's Leb spinnt immer noch Reben, knarrt’s und nicht nur zwischen

den Leberwurststullen, gichtig, knöchlig zudem das laichende kopf_Irr,

 

dann toch braucht’s schon mal Trutzburg zuweil, na und, bin damned

alt ./ treiben’s die andren so fahrlässig lippraus, gönn’s mir dann cool,

 

zieh den neid_Drachen über den Sinn ein gutes Gefühl, lach …. Kind .

 

-

 

 

wieder ein Tschüss, Dichtel …

 

-

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Hallo, karlo,

 

ja, solche Menschen gibt es ,so wie du sie in deinem Werk beschreibst.

Für mich ist die Ursache darin, sich nicht genug mit sich selbst ,aber auch nicht genug mit den Mitmenschen auseinander gesetzt zu haben.

In der heutigen Zeit scheint es vielen wichtig zu sein, wie sie von anderen wahrgenommen werden. Es wird daran gearbeitet gut da zu stehen,

kein Verlierer zu sein. Es ist die allgemeine Schauspielerei, die sich überall im täglichen Leben zeigt, die das eigentliche wirkliche Selbst mit seinen menschlichen Schwächen überdeckt.

Ja, die Zeit der 'Ich-AG' - Singular, denn jede® für sich. Gut dastehen, kein Verlierer sein - Identifikation weniger an anderen Menschen, als (meiner Meinung nach) an gesellschaftlichen 'Doktrinen'. Haste was, biste was - haste nix, biste nix ... Wie war das nochmal - dass man sein Herz nicht an 'Dinge' hängen soll ...

 

Selbstbewusstsein - bleibt eine Illusion, sofern es sich nicht um Sich-seiner-selbst-bewusst-sein handelt. Im Sinne von Bewusstheit - ich bin; ich bin ein Mensch; ich bin - unabhängig von externen Faktoren, jemand. Da-Sein.

 

 

Deshalb erscheint mir die intensive Suche nach Erkenntnis, die Öffnung des Herzens, der Blick auf und in sich selbst und den Nächsten das Wichtigste. Darüber gelange ich zwangsläufig zur der Bewunderung für alle Lebewesen und die gesamte Natur, die zur Dankbarkeit für jedes kleinste Etwas , welches mir widerfährt führt. Bin ich einmal sensibel geworden kann ich auch vieles annehmen gutes und schlechtes, Freude und Leid.

Alles das gehört zum Leben und schließlich kann ich auch den Tod akzeptieren, der auch zum Leben dazu gehört.

Der Tod ist deshalb für mich nicht das Ende, sondern nur eine Wandlung hin in die geistige Welt, die außerhalb von Raum und Zeit existiert. Diese Verbindung suche ich ohne Unterlass im täglichen Leben zu erhalten, weil ich bin es schon seit Beginn , nur meist ist es nicht stetig vollständig im Bewusstsein.

Es gibt auch solche wie dich. Glücklicherweise.

 

Was mich besorgt, ist nicht das Vorhandensein von Menschen wie dem LI in meinem Text; es gab sie, seit es uns gibt. Sondern die wachsende Zunahme durch die steigende Isolation - wie ein Teufelskreis. Die Kinder von heute werden die Alten von morgen sein - von klein an 'gelehrt', eine Ich-AG zu sein ...

 

 

Entschuldige bitte, falls ich ein wenig vom eigentlichen Thema aus der Kurve geschmissen wurde, aber es ist mein ganzer Ernst.

Gar kein Grund für eine Entschuldigung - dazu sind doch Gedichte da: Um dem Leser/der Leserin 'Gedanken zu bringen'. ^^

 

Vielen Dank für deine Gedanken zu meinen Gedanken, denn du hast deinerseits nun mir welche mitgebracht.

 

LG,

 

Anonyma

 

 

--------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Hallo, Dichtel,

 

 

der zweite text_Teil mit der Trutzburg mundet mir gut ./ sehr erfrischend und mMn ebenso tiefsinnig gründig …

Dankeschön. ^^ (Tatsächlich ist der Begriff 'Trutzburg' auch eine der von mir vorgenommenen Änderungen.) Freut mich, wenn er 'wirkt'.

 

 

der erste Teil ist mir dann doch zu alters-wurmig linear geprägt ,

Findest du? Hmmmm ... gut, dann notiere ich mir das, um mir zu merken, dass ich daran noch arbeiten muss. Linear, finde ich, darf er durchaus sein - aber 'alters-wurmig' sollte er nicht wirken ...

 

 

genauso wie deine erlebte Bus-Aktions Story, duftet mir in den inneren denk_Kausalen etwas zu sehr nach Klischees, Besserwissen und Altersstaub, mir ein Hauch to much ,

Also dafür kann ich nun wirklich nichts - es ist so gewesen, ganz genau so. Nichts erfunden, echtes Geschehen. Da musst du dich also beim 'Real Life' beschweren, wenn's klischeebesserweißaltersstaubt. Beide Geschichten habe ich so selbst erlebt - Tatsachenberichte, Hand aufs Herz und großes Indianerehrenwort! Nichts weggelassen, nichts hinzugefügt.

 

 

gneisig.

 

Verlangen. Sind die Tage bunter Farben der Regen fällt nach oben, tau_

Falter räkeln sich ./ Kniebeugen ; hätt Schrumpelhaut Poren gefunden,

 

Hey, 's Leb spinnt immer noch Reben, knarrt’s und nicht nur zwischen

den Leberwurststullen, gichtig, knöchlig zudem das laichende kopf_Irr,

 

dann toch braucht’s schon mal Trutzburg zuweil, na und, bin damned

alt ./ treiben’s die andren so fahrlässig lippraus, gönn’s mir dann cool,

 

zieh den neid_Drachen über den Sinn ein gutes Gefühl, lach …. Kind .

Danke dafür bzw. für deine Gedanken dazu.

 

Ganz offen und ehrlich: gneisig, Schrumpelhaut, gichtig, knöchlig, Leberwurststullen etc. - nicht 'mein Stil'. Aber das weißt du ja. Dennoch - mal sehen, auf was für Gedanken mich deine Gedanken so bringen werden. Inspirationsquellen sind immer gut! (Nicht, dass ich Kritik an deinem Werk übe - ist nur eben deins und nicht meins. Und ich mag deins, um das festzuhalten! ^^ )

 

Auf jeden Fall schraube ich noch an der ersten Strophe herum - danke für deine hilfreiche Kritik! ^^

 

LG und auch wieder ein Tschüss zurück,

 

Anonyma

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