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der zaun


Empfohlene Beiträge

er stand

dem tag zur forderung

der nacht zum spott

und von sich selbst gefordert und verspottet

am leben entlang

als nutzloser zaun

als blühende grenze

 

er sah

tage wie verwachs’ne pfade

nächte in schluchten versinken

hindurch sich selbst wartend wandern

das ich entlang

und dabei stets

am zaun die hand

 

er ging

und eines tages

ließ er los

den zaun

sich und

die grenze

und nahm sich selbst

gelöst und grenzenlos

zu seiner freude hin

 

(ca. 1994)

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Lieber Ruedi

 

Was soll ich sagen? Mal wieder ein schönes, reich bebildertes Werk, voller Tiefsinn und Wahrheit!

 

 

er sah

tage wie verwachs’ne pfade

nächte in schluchten versinken

hindurch sich selbst wartend wandern

Das hier fand ich sehr schön, weil wir mal darüber sinniert haben, wie es wohl dem Mond geht bzw. was er schon alles gesehen hat.

Tage und Nächte, Liebe, Leid.... Jahrhunderte. Reiche die entstanden, erblühten und vergingen, Kriege, Frieden, Kunst, große Kulturen.

Irgendwie haben mich diese Zeilen an genau das Gespräch erinnert.

 

 

und dabei stets

am zaun die hand

Nie so ganz den Kontakt verloren. Beidseitig. Führend und gleichzeitig berührt.

Das hat mir auch gut gefallen!

 

Und am Ende dann natürlich der Aufbruch. Losgelassen den Schutz und die Führung. Ins Ungewisse.

Grenzenlose Freiheit! Bei dem Thema bin ich ja ambivalent, aber ich hoffe, derjenige macht sein Glück. Der Zaun bleibt und zur Not bietet er wieder Schutz und Führung und braucht dafür nur etwas neue Farbe.

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Hallo zusammen,

 

danke für euer freundliches Feedback. Als ich das schrieb war ich ca. 30 und ich weiß bis heute nicht so genau, ob und falls ja was ich mir dabei gedacht habe. Dafür sind die Empfindungen noch sehr nachvollziehbar.

ausgesprochen schöne Zeilen um die Persönlichkeitsentwicklung.

Das bringt's auf den Punkt. Thematisch geht es genau darum. Der Zaun stand für zweierlei - für die Beschränkungen, die man in sich trägt (die gut, aber auch falsch hemmend sein können) und für die Persönlichkeit selbst, das "Ich", das den Zaun oder die Zäune errichtet hat (sicher auch unter dem Einfluss anderer), und zunächst ängstlich davor zurückschreckt, den/die Zäune wieder einzureißen oder drüberzusteigen. Stattdessen tastet das LI sich am zaun entlang, um nicht die Orientierung zu verlieren, kann erstmal nicht loslassen.

 

In der dritten Strophe lässt das LI dann los und geht das Wagnis des Lebens ein. Mit allen Risiken etc. Wenn man ehrlich ist hat ja kein Mensch eine andere Wahl, der sich vor dem Leben nicht in einer Art selbstgewähltem inneren Kloster verstecken will. Abgeschieden und geschützt vor der Welt, aber eben auch eingeengt.

 

 

Ich meine in S1 V3 bräuchte es nicht oder vielleicht in einen Zweiwortsatz kürzen.

Da kann ich dir nicht ganz folgen. Zum einen hätte ich die Zeile hier gerne, um die erste und zweite Strophe gleichmäßig zu gestalten. Zum zweiten ist das mein Hinweis auf die oben angesprochenen Doppeldeutigkeit des Zauns als Symbol für die Begrenzungen und für die Person, die die Grenzen errichtet hat.

 

 

Und am Ende dann natürlich der Aufbruch. Losgelassen den Schutz und die Führung. Ins Ungewisse.

Grenzenlose Freiheit! Bei dem Thema bin ich ja ambivalent, aber ich hoffe, derjenige macht sein Glück. Der Zaun bleibt und zur Not bietet er wieder Schutz und Führung und braucht dafür nur etwas neue Farbe.

Du hast's begriffen. keine Freiheit ohne Risiko und Verantwortung.

 

LG

 

Ruedi

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