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Verschwiegen


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Ungesprochen das Wort.

Ich bin eine übersprudelnde Quelle.

Sieh mich doch an.

 

Du, dessen Namen

ich nicht auszusprechen wage.

Du lachst, stolpere ich über Kiesel.

 

Ich falle von jedem Baum,

den ich erklimme, dir meinen Mut,

meine Schönheit zu zeigen.

 

Fremde Blicke.

Sie belächeln mich: Die Ärmste.

Was können sie wissen?

 

Nein, ich hasse dich nicht.

Wer anders als meine Liebe

verschließt mir die Lippen?

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Hallo Angelika,

 

ich habe dein Gedicht jetzt gestern und heute mehrfach gelesen.

 

Für mich beschreibt es eine Art von Liebe, die sich abhängig gemacht hat. In dieser Beziehung muss das geliebte Gegenüber ja nicht mal wissen, daß es geliebt wird.

 

In der Folge wird so ein LI mal verlacht und mal für seine Hingabe bewundert, denke ich. In der Literatur tendenziell bewundert, im realen Alltag tendenziell verlacht - oder bemitleidet.

 

Aus dieser Haltung können Stalker ebenso entspringen wie Lebensretter. Für ganz gesund halte ich die Haltung allerdings nicht.

Ich glaube aus dieser Attitüde heraus wurde "Die Geschichte der O" geschrieben. Ebenso berühmt wie berüchtigt in seinen Darstellungen weiblicher Unterwerfung. Die Autorin - Pauline Réage, wenn ich mich recht entsinne - nannte es mal einen sehr langen Liebesbrief an einen bestimmten Mann.

 

Nicht meine Welt.

 

Dennoch interessant.

 

Ruedi

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Retourkutsche, Perry? Du siehst doch, ich habe das unter Liebe eingestellt, und damit ist bei mir bestimmt nicht die Liebe zu irgendeinem göttlichen Wesen gemeint. Sensibilität ist etwas, was man hat oder nicht. Allerdings ist dieses Gedicht tatsächlich nicht ohne sie zu verstehen. Und gerade sie gehört zum lyrischen Verständnis, sie ist geradezu das Synonym für Lyrik. Ohne sie gelingt erfahrungsgemäß nicht ein einziger Vers und bleibt in der gewohnten Kleingärtnersicht stecken.

 

Angelika

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Hallo Ruedi,

 

du kommst der Sache ziemlich nahe. Ja, es geht um die Liebe zwischen Mann und Frau. Es ist aber keine Liebe, die abhängig macht, sondern einfach nur Liebe in ihrer Ursprünglichkeit. In der Liebe geht es niemals um Besitz, und Abhängigkeit ist eine Frage des Besitzes. In dieser hier geschilderten Beziehung müsste das Gegenüber unbedingt wissen, dass es geliebt wird. Alle sehen es, dass einer der beiden verliebt ist, nur nicht der Adressat. Würde er es wissen, wäre die ganze Geschichte uninteressant. Dann wäre der menschliche Konflikt, der dadurch entsteht, dass einer der beiden es eben nicht weiß, aufgelöst, und ich hätte dieses Gedicht nicht geschrieben.

 

Mit der "Geschichte von O." meinst du "Die Marquise von O." von Kleist? Nein, da war der Konflikt ein anderer. Eine Geschichte dieses fast geklauten Titels einer Pauline Reage kenne ich nicht.

 

Aha, Liebesbriefe sind also nichts für dich. Erzähl das mal deiner Frau.

 

Danke fürs Reinsehen.

 

Angelika

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Ungesprochen das Wort.

Ich bin eine übersprudelnde Quelle.

Sieh mich doch an.

 

Du, dessen Namen

ich nicht auszusprechen wage.

Du lachst, stolpere ich über Kiesel.

 

Ich falle von jedem Baum,

den ich erklimme, dir meinen Mut,

meine Schönheit zu zeigen.

 

Fremde Blicke.

Sie belächeln mich: Die Ärmste.

Was können sie wissen?

 

Nein, ich hasse dich nicht.

Wer anders als meine Liebe

verschließt mir die Lippen?

Hallo Angelika,

 

spekuliere ich mal in Echo's Richtung,

 

die Nymphe Echo, die durch den neidvollen Zauber jener Hera in einen Berg verzaubert wurde … von da an nur noch das besagen konnte, was ihr die Außenstehenden in den Mund legten eben ihr/ihr Echo ; war es ihr ab dann einzig vergönnt, jenem Narziss ihre schweigende Liebe zu schenken;

 

bildete sich Narziss ihr Schweigen als jene Liebeszuwendung ein : Wer anders als meine Liebe verschließt mir die Lippen?

 

 

… gerne deine text_Gedanken mal in diese Ebene gelenkt … einen Gruß, Dichtel …

 

 

-

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Hallo Angelika,

 

"Die Geschichte der O" ist eine Art masochistischer Pornoroman, unter den pornografischen Schriften der Welt aber ein Klassiker, ähnlich der ganz anders gearteten "Josefine Mutzenbacher". Allerdings ist die "O" bei weitem nicht so furchtbar wie die Ergüsse des Marquis de Sade. Da habe ich kein einziges Buch zu Ende lesen können, weil mir die Seele dunkel wurde dabei.

 

"Nicht meine Welt" bezog sich auf diese abhängige, evtl. masochistische Liebe. Nicht auf die Liebesbriefe. Das wüsste meine Frau.

 

Bis denne

 

Ruedi

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Alle Strophen ergeben Sinn und sind unschwer zu deuten.

Abgesehen von der zweiten, mit deren Logik ich mich etwas schwer tue.

Noch mehr nach dem Lesen Deiner Erklärung. Aber vielleicht kannst Du mir ja auf die Sprünge helfen.

 

 

Du, dessen Namen

ich nicht auszusprechen wage.

Wieso nicht?

Wenn man heimlich in jemanden verliebt ist, so ist doch gerade der Name am interessantesten.

Er klingt (im Idealfall) wie Musik und man schaut wie er im Verbund mit dem eigenen harmoniert. Ob eine Melodie drin ist.

Und sagt man ihn nicht immer wieder? Wenn man doch eine übersprudelnde Quelle ist? Dann sollte er doch heraussprudeln, geradezu heraus geschrien werden, im Überschwang der Gefühle.

Mir ist auch klar, dass hier die Heimlichkeit symbolisiert werden soll. Aber ist die denn notwendig, wenn der angebetete Mensch gar nichts ahnt (aber alle anderen)?

Zumal in solchen Situationen immer einer dabei ist, der es demjenigen stecken wird.

 

 

Du lachst, stolpere ich über Kiesel.

Ist hier jene Unsicherheit, bis hin zu Tollpatschigkeit gemeint, die man bisweilen an den Tag legt, wenn man verliebt ist?

Wahrscheinlich.

Nur würde ich es als eher schlechtes, bis absolut entmutigendes Zeichen deuten, wenn das Objekt meiner Begierde über mich lacht.

Denn so wie es hier anmutet, lacht man nicht miteinander (was wieder schön wäre). Oder doch?

 

Abgesehen von dieser Strophe wird das aber ansonsten jeder kennen, der schon mal diese Phase durchlaufen hat.

Ein sehr schönes Gefühl, unglaublich aufregend dazu. Und immer mit ungewissem Ausgang. Das macht es ja so spannend.

 

LG Lena

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Hallo Dichtel,

 

ich weiß nicht, ob dein Gleichnis mit Echo die Sache wirklich trifft. Meiner Ansicht nach nicht unbedingt <-- und was bedeutet diese Einschränkung nun für mich, meinen Gedankengang konkret auf deinen Text bezogen ??? .

 

Aber schön, dass du dir Gedanken gemacht hast. Und danke fürs Reinsehen.

 

Angelika

… ich denke mal, deinen markierten Gedanken beziehst du meinseitig auf deinen Text , ;-) … denn zum Denken allgemein braucht's für mich sicher dich nicht ... dann doch mehr die Wirklichkeit, hi hi …

 

Grüßle …

 

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Hallo Nike,

 

bei meinem lyrischen Ich scheint es sich um eine komplexe, komplizierte Persönlichkeit zu handeln, mutig und schüchtern. Da ist eine Scheu, sich zu verraten, wenn der Name laut ausgesprochen wird, der Klang könnte alles sagen. Was natürlich es nicht daran hindert, mit dem Liebesobjekt heimlich auf Du und Du zu sein. Aber Liebe ist ein Geheimnis, die anderen sollen das nicht wissen, eine Sache von Zweien. Deshalb die Vorsicht. Das lyrische Ich setzt sich eine Maske auf und tut so, als ob an dem, was die anderen zu wissen glauben, überhaupt nichts dran ist. Und dann ist Liebe ja auch immer ein Einbruch in die andere Persönlichkeit, das spielt ja auch immer mit bei so einer heimlichen Liebe.

 

Über den Kiesel stolpern ist eine Metapher, eine Zusammenfassung dessen, was dem/der Verliebten geschieht, ganz befangen vom Gefühl, nichts anderes ist mehr wirklich oder wichtig. Und da passieren schon Tollpatschigkeiten. Dass der/die andere mitlacht mit den anderen, ist doch klar, der/die kennt doch nicht den Grund.

 

Ich denke auch, dass jeder mal eine solche Liebe erlebt hat, eine Zeit, in der Verliebte in einer Phase der Hochspannung leben, die erst aufgelöst wird, wenn die drei Wörter gefallen sind. Dann sollte die Liebe Erfüllung finden, aber oftmals geschieht das Gegenteil: Der/die Verliebte löst sich aus Enttäuschung aus der Verblendung, die ihm im Nachhinein dennoch als eine aufregende, schöne Zeit erscheinen mag.

 

Danke für deinen einfühlenden Kommentar.

 

Angelika

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Hallo Angelika,

 

habe ich gerade deine Antwort zu Nike gelesen … ja, du hast Recht, meine Echo/Hera Parallele passt echt nicht zu deiner LI-Textintention.

 

Bei meinen Protagonisten tauscht jeder seine Liebe dem Gegenüber gemäß seiner realen (eingeschränkten) Möglichkeiten … Echo zu Narziss und Narziss zu Echo; dein LI leidet mMn an einer phobischen self prophecy; ein Psychiater könnte LI vielleicht helfen, mal tatsächlich Liebe berühren zu wollen/können …

 

 

Gruß Dichtel

 

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