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Ein letztes Gespräch mit Gott


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Liebe jul,

 

ich habe deinen Kurztext über diese bedeutsame Begegnung gerne gelesen. Gut geschrieben!

 

Ich lese den Schluss so: Wenn es einen Gott gibt, hat er die ganze Welt, die Fülle der Erfahrungen und Emotionen mir zugedacht - mir und jedem Anderen bewussten Wesen, das die Schönheit der Schöpfung erkennen kann. Manchmal, wenn mir etwas Bedeutsames passiert, kommt mir der Gedanke, dass wenn nur irgendeine scheinbar unbedeutende Kleinigkeit in der Welt anders gelaufen wäre, ich jetzt nicht in dieser Situation wäre, fast als wäre die gesamte Weltgeschichte diesem Moment zugedacht, in dem ich, sagen wir mal, Pizza esse.:wink:

 

Aber dies gilt auch für jeden anderen Moment eines jeden anderen Menschen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wenn ich so daran denke, löst sich für mich die Unterscheidung zwischen Zufall und Schicksal, zwischen Mittel und Zweck auf. Alles, was passiert, kann zugleich als Zweck und als Mittel für einen anderen Zweck betrachtet werden, wenn man denn Zwecke hineininterpretieren wollte. In etwa diese, für mich nur schwer in Worte zu fassenden Gedanken hast du aus meiner Sicht sehr gut auf den Punkt gebracht: "Ja. Alles Geschehene war nicht für oder gegen dich, es war wegen dir."

 

Ich kann zwar nicht umhin kommen, dass ich mir auch ein Streitgespräch gewünscht hätte, denn der Alte hat ja auch ganz schön was verzapft, aber mir gefällt dennoch die philosophische Blickrichtung des Texts, für die Gott ja in erster Linie ein verständliches Sinnbild sein soll - das ist dem Text selbst wohl bewusst, an der Stelle, als augenzwinkernd der göttliche "Sexismus" angesprochen wird, über den ich gerne gelacht habe.:biggrin:

 

Eine kleines sprachliches Detail hat mir nicht ganz so gut gefallen: "Überraschenderweise sah er ganz anders aus, als in meiner kindlichen Vorstellung. Traurigerweise handelte es sich jedoch unverkennbar um ein männliches Wesen" Vielleicht würde es der Passage guttun, wenn du den zweiten Satz beginnen würdest mit: "Zu meinem Bedauern" - einfach nur wegen des doppelten "-weise".

 

Ansonsten aber sehr flüssig und spannend geschrieben. Man fiebert dem Dialog mit Gott wirklich entgegen und erwartet fast sehnsüchtig seine Antwort.

 

LG
 

 

 

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Liebes Schmuddelkind,

Ganz herzlichen Dank für dein ausführliches Feedback, freut mich sehr!Grandios finde ich auch, dass du viele meiner Gedanken beim Schreiben total auf den Punkt gebracht hast!

Über deine Anmerkung zu Überraschernderweise und Traurigerweise muss ich erstmal nachdenken, hatte das absichtlich so gewählt, allerdings erzielt es tatsächlich nicht die Wirkung beim Lesen, die ich mir erhofft hatte

Danke dir nochmal und LG

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vor 9 Minuten schrieb jul:

allerdings erzielt es tatsächlich nicht die Wirkung beim Lesen, die ich mir erhofft hatte

Hattest du dir eine antithetische Wirkung erhofft, dass "traurigerweise", den Optimismus von "überraschenderweise" zerstört? An sich ne gute Idee, aber ich schätze (zumindest für mich ist es so), dass die Wirkung nicht unmittelbar genug ist, dass man sich nicht an dem doppelten "-weise" stört. Aber wenn du es aus diesem Grund stehen lassen willst, ist es natürlich auch plausibel. Na, du wirst schon die richtige Entscheidung treffen.:classic_smile:

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Hallo Jul,

eine beeindruckende Darstellung dein "letztes Gespräch mit Gott".  

 

Der Schlusssatz gefällt mir am besten  Beim letzten Hauch des Lebens in mir erkannte ich dort mein Gesicht, als meine Seele vor Glück zerbarst.

Jeder Mensch besitzt eine Seele und die Seele hat eine Heimat, einen Ursprung zu dem sie zurück kehrt.

 

Sehr gerne gelesen und sinniert.

 

Lieben Gruß

alterwein

 

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Hallo Jul,

toller Text. Du bringst hier mehrere Komponenten ein: Das Greifbare, das Mystische, Sehnsucht, Schmerz, Fassbares und Unfassbares,

Leben und Vergehen, Rückschau, die Suche nach Antworten, die Notwendigkeit zur Veränderung  und...Man möchte fast meinen, du hast eine echte Begegnung mit dem Mysterium "Gott" gehabt.

Toll fand ich auch den kleinen Kommentar, dass Gott wieder mal ein Mann ist... Wo jede Frau doch auch das schöpferische, gebärende Prinzip (Göttin?) ist.

Nun, einen kleinen Fehler habe ich auch noch gefunden: Bei "Fingerspitzen plötzlich auf auf Widerstand stießen", ist ein "auf" zu viel.

Du hast mich inspiriert, viel schönes in eine kurze Erzählung zu bringen. Dafür danke ich dir.

LG

Windreiter

 

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  • 6 Monate später...

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