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Im Unterschied


Carlos

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Hallo Carlos,

 

ich stellte mir beim Lesen die Frage, was der Baum ist, wofür er 'symbolisch-stellvertretend' steht. Vielleicht ist es das 'zum' am Beginn, das es mir schwer macht, mir unter diesem Baum etwas vorzustellen - im Bezug auf ein lyrisches Ich. Ansonsten würde sich mir der 'Bedeutungshintergrund' sicher leichter öffnen. Irgendwie fehlt mir da noch etwas, irgendwelche Informationen, durch die ich das 'Gedankenbild', das du entworfen hast, für mich leichter 'entschlüsseln' kann. Im Moment 'verschließt' es sich mir ein bisschen.

 

Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich auf deinen vorherigen Kommentar hier noch zusätzlich eingehe:

 

vor 13 Stunden schrieb Carlos Larrea:

Ich Frage mich, seit wann das lyrische Ich existiert.

Ich habe es vorgefunden, vermute aber, dass es früher so ein Begriff nicht gab. Für mich klingt es eigentlich irgendwie künstlich.

Nein, ein Lyrisches Ich ist nicht künstlich. Es kann aber, wenn ein Autor/eine Autorin ihre 'Arbeit' nicht gut macht, künstlich wirken, im Sinne von 'unecht' oder auch 'unglaubwürdig'.

 

Das Lyrische Ich ist also kein 'künstliches Produkt', auch nicht das Lyrische Du, das es ebenso gibt. 

 

Das Lyrische Ich ist der 'Protagonist' oder die 'Protagonistin', also 'Hauptdarsteller' oder 'Hauptdarstellerin', wie z. B. in einem Film oder einem Theaterstück. Das Lyrische Ich spielt die 'Hauptrolle'.  

 

Es gibt Möglichkeiten, ein Gedicht oder eine Geschichte aus verschiedenen Perspektiven heraus zu schreiben. Genauer gesagt, handelt es sich (Achtung, Fachbegriffe) um die auktoriale, personale, neutrale und die Ich-Erzählung.

 

Das Lyrische Ich bezieht sich auf das Erzählen eines Gedichts/einer Geschichte aus der Ich-Perspektive heraus. Dann 'begleitet' der Leser das Lyrische Ich durch dessen Welt. Das kann die Gedankenwelt, die Gefühlswelt, die Erlebniswelt sein - oder jede beliebige Kombination. Bei der Ich-Perspektive fällt es Lesern leichter, sich in die Geschichte hinein zu begeben, mitzufühlen, einen persönlichen/emotionalen Bezug zum Protagonisten, dem Lyrischen Ich, herzustellen etc. 

 

Und ganz besonders bei Satire kann ein 'Protagonist' sehr viel besser sein, als der 'erhobene Zeigefinger', der häufig mit der 'Erzählperspektive des Beobachters' verbunden ist. Gerade bei Satire ist es schwierig, nicht 'belehrend' oder 'moralisierend, von oben herab' zu wirken. Das gilt natürlich nicht nur für Satire, sondern generell, aber die Satire verwende ich hier als ein Beispiel, weil es da besonders 'falsch verstanden' werden kann.

 

Hier möchte ich Kurt Tucholsky zitieren, von dem ich persönlich viel gelernt habe, ein kurzer Auszug aus 'Was darf die Satire':

 

Vor allem macht der Deutsche einen Fehler: er verwechselt das Dargestellte mit dem Darstellenden. Wenn ich die Folgen der Trunksucht aufzeigen will, also dieses Laster bekämpfe, dann kann ich das nicht mit frommen Bibelsprüchen, sondern ich werde es am wirksamsten durch die packende Darstellung eines Mannes tun, der hoffnungslos betrunken ist.

 

Damit meint Tucholsky den 'Auftritt' eines Lyrischen Ichs, das ein Alkoholiker ist, die Darstellung von dessen Gedanken, Gefühlen und Erleben. Es ist eine 'Darstellung eines Misstandes/Problems in der 'Ich-Erzähl-Perspektive'. Dadurch kann der Leser/die Leserin das jeweilige Geschehen enger, näher 'miterleben'.

 

Das Lyrische Du wiederum wäre z. B. in einem Dialog der Dialogpartner/die Dialogpartnerin. Dann würde ein Wechsel zwischen 'ich' und 'Du' stattfinden. 

 

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen. :smile:

 

LG,

 

Anonyma

 

 

 

 

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Hallo Anonyma,

 

vielen Dank für deine Rückmeldung.

Anstatt "Im Unterschied zum" hätte ich "Anders als" schreiben sollen.

Im Grunde habe ich nichts Anderes gemeint, als das, was Zoe interpretiert hat.

Durch deine Erläuterungen zum lyrischen Ich wurde ich neugierig und habe weiter recherchiert.

Deutsch habe ich erst als Erwachsene angefangen zu lernen, habe also einen anderen sprachlichen und kulturellen Hintergrund.

Andererseits lebe ich schon solange hier, dass ich Deutsch wirklich fast als eine Muttersprache betrachte.

Von Anfang an, ununterbrochen, habe ich mich mit der Lyrik beschäftigt, ich meine, mit dem Lesen von Gedichten.

Ein Jahr lang war ich aktiv in einem spanischen Forum, und nicht einmal wurde sowas wie ein lyrisches ich erwähnt. Erst in den deutschen Foren wurde ich damit konfrontiert. Für mich habe ich es als der poetische Teil der dichtenden Person verstanden. Falsch verstanden also ...

Jetzt weiß ich, dass der Begriff 1910 von Margarete Susan geprägt wurde.

Ich habe es immer irgendwie als konstruiert empfunden, und von einer "Konstruiertheit" ist tatsächlich die Rede.

Nun, jetzt weiß ich worum es geht und kann gut damit leben.

Wie du siehst, sind deine Worte nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen!

 

Liebe Grüße

Carlos

 

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