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Geschrieben am

Cancel die Flüge der Herzen!

O sie sind vorerst getrennt,

Ringen mit Tränen und Schmerzen,

Opfern den letzten Moment

Nur für den Kuss unter Kerzen,

Ach, für ein Fünkchen, das brennt.

 

Camping im eigenen Heime:

O-Saft und Dosen mit Brot

Reißen im Schatten der Keime

O selbst den Dichter in Not.

Nie schrieb er tristere Reime,

Aber es ist das Gebot!

 

Chöre von Nachtigall‘n singen

Ohne ein einziges Wort,

Reisen mit seidenen Schwingen

Oben am Himmel hinfort.

Neidisch belauscht er ihr Klingen,

Aber bleibt weiter vor Ort.

 

Celli ertönen im Zimmer.

Oder sind’s Schreie der Zeit?

Rau ist ihr greises Gewimmer –

Oden im einsamen Leid.

Nichts ist im Leben noch schlimmer

Als die Kontaktlosigkeit!

 

Chatten mit Liebsten und Freunden –

Oftmals sein Weg aus dem Grau,

Raus aus den bleichen Gebäuden,

Offen die Türen zum Blau.

Nimmer wird dies er vergeuden:

All seine Last macht ihn schlau!

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Geschrieben

Hallo Cheti,

 

ich kann mir gut vorstellen, wie vielen Menschen du mit diesen Zeilen zur Zeit aus der Seele sprichst.

Gerade für jene, die allein unter Quarantäne stehen, oder in Ländern wo strikte Ausgangssperren für alle bestehen, werden die eigenen vier Wände schnell zum Gefängnis.

Das erschwert eine Menge. Eine Situation, die so schon schwierig ist, aber vollkommen außer Acht lässt, wie viele Dramen sich hinter den verschlossenen Türen abspielen. Und das schon in "normalen" Zeiten. Nun hocken alle aufeinander.

Ich denke an häusliche Gewalt.. Missbrauch.. keine Flucht nach draußen, kein Schutz im Freien... oder Krankheiten wie Depression, die sich nun verstärken dürften.. Menschen mit einem Mini-Einkommen denen jetzt alles wegbricht. Oder jene, die in einer 25qm Wohnung sitzen.. Alte oder Vorerkrankte, die nun freiwillig in die Isolation gehen.

Es gibt viel Solidarität, aber die Auswirkung dieser aktuellen sozialen Distanz und Isolation ist nicht zu unterschätzen.

Ich selbst mag generell keine Nähe und bin sowieso immer auf Distanz, für mich hat sich da also gar nichts geändert. Aber ich weiß wie wichtig soziales Miteinander für die Menschen ist.

 

Sehr eindrucksvoll in deinem Gedicht finde ich diese Verse:

Celli ertönen im Zimmer.

Oder sind's Schreie der Zeit?

Die Musik, die nun viele verbindet - ein Zeichen der Solidarität und Verzweiflung zugleich. Der Versuch soziale Brücken zu bauen, den eigenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ein wichtiges Symbol, das ganz deutlich sagt DU BIST NICHT ALLEIN. WIR SIND NICHT ALLEIN.

Und zugleich eben die innere Not heraus "schreit", um die eigene Hilflosigkeit zu umgehen..

Sehr schön geschrieben, gefällt mir gut dein Gedicht!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 2
Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,

vielen Dank für die lobenden Worte.
 

vor 2 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Eine Situation, die so schon schwierig ist, aber vollkommen außer Acht lässt, wie viele Dramen sich hinter den verschlossenen Türen abspielen. [...] Ich denke an häusliche Gewalt.. Missbrauch.. keine Flucht nach draußen, kein Schutz im Freien... oder Krankheiten wie Depression, die sich nun verstärken dürften.. Menschen mit einem Mini-Einkommen denen jetzt alles wegbricht. Oder jene, die in einer 25qm Wohnung sitzen.. Alte oder Vorerkrankte, die nun freiwillig in die Isolation gehen.

Das ist wohl die Krux des aktuellen politischen Tagesgeschäfts: Leben retten oder Leben bewahren?
Ich habe immer noch die Hoffnung, dass eine vernünftige Gesellschaft ermöglicht, die tägliche Isolation eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung so schnell wie möglich überflüssig zu machen. Ob das denjenigen hilft, die du beschrieben hast, das bleibt leider nur abzuwarten.
 

vor 2 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Die Musik, die nun viele verbindet - ein Zeichen der Solidarität und Verzweiflung zugleich.

Auch die Musik drückt für mich Hoffnung aus. Egal welchen Kummer und welche Tristesse sie zum Ausdruck bringt, sie zeigt doch immer, dass der Mensch verarbeitet und nicht resigniert.

LG Cheti

  • Gefällt mir 1
Geschrieben
vor 11 Stunden schrieb Cheti:

Cancel die Flüge der Herzen!

O sie sind vorerst getrennt,

Ringen mit Tränen und Schmerzen,

Opfern den letzten Moment

Nur für den Kuss unter Kerzen,

Ach, für ein Fünkchen, das brennt.

Besonders dieser erste Vers hat mich zu Tränen gerührt. Unabhängig von der momentanen gesellschaftlichen Lage, erlebe ich gerade genau DAS und Du hast es soo schön mit Deinen Worten verdichtet...! Danke dafür!

  • Danke 1
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Hallo Cheti,

 

ein sehr gelungenes Gedicht wie ich finde, was die aktuelle Situation gut beschreibt.

 

Cheti, es dir gelungen

Originell auch die Form

Reimtechnisch sauber

Ohne viel Schnörkel

Neuzeitgedanken

Applaus

 

Lieben Gruß, Letreo

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