feedback jeder art Die Welt ist ein widriger Umstand

[Schmuddelkind]

Gerade hatten Manfred und Hermann sich auf den beiden Außenplätzen ihrer Sitzreihe eingerichtet, da bemerkte Manfred: "Ich fühle mich schon wieder unwohl."

"Oh, bitte nicht, Manfred!"

"Ich merke, dass es so nicht geht und dann muss ich es anmerken."

"Du machst dich wieder unbeliebt. Das ist keine gute Idee. Bedenke, dass wir noch sieben Stunden Flug vor uns haben! Lass uns lieber noch einmal die Checkliste durchgehen!"

Doch da tippte Manfred seinen Nebenmann am Ellbogen an, während dieser noch dabei war, sein Handgepäck zu verstauen.

"Excuse me", sagte Manfred. "Is it possible for you to switch chairs?"

"Say what?", fragte der Angesprochene, als er sich gerade setzte.

"Well, so I can sit closer to the exit door in case of an emergency."

"So you want me to sit further away in case of an emergency?"

"Yes, if that's possible."

"Das ist keine gute Idee", murmelte Hermann vor sich hin.

 

"Just so I get this right - you wanna get outa danger by putting my life at risk?"

"That's a crude way to phrase it. Do you consider it likely that this plane might crash?"

"No", antwortete der Amerikaner schulterzuckend.

"You see? I do. So I have stronger reasons to sit where you sit."

"But you realize the possibility of a crash is equally likely for the two of us, regardless of what we assume?"

"Lass es jetzt bitte gut sein!", lenkte Hermann ein.

"Wir führen hier eine zielorientierte Debatte unter erwachsenen Menschen. Sei nicht so konfliktscheu!" Da drehte Manfred sich wieder zum Amerikaner um: "Sir, I presume that I am more important."

"Oh, das ist keine gute Idee, das zu einem Schwarzen zu sagen."

"Sei nicht so rassistisch, Hermann!"

 

Als der Amerikaner sich vom Lachen erholt hatte, fragte er:

"How come?"

"We are scientists. Well, I am a scientist and he's my assistant. And with all respect, but you don't look like a scientist."

"How does a scientist look like?"

"Like me."

"Please, don't take him too seriously", griff Hermann plötzlich ein. "He's used to animals and data but not so much to human beings."

Manfred wandte sich wieder seinem Kollegen zu. "Ich muss doch voraussetzen, dass wir auf einer sachlichen Ebene kommunizieren, nicht auf dieser persönlichen."

"Weißt du, wie viele Menschen du täglich persönlich verletzt auf deiner sachlichen Ebene? Lass es jetzt einfach gut sein und akzeptiere, dass der Mann nicht tauschen will!"

 

"So what kinda scientists are you guys?"

"We are biologists", sagte Hermann eilig in Freude über den Themenwechsel.

"Why do you go all the way to Canada?" Dies zu erklären, fühlte sich Manfred berufen:

"We want to explore the mating behaviour of the North Atlantic blue whale."

"Ha! You gross little bastards! I'm not the expert but I can tell you how they do it."

"Sorry?"

"Mr. Blue Whale got a dick, right?"

"Uhm... Yes, sure."

"And Mrs. Blue Whale got pussy, don't she?"

"Uhm... That's correct."

"So what's the mystery?"

"Well, whenever mammals procreate there are three steps involved: coupling, stimulating and the act itself. We know a lot about step one. But the problem is that they dive two km deep. That's why no scientist has ever been able to oversee the stimulation phase."

"I still don't get the point. Will they award you a Nobel Prize, if you find out that Mrs. Whale gives head to Mr. Whale?"

"The point is that we just don't know what happens in this extreme depth and how procreation is influenced by aquatic pressure. That's why our institute bought a high pressure exploration submarine."

"To put it simple: You fly to Canada and dive down into the Atlantic Ocean to creep after some whales making love. And you think, you're important?"

"I don't expect you to understand it because you are not a scientist. Can we please switch seats, now?"

"So that I'm sandwiched between you creeps? Get the fuck outa here!"

"How can a man be so completely without any insight?"

 

Von der zunehmenden Lautstärke beunruhigt, betätigte die Stewardess zunächst den Alarmknopf und näherte sich dann der Sitzreihe. "Is there any problem, gentlemen?"

"That man won't switch seats", empört sich Manfred.

"Why should I?"

"Just be rational!"

"Sir, may I see your boarding ticket please?", fragte die Stewardess an den Amerikaner gerichtet.

"I've already shown it to the other lady."

"Sir, please don't make it any more difficult!"

"Why don't you ask the German guy?"

"I ask you, sir, for the last time: Please, show me your ticket!"

Da stürmte ein Polizeibeamter herbei und richtete seine Waffe auf das Gesicht des Verdächtigen.

"Hands up! Show me your boarding ticket!"

"With my hands up?"

"Sir, I'm warning you: This is not a stand up routine. Now, be calm and get your ticket, right now!"

"OK, OK... I'm gonna..." Also stand er auf, um das Ticket aus seinem Handgepäck herauszukramen. Da schrie ihn der Polizist an:

"Don't move! Don't move!"

"But I..." Das war zu viel für den Polizisten, der ihm ohne zu zögern drei mal in den Kopf schoss. Hermann saß mit großen Augen und offenem Mund da. Der Polizist erklärte in einer für das ganze Flugzeug bestimmten Lautstärke: "He was reaching for his gun."

"Siehst du, Hermann", sagte Manfred. "Das hat schon seine Richtigkeit."

[Sonnenuntergang]

Hallo Schmuddelkind

 

Das hast du sehr unterhaltsam und auch lustig geschrieben und am Ende ist es so bitter und traurig...

Das ganze Thema Vorurteile, Jemanden gleich negativ abstempeln nur wegen den pigmenten in der Haut, wegen dem Aussehen, wegen dem Akzent vielleicht gleich weniger mögen oder mit Gewalt entgegnen- das werde ich nie  verstehen

 

Ich finde es gut dass du das Thema aufgreifst mit einem tollen Beispiel den man in deiner Geschichte lesen kann

 

wieder gerne gelesen

 

Liebe Grüße

Sonnenuntergang

 

[Schmuddelkind]

Vielen Dank,  Sonnenuntergang!

 

vor 9 Stunden schrieb Sonnenuntergang:

Das hast du sehr unterhaltsam und auch lustig geschrieben und am Ende ist es so bitter und traurig...

Ja, ich wollte hier den Leser in eine ganz unbedarfte Richtung schicken, um ihm dann aus dem Hinterhalt den Hammer ins Gesicht zu hauen. Ich hoffe, es hat nicht zu weh getan, aber es gibt wohl Texte, die so geschrieben werden wollen, gerade wenn es um oft so subtile und dennoch nicht weniger verletzende Thematiken geht wie Rassismus.

 

vor 9 Stunden schrieb Sonnenuntergang:

Das ganze Thema Vorurteile, Jemanden gleich negativ abstempeln nur wegen den pigmenten in der Haut, wegen dem Aussehen, wegen dem Akzent vielleicht gleich weniger mögen oder mit Gewalt entgegnen- das werde ich nie  verstehen

Es ist auch eigentlich gar nicht zu verstehen, auch wenn man viele Erklärungsansätze anbringen kann - z.B. mangelndes historisches Bewusstsein und mangelhafte Selbstreflexion, die in diesem Text ja auch bei Manfred eine Rolle spielen, wie z.B. bei seiner Äußerung deutlich wird, Hermann solle nicht so rassistisch sein. Ja, man kann viele Erklärungen ins Feld ziehen, aber unterm Strich bleibt dieses Denken auch mir immer unermesslich fremd.

 

vor 9 Stunden schrieb Sonnenuntergang:

Ich finde es gut dass du das Thema aufgreifst mit einem tollen Beispiel den man in deiner Geschichte lesen kann

Danke. Ich freue mich sehr, dass der Text nicht so bedeutungslos ist, wie er sich über weite Strecken gibt.

 

LG