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Des Winters Tränen festgefroren
an jener Tanne schönstem Ast,
so wie das Wort, das du verloren
und mir dereinst belassen hast.

 

Das Seufzen des Waldes umklingt
mein ganzes stummes Sein
und trägt deine Worte und dringt
ganz tief in mich hinein.

 

Doch ich, ich steh nur sprachlos hier.
Dann seufze ich auch tief und leise
und schau, ich meine fast zu dir,
hinunter nach dem trüben Eise.

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Vielen Dank, lieber gummibaum,

 

für die lobende Bemerkung und besonders, dass du das Muster der wechselnden Metrik herausgestellt hast. Früher habe ich tatsächlich gerne mit dem Versmaß experimentiert. Eines meiner liebsten Spiele war ein Wechsel zwischen Daktylus (in Vers 1 und 3) und Jambus (in Vers 2 und 4). Der Rhythmus, der dabei entsteht, hat was - ich weiß nicht, was, aber er hat was.

 

vor 22 Stunden schrieb gummibaum:

Ist die verlorene Liebste im Eis eingebrochen und ertrunken?

Ich denke, dass die letzte Strophe diese Lesart hergibt und das restliche Gedicht steht dazu auch nicht im Widerspruch. Ich persönlich neige jedenfalls auch zu dieser Interpretation.

 

LG

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Hallo Schmuddelkind!

 

Am 1.8.2020 um 11:26 schrieb Schmuddelkind:

Des Winters Tränen festgefroren
an jener Tanne schönste m Ast,

Alleine dieser Vers ist einen Applaus wert. 

So wie das ganze Gedicht an sich einfach wundertraurig ist. 

Tolle Metaphern , tolles Leseerleben und lässt einen ganz einfach bewundert zurück. 

Find ich einmalig gut geschrieben.. 

 

sehr gerne gelesen und kommentiert, 

behutsame Grüße, Behutsalem

 

 

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Vielen Dank, Behutsalem!:smile:

 

Bei deinem überschwänglichen Lob bin ich ja ganz baff.:scared:

 

vor 14 Stunden schrieb Behutsalem:

So wie das ganze Gedicht an sich einfach wundertraurig ist. 

Wundertraurig ist ein schöner Neologismus, der gut aufgreift, was ich selbst an romantisch-melancholischen Gedichten so schätze.

 

LG

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liebes schmuddelkind,

 

ein gedicht über ein verlorenes LD, festgehalten in schwermütigen bildern. sehr eindringlich und im typischen schmuddelkind-stil gehalten, spricht mich das gedicht sehr an und lässt mich die schwermut mitempfinden.

   

der winter und die damit einhergehende kälte wird hier als methapher für die traurigkeit des LI verwendet. so gibt es festgefrorene tränen des winters und seufzer des (frierenden) waldes, welche die stimmung des LI spiegeln. worte spielen auch noch eine tragende rolle, wobei es sich bei dem wort vielleicht um ein versprechen des LD handelt, was nicht eingelöst wurde oder werden konnte. vielleicht waren es auch abschiedsworte, die hier vom LD gesprochen wurden. sie hängen jedenfalls für das LI wie in der zeit festgefroren in der tanne, werden vom seufzen des waldes in das LI getragen wie ein echo, das noch lange nachhallt und finden im LI dauerhaften bestand, bleiben also in seiner erinnerung. *dereinst* deutet darauf hin, dass es schon eine weile her ist, als das LD diese worte aussprach.  

 

mir scheint aber, dass dem LI eigentlich schon bewusst ist, dass es über das LD hinwegkommen wird, zumindest vermittelt mir die dritte strophe dieses bild. durch trübes eis kann man nämlich nichts oder nur wenig sehen. das, was das LI durch das trübe eis zu sehen vermeint, ist schon so nebulös und verschwommen, ist bereits im kopf des LI nur noch eine kaum sichtbare erinnerung. deshalb endet für mich das gedicht versöhnlich mit dem gedanken, dass der verlust doch bereits verarbeitet und überstanden ist.

 

cooles gdicht! :thumbup:

 

lg

sofakatze

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Liebe sofakatze,

 

vielen Dank für deine erneut tiefgreifende Betrachtung meines Gedichts.:smile:

Bin immer ganz baff, wenn ich deine Kommentare lese und feststelle, dass man sich als Leser dazu mehr Gedanken machen kann, als ich sie als Autor gemacht habe.:scared:

 

Am 3.8.2020 um 20:13 schrieb sofakatze:

sehr eindringlich und im typischen schmuddelkind-stil gehalten, spricht mich das gedicht sehr an und lässt mich die schwermut mitempfinden.

Der Schmuddelkind-Stil - du meinst die schmuddelkindsche Kunst der Wegbeschreibung?:wink:

Cool, dass du mir einen eigenen Stil zuerkennst! Danke!:smile:

 

Am 3.8.2020 um 20:13 schrieb sofakatze:

der winter und die damit einhergehende kälte wird hier als methapher für die traurigkeit des LI verwendet.

Ja, richtig. Der Winter ist ja die Jahreszeit, in der die Bewegungen der Natur verlangsamen oder zum Erliegen kommen und in etwa so verhält es sich doch auch mit der Trauer. Ist Trauer nicht das Gefühl, das einen nahenden Stillstand begleitet, z.B. einen Tod, das Ende einer Beziehung etc.? Insofern finde ich, dass deine Deutung der Metapher passt und bin dir sehr dankbar, dass du diese Metaphorik herausgestellt hast.

 

Auch die daraus folgenden Deutungen der Bilder finde ich dazu passend. Wie all diese Wintererscheinungen die Stimmung des LI spiegeln, hast du gut auf den Punkt gebracht.

 

Am 3.8.2020 um 20:13 schrieb sofakatze:

worte spielen auch noch eine tragende rolle, wobei es sich bei dem wort vielleicht um ein versprechen des LD handelt, was nicht eingelöst wurde oder werden konnte. vielleicht waren es auch abschiedsworte, die hier vom LD gesprochen wurden. sie hängen jedenfalls für das LI wie in der zeit festgefroren in der tanne, werden vom seufzen des waldes in das LI getragen wie ein echo, das noch lange nachhallt und finden im LI dauerhaften bestand, bleiben also in seiner erinnerung.

Anlässe zur Trauer bleiben natürlich noch lange Zeit in der Erinnerung, können mitunter nie ganz überwunden werden. Schön, dass du diese in der Zeit festgefrorenen Erinnerungen in dem bewusst offen gehaltenen Wort des LD erkennst! Vermutlich sind es deshalb schon nachwirkende Worte, weil sie wohl zu den letzten Worten des verstorbenen Menschen gehören. So etwas merkt man sich natürlich besonders.

 

Am 3.8.2020 um 20:13 schrieb sofakatze:

mir scheint aber, dass dem LI eigentlich schon bewusst ist, dass es über das LD hinwegkommen wird, zumindest vermittelt mir die dritte strophe dieses bild. durch trübes eis kann man nämlich nichts oder nur wenig sehen. das, was das LI durch das trübe eis zu sehen vermeint, ist schon so nebulös und verschwommen, ist bereits im kopf des LI nur noch eine kaum sichtbare erinnerung.

Interessante Deutung! Demnach wäre vielleicht schon genug Zeit vergangen, dass diese Bilder und Erinnerungen nicht mehr so klar und wirkmächtig sind. Man könnte es vielleicht auch so deuten, dass das Bild des geliebten Menschen durch das Eis getrübt ist, weil eine Erinnerung an den Menschen ja nicht so klar ist wie der Mensch selbst. Darin steckt vielleicht auch eine gewisse Melancholie, ein Bedauern, dass man sich an die Toten zwar noch erinnern kann, aber eben nicht mehr mit ihnen interagieren kann - sie sind nicht mehr zu erreichen.

 

Allerdings gefällt mir deine hoffnungsvolle Deutung irgendwie besser. Irgendwann muss man wohl das Unveränderliche akzeptieren und einen verstorbenen Menschen loslassen. Das scheint hier noch nicht geschehen zu sein - die Trauer ist ja noch präsent - aber die Überwindung der Trauer scheint zumindest in Aussicht.:smile:

 

LG

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