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Die untergehende Sonne wirft ihr mattrot goldenes Licht wie einen Schleier in das Zimmer und läßt kleine Staubkörnchen tanzen. Sie legen sich auf die Bücher, die in Stapeln über den ganzen Raum verteilt sind. Für sie ist kein Platz mehr in den Regalen, die bis zur Decke reichen.

 

Ein riesiger Schreibtisch aus Mahagoni steht vor der großen Fensterfront. Auf ihm liegen ungeordnet bunte Mappen, aus denen die Ecken von Zeitungsausschnitten lugen und viele, kleine gebundene Hefte.

Programmhefte der Konzerte und Opern, die sie zusammen besucht hatten.

 

Sie sitzen nebeneinander auf dem Sofa, dessen grüner Bezug die Jahrzehnte verschlissen haben.

Ihr Kopf liegt auf seiner Schulter.

Er hält ihre Hand mit seinen großen, warmen Händen umschlossen.

Vor ihnen auf dem Tisch steht die geleerte Flasche Rotwein. In seinem Glas befindet sich noch ein Rest, der samtrot in der untergehenden Sonne leuchtet.

Ihren letzten Schluck hatte sie getrunken.

 

Vorsichtig nimmt er ihren Kopf von seiner Schulter.

Leise, um die Andacht der Stille nicht zu zerstören, steht er auf und geht mit tastenden Schritten zu seinem Schreibtisch.

Er nimmt den Hörer des uralten Bakelit Telefons und wählt bedächtig die Nummer des Notrufes.

Mehr ist nicht zu tun.

Langsam geht er zurück.

Mit einem letzten Blick, leert er sein Glas.

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Hallo Rhoberta!

 

Mein Gott, so möchte ich auch von der Welt Abschied nehmen. ( wenn ich es mir aussuchen könnte, aber da hat wer anderes die Hand über ) . 

Rhoberta,, einfach wundertraurig, schön geschrieben. Du hast die Zeilen mit Bedacht gesetzt und so eine Atmosphäre geschaffen  die schon beim Lesen Ruhe vermittelt hat.  Ganz zärtlich hast du hier die Spannung aufgebaut und deine Zeilen haben selbst im Übergang zum Tod  nichts an ihrer Weichheit verloren. Du hast mich berührt und mir aufgezeigt , dass der Tod auch seine schönen Seiten haben darf, egal wie viel Traurigkeit darauf auch folgt... Danke dir dafür!!

 

Behutsame Grüße, Behutsalem

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Liebe Rhoberta!

Sehr gut geschrieben, erdacht, bedacht und weitergegeben. Die Harmonie der Szene bleibt vordergründig, während das Schicksal den ruhigen Part in deinen Zeilen mitschwingen lässt. Ich habe lange überlegt, ob ich die Tränen wählen soll oder das Herz. Denn beides ist hier vorhanden und darüber hinaus auch noch das Loslassen und Gehen in einer sehr homogenen Weise.

Danke für diese in sich so ruhende Geschichte.

Sonja

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Liebe Lena,
Danke Dir sehr für Deinen positiven Kommentar zu meiner ersten „öffentlichen“  Kurzgeschichte.
HG Rhoberta

 


Liebe Behutsalem,
Deine Worte berühren mich sehr.
Jedes weitere Wort wäre zu viel.
Ich danke Dir von Herzen.
HG Rhoberta
 

Liebe Sonja,
Danke auch Dir von Herzen für Deine wunderbaren Worte.
HG Rhoberta
 

Danke Euch für die Likes und

@Ponorist @Lotte, B. R. @Freiform @Gina @Berthold

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