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Der Drachenkampf (schamlos bei Schiller geklaut)


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Was flitzen die Leute,
sind sie etwa Wahnsinns Beute?
Verbrennen die Häuser in Flammen,
bricht die ganze Welt zusammen?

 

Da kommt ein Jeep,
zerrt hinter sich ein nicum draco,
das sagt keinen Piep -
zeigt der Menge seinen Po.

 

Die Leute schaun und einer kichert:
Ich hoffe doch, das Vieh war allianzversichert!
Bis vor paar Tagen hats im Lande Hessen
alles, was da kreucht und fleucht, gefressen.

 

Gar mancher hat im Übermut versucht
das Biest zu fangen, das Wagnis bald verflucht.
Selbst die Ritter vom deutschen Orden
sind gnadenlos verspeiset worden.

 

Jetzt kommt ein Ritterfräulein von Gewicht,
es fürchtet Tod und Teufel nicht
und hat, so wird uns heut berichtet,
die Bestie einfach hingerichtet.

 

Das tapfre Mädchen sollte man, hör ich die Menge toben,
mit lauten Worten höchlichst und verehrlich loben!
Der König hat es bald vernommen
und spricht: "Die Kleine soll mal zu mir kommen."

 

Und vor die Majestät, den König, tritt
das Mädel mit schüchternem Schritt -
und hinterher, da drängen die jubelnden Leute,
vom Kirchturm tönt fröhliches Glockengeläute.

 

Das Ritterfräulein, die Wangen schamhaft gerötet,
berichtet bescheiden, wie sie das Untier getötet:
"Zu kämpfen, zu sterben war ich bereit -
das Land hab ich vom Drachen befreit.
Jetzt kann ein jeder wieder sorglos wandern
durch Auen, wo muntere Bächlein mäandern."

 

Doch ernster wird des Königs Blick,
er spricht: „Du hattest unverschämtes Glück!
Als kühne Heldin hast du dich bewährt,
und Mut ists, was ein edles Fräulein ehrt.
Doch sprich! Was ist die erste Pflicht
des Menschen, der im Namen Christi ficht,
sich schmückt mit heilgem Kreuzes Zeichen?"
Und alle ringsumher erbleichen.
Die Gescholtene beugt das Knie und spricht: 
"Gehorsam, Majestät, ist aller Mädchen erste Pflicht.“

 

„Und das Gebot, mein Kind“, versetzt
der König, „hast du frech verletzt!
Den Kampf, den das Gesetz aus gutem Grund verbot,
hast du gewagt, selbstherrlich, ohne Not!“

 

„Mein König, lasst zuerst von meiner Tat mich sprechen,
bevor du‘s unternimmst, das Stäbchen über mich zu brechen.
Nicht ohne nachzudenken ritt ich jüngst von hinnen,
das Drachenvieh mit klug geschärften Sinnen
mit meinem Schwerte tapfer zu bekriegen,
um es zum Wohle aller zu besiegen.
Zehn Ritter unsres heilgen Ritterordens
erlagen schon des Drachens feigen Mordens.
Du sprachst: Jetzt sind schon fast ein Dutzend tot
und schon erfolgte dein gestrenges Drachenkampfverbot.
Mein ganzes Sinnen, all mein Trachten
befahlen mir auf das Verbot zu achten.
In meinem Herzen aber nagte
der Wunsch, das Aas zu killen
und gegen deinen Willen
ich dann den Kampf doch wagte.

 

Ja selbst in jungfraulichen Träumen stiller Nächte
sah ich mich kämpfend im Gefechte,
mein Schwert schnitt scharf in das Gemächte
der Bestie, weithin spritzte Drachenblut,
mit Gottvertraun und heißer Wut
begann ich fleißig zu trainieren,
mein Wunsch war, dieses Biest zu filetieren.

 

Ich fragte mich: Ist nur der Sarazen es wert,
dass ihn zerteilt mein scharfes Schwert?
Befreien muss mein starker Arm
die Welt von Not und Pein und Harm!
So zog ich los, des Drachen Fährte zu erkunden,
nach langer Suche hab ich sie gottlob gefunden.

 

Wie fass ich dich, du garstges Ungeheuer?
Erforderlich sind Mut und Lust zum Abenteuer.
Ich ließ von Künstlerhand geschickt zusammen fügen
ein Ebenbild des Drachens mit den gut gemerkten Zügen.
Auf kurzen Beinen türmte sich ein Ungeheuer,
aus seinem Rachen spie es Gift und Feuer,
die Augen waren tellergroß und blitzten,
die Schuppen seiner Panzerhaut beschützten
den Leib vom Schlangenhaupt bis zu den Zehen,
gar schrecklich war das Bildnis anzusehen.

 

Als dann das Werk vollendet war,
besorgt ich mir ein Doggenpaar,
dazu noch einen Dobermann -
die hetzt ich auf des Untiers Bildnis an,
damit sie lernen, kräftig und voll Zorn
und todesmutig, ihre Zähne in das Vieh zu bohrn,
trainierte tagelang mit diesen Hunden
dressierte sie, den Drachen tödlich zu verwunden.

 

Ich selbst, bewaffnet mit dem Speer,
bestieg mein unerschrocknes Ross
und ritt vor den drei Hunden her,
in meiner rechten Hand  ein spitzes Langgeschoss,
die Linke voller Kraft des blanken Schwertes Griff umschloss.
Dem Pferd gab ich beherzt die Sporen,
um im Galopp das Untier zu durchbohren.
So sehr das Ross auch wiehernd schäumte,
sich ängstlich zeigte, seinen Rücken bäumte,
die Hunde jaulend, geifernd stöhnten -
ich übte weiter, bis sie sich gewöhnten.

 

Als dreimal sich der Mond erneut,
da hatten sie‘s begriffen und gelernt;
so langsam wurde es auch Zeit,
denn weit war unser Ziel entfernt.

 

Mein Zorn erwuchs zur heilgen Rage
beim Anblick dreier toter Hirten,
die sich im Wald verirrten
und endeten in jenes Drachenviehs Menage.
Nun plante ich den letzten forschen Schritt,
bestieg mein Ross und nahm die Hunde mit.
Begleitet von den Doggen und dem Dobermann,
bewaffnet und beherzt ging ich die Sache an.

 

Auf halbem Weg ein Kirchlein steht,
drin ein Gefäß von wundertätgen Segen,
ich sprach ein letztes Bittgebet
und kniete vor dem Christuskinde,
bereinigte mein Herz von aller Sünde,
danach ritt ich dem Kampf entgegen.

 

Nach kurzem Ritte weht ein vom Hügel,
ein Gestank, die Hunde knurren, flugs straff ich die Zügel.
Das Ross bleibt stehn und seine Flanken zittern,
die Hunde fletschen ihre Zähne, ihre Nasen wittern
das Gemisch aus faulen Eiern, sauren Erden,
ich denke nur: Das kann ja heiter werden.

 

Knapp hundert Meter weiter
sonnt sich auf felsgem Grunde
des Drachen scheußliche Figur.
Aus seinem Rachen tropft der Eiter,
es stürzen meine flinken Hunde
sich auf das Biest, ich staune nur,
wie meine Doggen pfeilgeschwind
sich mit dem Dobermann im Kampf verbünden,
trotz Wutgebrüll des Drachens, faulgem Wind,
sie seine schwachen Stellen finden.

 

Der wehrt sich, seine Pranken treffen meine Hunde,
die spitzen Zähne packen zu, mit blutger Wunde
versucht der Dobermann dem Lindwurm zu entweichen,
die wutentbrannten Doggen achten auf mein Zeichen
und stürzen sich erneut und frischem Mut
aufs Untier, das mit grimmer Wut
sich den Attacken rasend widersetzt
und mir den zweiten Hund zerfetzt.

 

Ich spähe nach des Drachens Lende,
in die ich meinen Speer versende.
Doch wie ein dünner Stab
prallt er vom Schuppenpanzer ab.
Mein letzter Hund versucht erneut
sich in die Gurgel zu verbeißen,
die Drachenkehle zu zerreißen.

 

Da bäumt mein Ross sich auf und scheut,
ich flieg vom Sattel, knall mit Schwung aufs Maul,
der Drache kichert, wiehernd flieht mein Gaul
und mit des langen Schwanzes Kraft
hat nicum draco es geschafft
und mich zum Boden hin gerafft.
Ich zieh mein Schwert, die Klinge blitzt,
ich stoße zu, doch kaum geritzt
hab ich des Untiers harte Haut,
der Tag war gründlich mir versaut.

 

Mein treuer Hund begann mit wutentbrannten Bissen
den Bauch der Bestie zu fassen und vom Schmerz zerrissen
erhob der Drache sich zu seiner ganzen Größe,
sehr schnell erkannte ich die einzge Blöße
und trieb mein Schwert in sein Gekröse.
Mit letzter Kraft stieß ich den blanken Stahl
bis an sein Heft hinein und eines Blutes Strahl
bezeugte, dass ich gut getroffen. Vom Drachenblute rot
bemerkte ich: Das Vieh war mausetot!“

 

Erschöpft von langer Rede nun die Jungfrau schwieg,
es jubelte das Volk: Hurra, dein ist der wohl erfochtne Sieg!
Mit lauter Stimme fordern selbst des Ritterordens Söhne,
dass man das Haupt der Heldin nun mit Eichenlaub bekröne.

 

Der König, dem die Jubelrufe laut entgegen schallten,
gebietet Schweigen, Strenge zeigten seines Stirnes Falten:
„Du hast mit kluger List und starker Hand
den Drachen, der gemordet und das Land
vernichtet, hingerichtet. Ein Idol bis du dem Volk geworden.
Als Feind jedoch bist du dem Ritterorden!
Denn Ungehorsam, Hochmut, Stolz dein Herz gebar -
einen schlimmren Lindwurm als es selbst der Drache war.

 

Die Schlange, die nun Zwietracht und Verderben stiftet,
dein widerspenstger Geist, der jedes Herz vergiftet
und gegen jede Zucht sich frech empört,
der ist es, der die Welt zerstört!

 

Mut, mein Fräulein, zeiget auch der Mameluk -
Gehorsam ist der Ritter größter Schmuck!
Verschwinde jetzt aus meinen Blicken,
dich hat der eitle Ruhm bewegt.
Doch wer Gehorsam nicht im Busen trägt,
darf sich mit Ritters Ruhm nicht schmücken!“

 

Die Menge tobt, Protest bricht aus,
die Säulen schwanken vor des Königs Haus,
um Gnade bitten alle Schwestern, alle Brüder
des Ritterordens, doch schweigend kniet die Jungfrau nieder
und legt das Schwert und das Gewand
dem König vor die Füße, küsst die strenge Hand
und geht. Der König mildert seinen Blick,
dann ruft er liebend sie zurück
und spricht: „Lass dich umarmen, liebes Kind!
Dir ist der schwerste Kampf gelungen.
Nimm hin das Schwert als Lohn geschwind
für deine Demut, die deinen Hochmut hat bezwungen.“

 

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Lieber Feuerfunke,

ich freue mich immer über Leser/innen, die auch vor längeren Werken nicht zurück schrecken. Betonen möchte ich, dass die Grundidee von Schiller stammt und er daraus wohl seine längste Ballade geschrieben hat.

Ich habe natürlich versucht, seiner Sprachgewalt zu entkommen, aber seinem Pathos zu entfliehen, ist schier unmöglich. Der Schiller - ja, der hatte schon was!

Auch Dir, Gina, meinen Dank für das "gefällt mir"!

Liebe Grüße Euch beiden,

Hayk

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