Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Gebeugt ist der Rücken, verhalten der Gang
des einsamen Mannes auf gräberumsäumten,
von Bäumen nur spärlich beschatteten Wegen.
Das Herbstlaub verschluckt das Gezwitscher der Vögel,
nur leises Geraschel der Blätter begleitet
am kühlenden Morgen die Schritte zum Grabe
des einstmals gefeierten Mimen Hans Peter,
des Sohns des bewunderten Bernhard Minetti.

 

Es lauschen die Toten,  die Weigel, der Schwabe,
Marcuse und Zweig, auch Hermlin und der Bahro,
illustere Gäste sie alle - auch Becher,
der endlich, dank Bronnen, bei Brecht niedersank -
um Beifall zu spenden der schmeichelnden Stimme,
die fehllos mit schönsten Gedichten pathetisch,
gewaltig und flüsternd bisweilen, den lange
schon Schattigen höchste Genüsse bereitet.

 

Ich hör deine Stimme im Rascheln der Blätter,
im Flüstern des Windes. Und oben im Baume
bemühn sich die gurrenden Tauben, den Tonfall
zu treffen, der blanke Verführung verheißt.
Ich leg meine Hände auf roten Granit,
verspüre ein rhythmisches Schwingen im Stein
und höre im Wehen des Windes die Worte:
„…
mit feurigen Armen zum Himmel empor.“

Minetti.JPG

Minetti+Portia.jpg

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Schön, lieber Hayk, wie du dieses Schauspielers gedenkst, der in der DDR großen Einfluss hatte und im November 2006 starb. Dichter und Dramatiker sind dankbar, wenn ihren Texten mit so einfühlsamer Auffassung und ausdrucksvoller Stimme Wirkung verliehen wird. 

 

Sehr gern gelesen.

Gruß von gummibaum

 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Lieber Gummibaum,

Hans Peter Minetti, dieser großartige Mime, darf ich meinen Freund nennen. Ein Foto, dass ich mal von ihm gemacht habe (anlässlich einer Veranstaltung in Rostock, wo er den Philosophen Kant darstellte) durfte bei den Beerdigungsfeierlichkeiten neben seinem Sarg stehen. Seinen Sohn Daniel habe ich in Mönchengladbach als Faust erlebt. Die Minettis, angefangen bei Bernhard, fortgesetzt von Hans Peter entwickelt sich allmählich zu einer wahren Schauspilerdynasti. Kennst Du die CD, auf der er mit seiner Frau Irmgard Münch Liebesgedichte aus mehreren Jahrhunderten rezitiert?  Dein angehängter Tannhäuserausschnitt - ein Genuss!

Liebe Grüße,

Hayk

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Du möchtest dich an der Unterhaltung beteiligen?

Du kannst direkt mit in die Diskussion einsteigen und einen Beitrag schreiben. Anschließend kannst du ein eigenes Autoren-Konto erstellen. Wenn du schon ein Autoren-Konto hast, Logge dich ein um mit deinem Konto an der Diskussion teilzunehmen.

Gast
Schreibe hier deinen Kommentar ...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung wiederherstellen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.