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Geschrieben am

Es naht die sel'ge Weihnachtszeit
mit Kerzen auf den Kränzen,
das Fest, um die von Einsamkeit
Vergrämten auszugrenzen.

Ein jedes Kind lacht ganz beglückt.
Ach, haltet eure Fressen!
Mein Weihnachtsbaum ist nicht geschmückt;
ich kann dich nicht vergessen.

Die Kinderlein von nah und fern
versinken in Gesängen.
Am Scheunendach: ein Weihnachtsstern!
Dort will ich mich erhängen.

Ich bind mein Seil am Balken an
in freudiger Erwartung.
Im Internet hol ich mir dann
fachmännische Beratung.

Ein Ort, wo man noch helfen mag,
gerade jetzt zum Feste.
Dort sind sie alle einen Tag
einander liebe Gäste.

Doch Hängen ist nicht zeitgemäß;
ein Post nur eines Neuen.
Ich lande drum auf dem Gesäß.
Da könnt ihr euch wohl freuen:

Ein kurzes Jahresendgedicht
mit einem echten Wunder.
Und wenns nach toten Enten riecht,
versinkt in eurem Plunder!

 

 

(Aus dem Fundus)

  • Gefällt mir 3
  • Lustig 4
Geschrieben (bearbeitet)

Sehr gut, liebes Schmuddelkind.

 

Das sogenannte Fest der Liebe verschärft bei manchem das Einsamkeitsgefühl und das Internet hat kein Gedächtnis für obsolet Gewordenes.

 

Mit Freude gelesen.

Grüße von gummibaum

 

 

Ein Mensch gab sich zum Fest verloren

und fand sich plötzlich neu geboren

wie Jesus fast in seiner Krippe  -

Der Hals blieb ganz, es riss die Strippe…

 

 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Vielen Dank an alle für eure zahlreichen Gedanken zum Text!:smile:

 

Die Frage, ob es ein eher trauriges oder ein lustig-fröhliches Gedicht ist, beschäftigt mich tatsächlich selbst, seit ich das Gedicht vor etwa sieben Jahren geschrieben habe. Bin mir da abschließend gar nicht sicher. Einerseits ist es natürlich in einem locker-flappsigen Ton geschrieben und voller Spott und Selbstironier. Andererseits mag das ja auch, wie es z.B. Letreo und Darkjuls angedeutet haben, ein Reflex auf eine tiefe innere Krise sein, die man nur mit Galgenhumor bewältigen kann.

 

Letztendlich ist natürlich das Thema selbst recht ernst - Einsamkeit ist v.a. dann am schlimmsten, wenn wir Gesellschaft erwarten. Nicht umsonst sind die Suizidraten zum Fest der Liebe am größten. Allerdings kann man in dem Gedicht vielleicht auch den Versuch erkennen, dieses Thema nicht zu ernst werden zu lassen - vielleicht aus Angst, dass das LI selbst sonst Opfer seiner Gedanken wird oder vielleicht einfach aus einer Neigung, nichts zu ernst zu nehmen.

 

Jedenfalls ist da etwas emotional Widersprüchliches in dem Gedicht, das mir daher noch immer ein kleines Mysterium ist und ich freue mich zu sehen, dass etwas von diesem Mysterium euch auch so sehr beschäftigt.:smile:

 

LG

  • Gefällt mir 1

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