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Die Kubakrise

 

Den guten Ton wollte ich treffen,

das sagte ich zu meinem Neffen.

Ihn nahm ich mit auf eine weite Reise

nach Übersee, denn man erweitert gerne seine Kreise.

 

Ich spielte damals eifrig meinen Kontrabass.

Mein Neffe begleitete mich, auf ihn war noch Verlass!

Wechseln wollt’ ich die Saite,

auch mal spielen die erste Geige.

Mich nervte dieser alte Dirigent,

den man unter vielen Namen kennt,

daher suchte ich das Weite.

Der Bogen war lang überspannt,

die Geduld schritt schnell zur Neige,

so kam ich ins gelobte Land,

das ich dank des Atlas sehr schnell fand.

 

Fidel hat mich hergelockt,

sein Land wurd’ damals sehr geblockt.

Nun sitz ich fest in Havanna, in einer Bar,

spiel’ den Bass, doch das Kontra wurde rar.

Ach! Ich wollte spielen erste Geige,

musst’ aber die Blockflöte flöten, dies auch noch in einer Absteige …

 

Doch plötzlich wurd’ ich aus dem Spiel gerissen,

ich lag im Bett, verschwitzt das Kissen.

Mein Kopf dröhnte, als starteten Raketen,

als schwängen scharf die vielen Macheten.

Wär’ mein Kopf die weite Welt,

ein Knopfdruck … sie wäre zerschellt.

 

Mein Kater Fidel hat mich geweckt.

„Hast du etwa Raketen versteckt?“

Ich habe den gestrigen Abend vergeigt

und habe mein Talent wohl wieder gezeigt.

Ich spielte Harfe mit dem Neffen, nicht den Bass,

schlecht ist mir, ich werde blass.

Habe wohl den Rum nicht gut vertragen.

„Er kam aus fernem Havanna!“, ließ ich mir sagen.

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Lieber Ikaros,

 

schöne Wortspiele um Saite und Seite in einer Anedokte aus Zeiten des Kalten Krieges.

 

Gern gelesen.

Grüße von gummibaum

 

1962  

Nicht länger unter Karajan

entschied ich einst zu geigen,

die Fiedel Fidel mal zu zeigen,

schloss ich mich damals Castro an.

 

Ich hatte Cuba kaum betreten

und fi(e)delte den ersten Ton,

da sah ich die Atomraketen

der einstigen Sowjetunion.

 

Und von den Ufern vis a vis,

da drohte man uns Weltkrieg an,

ich zitterte vor Kennedy

und floh zurück zu Karajan…

 

 

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vor 18 Stunden schrieb Ikaros:

sie wäre zerschellt.

Wieder unglaubliche Zeilen. In dieser Zeile würde ich auf "er" umsteigen - der Kopf. Wäre für mich erklärlicher.

 

Träume können zu Albträumen werden, wenn man sie gewähren lässt oder dem Alkohol die Führung überlässt. Passend in diesem Fall der Rum.

Gefällt mir wieder sehr.

Sonja

 

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vor 34 Minuten schrieb Sonja Pistracher:

Wieder unglaubliche Zeilen. In dieser Zeile würde ich auf "er" umsteigen - der Kopf. Wäre für mich erklärlicher.

 

Träume können zu Albträumen werden, wenn man sie gewähren lässt oder dem Alkohol die Führung überlässt. Passend in diesem Fall der Rum.

Gefällt mir wieder sehr.

Sonja

 

danke für das Feedback. Die Überlegung habe ich auch gehabt. "Er" und "Sie". Bin da hin- und hergerissen. Kommt darauf an, wie verwirrend es sein soll, aber du hast einen guten Punkt.

 

vor 1 Stunde schrieb Carlos:

Es klingt echt. Autobiografisch?

Ja, vor allem die letzte Strophe. Ich bin nach 1962 geboren.

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Cuba war nach Castros Revolution ein Magnet für sozial engagierte Sozialisten und Kommunisten, die dem Stalinismus und seinen Nachwehen abgeschworen hatten und gleichzeitig den US-Imperialismus verurteilten.

 

Es zeigte sich aber bald in Cuba nach Enteignung der Kapitalisten und Landverteilung, fortschrittlichen Bildungs- und Gesundheitsprogrammen die autoritäre Seite von Castro (was natürlich auch mit den Versuchen der USA, Castro zu stürzen und seinem Zusammengehen mit der UDSSR zusammenhing).

 

Kritiker wurden in Cuba ins Gefängnis gesperrt und der Vorbildcharakter des Landes ging verloren. Fortschrittliche Intellektuelle in Europa und Südamerika wandten meist sich von Castro ab.

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