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Großartig fühlt es sich an,  den fünfzigsten Klimmzug hinter sich zu haben. Meine Muskeln brennen, der Schweiß läuft und mir ist so heiß. Nach so langer Zeit habe ich wieder angefangen zu trainieren. Zu groß war der Schmerz damals, deshalb habe ich aufgehört. Ich wusste damals schon, dass wir so gut zusammen gepasst haben, dass es wirklich keinen einfachen Grund für eine Trennung hätte geben können. Mir ist so warm, ich betrachte mich im Spiegel und würde mir am liebsten Luft zufächeln. All meine Wärme konnte sie doch nicht wärmen...
Jetzt trainiere ich wieder um schöner zu werden. Damals wollte ich ihr  nämlich gerecht werden, ihr der Tänzerin, meiner großen Liebe. Talentiert Wie sie war, drehte sie die Pirouetten stets perfekt, hob ihr schönes Bein ausgestreckt fast senkrecht zu Boden in die Luft. Wunderschön fand ich sie, wie eine Perle, wie ein reich bestückter Tisch an Heilig Abend, in ihrem Ballettkleid, welches hauteng die erstaunlichen Formen ihres Körpers präsentierte, aber nicht übertraf, sondern begleitete.

Ich liebte sie und sie liebte mich. Ich war ihr Prinz und sie meine Ballerina.

Ich fühlte mich damals schon als wären tiefste innere Wünsche von mir bereits erfüllt gewesen, denn wie konnte jemand einfaches wie ich diese Göttin bloß haben, wie konnte sie sich für mich interessieren und mich lieben?

Ich fing an zu trainieren um auch meinen männlichen Körper an ihre Schönheit immer besser anzupassen. Wir waren ein schönes Paar, machten schöne Dinge und trugen schöne Klamotten. Konsumgesellschaft hin oder her, ich liebte es ab und an mit ihr etwas schönes für sie kaufen zu gehen, denn ein schönes Mädchen wie sie hatte nur die schönsten Kleider verdient. Bei einer Aufführung im Spätsommer sah ich sie wieder und war so fasziniert von ihr im Ballettkleid, dass ich ihr das nach der Aufführung voller Begeisterung erzählte. Sie bemerkte mein ständiges Training, meine Arbeit noch ein wenig attraktiver für sie zu werden, als relativ kleiner Mann Masse aufzubauen und so beschloss sie für mich das genaue Gegenteil zu tun.

Sie gab immer mehr ihrer Klamotten ab.

 

Erst spendete sie ein paar und das war auch völlig in Ordnung, doch irgendwie waren es zu viele von ihren Sachen, schöne Dinge, ihre Schönsten, gab sie immer mehr ab und schließlich begannen ich und auch ihre Familie uns um sie zu sorgen.

"Du fandest mich doch so hübsch in meinem Ballettkleid, wie ich tanze und praktizierte", sagte sie. "Diese ganze Alltags und Kleidung und Klamotten zum ausgehen lenken mich nur ab, sie bringen mich dazu sie anzuziehen und Dinge zu tun, die man in denen Macht. Doch das ist Zeitverwchwendung, denn wer gut sein möchte muss üben, immer weiter üben. Ihr findet es zwar super was ich mache und wie ich tanze, aber in Wahrheit ist da noch Luft nach oben. Ich muss mich jetzt stark drauf konzentrieren."

 

Ich akzeptierte ihre Entscheidungen und sagte ihr, dass ich sie unterstützen würde, obwohl ich sie ein wenig für übertrieben hielt, so war sie aber nunmal, schon immer ein ehrgeiziges Mädchen. Doch mit den Wochen bemerkte ich, dass sie immer mehr litt. Es ging ihr schlecht und sie weinte häufig in der Nacht. In unseren Betten in denen wir gemeinsam lagen, bildete sich immer ein Spalt zwischen uns und sie fror immerzu.
"Zieh dir doch was an", sagte ich, "draußen ist es schön kalt zu dieser Jahreszeit."

Doch niemals zog sie mehr als nur das Notwendigste an. Einmal öffnete ich die Kleider- und alle anderen Schränke in ihrem Haus und bemerkte, dass sie völlig leer gewesen sind. Nur noch das Hautenge Ballettkleid, welches ich an ihr doch so liebte, hing dort.

Alles andere war weg, abgegeben. Die ganze Schönheit war verloren.

Alle Dinge die ich ihr einst geschenkt hatte, hatte sie nicht mehr. Immer mehr begann sie zu frieren und auch ich war mit den Dingen wie sie liefen nicht mehr zufrieden. Als ihr Freund versuchte ich sie zu wärmen wenn ihr kalt war, umarmte sie mit all meinem Fleisch, doch es half nichts. Die Kälte war schon so tief in ihren Knochen, dass sie nichts mehr wärmen konnte. Ihre Lippen waren kaum zu küssen, zu kalt!

Deshalb wendete sie sich immer weiter von mir ab. Damals ging es auch mir so schlecht, doch dafür hatte sie keinen Blick nur ich sollte versuchen sie zu trösten, doch für meine Probleme interessierte sie sich scheinbar nicht mehr. Bei ihren damaligen Auftritten, schien es so als hätte das Bühnenlicht sie so geblendet, dass sie niemanden mehr im Publikum sehen konnte. Ich sah sie wieder in ihrem Ballettkleid, wie es so eng an ihr lag und wusste doch, dass das die einzige Haut war, die sie noch hatte. Diesen Anblick konnte ich nicht mehr genießen. Am  liebsten hätte ich mir den Finger in den Hals gesteckt, doch dann wäre ich ja keinen Deut besser als sie gewesen. Einmal sah ich neben ihr und as eine Hühnchenkeule. Angewidert sah sie mich an, wie ich das gesamte Fleisch von den Knochen nagte. Sie verließ den Raum und in ihrem stillen hinausgehen aus der Türe hielt ich den abgenagten Knochen parallel zu ihrer Gestalt von mir weg neben sie.

Lange hatten sich die Wogen der Lust nicht mehr entfaltet und so brannte bald schon fast jede Kerze aus und obwohl ich Hoffnung hatte, passte ich nicht mehr in ihre kranke Welt und sie verließ mich nach einer Woche der Stille.

Danach trainierte ich nicht mehr.. Für wen den auch?

Jeden Tag habe ich an sie gedacht. Langsam überwinde ich den Schmerz, doch immernoch tut es weh... Mittlerweile kann ich wieder trainieren und meinen Blick gen Zukunft richten.

Sie aber, wie ich erfahren habe tanzt nicht mehr. Sie ist immernoch am Erfrieren.

 

 

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