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Tote Nächte


Rosiel

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Tote Nächte

 

Ein modrig, faules Hauchen

schnitzt knochenloses Fleisch

zu klar umrissnen Massen,

verbiegt die raue Haut

in schaurig hohlen Formen

und presst das tote Herz

zum letzten Schlag zusammen,

allein nur Tintenblut

zerfließt in kalten Nächten.

 

Ein Finger reibt die Schläfe,

ein zartes Spinnenbein

webt letztes schwaches Leben

in längst erloschne Blicke,

verhöhnt den Sichelschnitt

des krankhaft bleichen Mondes

auf schwarzer Himmelseide,

der sich dort eitel dreht,

allein zu Grabe schreitet.

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Hallo Rosie,

 

das ist schon mal ein interessanter Titel, gefällt mir. :roll: Nur das "tote" solltest du groß schreiben. - Ganz oben im Beitrag ist es zwar groß, aber offiziell heißt der Faden im Moment "tote Nächte". :wink:

Aber sonst kann ich keine Rechtschreibfehler erkennen, das ist schon mal gut. :mrgreen:

 

Ein modrig, faules Hauchen

schnitzt knochenloses Fleisch

zu klar umrissnen Massen.

Verbiegt die raue Haut

in schaurig hohlen Formen

und presst das tote Herz

zum letzten Schlag zusammen,

allein nur Tintenblut

zerfließt in kalten Nächten.

Hier irritiert mich der Punkt nach dem 3. Vers ein wenig. Im Prinzip ist die ganze Strophe ein Satz, also würde ein Komma an der Stelle besser passen, finde ich. Die düstere Stimmung, die du hier mit deinen Worten kreierst, überzeugt mich zwar, aber insgesamt ist mir die Sprache viel zu attributlastig. "modrig, faules", "knochenloses", "klar umrissnen", "schaurig hohlen", ... - Das ist etwas zu viel des Guten, finde ich. Ich kann mir vorstellen, dass du es gut gemeint hast und dass es auch recht durchdacht ist, aber durch diese Schreibweise zieht sich der Inhalt hin und ist außerdem sehr schwer zu deuten für den Leser. Als Stilmittel kann das sehr wirksam sein, aber dann sollte man es überlegt einsetzen. Bei dir macht es auf mich einen etwas... unbeholfenen Eindruck.

 

Ein Finger reibt die Schläfe,

ein zartes Spinnenbein

webt letztes schwaches Leben

in längst erloschne Blicke,

verhöhnt den Sichelschnitt

des krankhaft bleichen Mondes

auf schwarzer Himmelseide,

der sich dort eitel dreht,

allein zu Grabe schreitet.

Hier das gleiche Problem. - Ich hätte mir mehr Verse wie "Ein Finger reibt die Schläfe," gewünscht. Aber die Atmosphäre ist schon ganz gelungen, auch das mit dem Spinnenbein gefällt mir ganz gut.

Zur Metrik habe ich bis jetzt nichts gesagt. - Ein lupenreiner 3hebiger Jambus halt. Für meinen Geschmack sind die Verse dadurch zu kurz. Dadurch klingt es "eindringlicher".... ich bin mir nicht so sicher, ob das hier passt, aber ich bin im Allgemeinen kein Fan von solch kurzen Versen. - Ist aber Geschmackssache.

 

Was dem Inhalt betrifft, so bin ich im Moment noch etwas ratlos. Dass das Gedicht hier bei der Natur steht, hat seinen Sinn, nehme ich mal an? Mein erster Gedanke wäre ein Mensch, der dem Tode nahe ist, aber die nacht noch lebend übersteht. Es fließt kein richtiges Blut, sondern nur Tinte; der Sichelschnitt wird verhöhnt, da er keinen Erfolg erzielt; der "Mond" schreitet allein zum Grabe, ohne Opfer - Das wäre so meine Begründung dafür. Aber das wäre ein Widerspruch mit dem Titel, außerdem wüsste ich nicht, was das mit der Natur zu tun hat, mal außer der Sache mit dem Mond, aber dessen Bedeutung ist mir auch schleierhaft. :oops:

 

Aber was solls... gerne gelesen und kommentiert, auch wenns ein paar Schwächen hat, meiner Meinung nach. :roll:

liebe Grüße

flamme

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  • 2 Wochen später...

hi du ,

das gefällt mir ausgesprochen gut.

aber es liest sich fast zu fein für das thema.

zwar kommt es ohne reime aus und ist dadurch ziemlich frei

aber mir gefällts, wie schon gesagt, trotzdem.

schöne bilder, schöne worte, die man nicht allzu oft liest.

trotzdem nicht überzogen.

das als kleine kurz rückmeldung so auf die schnelle.

lg

onkie

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  • 4 Wochen später...

Guten Abend,

auch für euch erst einmal eine Entschuldigung dass ihr so lange auf Rückmeldung warten musstet.

Bei diesem Gedicht allerdings lag es wohl mal nicht an meiner Faulheit :wink: sonder wohl mehr daran dass ich mir selbst erst einmal eine Meinung zu dem Gedicht bilden musst. Leider wusste ich weder beim schreiben noch beim Posten wirklich wie ich zu dem Text stehe, nicht einmal wirklich warum ich ihn geschrieben habe.

Da Sowohl positives als auch negatives, euch sei auf jeden Fall einmal vielen Dank für beides, sehe ich mich gezwungen jetzt selbst einmal stellung dazu zu beziehen.

 

@ Flamme: Der Text sollte die natur des Totes ausdrücken, in möglichst vielen Facetten, die vielen adjektive sind dabei kein Ausdruck meiner Unbeholfenheit sonder in diesem Fall mehr als Stilmittel zu sehen, ich kann ja auch anders :wink:

Der Verwesungsgeruch, der Blassen Mond, ein Schädel der nur noch von einer Spinne genutzt wird, das alles sind für mich Atribute die ich mit dem Tod in verbindung bringe. Der Tod als etwas natürliches, darum die Kategorie. Bei weiteren Fragen kannst du mich ja anschreiben, über icq fast immer erreichbar.

 

@ redmoon: Danke für die Editierung , ihr mods seit ja echt auf Zack, und auch danke für dein Lob.

 

@Onki : Auch dir danke für deine durchweg positive Kritik, die mir gezeigt hat mit wie viel unterschiedlichen Ansichten man an das Gedicht herangehen kann, s. Kritik von Flamme.

 

einen schönen abend noch an alle

 

LG

rosiel

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  • 7 Jahre später...

Ein Bild, das mir mithin in Gedanken schwebt: Über der beschriebenen dunklen Szenerie steht gebeugt der schwarze Gevatter, hat sein Nachtumhang übers Land gebreitet und haucht seinen Atem auf die Erde....grinst dabei, denn er ist der wahre Herrscher....Der Tot schritt schon vor allem Leben durch das Nichts....

 

schön drastisches Werk

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