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Einsatz!


 

Karl ist ein junger Mann. Das Ruhrgebiet ist sein zu Hause. Seine Schulzeit verbrachte er in einem Internat, wo er seinem Hobby fröhnen konnte, dem Rudern. Mit seiner Mannschaft konnte er einige Erfolge erzielen.

Diese schöne Zeit war nun zu Ende. Wie alle Jungs muss er seinen Wehrdienst absolvieren. Schon während der Grundausbildung macht er sich Gedanken, zu welcher Einheit er möchte. Karl entschließt sich Pilot zu werden.

Während einem seiner Wochenendurlaube in der Heimatstadt Essen lernt er Luise kennen. Getroffen haben sich die beiden in einem Café. Die junge Dame stand am Kuchenbüffet, und Karl stolperte auf dem Weg dorthin über einen kleinen Teppich.

Er rempelte die junge Dame an. Beflissentlich entschuldigte sich Karl, und die Beiden kamen so ins Gespräch. Er nahm sogleich die Gelegenheit beim Schopf und lud Luise auf den Kaffee und einem Stück Schwarzwälder Kirsch Torte ein.

 

Das hübsche brünette Mädel ist bei einer angesehenen Familie der Stadt in Stellung. Dort regelt sie als Hausdame die Geschicke im Haushalt. Luise ist mit ihren 158 cm Körpergröße ein adrettes Persönchen mit brünetten, kinnlangen glatten Haaren und Karl ein Hüne, der die Hauswirtschafterin um zwei Haupteslängen überragt. Ungleicher kann ein Paar nicht sein. Doch die Liebe entscheidet, wo sie hinfällt. Sie sind nicht nur äußerlich so verschieden, sondern auch zwei total unterschiedliche Charaktere.

Luise ist Raucherin, eher ein stiller Mensch und mag Zweideutigkeiten gar nicht. Hört sie etwas dergleichen, ziehen sich die schön geschwungenen Augenbrauen ein wenig in die Höhe. Sie sagt aber nichts dazu. Doch ihr permanentes Schweigen sorgt dann stets für Unbehagen. Also wird bei Gesprächen, wenn Luise anwesend ist, aufgepasst, was man sagt.

Ebenso verabscheut Karls zweite Freundin, mit der er sich gelegentlich auf Feiern trifft. Sie heißt Alkohol. In geselliger Runde sorgt das bei Luischen für Stirnrunzeln, da sie eine Verfechterin dieses spaßmachenden Mittels ist. Sie genießt ausschließlich Wasser oder Säfte. Eigentlich ist sie eine exzellente Spaßbremse. Aber er liebt sie nun mal.

 

Karl hingegen ist das genaue Gegenteil und grundsätzlich verabscheut er Raucher, doch bei seiner Luise nimmt er es klaglos hin. Außerdem ist er ein Spaßvogel, der gerne die Leute auf den Arm nimmt, während er innerhalb der Schulzeit die Strenge des Internats zu spüren bekam, was im sehr missfiel. Beim Bund brachen dann wieder lustigere Zeiten an, denn alles, was zur Erheiterung des Wehrdienstes beitrug, machte der junge Mann aus dem Kohlenpott mit.

 

Doch wo kaum ein Wehrdienstleistender mit rechnet, ist, dass sie tatsächlich einmal zum Einsatz abberufen werden. Das Wort Krieg kommt in deren Wortschatz erst einmal nicht vor, obwohl sie sich mit ihrer Ausbildung darauf vorbereiten. Im Ernstfall Land und Leute verteidigen. Aber auch den Feind zu bekriegen oder gar zu töten.

Mittlerweile hat Karl seine Grundausbildung hinter sich und möchte eine berufliche Laufbahn bei der Wehrmacht beginnen. Er verpflichtet sich. Es stellte sich für ihn nun die Frage, zu welcher Einheit er möchte. Er überlegte nur kurz und entscheidet sich fürs Fliegen. Die Schwerelosigkeit der Vögel fand er von Kindesbeinen an imposant und den Wunsch fliegen zu können, hatte er schon immer. Doch auch hier denkt er nicht daran, irgendwann einmal Bomben auf Länder, Städte, Dörfer - und auf Menschen werfen zu müssen. Hauptsache fliegen.

 

Unwillkürlich flammen die alten Bilder aus den Filmen des 2.Weltkrieges vor Augen auf.  Die Stukaflieger, wie die Kamikazeflieger. All das ist nicht sehr real für die jungen Soldaten. Das ist nur im Schulunterricht gezeigt worden. Nur vergangene Geschichte. Wir haben ja keinen Krieg!

 

Die Tests für die Ausbildung zum Piloten besteht Karl mit Bravour. Der einstige Ruderport hatte ihn gestählt. Die Grundvoraussetzung zum Fliegen ist erfüllt. Er freut sich darauf, mit Mach - Geschwindigkeit durch den Himmel zu schießen, die Wolken zerschneiden zu können und eine sichtbare Spur in der Luft zu hinterlassen. Wenn erst nach dem Kondensstreifen der Donnerhall kommt, mit dem er seine Anwesenheit als Held der Lüfte kundtut.

Er denkt immer nur an die Leichtigkeit und Schwerelosigkeit über den Wolken, aber nicht an den Zweck, den er irgendwann einmal mit seinem Flugzeug erfüllen muss, nämlich mit seinem Tornado in den Krieg zu fliegen. Die Schulung zum Flieger der Kampfjets findet in Amerika statt. Da schluckt Karl zum ersten Mal. Fort von Deutschland. Fort von der geliebten Frau. Als er es Luise beichtet, fängt sie an zu weinen. Eine Trennung kurz bevor. Das Karl nur an Wochenenden nach Hause kam, da konnte sie mit leben. Doch nun, über das große Wasser, so weit weg? !Große Angst macht sich breit. Die Ausbildung dauert ein Jahr. Wird das ihre Liebe verkraften können? Doch Luise sagt, was Karl insgeheim gehofft hat: "Ich komme mit"! Doch n u r als Freundin kann sie nicht mit. Als Ehefrau ja. Es gab kein Überlegen. Das Liebespaar heiratet.

 

Die harte Zeit der Ausbildung beginnt. In dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten in Florida. Die beiden sehen Dinge, die es so in Deutschland nicht gibt. Alles ist größer und im Überfluss da. Das Wetter ist immer gut. Doch mit der Mentalität der Amerikaner kommen sie nicht so gut zurecht. Sie sind nun mal Deutsche. Das Jahr ging schnell vorüber. Karl hat fliegen gelernt und er hat gelernt, wie man Bomben abwirft. Er hat in der Therorie Krieg "spielen" gelernt.

 

Es ging wieder zurück nach Old Germany. Hier werden Einsätze simuliert, Manöver geflogen. Tiefflüge geprobt. Sichtungsflüge geübt, ebenso Abfangmanöver trainiert. Alles ist einfach. Ein bisschen durch die Luft fliegen und gut ist es. Jahrelang. Bis –

Karl muss zu seinem ersten Einsatz. Krieg im Ausland! Karl schluckt zum zweiten Mal. Ein dicker Kloß sitzt in seinem Hals. Damit hatte er nicht wirklich damit gerechnet. Luise ist erschüttert. Die Angst beherrscht sie. Karl beschwichtigt. "Ich bin doch in der Luft". Luise weiß aber, dass es das Flagfeuer gibt, dem Karl ausweichen muss. Sie weiß auch um die Abwehrraketen. Doch das Paar schweigt sich aus über die Angst, die sie haben. Jeder macht seine Ängste und schlimmsten Träume mit sich aus.

 

Zunächst scheint alles "harmlos" zu sein. Karl bringt nur Versorgungsgüter ins Krisengebiet und später macht er Aufklärungsflüge. Kritische Momente sind während dieser Flüge die Regel. Immer wieder muss er dem Flagfeuer ausweichen.

Von alledem bekommt Luise nichts mit. Kontakt haben die zwei kaum. Wenn Karl einmal die Möglichkeit hat Luise anzurufen, so sprechen sie nicht über den Krieg, sondern planen die Zukunft.

 

Und eines Tages steht er aus dem Nichts, ohne vorher etwas zu sagen wieder vor ihr. Karl war krank geworden und als fluguntauglich aus dem aktiven Kriegsdienst entlassen worden. Vor lauter Freude, ihren Karl unversehrt wieder zu haben, wird die kleine stille Brünette fast ohnmächtig. Doch der Kriegsveteran hält sie fest. Stundenlang liegt die Fliegerfrau in seinem Armen und weint sich die Angst, die sie um ihn hatte von der Seele.

Auch der Flieger, der einst naiv zu seinem Wehrdienst ging, ist ernster geworden. Zuviel Leid und Tote hat er gesehen. Und wieder spricht er nicht mit seiner geliebten Frau darüber. Er will sie schonen. Er will nicht über die Nebenwirkungen des Krieges sprechen.

 

Jetzt beginnt für das Ehepaar eine schöne Zeit. Für den einstigen blonden Spaßvogel, der durch den Einsatz im Kriegsgebiet zu einem gereiften Mann mit ergrautem Haar geworden ist, ist der Krieg vorüber. Seine Aufgabe ist es nun, den Neuankömmlingen in der Luftwaffe das Fliegen beizubringen. Die jungen Männer, die Soldaten werden wollen, auf den Krieg vorzubereiten und seine Erfahrungen weiterzugeben. Dazu gehört auch den Jungspunten von dem Leid der Menschen erzählen und von den vielen Toten, die er gesehen hat, zu berichten. Den jungen Draufgängern ist nicht klar, was es bedeutet, im Krieg zu sein. Zu zerstören und töten zu müssen, denn Karl spricht aus Erfahrung. Er erklärt den Burschen – So geht Krieg!


 

© Sternwanderer

 

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Geschrieben

Liebe @Sternwanderer,

 

deine Geschichte hat mich total gefesselt und jetzt weiß ich gar nicht was ich schreiben soll, weil du mich so berührt hast. Ich bin froh, dass es ein Happy End gab und (zumindest in der Geschichte) niemand gestorben ist.

 

Noch sehr nachdenkliche, aber liebe Grüße

Lina

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