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Auf dem weiten Platz verloren sich die Menschen;
nur ein paar ältere Herren standen vorne
an den großen Spielfeldern, sannen
über Ihren nächsten Zug.

 

Ich dachte an Hannes,
an die langen trunkenen Nächte,
die tickende Uhr, 
das Klopfen der hölzernen Schachfiguren,
und an den Tag, als ich erfuhr,
dass sein Vater nie gestorben war - 
der Doktortitel falsch,
das ganze Leben eine Lüge.

 

An diesem warmen Spätsommertag
sah ich in deine strahlenden Augen,
du hattest dich auf mich gesetzt,
deine Haare glänzten,
und die Brüste fielen weich -
ich wurde unruhig, und meine Hände wild.

 

"Du musst dich nicht wie ein Dieb
hereinschleichen und mich berauben.
Ich bin doch da!", sagte sie 
und nahm meine Hände.

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Rita Lin,

 

gemeint war die Geschichte etwas anders, ,(was nichts heißt ;-)) aber auf jeden Fall als "doppelte" Spiegelung.

 

"Hannes" ist ein Hochstapler in Sachen Freundschaft, einer der nicht glauben kann, dass er, so wie er ist, eine Freundschaft wert ist, und darum versucht er sie sich zu stehlen.

 

Das LI macht aber in diesem Moment der Nähe mit seiner Liebespartnerin das Gleiche. Er kann nicht loslassen, versucht, "jemand" zu sein  - sagt sie ;-).

 

Gruß Lé.

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Lieber Lé,

 

du hast den Text vertrauensvoll in meine Hände gelegt und ich fühle mich ausgesprochen wohl damit. Gerne lasse ich dich wissen, was meine Leserinnenfantasie daraus gemacht hat:

 

vor 5 Stunden schrieb Létranger:

Auf dem weiten Platz verloren sich die Menschen;
nur ein paar ältere Herren standen vorne
an den großen Spielfeldern, sannen
über Ihren nächsten Zug.

 

Der weite Platz, auf dem sich Menschen verloren, steht für den Lebensraum des LI. Die alten Männer symbolisieren alte Verhaltensmuster. Es ging immer ums vorausschauende Planen, um zeitnah ein Ziel zu erreichen.

 

vor 5 Stunden schrieb Létranger:

Ich dachte an Hannes,
an die langen trunkenen Nächte,
die tickende Uhr, 
das Klopfen der hölzernen Schachfiguren,
und an den Tag, als ich erfuhr,
dass sein Vater nie gestorben war - 
der Doktortitel falsch,
das ganze Leben eine Lüge.

 

Die Erinnerung an Hannes, den Mann mit dem gleichen Verhaltensmuster, das das LI später auf enttäuschende Weise als verlogen entlarvt hat, macht das LI nachdenklich. Es hat sich verliebt und möchte die Frau seines Herzens gerne für sich gewinnen und stellt sich die ersehnte Situation vor:

 

vor 5 Stunden schrieb Létranger:

An diesem warmen Spätsommertag
sah ich in deine strahlenden Augen,
du hattest dich auf mich gesetzt,
deine Haare glänzten,
und die Brüste fielen weich -
ich wurde unruhig, und meine Hände wild.

 

So könnte es sich entwickeln, wenn das LI die nächsten Züge klug kalkuliert. Aber jetzt kommt es zum Bruch in dem alten Denkmuster. Es stellt sich vor, wie das berechnende Handeln auf das LD wirken könnte und wird durch seine innere Stimme gewarnt:

 

vor 5 Stunden schrieb Létranger:

"Du musst dich nicht wie ein Dieb
hereinschleichen und mich berauben.
Ich bin doch da!", sagte sie 
und nahm meine Hände.

 

Wunderbar! Ein Lernprozess kam in die Gänge, und ich bin sicher, dieses Mal wird die Schachuhr nicht gebraucht, und das LI kann sich ohne Erfolgsdruck auf die Begegnung einlassen. 

 

So gefällt mir dein Gedicht am besten, und ich bin gespannt auf die von dir gedachte Version (auch wenn ich meine jetzt nicht mehr hergebe).

 

War mir ein großes Vergnügen mit deinem schönen Gedicht!

 

LG Claudi

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Hi Claudi,

 

das Gedicht erzählt, oder besser skizziert, eine Geschichte, die wesentlich aus (meinen) Erinnerungsbruchstücken zusammengesetzt ist, einzelne Szenen, die ich so oder ähnlich gesehen oder erlebt habe.

 

Nur die Story, die sie jetzt erzählen, ist nicht mein Leben, sie ist völlig neu, und das Ende ist, wie du vermutest, fantasiert.

 

So kann man also sagen, dass deine Art das Gedicht zu lesen, sehr stimmig ist, und dass ich sie sehr sympathisch finde.

 

LG Lé.

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Ach es reizt mich einfach nach wie vor.

Meine erste Interpretation ist verbrannt, darin lag der Schwerpunkt auf " die Leere die man versucht zu füllen durch stehlen, nehmen und geben, die Zeit zu füllen, etc etc.  

Nun auf ein ganz ganz neues im Jetzt, das alte kann der Wind als Asche verwehn.

 

Dieses Gedicht führt mich heute mal in die Welt des Denkens und der Gedanken:

S1Z1

Gedanken verlieren sich..... in der Weite

fast wie  ein Zustand des gedankenlos sein. Frei offen, wie ein unbeschriebenes Blatt.

S1Z2/3/4

 Denken: zielgerichtet, kalkulieren, scharf, klar usw

Das LI Denken greift hier ein Bild auf (Gedanken lassen sich leicht ablenken, hinlenken, Gedanken greifen auf)

das Schachspiel  führt die Gedanken zu einer Erinnerung(sind auch Gedanken) in:

S2

trunken: ein schönes Wort  trunken vor-ertrunken- ertrinken-betrunken sein

Denken wie im Sinnesrausch

weiter:

Illusion =ein falsches Gedankengebäude: Täuschung/Enttäuschung-falsch gedacht- gedankenlos hingenommen-etwas vorgaukeln 

 

S3:

LI Gedankenreise geht weiter, Gedanken sind ja beweglich - schnell- oft flüchtig- sich in Gedanken etwas ausmalen- in einen Gedanken verbeißen- 

S4 :

ahh nach wie vor die schönste, so umfassend

(ich bleibe aber brav weiter in beim Thema Denken!)

wie ein Dieb in der Nacht: heimliche Gedanken, gestohlene Gedanken, die Gedanken von anderen nehmen

ich bin doch da: Das Ich ist mehr als seine Gedanken - mit den Gedanken wieder ins hier und ins jetzt kommen. mit den Gedanken da sein wo man gerade ist-in Gedanken da sein

 

und nahm meine Hände:

Gedanken die in die Hände gehen werden zu Handlung-

durch das Handeln / in der Handlung werden Gedanken manifest/ real / sichtbar

Gedanken zeigen sich im Tun

 

Meine kleine Reise ist zwar noch nicht vollständig aber hier zu Ende.

Ich hoffe dass Enya bald wieder einen Interpretationsfaden eröffnet, damit  meine Gedanken nicht nur durch Gedichte fliegen müssen.

 

Liebe Grüße Lé,

Sali

 

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