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Die Madonna über der A3 und andere Geheimnisse (geschrieben an einem eisig kalten Wintertag)

Bei einem Spaziergang vor drei Tagen hatte sie diesen Platz entdeckt, der sie an ihre Kindheit erinnerte.
Sie waren den Hang heruntergekommen, verfroren und sich Geschichten von Eiszapfen erzählend. Sie hatten eine Maria in einer Kapelle besucht gehabt.

Die Maria in der Kapelle wachte nun über die Autobahn. Es war keine liebliche Maria wie man sie gerne erkannte und auf seinem eigenen Altar welcher coleur auch immer stehen haben wollte. Nein, diese Maria war etwas aggressiv geraten: das Jesuskind strebte auch von ihren Armen weg ... wie jedermann verstehen kann, der eine böse Mama gehabt hatte.

Wir überlegten warum ausgerechnet diese Maria, die über die Autobahn wachte, so böse schauen mußte. Warum ausgerechnet dieses Jesuskind, das am Rande von Nimmer-Still aufwuchs, so wegstrebte.

Vielleicht waren sie einfach nur lärmgeschädigt und der Lautheit überdrüssig ,die beiden.

Früher, ja früher, bevor diese Autobahn mit der Nummer Drei das Oberpfälzer Land heimgesucht hatte, da konnte sie in die Weite schauen die Madonna und vor allem in die Stille lauschen.
Da waren auch noch Besucher gekommen - regelmässig - und hatten auf der Steinbank gekniet zu ihren Füssen und mit ihr gesprochen.

Inzwischen kamen nur selten Besucher hierher und auch die nur auf Pflichtsonntagnachmittags-SichdiefüssevertretennachdemMittagessen-Runden. Sie warfen einen Blick auf die Autobahn, ermahnten ihre Kinder nicht die Böschung hinunterzufallen und gingen eilends weiter, zurück zum Parkplatz und nach Hause.

Blumen zu ihren Füssen gab es keine mehr ; der Plastikblumenstrauß war verstaubt und uralt.

Am Autobahnparkplatz links unten standen LKW der Firma "Baysallar". Arabisch anmutende Männer simsten da vielleicht gerade an den Bosporus und tranken Tee aus Samowar-maschinen. Vielleicht war das für das Entgleisen der Gesichtszüge verantwortlich, diese vielen Ausländer, die die Madonna nun täglich schauen musste. Immerhin war sie doch eine Bajuwarische Madonna und an Tuba-Musik gewöhnt und Semmelknödel

Jedenfalls - nachdem wir dort vorbeigeschaut hatten und unsere Grüße und Phantasien dargereicht, begaben wir uns in den Wald. Klappernd an den Zähnen und vielleicht auch den Knochen, denn der Wind blies eisig.
Ein wenig Abhilfe brachten die Tücher, die wir uns über die Kapuzen banden, aber nur ein wenig.

Amputierte Zehen von Männern, die einen Traum von Heimat in Sibirien verspielt hatten, kamen uns in den Sinn.

Dann stolperten wir diesen Mischwald hinunter und sahen inmitten einer Lichtung aus umgestürzten Bäumen diesen Bunker.
Mitten im Gelände war eine quadratische Erdaufschüttung von etwa sieben mal sieben Meter Fläche, die etwa drei Meter nach oben aus dem Untergrund herausragte. Da sie an einem Hang errichtet war, war sie am untern Ende höher, als am oberen - .

Zwei Rohre aus Stahl ragten in die Luft - schwarzer Stahl - abgedeckt von Kuppen aus ebensolchem.
Kamine ? Oder Belüftungseinrichtungen?

Das Kind, das ich gewesen bin, nahm mich an die Hand und zusammen gingen wir das Geheimnis besichtigen. Es gab im unteren Teil , wo das "Häuschen" gemauert war, eine Stahltüre als Eingang. Nur mit wenig grünem Blumendraht wurde sie daran gehindert, daß man sie völlig aufziehen konnte und ihr das Geheimnis entreißen. Hinter der Tür, die man vielleicht zwanzig Zentimeter öffnen konnte, war erneut eine Stahltüre.

Das Kind, das ich gewesen bin, forschte lauthals und aufgeregt. Mein Sohn machte eifrig Notizen und führte die Ermittlungen voran. Meine Freundin sicherte derweil den Rückzug

"Bunker? Geheime Waffenkammer? Dezentrale Gefängnisanlage?"

Vor einigen Jahrzehnten war ich ständig in Angelegenheiten der oberesten Forschungsbehörde unterwegs gewesen.

Auf große Mysterien war ich damals gestoßen: Die Madonnen hatten alle lieblich gelächelt. Vermutlich waren etliche Heuchlerinnen dabei gewesen, denn hinter dem Make-up aus Blattgold erkannte man die Mimik im Grunde nur diffus.
Aber ich und meine Mitforscher - ja damals hatte ich noch Mitforschende - wir hatten etwas höchst Merkwürdiges entdeckt gehabt: Am Rande des Dorfes, das sich mich als Bewohnerin gewünscht hatte, am Rande dieses Ortes gab es ein Art "Unterstand" für landwirtschaftliche Maschinen. Der Mähdrescher und diverse Traktoren, vor allem die mit den Turmaufbauten aus Ernteaufsätzen, waren dort untergebracht.

Das war ja an sich nichts Bemerkenswertes . Bemerkenswert war, daß´wir eines Tages an der Rückseite dieses Gebäudes einen riesigen schwarzen Hebel entdeckten. Er war überdimensional und konnte nur - so wußten wir einfach - dazu dienen, das Getreidefeld zu öffnen. Ja - in diesem Feld waren Raktetenabschußbasen verborgen oder ganz geheime Panzerstützpunkte oder solche Ameisenstädte, wie wir sie neulich im Fernsehen erst gesehen hatten.

Es war die Zeit des Kalten Krieges damals - und die Eltern sprachen viel von "den Russen".

 

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