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All die kleinen Missgeschicke
nehme ich nun nicht mehr hin
möchte sie für Augenblicke
wie Perlen glatt auf Schnüre ziehn.

 

Lass die Finger langsam gleiten
über diesen Rosenkranz
sie verwandeln trübe Zeiten
in einen sinnenfrohen Tanz.

 

So entstehen Kostbarkeiten
aus der alten Kümmernis
lass sie sanft die Flügel breiten
verfliegen in der Finsternis.

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hi Amadea, 

 

ja ich hab das absichtlich gemacht: das sind die Hüpfer, weißt du: wenn man übermütig ist und so wie die Kinder die Straße entlanghüpft und da bei jedem 4. Schritt nen höheren macht.. ach immer nur Jambus/Trochäus ..ist mir irgendwie sooo, ach konform manchmal, ich muss einfach immer wieder ausbrechen!

 

Danke für die Nachfrage

Liebe Grüße

Sali

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Good morning Sali,

interessante Idee, ich weiß nicht ob gut, aus Missgeschicke einen Rosenkranz zu machen.

Der Rosenkranz wurde im XII Jahrhundert von dem Heiligen Dominikus eingeführt. Es stammt ursprünglich aus Indien oder China, kam durch die Araber nach Europa. Ich glaube, heute nicht mehr, aber noch vor 50 Jahren hatte fast jeder Grieche bei sich ein Komboloi. 

Einmal fragte ich einen Griechen in Rethimnon, auf Creta, der den ganzen Tag in einem Cafenion saß und mit so einem Ding spielte, warum er das tat. Er antwortete mir: Diejenigen, die kein Komboloi haben, müssen arbeiten. 

Durch den Massentourismus ist diese Kultur des Nichtstuns, der dolce far niente, in den Städten verloren gegangen. Die Kafenions, diese Cafés wo die Einheimischen den ganzen Tag Kaffee trinkend verbrachten, sind praktisch verschwunden.

Durch Souvenirs Läden verdrängt. 

Nun, wenn du jede Perle dieses Rosenkranzes durch deine Finger gleiten lässt, für jeden Missgeschick eine Perle, dann hast du immer wieder solche negative Ereignisse vor Augen, oder?

Oft habe ich das Gefühl, dass, durch den Wunsch förmlich perfekte Sachen zu gestalten, man sich von dem Reimzwang verführen lässt. 

 

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Carlos, einen schönen guten Morgen,

 

der erste Vers hier war auch der erste der mir in den Sinn kam zusammen mit den Perlen.. echte Perlen sind ja Kostbarkeiten und wenn wir genau hinsehen ist es genau das. Denn Missgeschicke sind sowas wie Lehren die einem das Leben schreibt. Ganz persönliche.

 

Kennst du das: manchmal passiert einen ein Missgeschick das ist im dem Moment peinlich, ärgerlich und was weiß ich zum in den Boden versinken (also ein Kümmernis) welches sogar Tagelang einen bedrückt und später kann man darüber lachen? 

 

Ich bin katholisch und früher habe ich gern für einen Verstorbenen mit den alten Weibern in der Kirche den Rosenkranz gebetet, er schien mir nicht aufhören zu wollen. Aber die Monotonie darin hatte etwas meditatives, irgendwann gab das Hirn auf und hat einfach weitergemacht. Durch die Kirchenfenster schien die Sonne und wie hab ich innerlich gejubelt als ich endlich draußen und wieder in Freiheit war. Da bekommt ein Moment noch eine Extraportion Intensität.

 

Jede Perle soll uns an etwas erinnern und in der Erinnerung durchleben wir, wie du schon sagtest, noch einmal. Aber es liegt auch die Möglichkeit des Erkennens darin und beim weitergleiten zur nächsten Perle das Loslassen.

 

Missgeschicke sind die kleinen Unachtsamkeitsfehler oder, weil wir gerade nicht aufmerksam genug waren, passiert eben was. Kümmernis ist ein schönes (ich glaube gar  nicht mehr so häufig gebrauchtes Wort) denn darin liegt nicht nur der Kummer, sondern auch ein kümmern. Passiert uns ein Missgeschick müssen wir uns um die Folgen kümmern. Ein Moment der Unachtsamkeit zieht einige Momente des Kummers und des sich darum Kümmerns nach sich.

Kümmern muss man sich, die Scherben muss man wegkehren, aber die Gedanken, die negativen die kann man verändern.

So zumindest sehe ich das.

 

Und diese ganze Geschichte hat für mich  zusätzlich auch noch einen sehr realen und praktischen Bezug, weil mir oft was aus den Händen fällt und ich mich von liebgewonnenem verabschieden muss: ich ärgere mich  nicht mehr darüber, ich sage danke, dass du mich eine Zeitlang erfreut hast und da ich mich nicht von dir trennen konnte bist du durch deinen freiwilligen Abschied eine Hilfe, ich hab eh zuviel Und schwupps ist mein Sinn wieder froh, was soll ich meine Lebenszeit an Ärger verschwenden! 

So ist dieses Gedicht auch ein Reminder für mich.. beim Autofahren, in der Arbeit.... nein ich will mich nicht mehr ärgern  

 

Lieber Carlos,

man muss nicht mit jedem anderen Gedanken konform gehen oder in Resonanz sein, ich danke dir für deine Aufmerksamkeit und deine Worte, denn auch wie du kann man es sehen 

 

Liebe Grüße

Sali

 

Liebe Liara,

auch dir meinen Dank,

ja und wenn ich mir die Menge an Missgeschicken in meinem Leben so vorstelle bekomme ich ein paar Malas zusammen

 

Liebe Grüße

Sali

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Liebe Sali,

ich habe deine Antwort sehr aufmerksam gelesen.

Offensichtlich habe ich mich geirrt und du aus Überzeugung und nicht, wie ich vermutet hatte, um ein "schönes", perfektes, mit Metrik und dergleichen Dingen Objekt zu produzieren. So wie Kinder in der Schule, um dem Lehrer zu gefallen. 

Nein, du bist frei von diesem Zwang. 

Es ist schwer sich selbst zu finden, innerlich zu wissen, was man ist, was man will.

Wenn man in erster Linie gefallen will findet man sich selbst nie.

Ich beschäftige mich schon mein ganzes Leben mit Lyrik, in verschiedenen Sprachen.

Mein erster, allgemeiner Eindruck von der modernen deutschen Lyrik war, dass es, in erster Linie, eine "Kopflyrik" ist. 

Ich habe lange gebraucht, um es genießen zu können. Dabei hat mir geholfen die Lektüre von Borges Gedichten. Borges Mutter war eine Engländerin und er ist im Grunde ein Europäer, ein großer Bewunderer der deutschen Sprache übrigens, die er gelernt hat um Schopenhauer zu lesen. Bei Interviews hat er oft ein Gedicht von Heine rezitiert, das er auswendig kannte:

"Ich hatte einst ein schönes Vaterland, der Eichenbaum wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten klein...'"

Das hat er in seinem Exil in Paris geschrieben.

Wie dem auch sei: Ich bin froh, dass du mir nicht böse bist!

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Carlos: Dir böse zu sein, wie sollte das gehn? Ne!

 

Ein offenes ehrliches Wort wiegt mehr als 1000 gutgemeinte Lügen!

Du bist mit deiner Art zu sehen eine große Bereicherung hier und dazu noch dein Wissen, ich genieße es mit welcher Leichtigkeit du über große Lyrik schreibst und bin jedesmal baff wie groß deine literarische WElt ist und was ich von dir lernen kann und genau das ist es was deine Kritik auch wertvoll macht: du hast ein gutes Gefühl das auf einem großen Wissen basiert!

Lobhudeleien bringen nicht weiter! Und wenn dein erstes Gefühl "Reimgeschuldet " ist, dann MUSS ich darüber nachdenken! Und vielleicht hast du sogar Recht, wenn auch in der Zeile verrutscht. Denn der 2. Vers lautete ursprünglich anders. Manchmal purzelt was aus mir raus und irgendwann stelle ich fest, dass mein Hirn da einen Schnörkel gedreht hat  den ich dann entschnörkeln muss, S1V2 purzelte ursprünglich als: die sich durch mein Leben ziehn aus mir raus und irgendwann hab ich gescheckt: ach da ist j a2 mal ziehn hintereinander, na das geht aber nicht  meine Liebe (also Kopfsache) und dann hat mein Verstand gesucht und was er gefunden hat, hat mir gefallen, denn ich meinte ja, das triffts ja sogar noch deutlicher  Dein Gefühl hatte also Recht in gewisser  Weise. Und da muss ich sagen: du hast ein sehr feines Gespür!

 

Besonders danken möchte ich dir für deine Ausführungen zu Borges! Wieder eine Bereicherung meines begrenzten Wissens

und habe auch sofort gegoogelt und siehe da, ich kannte sogar (behauptet sein bekanntestes) ein Gedicht von ihm: Augenblicke

 

ein Auszug:

hier schreibt er über schöne Augenblicke:

 

 

Falls du es noch nicht weißt,

aus diesen besteht nämlich das Leben,

nur aus Augenblicken.

Vergiss nicht das Jetzt!

 

Und im Nachhinein betrachtet, war auch dieses Gedicht für mich damals ein Aha Augenblick, denn ich habe erkannt: ich würde wohl dieselben dummen Dinge tun und wie Walter es in seinem Gedicht " am Biertisch" so wunderbar in Szene gesetzt hat mir wünschen dieser Andere zu sein, der alles so macht wie er es möchte dass es gut ist.

Interessant an deiner Ausführung ist für mich, der Beweggrund warum er deutsch lernte. Ausgerechnet Schopenhauer (der war Schuld daran, dass ich die ganzen Philosophen in meiner Jugend in die Ecke warf, ein schlimmer Fehler wie sich im Nachhinein herausstellte.. denn so verpasste ich Sloterdijk und wohl noch einige andere), allerdings hat mir das Tao Te King auch ausgereicht

 

Vielen Dank Carlos für den Ausflug mit dir! 

 

 

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