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Die Unruhe steigt schleichend auf. Den ganzen Tag hindurch mit einer Erwartung geladen. Sitzt allein auf einer Bank und bindet sich die Bandagen. Nimmt seinen Helm und betrachtet das vernarbte Gesicht im polierten Eisen. Hinter den Stäben tobt der Pöbel laut. Es ist soweit. Setzt auf den Helm, greift zum Gladius und Schild. Es gibt kein zurück. Steht vor dem Gitter und blickt zu den Massen, es fängt an.

Der Kaiser auf seinem Balkon, gibt einen Wink und Trommeln und Trompeten spielen die Eröffnung, Jubel bricht aus. Das Gittertor geht hoch, der Held tritt aus dem dunkeln, in die Mitte der Arena. Zur Verehrung das Schwert zum Kaiser und in den glorreichen Himmel auf. Geht in Position, die Tribünen verstummen. Alle Blicke gespannt, auf das andere Gittertor. Ein Trommelschlag, zugleich mit einem Blitz im Himmel, es hebt sich. Man hört sie näher kommen, ein fauchen, ein zischen, aus dem dunklen Zwinger. Wie Springteufel brechen sie in die Arena hinaus. Der Pöbel erhebt sich zu freudigem Geschrei, dass kurz sogar den Donner überhört. Der Sklave in goldener Rüstung weicht mit wachendem Blick, erhobenen Schildes und lässt sein Schwert kreisen. Wild fauchend drehen die Katzen sich um ihre eigenen Achsen, ihre Beute fixiert im Auge. Zwei Löwenbrüder, ein Tiger und ein schwarzer Panther. Der mähnenlose Löwe brüllt auf, der Todeskampf nimmt seinen lauf. Das Volk schreit seinen Helden zu, die Wetten längst platziert.

Krallen sie schleifen, Funken sprühen am Schild entlang. Darf ihnen niemals den Rücken kehren, keine Schrittbreite hinter sich verlieren. Er holt aus, zum ersten Streich, durchsticht das Herz des jüngeren Löwen. Der zweite Hieb folgt sodann, durch das offene Maul des älteren. Der Panther wirft sich auf ihn, nimmt ihn mit zu Boden, doch er rafft sich noch auf. Mit schwingender Klinge, ein halber Hieb durch den schwarzen Nacken, der Panther bleibt liegen, das Blut strömt aus. Schließlich knurrt der Tiger, mit einem Menschenfresser nimmt er es nun auf. Der Pöbel hält den Atem an, keiner wagt zu blinzeln. Beide stürmen aufeinander, das Raubtier fährt seine Krallen aus, der Mensch erhebt den roten Stahl... er schlägt zu, der Tiger duckt sich weg, die Verteidigung durchbrochen. Die Zähne schlagen sich ins Fleisch, die Krallen reißen zu Boden, die Bestie oben drauf. Blickt auf zum Kaiser, starr und mit schlagendem Schwanz. Der Kaiser erhebt sich und lauscht nach, was dem Pöbel es verlangt.

"Tod! Tod! Tod!"

Sein ausgestreckter Daumen, eben noch ein Himmelzeig, fällt Richtung Grund, wie der erste Regentropfen. Der Tiger nickt, er hat verstanden. Seine Zähne bohren sich erneut in den Leib, reißen ohne Mühe, Muskeln von den Knochen. Labt sich am frischen Fleisch, der gelbe Pelz wird nass, voll von Rot. Der Pöbel bricht aus in Jubelgeschrei, der Kaiser nimmt wieder platz und pflückt sich eine blaue Traube vom Stauden, labt sich am saftigen Obstbankett.

Von den oberen Reihen fallen Lorbeerkränze in die Arena hinab.

Die Spiele sind vorbei, das Volk kehrt ein.

Blut das wollen sie sehen, den Tod hautnah, doch fern erleben.

Was könnte es anderes geben, für diejenigen die sich den Zeitpunkt selber wählen,

nur Unterhaltung und Überleben.

 

 

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