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Über Grenzen gehen


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Über Grenzen gehen

 

Könnte ich jemals vergeben,

was vergangen und vorbei?

Nicht urteilen, nur zu finden

schuldlos Schicksal anzunehmen

werde es auch niemals heil

 

dachten niemals schwingungsgleich

Welten, die sich drehen, abgrenzen

unter seichten Ozeanen

reibungsflachen Scheiben gleich

brauchen uns nicht mehr zu schmerzen

 

Zähne, die an starren Händen

brachen - mit dem Fleisch und Blut

Lügen-Scham als Futter nahmen

Lebenskräfte bloß verschwenden

hätten sein sollen mit Mut

 

Kind von einst, stets wach geblieben,

lange still und ungesehen

es rumort, schreit, weint und fleht

seiner Abgetrenntheit wegen

will sich erheben von den Knien

 

abgewandt vom ewig Toten

Festgenagelten aus Holz

ihm als Opfergabe dar,

nichts wird helfen, keine Schätze

und mit Lobeshymnen gar

 

nicht das Kruzifix zersägen

anzünden das heilige Buch

den geweihten Leib zertreten

wird gar keinen Eindruck schinden

niemals brechen seinen Fluch

 

aus der Hölle musst du kommen

alles Leben neu erschaffen

alle Zeiten zurück drehen

alle Welten ganz zu machen

zu friedvollem Dasein raffen

 

nein, dieses vermag wohl niemand

nicht ein Gott, kein Mensch, kein Buch

keine Maschine und kein du

doch dein Vergehen wird es sein

dass du es nicht mal versuchst

 

Und so gehe hin in Frieden

lass mich los, schmerzende Wunde

mach dich frei von mir und gehe

wohin der Weg auch führen mag

wohlwollend aus diesem Bunde

 

 

(anlässlich des Todestags meines Vaters, der sich kürzlich wieder jährte)

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ein besonderes und berührendes Werk mit eindrucksvollen Bildern, die eine bedrückende und beeindruckende Armosphäre zu schaffen wissen. Dein Gedicht seufzt mit einer Vielschichtigkeit durch die zeilen und Zeiten, die mich sehr berührt und gefällt und manche dinge werden sich in einem leben nicht auflösen lassen..nicht mehr ganz werden, Man kann sie möglicherweise integrieren aber nicht mehr reparieren. auch das ist leben. vielen dank!

 

mes compliments 

 

Dio

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Hallo Peter,

 

 

Am 19.9.2021 um 08:33 schrieb Dionysos von Enno:

Dein Gedicht seufzt mit einer Vielschichtigkeit durch die zeilen und Zeiten, die mich sehr berührt und gefällt und manche dinge werden sich in einem leben nicht auflösen lassen..nicht mehr ganz werden, Man kann sie möglicherweise integrieren aber nicht mehr reparieren. auch das ist leben.

 

 

vor 23 Stunden schrieb Ralf T.:

Genial Peter

 

 

Am 19.9.2021 um 02:39 schrieb Managarm:

Welch'  ein Meisterwerk

 

 

 

Den Aussagen der geschätzten Kollegen kann ich mir nur anschließen.

 

 

 

LG Sternwanderer

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Ich danke Euch ganz herzlich für die vielen Kommentare und Likes.

 

Die Schwierigkeit, Kindanteile zu erlösen liegt vielleicht darin, dass am Ende ein vorwurfsfreier Rückblick stehen muss, der mit Vergebung einher geht. Andererseits aber tut das Kind im Inneren das, was alle Kinder tun. Es sucht die Schuld bei sich und tut alles, um daran festzuhalten. Nichts ist heilig genug, das Loslassen zu verhindern, denn letztlich steht es nach der Vergebung alleine da. Evolutionär macht es durchaus Sinn, geht es doch immer um's nackte Überleben. Doch die Zeiten ändern sich und die Strategien, die scheinbar für immer fortbestehen, stehen irgendwann den Lebensfreuden im Weg - daher der überaus wichtige Prozess.

 

Die christliche Logik vom sich-Hingeben in Altruismus mit all den Mechanismen von Schuld und Buße empfand ich immer als wenig hilfreich. Dass jemand stirbt für die Vergebung der vermeintlichen Sünden, sabotiert jede heilsame Transformation von Scham und Schuld. So ist es absolut nicht verkehrt, vom Glaubenssatz "ich bin falsch, so wie ich bin" (oder nach christlicher Manier "sündhaft von Geburt an") zu einem "ich habe etwas falsch gemacht" zu finden. Perfekt ist schließlich niemand. Immerhin beinhaltet er ein "ich mache es wieder gut". Selbst Buße ist da nicht verkehrt. Beklommenheit auszuhalten und um Vergebung zu bitten mag schmerzlich sein, beheimatet aber immerhin eine Selbstbestimmtheit und damit ein Ja zu sich selbst.

Anders ist es, wenn jemand anderes von Anfang an für all das "festgenagelt" wird. Es mutet nicht nur ein "schau mal, wie der büßen kann" an, sondern transformiert jene Scham-zu-Schuld-Auflösung zurück in die Scham. Als wolle das Kreuz sagen: "Du schaffst es ja doch nicht, also schaue demütig nach oben und krieche bis es schmerzt". Es gibt scheußliche Demütigungsgebete und Traditionen von dieser Art.

 

Nur dass man mich nicht falsch versteht - weder hasse ich das Christliche, noch lehne ich alles daran ab. Es gibt sogar recht viel Nährendes und Fortschrittliches, wie es das auch in allen anderen Kulturen gibt. Allen gemein ist häufig eine gewisse Art wohlwollender Zugewandtheit gegenüber dem Lebenden und Achtsamkeit gegenüber der Welt.

 

Und bevor meine etwas projektive Sichtweise noch zu einem Roman wird, danke ich noch persönlich @Managarm, @Dionysos von Enno, @Ralf T., @Sternwanderer, @Pegasus, @Sternenherz, @Joshua Coan, @Alexander, @Pegasus @Diana Tauhwetter(Willkommen im Forum) und allen anderen Leser(inne)n.

 

Gehabt Euch wohl, VLG - Euer Peter

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