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Usus

 

Es wusste schon der alte Drusus,
was üblich ist, das ist auch Usus.
Als Feldherr schickt er die Germanen
weil´s Usus ist zu ihren Ahnen.

 

            **************

 

Wenn jemand ein Geschäft betreibt,
bei dem kein Euro hängen bleibt,
dann ist es Usus ob des Trends,
man akzeptiert die Insolvenz.

 

Und es ist Usus man stellt klar,
dass nichts mehr ist, wie es mal war.
Denn ist kein Geld mehr in den Kassen,
dann ruft man nicht mehr: „Hoch die Tassen!“

 

            **************

 

Man sieht im Mai mit bunten Fackeln
im Städtchen eine Horde dackeln,
die fröhlich Martinslieder singen,
das kann nicht rechten Frohsinn bringen.

 

„Das ist nicht Usus!“ ruft Herr Speer,
schreit lauthals nach der Feuerwehr.
„Nur im November ist dies möglich,
im Frühling ist dies unerträglich!“

 

            **************

 

Die Braut, sie wurde jäh entführt,
was ihren Liebsten sehr pikiert.
„Das ist doch Usus!“, schreit die Meute,
„das tat man früher, so auch heute.“

 

Der Bräutigam scheint sehr genervt,
doch was die Lage noch verschärft,
dass was man trinkt muss er bezahlen,
so sind auch Ouzos harte Qualen.

 

            **************

 

Der Lehrling muss den Boden putzen,
drin sieht mitnichten er ´nen Nutzen,
da er was Rechtes lernen will.
Doch hält er lieber erst mal still.

 

„Das ist so Usus“, spricht Klaus Wege,
er ist Geselle und Kollege.
"Was man im 1. Lehrjahr lernt,
ist weit vom Bildungsziel entfernt."

 

            **************

 

Miranda, eine Lebedame,
die läuft am Straßenrand Reklame
für sich und ihre Profession,
sie nutzt dazu ein Megaphon.

 

„Das ist nicht Usus!“, ruft Jolanthe,
die auch entlang der Straße rannte.
„Man wackelt nur mit seinem Po,
das was du suchst, weiß man auch so.“

 

            **************

 

Nicht Usus war auch das Verhalten
von schwarz vermummten Diebsgestalten.
Sie stürmten in die Bank hinein,
dort zahlte jeder etwas ein.

 

Es meinte der Kassierer Gütlich
mit wachem Blick und äußerst friedlich:
„Ich kann den Auftritt nicht recht glauben,
Ihr wolltet mich doch dreist berauben!?“

 

            **************

 

Im Stammlokal „Zur Schlammlawine“
sitzt oftmals eine Fummeltrine,
die nippt dann stets an einem Sekt,
doch heute hat sie mich erschreckt.

 

Sie trinkt jetzt plötzlich fünf bis sieben,
wo ist die Contenance geblieben?
Das ist nicht Usus, was da läuft,
weil sich die Trine nun besäuft.

 

            **************

 

Die Bundesbahn fährt heut´ nach Plan,
das kommt bei Pendlern sehr gut an.
Nur Otto Schulze, der erblasst,
er hat doch glatt den Zug verpasst.

 

„Das ist nicht Usus, mit der Bahn,
sie kam bisher nie pünktlich an.
Drum ließ ich mir noch etwas Zeit,
das Ganze grenzt an Dreistigkeit!“

 

            **************

 

Im Grab rotiert der alte Drusus,
denn vieles scheint auch heut` noch Usus.
Auch wenn es aus der Gruft ihn treibt,
ist´s Usus, dass er dort verbleibt.

 

 

@Copyright Melda-Sabine Fischer - Näheres zur Verlagsautorin siehe Profil

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Besten Dank lieber @Carlos. Ich bekam den Kick zu diesem Gedicht vor einer Woche durch das Lied der "Ersten Allgemeinen Verunsicherung", welches ich im Autoradio hörte. Da hieß es in einer Strophe:

 

Die alten Säulen und Museen
Die hat er leider nie geseh'n
Denn ein Wirt, der bracht ihm bei
Dass ein Ouzo usus sei und Flaschenweine zwei bis drei

 

Zu Hause sofort notiert und darüber nachgedacht, was alles Usus sei. Erst da fiel mir auf, wie vielfältig Worte in unserem Leben eine Rolle spielen. Fazit: Man sollte sich mehr Gedanken darüber machen, welche Begriffe wir in unserer Sprache verwenden und welchen Hintergrund sie haben.

 

Möge dieses Usus werden - Liebe Grüße von Melda-Sabine

 

Danke auch an meine Liker: @anais, @Feuerfunke, @Pegasus, @alter Wein und @Joshua Coan

 

 

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