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Arminius (oder Hermann der Cherusker)


Empfohlene Beiträge

 


Wenn sich im Winter Welten zieren,
Dank Eis und Schnee die Menschen frieren
Und darum sich in warmen Zimmern,
Anstatt bei Hagelschlag zu wimmern,
Oder bei hellem Sonnenscheine
Am Strand, im Park oder alleine
Im eignen Garten auf der Matte,
Soweit man hat ein wenig Schatte,
Ein gutes Buch hervor zu nehmen,
Braucht niemand sich deshalb zu schämen.

Wenn dann man kann noch jenes sagen,
Daß anders als in unsren Tagen
Statt seichtes etwas mit viel Tiefe
Den Leser zu dem Buche riefe,
Worin er findet kluge Sachen,
Vielleicht sogar zum selber machen,
Entspannung in den Taten findet,
Wovon des Buches Held verkündet,
Von Helden aus der Welten Weiten,
Denn die gibt‘s dort zu allen Zeiten.

Ob es die Wahrheit ist, ob Märchen,
Ob’s einer ist oder ein Pärchen
Von dem man hören kann und lesen,
Das was vor langer Zeit gewesen,

Mag mir doch ganz egal erscheinen,
Wenn wir uns nur darüber einen,
Daß alles das was ich erdachte,
Worüber ich mir Mühe machte,
Ist für den Leser hier geschrieben;
Mag er mich hassen oder lieben.

Nun denn, lest was ich hier berichte
Aus einer früheren Geschichte,
Als noch die Römer sind gezogen
Von Gallien her im breiten Bogen
Über den Rhein, das Land zu fassen,
Somit Germanen nicht zu lassen,
Was diese als die Heimat nannten,
Weil sie nun mal nichts andres kannten
Und auch nicht jene großen Städte,
Auf die kein Rom verzichtet hätte.

Tiberius errang mit Siegen
Ein Land mit Mücken und mit Fliegen
Und mit viel Wald und mit viel Mooren
Genau wo dort Armin geboren
Und wo er aufwuchs als des Fürsten
Segimers Sohn mußt er nicht dürsten
Oder gar hungern dort im Lande,
Auch wuchs er auf mit dem Verstande,
Der durch Erziehung wird erblühen,
Wenn er durch fremdes muß einst ziehen.

Das ganz genau geschah dem Knaben,
Weil Römer wollten Geiseln haben,
Diese nach Rom man letztlich brachte
Und aus Germanen Römer machte,
Sie so so manches Können lehrte
Und schließlich selbst das Wissen mehrte,
Wie anders als in Wald und Heide
Zurecht kam auf der neuen Seite
Man vielerorts an fremden Flüssen,
Hat alles Armin lernen müssen.

Was heute Spanien heißt, was Franken
Gab stets Gelegenheit zu zanken
Mit vielen einheimischen Leuten,
Die sich beileibe nicht erfreuten
Daran daß man sie nun erkannte
Als Provinziale sie benannte,
Tribute sie nun zahlen mußten,
Auch wenn sie selbst nicht einmal wußten,
Wie sie sich nun ernähren sollten;
Besatzer stets bei Verzug grollten.

Dies Grollen machte Armin stärker,
Auch wenn er sah, daß jener Ärger,
Einzig erwuchs aus Volkes Leiden,
Hielt er sich noch zurück bescheiden
Und machte sich bald einen Namen,
So das die Höheren drauf kamen,
Ihn etwas mehr zu protegieren,
Damit man ihn nicht wird verlieren,
Sobald es die Gelegenheiten
Ergeben in Germaniens Weiten.

Das war im Jahre sechs und sieben,
Als es die Römer übertrieben
Mit ihrer Gier nach mehr Provinzen,
Manch armes Dorf ging in die Binsen,
Vor allem weil des Varus Leute
Erhofften sich manch fette Beute
Von rechts des Rheines zu erraffen,
Um diese dann nach Haus zu schaffen,
Ohne dabei daran zu denken,
Wie manchmal die Geschicke lenken.

Als ein Führer der Germanentruppe
Innerhalb der Vielvölkersuppe
Versah Arminius nun Aufgaben,
Die ihm manch Aug geöffnet haben
Und die Gedanken in ihm reifen,
Zum Mittel der Gewalt zu greifen,
Um neuen Vorstoß zu verhindern
Weil Römer ungern überwintern
Im düsteren und feuchtem Kalten,
Selbst wenn die Bürger deshalb schalten.

Und weil selbst Varus, der Statthalter,
Dem Wetter floh, in seinem Alter,
Zogen nach Westen drei Legionen,
Um dort gemütlicher zu wohnen,
Als dies rechtsrheinisch möglich wäre,
Vergnügen bricht Soldatenehre,
Und kamen dabei an manch Hügeln
Vorbei und mußten sich sehr zügeln
Noch schneller als sonst durchzureisen,
Als folgte wer mit glühend Eisen.

Arminius hatte unterdessen
Die eignen Leute nicht vergessen,
Weil er sie heimlich sprechen wollte,
Da ganz Germanien Varus grollte,
Um sie zu einem Bund zu einen,
Von dem man sah bislang noch keinen,
Der auch nur konnte ansatzweise
Aufhalten jene Römerkreise
Die unbegrenzt sich weit ausbreiten,
Indem sie raffend vorwärts schreiten.

Alsbald versandt man die Nachrichten,
Die von Aufständen jetzt berichten
Und von vereinzelten Gefahren,
Wie es schon vorkam in den Jahren,
Die Varus hier im Lande weilte,
Drum Armins Truppe abseits eilte
Um diese endlich aufzulösen,
Damit man weiter könnte dösen
In sicherem Wintergefilde;
Nur Narren führen was im Schilde.

Doch schien man Armin zu bedrängen
Mehr als man dachte, aber hängen
Ließ man ihn nicht nebst seiner Gruppe,
Denn Römern war gewiß nicht schnuppe
Was mit Kohorten nun passierte,
Wenn mal ein Feind es frech riskierte,
Die Legionäre anzugreifen,
Was wiederum könnte ausschweifen
Zu einem Krieg mit vielen Toten,
Wie einst passiert gegen die Goten.

So ließ Varus den Troß abschwenken,
Ohne dabei daran zu denken,
Es könnt sich um ´ne Falle handeln
Und alle bald im Jenseits wandeln,
Wo in elysischen Gefilden
Sich neue Wichtigkeiten bilden,
Wo ohne Ansicht der Personen
Die Toten beieinander wohnen
Und nicht mehr zur Verfügung stehen,
Wenn auch Familien noch so flehen.

Der Zug zog nun auf engen Pfaden
Durchs Unterholz anstatt auf graden
Straßen über Felder und Wiesen,
Wie ´s grad die Römer sehr genießen,
Dem Feinde sich zum Kampf zu stellen,
Um dessen Reihen aufzuhellen,
Um somit schnell zum Sieg zu kommen;
Das alles war ihnen genommen
Als sie sich durch die Büsche schlugen
Und dabei noch viel Lasten trugen.

Das aber war Arminius Wille,
Ihnen zu reichen bittre Pille,
Durch manche Schlucht hindurch zu zwängen,
Um dann von allen beiden Hängen
Sie in Gefahr und Tod zu bringen,
Damit in Heldenliedern singen
Noch spätere Generationen,
Die sicher dann in Freiheit wohnen
Ohne große Sorgen sich zu machen
Und so andre schlimme Sachen.

Drei Tage währte jenes Schlachten,
Weil die Germanen nicht dran dachten,
Den Römern Gnade zu erweisen,
In vielen Körpern steckte Eisen
Oder es fielen Körperteile
Zum Opfer Speer und Schwert und Beile,
Die sie gleich großen Keulen schwingen,
Damit die Feinde schnell eingingen
Vom Jammertal, wo sie erst lebten,
Zum Paradies, wo sie nun schwebten.

Nun Varus selbst, tat sich entleiben,
Und Tacitus ließ Kaiser schreiben,
Daß er vermisse drei Legionen,
Die körperlos woanders thronen,
Wie auch der folgende Cesare
Arminius suchen ließ auf Jahre,
Ohne selbst eine Spur zu finden,
Die sich verlor in fremden Winden,
Denen in Rom man wollt nicht trauen
Drum tat man einen Limes bauen.

Arminius nun, so schreibt die Sage,
Erlebte noch so manche Tage
Mit unterschiedlichen Erfolgen,
Wie auch der Himmel mal viel Wolken
Und anderenfalls die Sonne scheinen
Läßt, daß man könnte oftmals meinen
Die Götter würfeln gar dort oben,
Während hier unten Hader toben
Und Mißgunst allzeit sich verbreitet,
Worunter mancher von uns leidet.

Das mußte schließlich unser Recke
Erleiden, denn aus dunkler Ecke
Sprangen hervor, um ihn zu morden,
Gedungene von deren Sorten
Sich ebenso zu allen Zeiten
Und selbst verwandtschaftlichen Breiten
Sich manche Schurken finden lassen,
Die ihrerseits nicht wenig hassen,
Daß anderen aus der Familie
Das Glück beisteht wie eine Lilie.

Schaut man nach zwei mal tausend Jahren
Zurück, so wird man schnell erfahren,
Daß trotz historischem Verklären
Soll man die alten Helden ehren,
Denn wie sie einst auf ihren Plätzen,
So suchen wir heut auch nach Schätzen,
Die für den Stand in unsren Welten
Nun mal für alle Menschen gelten,
Ob leer der Beutel oder volle,
Das sollte spielen keine Rolle.



[2019]

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