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Rügenschicksal

 

Über die Brücke am Sund, geleiten mich brechende Wellen,

herber duftet die Welt, Rügen erscheint meinem Blick.

Segelnde Möwen, sie grüßen, herab aus ziehenden Wolken,

Windgesang in der Luft.  Füße, ihr kennt doch mein Herz.

Ach ich vermisste die Jahre, gierte den Dünen am Meeresgestade.

Lieder und schäumende Flut, Rügen zerklüftetes Land.

Mai ist gekommen und bringt den schillernden Schwestern das Feuer,

Mohn, euphorische Kraft, Zauber von Werden und Tod.

Glühst im vergnüglichen Bunde mit kobaltblauen Blumen im Felde.

 

Aber die Flur ist nun öd, Menschen verließen das Land.

Neue Gesetze beschränkten, rührigen Eifer der Bauern.

Säuselnde Winde erzählt, sprecht von den Sorgen der Leut.

Rüganer, Bauer! Verkauftest gebeugt das Land deiner Väter.

Stark war der Wahn nach dem Geld,  und griffbereit zahlender Gast.

Stärker noch wuchsen die Ängste, Nöte bestimmten dein Leben,

Schritt zu halten, im Jetzt, aber das Glück blieb dir Fern. 

Sprecht von den tausend geschundenen Allen, was ist geschehen?

Sind sie gewichen dem Geld? Gewichen den Wegen aus Beton.

Führen zum Hafen aus Luxus mit Jachten, wo Kutter lagen.

Fischer, wo trocknet dein Netz? Reusen sind hier nur noch Zier?

 

Gäste, ihr kennt nicht die goldene Zeit, es haben die Dichter

Sagen und Märchen verfasst. Gottes segnende Spur,

heute vernichtet die Tat,leichtfertig handelnder Menschen.

Schicksal beschenke den Rüganer - Gästen mit offenen  Augen.

Rügen natürlich und rein, seist du erhalten im Jetzt!

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".. Glück blieb dir Fern. ..."    |f   oder sollte das groß geschrieben sein?

 

Nur, weil Textarbeit erwünscht ist.

 

Ansonsten ist das schon ein treffendes Gedicht über den mitunter grusligen Verfall Althergebrachten. - Es ist natürlich, wie so vieles, ein Zeugnis der Zeit wie auch der Zeitspanne. Vieles, was uns heute überrollt, hat es schon früher mal gegeben. Nur eben in einem viel gemäßigteren und langwierigeren Ausmaß.

Das beste Beispiel ist die Gentechnik. Wir wissen nicht, was alles noch daraus erwächst. Doch solche Veränderungen gab es über die früheren Jahrtausende bereits. Ob es die Kulturpflanzen oder die Haus- und Nutztiere sind. Durch gezielte Züchtungen ist so manches Erbgut verändert worden. (Denke ich mal.) Nur eben in einem längeren Zeitabschnitt.

Und so gab es vieles auch in der polit-ökonomischen Geschichte des Menschen bereits. Man muß sich nur die englische Geschichte anschauen, wo aus Gründen der Profitoptimierung (Man kann es so bezeichnen, auch wenn es den Kapitalismus zu dieser Zeit noch nicht gab.) zunächst viele Flächen für die Schafshaltung (Wolle) gleichgeschaltet wurden und anschließend die ehemaligen Bauern als Landlose in die entstehenden Fabriken der industriellen Revolution getrieben wurden. Also im Grunde - nichts neues.

Schade und traurig ist es dennoch.

 

Aber, wie gesagt, ein zutreffendes Gedicht!

LG Heiko

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Hallo Ilona, 

dein Gedicht fängt erhaben, wie eine Hymne, an, verwandelt sich aber bald in eine Klage wegen der negativen Veränderungen. Wobei die Einheimischen selbst es zugelassen haben, aus Profitgier, wie du sagst.

Heiko hat es ausführlich kommentiert.

Profitgier und Massentourismus haben ganze Landschaften, ganze Länder verändert.

In ihrem kurzen Roman "Ein Winter auf Mallorca" schildert Georg Sand die Insel, wo sie mit ihrem Geliebten Chopin 1838 war. In Europa wusste kaum jemand von der Existenz dieser Insel. 

Was soll man sagen?  Alles, was nicht ausdrücklich zum "Naturreservat", zur "Naturschutzzone" erklärt wird, verändert sich. 

Die Schlussverse bekommen die Erhabenheit der ersten Strophe zurück.

Liebe Grüße

Carlos

 

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Hallo Heiko 

vielen Dank für deine Ausführungen. Ich kann dir nur zustimmen.  Ich möchte nicht einmal von Verfall sondern von Veränderung zum Nachteil der ungestörten Natur sprechen. 

Hallo Carlos 

Auch dir danke ich für deinen Kommentar.  Ich liebe Rügen und wenn du das empfinden kannst ist es mir gelungen. 

Lieber Herbert 

Rügen ist die größte Insel Deutschlands und sie ist etwas über 50 km lang. Ich kann sie nur für eine Reise empfehlen trotz der sichtbaren Veränderung. 

Liebe Grüße Ilona 

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Ach liebe Ilona,

wie wunderschön von Dir vertextet, selbst wenn auch dort Veränderungen Einzug gehalten haben aber es ist ganz wunderbar geschrieben und verleitet zum Vortrag, ich musste es einfach Laut sprechen es ist zu schön - ich zolle Dir meine tiefste Hochachtung - chapeau!

Herzlich liebe Grüße liebe Poetenfreundin  


 

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Liebe Ilona,

 

deine kraftvollen Verse strahlen die Liebe zur Heimat deiner Kindheit aus. Vor meinen Augen erstehen Bilder eines Wandels, der uns wehmütig, hilflos bis wütend zurücklässt.

Die Lektüre dieser eindrucksvollen "elegischen Hymne" ist ein poetischer Hochgenuss!

Dafür meinen herzlichen Dank!

 

Carolus

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vor 21 Stunden schrieb Fietje Butenlänner:

Ach Lieb Ilona, lot di Tied, sinnig sinnig.

Mir fiel noch was ein zum Unterirdischen:

Wunden ~sind~ Resultat in dus tri eller Gewalt.

Das Resultat ist Gewalt, die Industrie ist ein Graus  . . . .. ...   voilà

 

Ich freue mich.

Lg

Fi etj e

.  ..

 

hallo Fietje 

ich habe das Gedicht bearbeitet und hoffe es ist nun rund. Diesen Satz mit der industriellen Gewalt habe ich gestrichen. Ich denke er passt nicht.

Liebe Grüße und nochmals Danke

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Liebe Ilona,

 

wunderschöne Beschreibungen eines Heimkehrenden in der ersten Strophe und teilweise auch am Ende!

 

Am 15.1.2022 um 12:04 schrieb Ostseemoewe:

Gäste, ihr kennt nicht die goldene Zeit, es haben die Dichter

Sagen und Märchen verfasst.

Nicht nur die - auch du hast es schön verfasst: Ich kenne Rügen nicht, aber ich kann es mir so gut vorstellen - genauso empfinde ich auch den Schmerz bei all den Veränderungen und der zerstörten Heimat (ich kenne es aus eigener Erfahrung)! So gesehen passt der Frust und das "In-Fahrt-Kommen" ab der ersten Strophe ausgezeichnet!

 

Sehr, sehr gerne gelesen! Ich wüsste nicht, was ich als schöner und gelungener hervorheben könnte! 

 

Gruß 

Nesselröschen

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