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Corona Januar 2022


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Hallo, alter Wein,

 

ich stimme deinem Gedicht zu. Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen! Menschen haben in der Vergangenheit schon viel, viel Schlimmeres durchstehen müssen. Manchmal vermute ich, dass es zum Teil auch daran liegt, dass wir heutzutage alles Glück und all den Luxus, den wir haben, als selbstverständlich nehmen und nichts mehr davon wirklich zu schätzen wissen - nach dem Motto: Zu viel ist nicht genug, es muss immer mehr sein! Als die Kartoffelfäule in Irland für Jahre der Hungersnot sorgte. Als ein Krieg 30 Jahre lang dauerte. Als der zweite Weltkrieg (geschätzt) 70 Millionen Todesopfer forderte. Immer wieder litten die Menschen wahre Not, hungerten, ihre Felder wurden niedergebrannt, ihre Häuser zerstört. Es gab Seuchen, wie z. B. die Pest, die damals, im vierzehnten Jahrhundert, zwischen 20 und 50 Millionen Todesopfer forderte (es kann nur grob geschätzt werden, es gibt keine genauen Zahlen, an die man sich halten könnte), das waren damals ca. 1/3 der gesamten Bevölkerung Europas ...

 

Meine Urgroßmutter erzählte mir als Kind oft von früher - und ließ zwar das Schlimmste aus, aber das ergänzte meine Mutter dann später. Meine Urgroßmutter war Bäuerin, auf der schwäbischen Alb, einmal schlug ein Blitz in die Scheune, wodurch viel Heu, das bereits eingebracht worden war, als Winterfutter für die Tiere, verloren ging. Sie berichtete von der Angst, die sie damals hatten, denn es bestand Gefahr, dass der Brand auf die Ställe und sogar das Haus übergreifen könnte. Zum Glück geschah das nicht und sie verloren auch kein Tier.

Meine Urgroßmutter war auf dem Feld, bei der Heuernte, hochschwanger. Sie hatte eine Sturzgeburt. Sie zerriss ihren Unterrock, wickelte das Baby darin ein, fuhr mit dem Heuwagen (Pferdegespann) nach Hause, säuberte sich und das Kind - und fuhr wieder raus aufs Feld, denn das Wetter war sonnig und schön und das Heu musste eingebracht werden.

Sie war zwei Mal verheiratet, verlor beide Ehemänner - den einen im Krieg, der andere ertrank. Und auch ihr ältester Sohn starb durch den Krieg. Mit dem zweiten Ehemann zog sie dann in die Stadt. Dort besaßen sie ein Haus, das im zweiten Weltkrieg vollständig zerbombt wurde, sie konnte nichts retten, außer ein paar Fotografien. Danach gelang es ihr und ihrem Mann, sich ein neues Haus zu bauen. Dann, später, betrog ihr jüngerer Sohn sie um dieses Haus. Urlaub - das kannte sie nicht, sie war ihr Leben lang nicht im Urlaub. Sie lebte und wohnte bei ihrer Tochter aus zweiter Ehe, meiner Großmutter. Dort wuchs ich auf. Und hörte meine Urgroßmutter niemals jammern.

 

Sie würde, wäre sie noch am Leben, verständnislos den Kopf schütteln. Ein paar Einschränkungen, mal zwei, drei, vielleicht vier Jahre lang - sie würde sagen: Was ist das schon? Geht vorbei, ist doch nicht wirklich etwas Schlimmes. Und ich - muss ihr recht geben. Wir jammern auf hohem Niveau, wie verwöhnte Kinder, die nie mit irgendwelchen Härten konfrontiert wurden. Was fehlt uns denn wirklich? Ballermann-Kampfsaufen auf Mallorca? Die Reisen, am besten mehrere, jedes Jahr, in möglichst exotische Länder? Party, bis der Arzt kommt? Riesige Feste, Events, bei denen 'man dabei sein muss um dabei gewesen zu sein'?

 

Wir haben gar keine echten Probleme - nur temporär, d. h. zeitbegrenzt ein paar Einschränkungen. Das ist alles. Eine echte Krise, die sieht anders aus, so denke ich wirklich. Denn ich lernte viel von meiner Urgroßmutter und meinen Großeltern (von denen ich bereits im Faden zu dem Gedicht von @Sternenherz schrieb, mit dem Titel: Ouldvorderen.)

 

Auch die 'Corona-Zeit' wird vorübergehen. Das ist sicher. Wir brauchen nicht mehr als eben noch ein wenig Geduld. 

 

LG,

 

Anonyma

 

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Hallo Anonyma,
habe deine Ausführungen gelesen und bin betroffen, wegen der Geschichte deiner Vorfahren. Meine Großeltern und meine Mutter wurden aus Schlesien vertrieben, doch so schlecht ging es ihnen nicht.

 

Ich gebe dir in allem recht - höher, noch höher, breiter usw. Wir jammern wirklich auf hohem Niveau.
Ich sehe die Pandemie auch als natürliche Auslese - jedes Jahrhundert hat seine Plage.

 

Lieben Gruß

alter Wein

 

 

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