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Im Großen Welttheater


haben Zeus, die Götter und der Alleinige,
enttäuscht von den Sterblichen,
die Bühne der Welt verlassen, sich,
wer weiß wohin, zurückgezogen.

 

Längst führt ein mieser Zeitgeist die Regie.
Zur Uraufführung der „Hochzeit des
Kapitals“ nur geladene VIPs in Davos.
Im Parterre gewöhnliche Millionäre,
in den Logen Hochfinanz und Machtinhaber.

 

Im Blitzgewitter der Fotografen
Auftritt der Gewinner: Banker, Lenker
von Konzernen, Spekulanten, Potentaten 
Dazu Small talk in Champagnerlaune.
Plötzlich elende Gestalten auf der Bühne,
trommeln wirr auf Töpfe, Näpfe, Pfannen.

 

Solcher Lärm schmerzt ungewohnte Ohren.
Ordnungskräfte greifen durch, reinigen
Bühnenbretter von Hinterlassenem.
Die Weltbankpräsidentin entschuldigt sich. 
Weiter läuft die Schau der coolen Herren
mit ihrem Zählwerk in der Brust.

 

Unerkannt und weltgewandt 
mischt sich im dritten Bild 
ein Unbekannter unter die Tanzenden, 
schweift durch die Reihen der Schönen 
und Erfolgreichen, berührt sie unbemerkt,
grüßt wartende Chauffeure und verschwindet.

 

Der Verlauf der Premiere ist bekannt,
nicht ihr reales Ende. 
Weltweit bleibt das Publikum gespannt,
denn mittlerweile kann es jeden treffen,
nicht nur im Geldbeutel.

 

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Lieber Carlolus,

 

ich musste beim Lesen unwillkürlich an Edgar Allan Poe denken, an die Maske des Roten Todes. Seine Erzählung erschien 1842. 

 

Du schriebst dieses Gedicht nun 2022. Und die Privilegierten, der Adel, der Geldadel, die Mächtigen, die Reichen und Schönen, die feiern. Nicht immer noch, denn es liegen Generationen dazwischen, aber sie feiern wieder. Sie feiern immer und immer wieder. Weil sie immer wieder aufs Neue glauben, unverwundbar zu sein. 

 

Interessant finde ich deine Darstellung des maskierten Unbekannten. Der sich elegant und unerkannt bewegt, sie berührt und geht. Mag sein, dass er bemerkt wird, aber er wird, so denke ich, nicht 'registriert', ihm wird einfach keinerlei Bedeutung zugemessen. Bei dir fällt die Maske nicht und es stellt sich deshalb auch nicht heraus, dass sie 'nur Maske ist'. 

 

Das Corona-Virus ist halb so wild. Ist es tatsächlich. Aber es ist nun einmal so, dass die häufigste Lebensform auf diesem Planeten weder Menschen noch Bakterien oder überhaupt Einzeller sind - sondern Viren. (Sofern man sie als Lebensform ansehen möchte, da scheiden sich ja in der Wissenschaft bekanntlich die Geister.) Tatsächlich gibt es ca. 100 Millionen Virustypen. Typen. Wie viele gibt es also insgesamt? Keine Ahnung, auf jeden Fall eine Menge. Eine Menge. So, wie ich mitbekam, gibt es ca. 320.000 noch unentdeckte Virenarten (und auch hier: Arten. Da gibt es dann natürlich auch Unterarten, Stämme ...)nur bei Säugetieren (zu denen wir gehören). Das ergab eine Modellrechnung. 

 

Und es kann eben irgendwann ein Virus daherkommen, das nicht so harmlos ist wie das aktuelle Corona-Virus. Und ja, es ist harmlos - sofern man es einfach mal vergleicht. Mit anderen Viren, die ganz andere 'Kaliber' sind. Man denke z. B. nur an Tollwut. 100% Letalität. (Bei der durch die Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 ausgelösten Erkrankung Covid 19 sind es ca. 2,06%.) Sprich - alle, ausnahmslos alle, die an Tollwut erkranken, sterben. (Mal umgekehrt betrachtet. Die Überlebenschance beträgt bei Covid 19 demnach 97,94%. Bei Tollwut: 0.)Ja, es gibt gegen das Tollwutvirus sowohl vorbeugende Impfungen als auch Impfungen, die verabreicht werden, wenn jemand bereits infiziert ist (infiziert, aber noch nicht erkrankt). In ersterem Fall ist der Schutz eben auch nicht hundertprozentig, weitere Impfungen/Behandlungen sind notwendig. In letzterem Fall beginnt dann allerdings ein Wettrennen zwischen Impfung und Infektion, nach dem Motto: Das Schnellere gewinnt.Tatsächlich ist das Tollwutvirus das tödlichste von allen bekannten Viren, die Menschen befallen können.

 

Und - wer weiß schon, was für Viren sich noch irgendwo befinden, die dann ggf. zu einem echten Problem werden könnten? Wer weiß schon, was die Globalisierung in der Zukunft für Pandemien mit sich bringen kann - aber es ist nun mal sehr wahrscheinlich, dass sie wird. Ach, da weht gerade ein laues Lüftchen, eine leichte Brise und alles gerät in Panik. Lasst uns hoffen, dass wir nie einen Orkan erleben müssen, der mit Windstärke 12 über die Welt fegt ... 

 

LG,

 

Anonyma

 

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Liebe Anonyme,

 

herzlichen Dank für deine umfangreiche, detaillierte Stellungnahme zum Inhalt der im Text angesprochenen Themen.

In den vergangenen hundert Jahren erlebte die Welt verheerende VirusInfektionen

So z. B. die "Spanische Grippe", eine tragische Folge des Ersten Weltkriegs. Millionen mussten ihr Leben lassen. 1924 wütete die Lungenpest in Kalifornien, besonders in Los Angeles. Nach dem großen "Crash" 1929 erschütterte die Angst vor der Papageienkrankheit die Vereinigten Staaten. Obendrein folgten die Legionärskrankheit, dann Aids, Sars, Ebola und schließlich Covid 19 mit der derzeitig gnädigeren Mutante "Omikron".

Gewiss, es gab auch am Ende des Mittelalters zwischen1346 und 1350 die Pest, an der etwa ein Drittel der Bevölkerung Europas ihr Leben lassen musste. Sie breitete sich von der Krim her aus und erfasste alle Länder des Kontinents. (Ich habe 2006 ein Theaterstück aufgrund von Dokumenten über den  Schwarzen Tod in einer schwäbischen Stadt geschrieben. Not, Ängste, Leid und Sterben, Verhalten der unterschiedlichen Gruppen der Bevölkerung, wie wir sie heute beobachten, hat es damals schon gegeben.)

Unser Verhältnis zur Natur ist derart gestört, dass wir - mit dem Vehikel der Globalisierung noch beschleunigt -  in den nächsten Jahrzehnten ein Zeitalter der Pan- und Epidemien überstehen müssen und hoffen, dass die Virologie dabei im Wettlauf mit den Virenvarianten und -mutanten mit wirksamen Impfstoffen mithalten kann.

Dem Wunsch im Schlusssatz Deines überzeugenden Beitrags "Lasst uns hoffen, dass wir nie einen Orkan erleben müssen, der mit Windstärke 12 über die Welt fegt ... " kann ich mich ohne Einschränkung anschließen.

 

Nochmals ein dickes Dankeschön für Deine Mühe!

Mit liebem Gruß

Carolus

 

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