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Unterkühlung

 

Ich spüre immer mehr mein wahres Alter,
als ob ich tausend Jahre oder länger lebte.
Wovon ich träumte, was ich auch erstrebte,
schlug fehl und immer wieder ließ ein kalter,
erbarmungsloser Wind, des Nichts Gestalter,
mich frieren bis ins Mark, die Kälte klebte
wie Pech an mir, mein Herz erfror. Ich bebte
im Gletschergriff des Frostes, der, ein Spalter,
mich trennte, wie mit einem scharfen Messer,
von Wärme, Liebe, Hoffnung; all die Tage
in meiner Welt aus Eis. Was bleibt, ist Leere
und eine Frage: Sollte ich nicht besser
der Pein ein Ende setzen? Ich beklage
mich nicht, nein, nein! Nur, diese Schwere ...

 

 

______________________________________________________________________

 

Mein Dank gilt @Joshua Coan und @Fietje Butenlänner, die mir geholfen haben, Schwachstellen und einen kleinen, übersehenen Fehler zu beseitigen. Hier also die aktuelle Fassung, nach meiner Überarbeitung. Edit: Und mein Dank geht noch ein weiteres Mal an @Fietje Butenlänner, für die Punkte:

 

 

Unterkühlung

 

Ich spüre immer mehr mein wahres Alter,
als ob ich schon seit tausend Jahren lebte.
Wovon ich träumte, was ich auch erstrebte,
schlug fehl. Und immer wieder ließ ein kalter,
erbarmungsloser Wind, des Nichts Gestalter,
mich frieren bis ins Mark. Die Kälte klebte
wie Pech an mir, mein Herz erfror. Ich bebte
im Gletschergriff des Frostes, der, ein Spalter,
mich trennte, wie mit einem scharfen Messer,
von Wärme, Liebe, Hoffnung. All die Tage
in meiner Welt aus Eis. Was bleibt, ist Kühle
und eine Frage: Sollte ich nicht besser
dem Sein ein Ende setzen? Ich beklage
mich nicht, nein, nein! Nur, die Gefühle ...

 

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Geschrieben

Hallo Anonyma,


ein recht düsteres Werk hast du hier verfasst, das packt und hinab in Kälte und Finsternis zieht ...
Reim & Rhythmus scheinen mir (wie immer) sauber und gelungen, ermöglichen ein ruckelfreies Lesen und verstärken so mE die Wirkung deines Gedichtes.   -  Eisdaumen nach oben. -


Ich husche dann mal wieder zum Ofen ...  ☺️

LG, Berthold
 

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Geschrieben

Kühlen Kopf bewahren, liebes LI

In Eishöhlen ist es wunderschön. Die Farben und die Stille, und manchmal das klirrende Eis und das glasige Echo. 

Ach herrlich! ☺️

 

Diese Kälte hier spiegelt eine gefühlstote Seele wieder, das "Herz" gefroren weil kein Feuer mehr drin brennt, dass die Seele wärmen könnte. So fühlt sich das an, wenn man in einer persönlichen Krise steckt. Wie in einer Gletscherspalte. Kein Licht, kein entkommen, nur Finsternis und Kälte. Und langsam wird alles Taub und Stumpf und das Licht im Inneren zum schwarzen Loch. 

 

Für den Schluss hätte ich eher etwas lethargischeres gewünscht. Schließlich ist die Person ja "Steifgefroren". Dieses mehrfache Nein, ist wie das kurze zündeln, bei dem verzweifelten Versuch doch noch irgendwie ein Feuerchen zu entfachen. Da aber "sollte ich der Pein ein Ende setzen?", als Frage und nicht als klare Aussage da steht, bezeugt noch von einem gewissen Lebenswillen. Frage=Suche nach Antwort=Etwas versuchen=Nicht aufgeben. Der Funke Hoffnung? So gewollt? Oder geht hier meine Fantasie mit mir durch und ich sehe nur was ich da sehen will. (sowieso...)

Und geschrieben hätte ich auch "nur diese Starre" statt "schwere". 

 

Ach verzeih, ich bin manchmal einfach zu kritisch was den Inhalt betrifft.

Aber ich liebe es gute Geschichten zu erzählen und zu lesen. Und wenn das LI dabei die schlimmsten Höllenqualen erleiden muss um etwas zum Ausdruck zu bringen, dann ist das mehr als recht und gut! 

Der Autor darf eiskalt zu seinen Protagonisten sein. Kleiner Gedanke nebenbei. 

 

Alles in allem hat mich die Kälte gepackt bei deinem Werk. Und mir kamen sofort Bilder in den Kopf, die ich selbst nur zu gut kenne. 

 

LG JC 

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Geschrieben

Hallo Hera Klit,

 

keine Sorge - ich bin nicht mit dem LI identisch. :wink: Aber ein Apfelbäumchen zu pflanzen, das ist immer eine gute Sache, ob nun poetisch oder real! Und es wird sicher noch das eine oder andere poetische von mir hier künftig angepflanzt werden.

 

Danke für deinen Kommentar! :smile:

 

LG,

 

Anonyma

 

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Liebe Ilona,

 

vor 20 Stunden schrieb Ostseemoewe:

Mal ein ganz anderes Sonett 

Wirklich schön im Jambus geschrieben.

 

Ja, das dachte ich auch und fand es spannend. Allerdings, als ob ich nicht ich wäre - habe ich mir wieder ein wenig 'Freiheiten' gegönnt. Strikt nach den Regeln hätte ich Quartett 1 mit 2, dann Quartett 2 mit Terzett 1 und Terzett 1 mit Terzett 2 jeweils durch ein Enjambement verbinden müssen. 

Beim Schreiben entwickelte es sich aber ein wenig anders - und, wer mich kennt, weiß, dass ich meinen Gedichten 'ihren eigenen Kopf' zugestehe - so lange es in vernünftigen Grenzen bleibt. :wink:

 

Enjambements dürfen keine Kommata enthalten, aber der Inhalt ergab sich so, wie er ist und ich wollte ihn, wie oft, nicht der Form unterordnen. Und ich wollte ein bisschen mehr Petrarka (oder Schlegel, kann man so oder so sehen), daher die klingenden Kadenzen. Ich fand, dass stumpfe Kadenzen nicht so gut geeignet sind, den 'schwermütigen' Inhalt zu transportieren, mir kommen sie immer etwas 'kraftvoller' vor und das wollte ich ja nicht. Bezüglich Kadenzen gibt es da aber keine Vorschrift. Es hängt mit der englischen Sprache zusammen, dass stumpfe Kadenzen (katalektische Verse) typisch für das englische Sonett sind - Stichwort 'Reimmöglichkeiten'. 

 

Ich lernte, dass das bei allen Vers-, Strophen- und Gedichtformen so ist - je nach den Charakteristika der Sprache, bilden sich Formen entsprechend heraus. Im Italienischen sind es klingende Kadenzen, und nicht der im deutschen übliche jambische Elfsilbler, sondern der 'Endecasillabo' (entspricht nicht dem, was wir unter dem Elfsilbler verstehen. Er kann einen 'gleitendenVerschluss' haben, also 12 Silben, allerdings darf nur mit einer weiteren unbetonten Silbe 'verlängert werden' oder Verso tronco, das sind dann 10 Silben und rhythmisch geht es darum, Zäsuren einzuhalten: endecasillabo a minore - Betonung auf der vierten Silbe, endecasillabo a majore - Betonung auf der sechsten Silbe, gefolgt von einer Zäsur; und weitere, rhythmische Varianten. Das ist der Elfsilbler, wie wir in hier kennen, wesentlich 'einfacher gestrickt'). Französisch, so las ich, ist als Sprache ein 'Ausnahmefall', gilt weder als alternierende Sprache (wie die deutsche) noch als quantitierende Sprache (wie z. B. altgriechisch). Dort bildete sich der Alexandriner, mit seinen sechs Hebungen und der Mittelzäsur im Sonett heraus, durchgehend mit klingenden Kadenzen. Im Deutschen wiederum entwickelte das Sonett zunehmend hin zum Alternieren, also stumpfe Kadenzen im Wechsel mit klingenden (z. B. klingende Kadenzen in den umarmenden Reimen und stumpfe im Reimpaar dazwischen). Und dann gibt es auch noch den spanischen Endecasílabo ...) Und gerade im Barock fand auch der Alexandriner hier in Deutschland als Versmaß bevorzugte Verwendung.

 

Insgesamt gesehen hat das Sonett als Gedichtform, denn es gab natürlich auch Vorformen, eine lange und vielfältige Entwicklung hinter sich. Und von daher - warum also nicht im Heute mit all den Formen und Möglichkeiten 'arbeiten'?

 

vor 20 Stunden schrieb Ostseemoewe:

Es wirkt von Zeile zu Zeile tiefer und düsterer.

 

Dankeschön, es freut mich, wenn es mir gelungen ist, diese Entwicklung mit meinen Versen zu dir als Leserin zu 'transportieren'. :smile:

 

LG,

 

Anonyma

 

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Hallo Berthold,

 

vor 20 Stunden schrieb Berthold:

ein recht düsteres Werk hast du hier verfasst, das packt und hinab in Kälte und Finsternis zieht ...
Reim & Rhythmus scheinen mir (wie immer) sauber und gelungen, ermöglichen ein ruckelfreies Lesen und verstärken so mE die Wirkung deines Gedichtes.   -  Eisdaumen nach oben. -

 

Leider nicht ganz. Niemand ist perfekt, ich bin niemand, also bin ich perfekt - nein, Spaß beiseite. Mir ist tatsächlich ein Fehler unterlaufen. Zwar nicht direkt ein metrischer, da mein kleiner Lapsus den Rhythmus nicht stört, aber ich übersah tatsächlich, dass ich im zweiten Vers des Gedichts zwei Silben und damit eine Hebung zu viel habe. Dazu komme ich später noch, in meiner Antwort an Fietje, dessen scharfes Auge mich - und glücklicherweise! - mit der Nase darauf gestoßen hat; obwohl Fietje ja ein netter Kerl ist und es daher eher ein 'sanfter Stups' war. 

 

Ruckelfrei - ja, und genau deshalb fiel es mir auch nicht auf! :classic_laugh: (Bei einer Silbe hätte ich es sicher bemerkt, aber so stört es ja den Rhythmus nicht und daher konnte es mir auch entgehen.)

 

Vielen Dank für deinen Kommentar und dein Lob! :smile:

 

LG,

 

Anonyma

 

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Hallo Joshua,

 

vor 19 Stunden schrieb Joshua Coan:

Kühlen Kopf bewahren, liebes LI

In Eishöhlen ist es wunderschön. Die Farben und die Stille, und manchmal das klirrende Eis und das glasige Echo. 

Ach herrlich! ☺️

 

Ich gebe das gerne an das LI weiter. Was mich selbst betrifft - ich bin zu verfroren, um mich in Eishöhlen aufhalten zu können. Ich wäre so dermaßen mit Bibbern und Zähneklappern beschäftigt, dass die Schönheit wohl leider nur schwer zu mir durchdringen könnte. Mit Filmaufnahmen und Fotografien komme ich zurecht und stimme dir daher in diesem Sinne zu. :classic_happy:

 

vor 19 Stunden schrieb Joshua Coan:

Diese Kälte hier spiegelt eine gefühlstote Seele wieder, das "Herz" gefroren weil kein Feuer mehr drin brennt, dass die Seele wärmen könnte. So fühlt sich das an, wenn man in einer persönlichen Krise steckt. Wie in einer Gletscherspalte. Kein Licht, kein entkommen, nur Finsternis und Kälte. Und langsam wird alles Taub und Stumpf und das Licht im Inneren zum schwarzen Loch. 

 

Für den Schluss hätte ich eher etwas lethargischeres gewünscht. Schließlich ist die Person ja "Steifgefroren". Dieses mehrfache Nein, ist wie das kurze zündeln, bei dem verzweifelten Versuch doch noch irgendwie ein Feuerchen zu entfachen. Da aber "sollte ich der Pein ein Ende setzen?", als Frage und nicht als klare Aussage da steht, bezeugt noch von einem gewissen Lebenswillen. Frage=Suche nach Antwort=Etwas versuchen=Nicht aufgeben. Der Funke Hoffnung? So gewollt? Oder geht hier meine Fantasie mit mir durch und ich sehe nur was ich da sehen will. (sowieso...)

Und geschrieben hätte ich auch "nur diese Starre" statt "schwere". 

 

Was du schreibst, ist nicht von der Hand zu weisen. Und nach einigem Nach- und Durchdenken war ich selbst dann auch nicht mehr so wirklich zufrieden mit 'Schwere' - ich persönlich dann sogar noch weniger mit 'Leere'. Starre - verharre und beharre; etwas anderes käme als Reim nicht in Frage. Hm - aber dafür müsste ich dann tatsächlich beide Terzette teilweise umarbeiten, wobei auch nur das 'verharre' in Frage käme. Das würde ich allerdings wirklich gerne vermeiden, denn einige Formulierungen sind mir wichtig, die möchte ich nicht 'verlieren'. 

 

Die Sache ist nicht so einfach, ich bin hier ja 'reimgebunden'. Trotzdem habe ich mir meine Gedanken gemacht und nun, vielleicht habe ich eine akzeptable Lösung für das 'Problem' gefunden. Ich änderte die beiden Reime, das gelang mir, ohne dass ich außer den Reimen selbst etwas ändern musste. 

 

Du schreibst von deiner Wahrnehmung 'Der Funke Hoffnung?' in Form einer Frage. Und ich dachte mir, als ich mir über das Reimproblem den Kopf zerbrach, ob ich das nicht ein wenig 'untermale'. Ich stelle im Anschluss an meine Antworten hier also eine zweite Fassung oben im Ausgangsthema mit ein. Der Schluss geht zwar in dieser Fassung auch nicht mehr in eine 'lethargischere' Richtung, aber ich persönlich finde, es ist so doch 'stimmiger'. Ich dachte mir dabei, dass jemand, dessen Herz zwar in einem Eispanzer steckt, sich dennoch Gefühle zurückwünschen kann, sie wiederhaben möchte und gerade deshalb zögert, der 'Pein ein Ende zu machen'. Denn das würde bedeuten, jede Chance darauf 'wegzuwerfen' und in meiner Vorstellung möchte das LI das nicht. Es könnte doch, auch wenn die Chance noch so gering ist, sein ... 

Das waren meine Gedanken dabei. Und deshalb ändere ich auch entsprechend, damit es stimmiger ist, 'der Pein' zu 'dem Sein'. Ich stelle das jetzt auch hier in den Faden mit ein:

 

Ich spüre immer mehr mein wahres Alter,
als ob ich schon seit tausend Jahren lebte.
Wovon ich träumte, was ich auch erstrebte,
schlug fehl und immer wieder ließ ein kalter,
erbarmungsloser Wind, des Nichts Gestalter,
mich frieren bis ins Mark, die Kälte klebte
wie Pech an mir, mein Herz erfror. Ich bebte
im Gletschergriff des Frostes, der, ein Spalter,
mich trennte, wie mit einem scharfen Messer,
von Wärme, Liebe, Hoffnung; all die Tage
in meiner Welt aus Eis. Was bleibt, ist Kühle
und eine Frage: Sollte ich nicht besser
dem Sein ein Ende setzen? Ich beklage
mich nicht, nein, nein! Nur, die Gefühle ...

 

Und, wo ich schon mal dabei war, habe ich auch den zweiten Vers um die zwei Silben gekürzt, die zu viel waren. Hier im Faden hebe ich die vier Stellen, die ich geändert habe, fett hervor. Im Ausgangsthema möchte ich das nicht machen, wegen der 'Optik'.

 

vor 19 Stunden schrieb Joshua Coan:

Ach verzeih, ich bin manchmal einfach zu kritisch was den Inhalt betrifft.

Aber ich liebe es gute Geschichten zu erzählen und zu lesen. Und wenn das LI dabei die schlimmsten Höllenqualen erleiden muss um etwas zum Ausdruck zu bringen, dann ist das mehr als recht und gut! 

Der Autor darf eiskalt zu seinen Protagonisten sein. Kleiner Gedanke nebenbei. 

 

Nein, du bist nicht zu kritisch - sondern ausgesprochen hilfreich gewesen. Und, da ich es auch liebe, gute Geschichten zu erzählen und zu lesen, freue ich mich, wenn mir solche kleinen Schwachstellen aufgezeigt werden. 

Dein 'kleiner Gedanke nebenbei' - stimmt, ja, durchaus. Es sei denn, der Autor ist eine Autorin, die Anonyma heißt. :biggrin: Die bringt es einfach nicht übers Herz, nicht wenigstens einen Funken Hoffnung oder einen kleinen Lichtschimmer übrig zu lassen - selbst wenn es sich um ein LI, eine fiktive Person, handelt ... im 'Real life' muss sie in der Hinsicht ebenfalls immer aufpassen, sie ist manchmal zu weichherzig ... :whistling:

 

vor 19 Stunden schrieb Joshua Coan:

Alles in allem hat mich die Kälte gepackt bei deinem Werk. Und mir kamen sofort Bilder in den Kopf, die ich selbst nur zu gut kenne. 

 

Danke! :smile: Ja, Erfahrungen. Das Essentielle beim Schreiben. Ich kenne diese Bilder auch. Wie es Rilke ausdrückte (Zitat):

 

 „Denn Verse“, schreibt Rilke, „sind nicht, wie die Leute meinen, Gefühle – es sind Erfahrungen. Um eines Verses willen muß man viele Städte sehen, Menschen und Dinge, man muß die Tiere kennen, man muß fühlen, wie die Vögel fliegen, und die Gebärde wissen, mit welcher die kleinen Blumen sich auftun am Morgen.“ 

 

Herzlichen Dank für deinen hilfreichen Kommentar! :classic_happy:

 

LG,

 

Anonyma

 

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Lieber Fietje,

 

vor 15 Stunden schrieb Fietje Butenlänner:

auch ich habe gefallen an dem Sonett, 14 Strophen, ohne entsprechende Zeilenbrüche, schwermütig, unterkühlt. Das Sonett ist ja meist in 2 Quartetten und 2 Terzetten gegliedert, deine Gestaltung umgeht dieses bewusst. Was mir auffiel: Q1 V2, ich meine versehentlich 6 Hebungen?

 

freut mich sehr, wenn du Gefallen daran finden kannst. 

 

Und, weil du vollkommen recht hast und ich das aus mir unerfindlichen Gründen völlig übersah, kürzte ich den zweiten Vers im ersten Quartett entsprechend. Zum Glück war das unproblematisch möglich. In meiner Antwort an Joshua oder oben im Ausgangspost des Fadens kannst du nachsehen, was ich entsprechend geändert habe. Denn auch Joshua führte noch einiges Andere aus, was bei mir dazu führte, dass ich mich noch einmal hinsetzte und mir gründlich Gedanken darüber machte. Es hat sich nicht viel geändert, aber das Wenige ist, wie ich finde, doch wesentlich und, wie ich finde, auch eine Verbesserung im Vergleich mit dem Vorhergehenden. 

 

vor 15 Stunden schrieb Fietje Butenlänner:

Der letzte Vers:

der Pein ein Ende setzen? Ich beklage
mich nicht, nein, nein! Nur, diese Schwere ...↤

 

ist sehr gelungen.

 

Ja, und deshalb wollte ich diesen Vers auch nicht ändern bzw. wollte ich vor allem das 'nicht, nein, nein' nicht verlieren. Ich denke aber, dass ich eine akzeptable Lösung gefunden habe, dir mir erlaubte, mit kleinen Änderungen auszukommen. 

 

Vielen Dank für deinen Kommentar und für dein aufmerksames Lesen, das mir ermöglichte, die überzählige Hebung in Q1, V2 zu korrigieren. :classic_happy:

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben

Um jeden Preis die Form wahren...  

Also das wäre mir zu stressig im Formkorsett. 

Ich bin für freie Wortliebe und Lyrik Anarchie. Muss sich die Form  gezwungen sehen die Autorin in Form zu zwingen? Oder darfst du nicht auch ein klein wenig "schummeln"? 

Ich verzichte da lieber auf Formtitel als mir Wörter aufdrängen zu lassen. 

Ja hasst mich liebe FormliebhaberInnen, damit kann ich leben. 

 

Noch ein Gedanke nachdem ich deine Antworten gelesen hab, liebe Anonyma. 

 

LG ein nörgelnder JC 

  • in Love 1
Geschrieben

Lieber Joshua,

 

ich wahre nicht um jeden Preis die Form, davon kann nicht die Rede sein. Aber durchaus davon, dass es mir darauf ankommt, 'was es kostet', wenn ich abweiche. Ich achte gewissermaßen auf ein ausgewogenes 'Preis-Leistungs-Verhältnis'. Wäge 'Gewinn und Verlust' gegeneinander ab. Wenn ich zur Ansicht komme, dass der Preis für das Einhalten der Form zu hoch ist, dann ändere ich auch nicht. Dann lasse ich es, wie es ist.

 

Aber hier, in diesem Fall, finde ich die neue Fassung tatsächlicher besser als die erste. Ich bin mit ihr zufriedener, für mich ist sie 'stimmiger'. 

 

Wenn du dir beispielsweise mal meine Antworten auf Kommentare in dieser Hinsicht bei anderen von meinen Gedichten durchliest, ein gutes Beispiel wäre auch mein letztes Epigramm, dann wirst du erkennen, dass ich nicht einfach ändere, wenn ich nicht selbst davon überzeugt bin, dass ich damit wirklich etwas verbessere.

 

Für mich ist die Form nicht alles. Aber die Form ist für mich bei gebundenen Gedichtformen auch etwas Wichtiges, denn sie ist das 'Gerüst', das ich nehme, um zu 'bauen'. Die Form ist etwas, das 'trägt' - nicht 'einzwängt' oder 'erdrückt'. Als ich mit dem Schreiben von Gedichten begann bzw. als mein Lernen begann, da waren die ersten drei, vier Jahre alle meine Werke sehr 'formlastig', was auf Kosten des Inhalts ging. Aber das war eine sehr notwendige Zeit, in der ich auch nicht davon sprach, dass ich Gedichte schreibe. Ich nannte alle meine Werke damals bewusst 'Übungsstücke', denn genau das waren sie ja auch. 

 

Heute habe ich, auch wenn das 'von Außen' vielleicht nicht erkennbar sein mag, sehr viel 'Platz', mich zu entfalten, wenn ich in gebundener Form schreibe. Keine Fesseln mehr, das war nur zu Beginn so, jetzt dagegen bietet mir die Form 'Halt, Stabilität und Unterstützung'. Ich bin beim Schreiben viel 'freier', als es scheinen mag. Aber um das zu erreichen, musste ich weiter gehen, als die Form nur zu erlernen - ich musste sie verinnerlichen. Das gilt auch für Versmaße oder Reimschemata oder rhetorische Stilmittel. All das ist jetzt in mir drin, steht zur Verfügung und ich kann es abrufen, ohne dass ich beim Schreiben irgendwie im Gedankenfluss eingeschränkt wäre - wenn ich mich hinsetze und mir denke, jetzt schreibe ich einen Limerick oder ein Sonett oder eine Stanze, dann wird es beim Schreiben 'von selbst' dazu, ohne dass ich dabei bewusst daran denken müsste. 

 

Die Form ist nur so lange eine Einschränkung, ein 'Korsett', wie es manche nennen, bis man sie beherrscht. Am Anfang beherrschte sie mich und nun ist es umgekehrt. Das ist keine Hexerei - nur logische Konsequenz von Zeit, Übung und Erfahrung. Denk mal ans Autofahren - am Anfang heißt es da auch: Schönen Gruß ans Getriebe, der Gang wäre drin! :biggrin: Und dann, nach jahre-, jahrzehntelangem Fahren, da kann mancher Fahrer einen LKW durch eine wirklich enge Gasse problemlos hindurchsteuern, ganz ohne dass sich die Rückspiegel verabschieden oder er feststeckt, während sich umstehende Leute fragen, wie der Fahrer das schafft. 

 

Und, was dieses Gedicht hier anbetrifft, sehe ich die von mir vorgenommen Änderungen als tatsächliche Verbesserungen an und nicht als 'Verschlimmbesserungen' - zu denen lasse ich mich auch nicht überreden. Hier wurde ich auch gar nicht überredet, sondern erkannte selbst, was sich mir davor nicht gezeigt hatte. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, eher sogar sehr wahrscheinlich, dass ich Änderungen irgendwann ganz ohne 'äußere Einwirkung' vorgenommen hätte - ich arbeite auch immer wieder an älteren Gedichten und mit genug zeitlichem und dadurch innerem Abstand gibt es auch immer wieder etwas, bei dem ich mir, ein paar Wochen, Monate oder auch Jahre später sage: Ah, da muss ich nochmal ran, das ist so nicht optimal. Und dann - gehe ich an die Arbeit.

 

An die Arbeit, die mir keine ist, sondern immer eine Freude. Ich bin der Dichtkunst verfallen, lieber Joshua und ich würde um nichts in der Welt etwas daran ändern wollen. :classic_happy:

 

LG,

 

Anonyma

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Geschrieben

Moin, Moin, Fietje,

 

vor 21 Stunden schrieb Fietje Butenlänner:

Liebwerte Anonyma, nach dem Rausch kommt der Kater, die Politur, ein strecken und kürzen, etwas Pfeffer hier, etwas mehr Luft dort, ein Silbe tauschen, eine verwerfen, das gehört dazu.

 

Genau - das gehört dazu. Früher oder später. Hier oder zu Hause. 

 

vor 21 Stunden schrieb Fietje Butenlänner:

Was ich noch anmerken möchte, die 2 mittigen Sätze sind sehr lang, vlt wäre eine Kürzung duch Satzzeichen sinnvoll? Also mit einer spez. Politur polieren, wenn es scheiße aussieht und klingt, wieder runter damit...

 

Mich stören die Sätze persönlich jetzt nicht - aber das ist natürlich mein persönliches Empfinden. Ich fand es hier, in diesem Fall, irgendwie ganz reizvoll, mir da ein bisschen etwas zu 'erlauben'. Aber ein Problem wäre es auch nicht, wenn ich ein Komma und ein Semikolon durch Punkte ersetzen und vor einem Und auch noch einen Punkt setzen würde. Ich habe die Stellen mal unterstrichen:

 

vor 21 Stunden schrieb Fietje Butenlänner:

Ich spüre immer mehr mein wahres Alter,
als ob ich schon seit tausend Jahren lebte.
Wovon ich träumte, was ich auch erstrebte,
schlug fehl. Und immer wieder ließ ein kalter,
erbarmungsloser Wind, des Nichts Gestalter,
mich frieren bis ins Mark. Die Kälte klebte
wie Pech an mir, mein Herz erfror. Ich bebte
im Gletschergriff des Frostes, der, ein Spalter,
mich trennte, wie mit einem scharfen Messer,
von Wärme, Liebe, Hoffnung. All die Tage
in meiner Welt aus Eis. Was bleibt, ist Kühle
und eine Frage: Sollte ich nicht besser
dem Sein ein Ende setzen? Ich beklage
mich nicht, nein, nein! Nur, die Gefühle ...

 

So ginge es auch. Und jetzt, wo ich das so lese, finde ich, dass die Punkte das Ganze noch ein klein wenig mehr 'runterziehen' - was, im Sinne des Inhalts und dessen Stimmung, positiv ist, gerade weil es negativ wirkt. Ich glaube, ich mache das tatsächlich so und setze diese Punkte. (Fast) alles ist immer einen Versuch wert, aber ja, für die Stimmung des Gedichts, das sich ja schließlich in der 'Schattenwelt' befindet, sind die Punkte besser. (Tatsächlich hat das, wie ich finde, weniger mit den Satzlängen selbst als mit der 'Wirkung' der Punkte zu tun.)  Also: Danke! :smile:

 

vor 21 Stunden schrieb Fietje Butenlänner:

T2V1: Personalpronomen, hier das "ich", tendieren stets zur tonalen Senkung. Ggf. umstellen?

Wer seinen Porsche polieren lässt, der schaut danach mit Adlerauegen. Ok, ist hier kein Porsche mit Turbo, eher ein alter Diesel, depressiv, vom Leben gezeichnet, aber intakt und sauber.

 

Frechdachs! :omabrathau2:

Nein, nein, mir ist klar, wie du das meinst. Aber ich muss schon ein bisschen lachen, denn 'alter, vom Leben gezeichneter, depressiver Diesel', also das könnte man im Bezug auf die 'Qualitätseinstufung' des Gedichts auch anders verstehen ... :classic_laugh: Ich mag unbeabsichtigte Komik sehr, die ist oft besonders gut und deshalb grinse ich gerade beim Schreiben!

 

Aber, was das von dir erwähnte 'ich' anbetrifft - das ändere ich aus zwei Gründen nicht. Hauptgrund: Es passt hier. Denn das LI fragt sich ja, ob es seinem Sein, d. h. seinem Leben, selbst, d. h. aktiv, ein Ende setzen sollte. Und das kontrastiert mit der sonstigen, sehr passiven Haltung des LI. Es folgt ja, dem entsprechend, auch noch ein zweites, betontes 'Ich', in T2, V2, direkt danach. Alle anderen 'Ichs' im Gedicht liegen auf einer Senkung. 

Der zweite Grund: Dafür müsste ich das gesamte, zweite Terzett komplett umschreiben, denn es betrifft ja, wie erwähnt, sogar zwei 'Ichs'. Also, selbst wenn der Übergang von passiv hin zu 'der Überlegung, vielleicht aktiv zu werden' nicht wäre - mir wäre der Preis für dieses dadurch notwendige, komplette Umschreiben, lediglich aufgrund der von dir erwähnten 'Neigung von Personalpronomen, in einer Senkung zu liegen', die Sache nicht wert. Wenn ich da abwäge, 'kostet' das viel zu viel, ist mir ergo 'zu teuer'. Und in solchen Fällen ändere ich dann auch nicht.

 

Vielen Dank für die Punkte, die nehme ich gerne an, und natürlich auch vielen Dank für deine Gedanken und deinen Kommentar! :classic_happy:

 

LG,

 

Anonyma

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