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Schwer nur lässt die Zeit sich wiegen


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Hallo Schmuddelkind,

 

Schillers Glocke. Vers 155 bis 217. Zwei Verse daraus, allgemein sehr gut bekannt, aber allgemein den Wenigsten bekannt, woher sie stammen: 'Wehe, wenn sie losgelassen' und 'Alles rennet, rettet, flüchtet'.

Bei Schiller geht es danach wieder in eine positivere Richtung weiter. In der Realität wiederholen sich diese Verse, und manchmal, da scheint es mir,  zwar nicht endlos - aber so lange, wie es uns Menschen gibt. Weil diese Verse sich wiederholen, seit es uns gibt ...

 

Ich persönlich denke, die Zeit lässt sich tatsächlich nur schwer wiegen, aber nicht, weil wir Eintagsfliegen sind (was wir auch sind). Sie lässt sich nur schwer wiegen, weil das einzige 'mit Gewicht', das wir Menschen zustande bringen, das Werk der Zerstörung ist. Und deshalb knallt die Waagschale auf der 'Haben-Will-Seite' immer auf dem Boden der Tatsachen auf: Bamm! 

Und sie lässt sich so schwer wiegen, weil Menschen einfach ausblenden, dass sie Eintagsfliegen sind - und sterblich. Menschen schaffen es immer wieder, sich für unsterblich zu halten - und haben sich dafür das 'ewige Leben' ausgedacht. Manche glauben, sie würden unsterblich, wenn sie eine Ideologie dafür erfinden, andere eine Religion. Das Prinzip ist das gleiche.

 

Die Ansicht von Herbert, dass 'der Mensch ein Fehler der Evolution ist', teile ich nicht. Nur eine denkende Entität kann Fehler machen - oder etwas richtig. Evolution ist nur ein stattfindender Prozess, ein dem Leben 'eingebauter Mechanismus', der auf Naturgesetzen und dem basiert, was ich 'kosmisches RNG' nenne (gewissermaßen ein im Universum vorhandener 'Zufallszahlengenerator'). Bei diesem Prozess wird mit dem vorhandenen 'Material' (wir nennen es Gene) herumgewürfelt. Dabei kommt manchmal etwas heraus, das das Überleben der Art unterstützt, manchmal kommt etwas heraus, das völlig egal ist und daher einfach im Genpool bleibt und manchmal kommt etwas heraus, das eine Sackgasse ist und in relativ kurzer Zeit wieder ausstirbt.

 

Ein gutes Beispiel für Letzteres ist der allgemein beliebte Pandabär. Eines Tages gab es in seinem Lebensbereich eine Katastrophe, es gab nichts mehr zu essen. Einige wenige hatten die Fähigkeit, Bambus zu verdauen. Diese überlebten und pflanzten sich weiter fort. Allerdings haben auch die heutigen Exemplare nach wie vor den Vertrauungstrakt eines Allesfressers. Bambus liefert sehr wenig Energie, daher sparen Pandabären so viel Energie wie möglich und pflanzen sich auch deshalb so selten fort - damit es nicht zu viele Esser werden, hat sich das im Laufe der Zeit so reguliert. Aber der Panda könnte mittlerweile alles Mögliche andere wieder essen - tut es aber nicht. Weil Evolution. Der Pandabär ist so eine Sackgasse und tatsächlich überlebt er,  weil er ja so knuffig aussieht und deshalb in Zoos gehalten wird. Dort essen Pandabären anderes Futter - weil Bambus so teuer ist und daher kaum verfüttert wird. In der freien Wildbahn dagegen machen das Pandabären eben nicht, sondern verhungern sogar, wenn von Zeit zu Zeit, und in relativ regelmäßigem Intervall, das bislang für die Forschung noch nicht wirklich erklärbare 'Massensterben' der Bambuspflanzen eintritt. Semi-angepasst, abhängig von einer einzigen Nahrungsquelle, die noch dazu ungenügend und unzuverlässig ist und darauf 'programmiert' zu sterben, statt was anderes zu essen.

 

Nein, die Evolution ist weder eine intelligente Entität noch wird sie von einer KI gesteuert. Sie ist einfach ein 'Programm', das sich mit der Zeit immer wieder selbst teilweise überschreibt. Gäbe es einen 'Programmierer', dann würde ich ihm vorschlagen - hey, lern erst mal Programmieren und dann versuch es nochmal.

 

Wir sind ein Produkt der Evolution, ja. Wir sind so 'schlimm' für Natur, Umwelt und Leben, weil wir schlecht programmiert sind. Zu viele Fehler drin. Prä-intelligent, aber bereits mit der Fähigkeit zur Entwicklung von Technologie ausgestattet - Kinder, die mit Atomenergie und [hier eine lange, lange Liste nach Wunsch einfügen] herumspielen und denen die Reife und Intelligenz fehlt, verantwortungsbewusst und vernünftig mit ihren Möglichkeiten umzugehen.

 

Und, da es weder Vater noch Mutter gibt, versuchen die Kinder, alleine klarzukommen. Das kann nicht funktionieren und das tut es auch nicht.

 

Wir sind die Kinder, die glauben, dass sie alles können - am schnellsten rennen, am lautesten schreien, am besten kämpfen. Kinder, die glauben, dass sie schon zählen können - eins, zwei, vier, fünf, neun, elf zwölf, drölf und überhaupt schon gaaaanz groß sind und ganz toll sind. 

 

Wir sind - nichts Halbes und nichts Ganzes. Eine 'unfertige' Spezies, die Zugang zu Wissen hat, das sie noch Jahrzehntausende lang nicht haben sollte. Und die Evolution? Macht, was sie macht. Einfach weiter, und wenn nichts mehr da ist, hört sie auf. In jeden Fall bräuchte es einen evolutionären Sprung, aber darauf zu hoffen, ist unrealistisch. Das geht nicht schneller deshalb. Und deshalb ist die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass evolutionäre Veränderungen, in der Hinsicht, dass sich die Spezies Mensch weiter entwickelt, zu lange auf sich warten lassen und wir Kinder unseren Spielplatz ruiniert und all unser Spielzeug vorher kaputtgemacht haben.

 

Weil wir spielen. Weil die Welt unser Spielplatz ist. Für uns ja - aber in Realität nicht. Und das ist das Problem mit uns.

 

LG,

 

Anonyma

 

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Schön dich mal wieder zu lesen, Schmuddelkind! 

 

Kurz und knapp dein Werk, aber wie ein lauter Glockenschlag in meinen Gedanken. Und es bimmelt mir noch nach. Die Reime wie immer perfekt aufeinander abgestimmt und ein harmonischer klarrer Klang beim lesen. 

 

Schlägt uns aber wirklich schon bald die Stunde? 

 

LG JC

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Jede Zeit ist gewichtig. Sie ist auch vielschichtig. Doch Unterhaltung und Sport lachen und jubeln über die Zeit, weshalb die Menschen in ihrem Unernst plötzlich betroffen sind und vom Gewicht der Zeit bedroht im aufrechten Gang. Aber die Zeit hat ihr Gewicht nicht verändert, es kommt nur mit Ernst näher an den Menschen heran.

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