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     Die Klosterschwestern sind gut geschult und überaus gottergeben. Sie bekochen die Wallfahrer erstklassig und betreuen sie mit viel Geschick und Freundlichkeit. Heute ist eine  Mädchenklasse  zu  Gast,  die  mit uns Kirchenmännern im weitläufigen klösterlichen Speisesaal speist.
     Niemand ist gefeit vor Krankheiten, auch Ordensleute nicht. Mich erwischt eine Influenza. Diese virale Infektion fesselt mich ans Bett und reißt mich aus dem üblichen Tagesablauf. Ich kann weder am Chorgebet, noch bei der alltäglichen Messe teilnehmen.
     Auch zum Essen kann ich nicht ins Refektorium, den gemeinsamen klösterlichen Speisesaal, kommen. In all den anderen Klöstern unseres Ordens, sind es Laienbrüder, die die Aufgabe einer Krankenbetreuung übernehmen. Hier gibt es anstatt dessen diese Ordensfrauen, die in so einem Fall nicht nur kochen und servieren, sondern auch pflegen.
     Die jüngere der beiden Klosterschwestern wird für die Pflege des Frater Clemens Maria, also für meine persönliche Betreuung, eingeteilt. Sie ist dafür zuständig, mir die Mahlzeiten ans Bett zu bringen, mir die Laken zu richten und mich aufzumuntern. Sie erledigt alles vorbildhaft und nimmt sich auch viel Zeit dafür. Offensichtlich tut sie es gerne.
     Sobald sie die rein pflegerischen Belange erledigt hat, setzt sie sich zu mir an die Bettkante, um mit mir zu plaudern. Als sie eine Falte im Leintuch sieht, bückt sie sich über mich, um sie zu richten. Mir gefällt dieser nahe Kontakt sehr, und im ersten Impuls ziehe ich sie soweit heran, dass sie auf mir zu liegen kommt. Einen Moment lang lässt sie mich gewähren, genug, um mich ihren Duft riechen zu lassen, genug, um ihren weichen Busen zu spüren, genug, um mein Herz höher schlagen zu lassen. Abrupt löst sie sich von mir, steht auf und wendet sich zum Gehen. Aber sie lässt es zu, dass ich sie an der Hand zurückhalte. Sie setzt sich wieder auf die Bettkante und lässt mich zögerlich aber doch gewähren, dass ich sie umarme. Beide finden wir Gefallen an dieser Situation und genießen ausführlich das, was uns verboten ist. Ja, wir wollen mehr. Ich will ihre nackte Brust berühren und sie hat nichts dagegen. Allerdings stellt sich heraus, dass die Nonnenkleidung nicht umsonst so eng konzipiert ist. Trotzdem schaffe ich es, durch den Halsausschnitt hinein zu langen. Viel Bewegungsfreiheit ist allerdings nicht vorhanden. Die Tatsache, dass Ordensschwestern keinen Büstenhalter tragen, lässt einen begrenzten Erfolg zu.
     Als ich wieder gesund bin, treffe ich zufällig meine Krankenschwester ohne Beisein irgendwelcher anderen. Von sich aus erzählt sie mir, dass sie unsere gewagte   Eskapade gebeichtet hätte. Doch in ihren Augen kommt Niedergeschlagenheit zum Ausdruck, denn für diese  Sünde war ihr keine Absolution erteilt worden. Aufgrund dessen beschließe ich, mein Fehlverhalten einfach zu vergessen und es nicht zu bekennen.

 

Gesprochen von Ina Biechl

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Geschrieben

Ach die Jugend könnte doch so schön sein? Schön wenn da nicht Außenstehende sagen was "normal" und was "Sünde" ist. Aber ich denke, zwischen Klostermauern und der allgemeinen Prüderie der Gesellschaft in unserer Generation liegen Welten.

So kann ich nur froh sein, dass ich meine Jugend anders genießen durfte.

Sehr interessant wie Du schreibst und was Du schreibst, danke dafür.

Liebe Grüße Ilona 

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Geschrieben

ich sag mal so: man kann von keiner Sünde erlöst werden, die man nicht begangen hat. In diesem Sinne: Fortiter pecca !

 

eine sehr schöne Episode schüchterner klösterlicher Erotik. Da kommt mir doch das Gemälde von Heinrich Lossow "die Versündigung, die Sünde" sofort in den Sinn 

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Geschrieben

Salve Egon, 

ich habe diese Episode deines Lebens gelesen und, anschließend, die Kommentare von Herbert, Corazón, Ilona, Dyonisos, denen ich mich gerne anschließe.

Sehr gut finde ich, wie du schreibst: 

"Die jüngere der beiden Klosterschwestern wird für die Pflege des Frater Clemens María...."  Sehr gut! 

 

Es war ein Fehler der Direktion, für deine Pflege die Jüngere einzuteilen. 

 

In meinem Alter lassen mich Beschreibungen von erotischen Situationen kalt, bei Filmen spule ich solche Szenen schneller. Was nicht bedeutet, dass ich echte Erotik nicht erkennen kann, und das ist die Szene, die du mit wenigen Worten beschreibst, eine der erotischsten Sachen, die ich je gelesen habe.

Ich frage mich, ob durch Aufhebung aller Verbote, ob durch die absolute Freiheit und Tabulosigkeit, doch nicht etwas verloren gegangen ist?

Wie dem auch sei: Mit dem Verbot im Paradies fing die Zivilisation an.

 

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Geschrieben
vor 9 Stunden schrieb Herbert Kaiser:

Die letzten Zeilen erzeugen bei mir eine negative Haltung gegen so viel Körperfeindlichkeit. Das ganze Ordensgetue scheint fragwürdig, wenn man euer unschuldiges Verhalten verurteilt und die sogenannte Sünde nicht einmal tilgt.

Lieber Herbert,

wir als Ordensangehörige waren uns dessen bewusst, dass uns das Getane für unser Ziel des Zölibats disqualifiziert. Freilich hätte auch ich mir eine Vergebung in der Beichte - nach entsprechnden Ermahnungen - erwartet. Diese Verweigerung war für mich so absurd, dass ich beschloss, nicht zu beichten, weil ich etwas Ähnliches zu gewärtigen haben hätte können.

Danke für dein ungebrochenes Interesse.

 

vor 3 Stunden schrieb Corazon De Piedra:

 

Deine Klösterliche Krankenpflege erinnert mich eher an die Doktorspiele der Kindheit, ich habe die zarten Versuche gern gelesen und mich schon etwas amüsiert. Deine Art zu schreiben ist zweifellos lesenswert, ich freue mich schon auf weitere Geschichten. 

 

Liebe Corazon,

Danke für Deinen Ansporn. Für uns war das damals kein Kinderspiel, sondern ganz bewusst ein frivoles Vergehen, obwohl oder gerade weil es uns so gut gefiel.

vor 1 Stunde schrieb Ostseemoewe:

Ach die Jugend könnte doch so schön sein? Schön wenn da nicht Außenstehende sagen was "normal" und was "Sünde" ist. Aber ich denke, zwischen Klostermauern und der allgemeinen Prüderie der Gesellschaft in unserer Generation liegen Welten.

Sehr interessant wie Du schreibst und was Du schreibst, danke dafür.

Danke für Dein Interesse. Ja so etwas läuft im Kloster gegen ein Gesetz, in unserer Gesellschaft gegen ein undefiniertes Gefühl. Daher auch der große Unterschied.

vor 1 Stunde schrieb Dionysos von Enno:

ich sag mal so: man kann von keiner Sünde erlöst werden, die man nicht begangen hat. In diesem Sinne: Fortiter pecca !

Ich habe mich nicht an den Ausspruch von Luther gehalten. Ähnliches habe ich zwar noch erlebt bzw. gemacht, aber vor der schweren Sünde bin ich geflüchtet, wie Du später noch hören wirst, wenn Du willst, wie ich hoffe.

 

vor 52 Minuten schrieb Carlos:

... was nicht bedeutet, dass ich echte Erotik nicht erkennen kann, und das ist die Szene, die du mit wenigen Worten beschreibst, eine der erotischsten Sachen, die ich je gelesen habe.

 

Du kannst Dir denken, dass ich von dem, was Du hier sagst, begeistert bin. Danke für dieses mein Hochgefühl.

Geschrieben

Lieber Egon,

 

vor 11 Stunden schrieb Egon Biechl:

... genug, um mich ihren Duft riechen zu lassen, genug, um ihren weichen Busen zu spüren, genug, um mein Herz höher schlagen zu lassen

 

Da bin ich ganz bei dir - für mich bewahrheitet sich hier die Redewendung: "Weniger ist mehr." Es kann ein tiefes Erlebnis bleiben (ungebeichtet ein Schatz, der lange Licht spendet), während manch anderes, unbegrenztes, Erleben der Sexualität sehr flach sein kann ...

 

Du hast es gut beschrieben (wie z.B. die Kleinigkeit mit dem fehlenden BH)!

 

Gerne gelesen! 

 

LG Nesselröschen

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