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Blasen steigen schweigend auf,

Ich suche, was ich finde.

Inhalt brennt sich in mein' Bauch,

Ich denke; Ich ertrinke.

 

Den Tod muss ich verbergen,

Aus Angst vor lauter Scherben.

Dann spiegelt sich mein Traum,

Und schöpft mir Mut zum Raum.

 

Blasen fallen auf mein' Bauch,

Ich atme, was ich suche.

Strömt hinaus, was sich gestaut,

Ich finde meine Ruhe.

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Hallo Romitz,

kryptische Verse präsentierst du uns hier. 

Den ersten könnte man banal als die in einer Flasche Wasser mit Kohlensäure aufsteigenden Blasen interpretieren, aber der Titel des Gedichts sagt uns, dass es um etwas tiefgründiges geht. 

Der zweite Vers ist eine (willkürliche?) Umkehrung des gewöhnlichen Vorgangs. Vielleicht einfach eine Wort-Spielerei? 

Der dritte Vers lässt doch an ein Behälter denken, dessen Inhalt das lyrische Ich zu sich nimmt, was ihm Unbehagen bereitet.

 

Tod, Angst, Scherben, Spiegel, Traum, lauter Substantive, welche in der zweiten Strophe auftauchen. Das alles "verbergen"... 

Aber "Mut zum Raum". 

"Raum" steht hier wahrscheinlich stelltvertrend für Wirklichkeit.

Die letzte Strophe kann man verschientlich interpretieren.

Wie dem auch sei, es entsteht das Gefühl, das lyrische Ich will etwas mitteilen, aber kann oder will es nicht direkt sagen. 

 

 

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Hallo Carlos,

vielen Dank für deinen umfangreichen Kommentar. Ich kann Anfangen alles was ich mir zu dem Gedicht gedacht habe aufzulisten, jedoch habe ich, nachdem ich es mir eng anvertrauten Personen vorgelesen habe, stets die Erfahrung gemacht, dass (meines Erachtens) passendes, ohne meine Intention, hineininterpretiert wurde. Das ist der Grund, warum ich "kryptische" Verse so mag. Ich habe mich lediglich indirekt "entblößt" (ich verbinde mit dem Gedicht tiefe Gefühle und persönliche Probleme) und es entsteht ein Raum, in dem sich die Adressat:innen mit deren individuellen Erlebens- und Gefühlswelt hineinfühlen dürfen. Ob sie es können weiß ich nicht, dafür habe ich mein Gedicht jetzt mal veröffentlicht.

Als Anhaltspunkt hätte ich tatsächlich einige Stichworte zur Verfügung stellen sollen. Der Behälter entspricht auch nicht meiner Intention (genauso wenig, dass die aufsteigenden Blasen Gedanken symbolisieren), könnte aber als abstraktes Bild passen. Es geht mir um Freiheit von Affekten. Als Hintergrund: ich meditiere regelmäßig und sehe in dem Vers "Blasen steigen schweigend auf" das hinabsinken während einer Meditation, bei welcher ich auch meinen Atem beobachte.

Bezüglich des zweiten Verses ("Ich suche, was ich finde."): Ich versuche damit ein Kernproblem des lyrischen Ichs darzustellen, dass es gerade die Meditation ist, mit der es als Zustand außerhalb der Meditation (grob gesagt) Ruhe finden will. Zuerst wollte ich das Gedicht "Stärke" nennen, aber das klingt mir zu einfallslos. 

Aber mehr überlasse ich, wie gesagt, gerne der Phantasie.

Bei dem Reimschema bin ich mir übrigens unsicher, weil meine Verse von Trochäus zu Jambus wechseln und umgekehrt. 

 

LG

 

 

 

Als Anregung auch: 

 

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einzuziehn, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.

 

(Johann Wolfgang von Goethe)

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Lieber @Romitz

 

die Elision "mein Bauch" liest sich bei diesem anspruchsvollen Gedicht für mich unrund, der konsequente Rythmuswechsel ist dagegen sehr geschmeidig.

Vorschlag:

 

Blasen steigen schweigend auf,

Ich suche, was ich finde.

Inhalt brennt in meinem Bauch,

Ich denke; ich ertrinke.

 

Tod verbergen,

Angst und Scherben,

Spiegel, Traum,

Mut zum Raum.

 

Blasen füllen meinen  Bauch,

Ich atme, was ich suche.( weil ich nichts andres tue)

Strömt hinaus, was sich gestaut,

Ich finde meine Ruhe.

 

suche und Ruhe ist ein unsauberer Reim, hätte aber auf die Schnelle  keine passende Alternative , die auch den Inhalt stützt.

 

Vielleicht kannst du etwas von den obigen Überlegungen gebrauchen.

Von der Form gefällt mir das gegenläufige Auf und Ab, es unterstützt die Atem- Bewegung und hilft der Vertiefung.

Inhaltlich lassen sich deine meditativen Ansätze sehr gut nachspüren.

gerne gelesen,

L.G. Amadea

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Liebe Amadea,

vielen Dank für die hilfreiche und ausführliche Kritik, ich nehme sie mir zu Herzen!

Trotz der zum Inhalt passenden Ratschläge verzichte ich vorerst auf Änderung, abgesehen von Vers sechs, weil das "und" für mich keine tiefgreifende Veränderung darstellt und es sich rhythmischer anhört. Vielleicht fällt mir noch etwas ein, was die Elision ersetzt, wobei es mir schwer fällt weitere Änderungen vorzunehmen.

 

LG Moritz

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