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Werte (4/6)

 

 

"Wo wird es denn dann abgewägt
Was Unwert ist, und was von Wert?
Ist Wert den Dingen beigelegt
So dass die Welt ihn nur erfährt?"

 

Der Gott des Nordmeers holte aus,
"Vom Sinn betrachtet gibts ihn nicht,
Den Wert, den Unwert, weil daraus
Ja immer nur ein Standpunkt spricht.

 

Denn jedes Ding hält sich für wert,
Was es den anderen abspricht.
Die Masse macht es umgekehrt,
Stets zählt in ihr der andren Sicht.

 

Sieht man die Relativität
Und nennt ein Ding, weils größer ist,
Als andre, groß; es dahin geht,
Dass alles man als groß ermisst.

 

Bezeichnet man ein Ding als klein,
Nur weil was Größres existiert,
Dann müsste jedes Ding klein sein,
Weils gegen irgendwas verliert.

 

Drum sieh, dass Himmel und die Erde
Am Ende nur ein Reiskorn sind
Und Haaresspitzen groß wie Berge,
Wenn man die Relation ersinnt.

 

Sehn wir vom Punkt der Qualität
und sagen dann, das etwas sei,
Weil Qualität es in sich trägt,
Kein Ding der Welt wär nicht dabei.

 

Und sagt man, etwas sei nun nicht
da eine Qualität ihm fehlt,
Von allen Dingen würde schlicht,
Ein jedes mit hinzugezählt.

 

Es stehn sich Ost und West entgegen,
Zu jeder Zeit im Weltenlauf,
Nur dass sie niemals auf sich heben,
Und Qualitäten gibts zuhauf.

 

Wenn von der Wertung aus gesehn
man all die Dinge wertvoll nennt
die selbst als solches sich verstehn
die Welt, sie wär von Wert geschwemmt.

 

Und spräche man ihn jedem ab, 
Den irgendwer für wertlos hält,
Dann sage ich mal kurz und knapp,
Ganz wertlos wär die ganze Welt.

 

Den Wert des Urteils schön erklärt:
Ein Weiser sieht, wie ein Tyrann,
sich selbst alleine voller Wert
den andren als ganz wertlos an.

 

Auf gaben Yau und Schun den Thron
und sollten dafür heilig sein
Das selbe bracht' Dschi Guai den Lohn
er läutete sein Ende ein.

 

Zu Königswürde hat gebracht
der Kampf um Herrschaft Wu und Tang
der weiße Prinz zog in die Schlacht
und fand in ihr den Untergang.

 

Es zeigt, dass Kampf und das Verzicht,
Dass Wert und Unwert Zeiten hat,
Wer absolut es sieht, zerbricht, 
Stets gibt der Umstand unser Blatt.

 

Ein Sturmbock der die Stadt berennt,
Ganz sicher keine Bresche füllt
Auch wird, wer für den Schwertkampf brennt
Von Mäusejagd in Scham gehüllt.

 

Ein Kauz, der seine Flöhe fängt,
Und unterscheidet Haaresspitzen,
Am Tag zum Berge blickt und denkt
"Wer mag am Horizont dort sitzen?"

 

Wer zur Bejahung sich bekennt, 
Doch nichts von der Verneinung weiß,
Im Leben stets auf Ordnung brennt,
Verwirrung doch als schlecht verheiß.

 

Hat die Gesetze nicht durchschaut,
Wie Himmel und wie Erde wirkt,
Wie einer, der dem Licht zwar traut,
Doch vor dem Schatten sich verbirgt.

 

Es ist doch klar, dass das nicht geht,
Wer trotzdem davon weiterspricht,
In Dummheit oder Täuschung steht,
Es fehlt ihm ja die klare Sicht.

 

Ein Mensch, der von der Zeit abweicht,
Und der den Sitten widerstrebt,
Mit Sicherheit nicht viel erreicht,
Und dazu oft in Schande lebt.

 

Jedoch, wer seiner Zeit entspricht,
der wird da für hoch angesehn,
Sei still, oh Flussgott, siehst du nicht,
Wir könnens einfach nicht verstehn."
 

 

 

Herbstfluten I

 

Herbstfluten II

 

Herbstfluten IV

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Danke für deinen Kommentar Herbert Die beiden Sätze gefallen mir, "Jedes Ding ist weltbedingt und dingt durch sich die Welt" ist der absolute Wahnsinn

gleichzeitig ist jedes Ding in der Welt unbedingt durch seine Umwelt bedingt

 

Wie wertvoll ist das Sein auf Erden
es ist es wert, sich zu bestehn
sein Preis kann nicht verhandelt werden,
Sein kostet das zugrunde gehn.

 

 

Lieben Gruß

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Mir gefällt sehr, dass du die philosophische Betrachtung in die Dichtung bringst und nicht lediglich eine Bildhaftigkeit. Dazu neige ich auch. Was mir hier aber auffällt, ist, dass die Metrik nicht durchgängig fließt. Du wechselst teilweise zwischen jambisch und trochäisch.

Dennoch herzlich,

Thomkrates

 

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Vielen Dank für deine Einordnung und Meinung 

an manchen Stellen war es zwar schon recht anstrengend den Sinninhalt hinzubekommen, aber den Text irgendwann mal in ordentliche Reime zu fassen war echt eine Herzangelegenheit. Unddas schöne ist, das hat nochmal richtig Vertiefung in die Gedanken erfordert und ich hab die Geschichte über Jahre echt oft gelesen, trotzdem wars ein Kraftakt

 

Du hast recht, das Metrum hab ich beim Schreiben kaum beachtet, damit hab ich kurz darauf angefangen^^

Ich werde den Text irgendwann denke ich nochmal mit einem glatten Metrum neu schreiben

 

Herzliche Grüße

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Das Metrum ist nur an wenigen Stellen trochäisch, obwohl du es meist jambisch schreibst.

 

V1Z1 und V1Z3 zum Beispiel.

 

Könnte, glaube ich, etwas, aber nicht allzu viel Aufwand sein. Ich verstehe, dass der Sinn dir zunächst wichtig ist, so geht es mir auch. Aber wenn das Metrum stimmt, trägt sich die Bedeutung gleich mit mehr Gewicht und Ästhetik.

 

Du brauchst, glaube ich, nicht den ganzen Text neu schreiben, dafür passt zu viel darin. Ein gründlicher Blick nochmals auf das Metrum hilft vielleicht nur an wenigen Stellen zu harmonisieren.

 

Wenn dir natürlich das Thema in Zukunft nochmals am Herzen liegt, dann kommt aber was anderes raus, als das, gewöhnlich. Zumindest in meiner Erfahrung. Ein Thema spricht zu einer gewissen Zeit immer in einer bestimmten Weise, etwas später ist der Fluss ein anderer.

 

Herzlich,

Thomkrates

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Zitat

Aber wenn das Metrum stimmt, trägt sich die Bedeutung gleich mit mehr Gewicht und Ästhetik.

da geb ich dir fast vollständig recht, also auf jeden Fall unterstreicht ein glattes Metrum den Inhalt sanft, ich sag mal ein glatter, klarer und sauberer Text wirkt einfach anders. Außer man ist echt richtig gut, dann glaub ich schreibt man auch ohne Formkorsett von Metrum bis Reim(struktur) in den richtigen Nuancen...

aber das ist es bei mir nicht

 

Ich hab schonmal versucht, den Text zu glätten, hin und wieder änder ich such so ne Kleinigkeit, aber als ichs mal wirklich systematisch versucht hab, wirkte es so als müsste ich wirklich viele Zeilen so ändern, dass ich auch die umliegenden Zeilen umschreiben muss u.d ich hab so eine hand voll Texte wo ich viel Energie reingesteckt hab sie teils auch geglättet habe, die unsauber um weiten besser sind, da brech ich mehr "im Flow schreiben" Energie raus, als ich "glatter Fluss" Energie reinbekomme.

 

Zitat

Wenn dir natürlich das Thema in Zukunft nochmals am Herzen liegt, dann kommt aber was anderes raus, als das, gewöhnlich

Ja stimmt, das kann gut und gerne passieren... aber das macht es wiederum auch spannend, schließlich wird der neue Anlauf auch auf Erfahrungen und Wissen des ersten Versuchs aufbauen können. 

Als ob ich Pokemon neu starte und zum.zweiten mal spiele, das selbe wirds nicht, möglicherweise gegt es sogar schief, aber in der Regel läuft es besser

 

Vielleicht stehen ja auch am Ende zwei Texte da und man kann die je gut gelungenen Stellen zu einem besseren Text zusammenfügen, oder irgendwelche Kontexte ergeben anders ausgedrückt kleine Nuancen, die man nicht auf dem Zettel hatte... Oder oder oder

 

 

Also ich sag mal heute würde ich das wirklich nichtmehr so schreiben, weil mir der Klang schon wichtig ist und garantiert arbeite ich den Text noch ordentlich auf. Aber das wann und wie wissen nur die Götter

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Lieber @Anaximandala,

 

dass du dich mit Werten und Fragen dazu beschäftigst, meine ich schon aus deinem Namen erschließen zu können, ein schönes Wortspiel.

Werte 4/6 allein erscheint mir in diesem Zusammenhang schon ein gehöriger Baustein zu sein mit vielen Bezügen, die du anführst. Bin gespannt auf 1, 2, 3,5 und 6 in diesem Zusammenhang.

 

@Herbert Kaiser

das Faust Zitat würde ich so aus dem Zusammenhang gerissen ungern stehen lassen. Kommt es doch von Mephisto, der in der Tat die Dualität von Gut und Böse in sich und seinem Wirken vereint mit den Sätzen:

 

Ich bin ein Teil von jener Kraft

die stets das Böse will und stets das Gute schafft

der Geist, der stets verneint

und das mit Recht, denn alles was entsteht

ist wert, dass es zugrunde geht

 

und jetzt kommt es:

 

drum besser wärs, dass nichts entstünde,

so ist denn alles was ihr Sünde,

Zerstörung kurz das Böse nennt

mein eigentliches Element. 

 

Das kanns doch auch nicht sein. Zum Glück funktioniert Mephistos Konzept der totalen Zerstörung nicht immer, wenngleich es bei Faust schon Böse endet, aber schön ist es halt doch, schön tragisch. 

 

Grüße,

Aries

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@Herbert Kaiser eigentlich würde sich der Satz "alles trägt sein Gegenteil in sich" wirklich zu diskutieren wert. Das klingt wie du es schreibst nach nach den Gesetzen der Hermetik, oder? 

In der Psychologie, ganz spannend, ist es so, dass ein essenzieller Schritt im Persönlichkeitswachstum das anerkennen und integrieren von unauflösbaren Widersprüchen ist. Am Ende findet sich eh für jeden Standpunkt ein Beweis, genau wie für sein Gegenteil.

Hermann Hesse hat das im Glaaperlenspiel schön geschrieben, ich hab den entsprechenden Dialog mal verreimt

 

 

"Ach könnte man nur wissend werden,
wenn es nur eine Lehre gäbe,
in Klarheit seinen Geist zu erden,
nichts andres gibts, das ich anstrebe.

 

Doch alles widerspricht einander,
denn aneinander läuft es vorbei,
auf ewig bleibt uns ein Gewander,
und rastlos Ungewissheit, ein Schrei!

 

Man kann zwar alles für sich deuten,
das Gegenstück wird man bald finden,
wer abwägt, hört es bald aufläuten,
auf Zwiespalt nur kann Klarheit gründen.

 

Der Lauf der Welt: Entwicklung, Fortschritt,
und doch Verfall, gar nichts als Unsinn,
ja ist der Glaube nur ein Fehltritt,
zur Wahrheit führte Lehre uns hin?"

 

-


"Es gibt Wahrheit, doch die Lehre,
Einfach absolut, vollkommen,
Die alleine Weisheit wäre,
Gibt es nicht, wurd nie vernommen.

 

Du sollst auch nicht danach sehnen,
Doch Vollkommenheit erstreben,
Lieber Gott in dir selbst wähnen,
Statt an Büchern nur zu kleben.

 

Diese Wahrheit muss man leben,
Niemand könnte sie dozieren,
Wirst in Kämpfen bald erbeben,
Sei gefasst, nicht zu verlieren.

 

Josef Knecht, du musst zuhören,
Bisher hast du viel gewonnen,
Lass dich davon nicht betören,
Denn dein Kampf hat erst begonnen!"

 

 

Hey @Aries,

also erstmal mit dem Namen liegst du richtig

 

Also Teil 1, 2 & 3 verlinkte ich einfach mal, Teil 5 & 6 sind zusammen kürzer als 4, evtl setz ich die gleich in die Kommentare oder ich lade sie morgen gemeinsam hoch

Freut mich, dass es dir gefällt, aber der vierte Teil ist schon recht klar der Höhepunkt

 

Teil 1 und der 2te als Kommentar

 

Teil 3

 

 

Ich hätte das Zitat auf jeden Fall nicht Mephisto zuordnen können^^ aber ich hab mir viel Mühe gegeben, den Inhalt aufzunehmen und positiv darzulegen

Die doch negative Aussage Das Leben ist des Sterbens wert zu diskutieren oder kontextuieren wär sicher witzig gewesen, aber das seh meist nur ich so^^

 

Liebe Grüße

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