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Der Mann am Klavier

 

Der Pianist Johannes Kurz,
spielt für gewöhnlich jeden Furz.
Doch wird ihm Bier zum Spiel verwehrt,
dann spielt er jedes Lied verkehrt.

 

Es ist bekannt, er braucht sein Bier,
er stellt es immer aufs Klavier,
denn nüchtern will er über Tasten
nur widerwillig drüber hasten.

 

Johannes Kurz ist Psychopath
und auch bekannt als Unsympath.
Wer sie missachtet, die Allüren,
den lässt er es durch Klimpern spüren.

 

Hat er das erste Stück gespielt,
dann fordert er meist ganz gezielt,
dass jemand ihm ein Bier ausgibt,
dadurch ist Kurz sehr unbeliebt.

 

Zum Beispiel bei der Kaffeetafel
der Freifrau Kunigunde Schwafel
bewarf er plötzlich -ohne Worte-
die Freifrau mit der Erdbeertorte.

 

Nur weil die Gute ihn pikierte
und ihm zum Spiel kein Bier servierte.
Die Freifrau hat dann ungeniert
ihn aus dem Boudoir bugsiert.

 

Ich weiß es noch, es war Silvester,
da spielte er in dem Orchester,
das an der Oper angestellt,
zu "Orpheus in der Unterwelt".

 

Dem Werk -es ist von Offenbach-,
dem drohte plötzlich Ungemach,
weil Kurz -noch nüchtern- mittendrein,
urplötzlich spielte: „Hänschen klein“.

 

Der Dirigent erlitt ´nen Schock
und fiel herunter von dem Bock,
auf dem den Taktstock er geschwungen.
Das Publikum hat mitgesungen!

 

Herr Kurz, er wurde kurzerhand
jäh aus dem Opernhaus verbannt.
Er spielt nie wieder im Orchester,
noch nicht einmal mehr zu Silvester.

 

Jetzt schlägt er sich mit seinem Spiel
nur solo durch, verdient nicht viel.
Der Gast, der ihm ein Bier ausgibt,
ist drum bei Kurz auch sehr beliebt.

 

Noch neulich, im Lokal "Zur Tonne",
da spielte er mit Herzenswonne
die alten Schinken der Leander,
danach gab es ein Durcheinander.

 

Ein Gast, es war Herr Otto Krause,
bestellte Kurz in einer Pause
ein Glas Holunderblütensaft,
Herr Kurz, der hat ihn angeblafft:

 

„Was soll ich denn mit dieser Brühe?
Ich gebe mir hier alle Mühe,
Sie zu erheitern am Klavier,
wenn schon Gesöff, dann bitte Bier!“

 

Schnell hat man ihm ein Bier bestellt
und ihm auf das Klavier gestellt,
Johannes Kurz hat sich bedankt
und neue Kraft für’s Spiel getankt.

 

Nach rund vier Stunden, 15 Bier,
hängt Kurz fast liegend am Klavier.
Sein Spiel klingt reichlich atonal,
das ist dem Pianist egal.

 

Jüngst fiel in einem Gotteshaus
der Organist zum Hochamt aus.
Drum hat Herr Kurz zu den Gebeten
den Organisten kurz vertreten.

 

Das Halleluja in D-Moll,
das spielte Kurz noch würdevoll,
doch als der Durst ihn überkam,
er sich nicht wie ein Christ benahm.

 

Er pöbelt: „Herr erbarme Dich,
spendier´ mir Bier, ich bitte Dich!“
Der Pastor zürnt ob solcher Handlung:
„Ich will hier Ruhe, jetzt ist Wandlung!“

 

Der Küster -lautlos wie ein Elch-
serviert Herrn Kurz das Bier im Kelch.
Dem Pianist kam das gelegen,
er orgelt weiter bis zum Segen.

 

Wenn Musen nur den Künstler küssen,
weil sie mit ihm was trinken müssen,
verliert das Ganze meine Gunst,
dann ist die Kunst im Suff verhunzt.

 

 

@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil

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Ja, meine liebe Melda-Sabine.

Da hast du wieder mal aus dem Nähkästchen der deutschen Ballermann-Volksmusik geplaudert.

Zunächst dachte ich an eine Metapher, daß eine höhere Gewalt wie mit einem Klavier (passenderweise auch mal einen Flügel) in die Tasten haut und uns danach tanzen läßt.

Und je nach dem, wie geopfert wird ( hier in Form von Bier), läuft das ganze verträglich ab.

Oder eben auch nicht. Unterläßt man das Anbeten des Strippenziehers, hämmert er uns was vor, daß uns Hören und sehen vergeht.

Allerdings war das wohl weniger gemeint, meine Liebe.

 

LG, Heiko

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Ach liebe Melda-Sabine,

 

...es lag doch sicher nur daran,

dass er bei Pfarrers sich benahm,
ein kleinwenig doch daneben,
so kann es gehn im Leben, eben -

Denn wenn im Gotteshaus kein Bier,
ja lieber Mann, so glaube mir,
wärst umgestiegen dann auf Wein,
der wär vorrätig im Verein... 😉 

Köstlich wieder und Tantchen freut es jedesmal ungemein...

LG Uschi

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