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Tanzende Strahlen auf unseren Nasen und Throne auf Stufen.
Zeit, wir vertrieben dich leicht. Spielend erschlugen wir dich.
Weißwarme Laken war'n uns wie Paläste, man hörte uns rufen:
Wir sind die Könige hier. Keiner, der dir und mir glich.
 

Knoten in Kabeln und Schläuchen und Mägen, und grelle Dioden.
Schnell brachst du über uns ein: Zeit, du Verräter der Zeit.
Zwischen den Knoten ein König, und Seufzer gedeihen zu Oden.
Seufzer gedeihen zu – Schweig! Schweig endlich still, Grausamkeit.
 

Töne, mal lange, mal kurze, und Linien, die Ränder zerreißen.
Klemmbretter sinken herab. Knoten entwirren sich froh.
Einer alleine bleibt König in Laken, in kalten und weißen,
dehnt er doch endlos die Zeit, dehnt er doch endlos den To-

 

 

 

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5. Januar 2020

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  • 2 Monate später...

Hallo @Dali Lama,

 

das Gedicht ist wirklich unglaublich traurig... eigentlich ist es kaum zu verstehen, dass es garkeine Reaktionen auf den Text gegeben hat, aber möglicheweise hast du hier eine zwar greifbare, aber unvorstellbar zu ergreifende Tragik aus dem Blickwinkel gezeichnet, der am schwersten zu ertragen ist. Von unvorstellbarem Leid zu hören, ertragen wir, der Schmerz über den Verlust der Nächsten, der Liebe, der Kinder; in irgendeiner Form haben wir alle Texte dazu gelesem

-hoffentlich als die intensivsten Erfahrungen dergestalt- 

Aber das glückliche Lachen todkranker Kinder und ihr, nicht seelenzerreißend schmerzklagendes, sondern abruptes, kaltes Vergehen, das ist vielleicht ein Stück zu viel.

 

Dein Gedicht ist ein bisschen wie ein Liebesgedicht, nicht die von der Herz Schmerz Schnulz Kitsch Sorte, sondern eines, das vom Alltäglichen berichtet, in dem es die Kleinigkeiten sind, was zählt und das die Liebe nichtmal erwähnt - doch in jedem Wort von nichts anderem spricht. Eines der Sorte, wie es sie kaum gibt, weil es von Liebe handelt, nicht liebreizende Dinge schreibt, eines das echt ist.

 

In deinen Zeilen gibt es keinen Funken Wehleid, Melancholie, Schwere, nein die erste Strophe ist schön, scheint glücklich,

die Zweite hart, fast ist das Bild in seiner Ausdrucksstärke schon brachial und einmal nur erhebt sich die Stimme entgegen der Grausamkeit.

Die dritte Strophe mehr medizinisch-kühl, fast so kalt weiß wie die Krankenhausflure und im Ton eben jener Atmosphäre.

Das Abreißen des Wortes To...d gibt dem ganzen finde ich dann den Rest.

 

Von Anfang bis Ende schlägt kein trauriger Ton an, kein Klagen drängt sich Bildertrabend auf und trotzdem, möglicherweise habe ich noch nie etwas traurigeres gelesen!

 

Dali, was du schreibst ist in seiner Nüchternheit echt, in seiner Darstellung nicht verzerrt, nicht zur Flucht übersteigert, nicht mit Zwiebelsaft im Auge das extra an Mitleid suchend; dies alles ist kein Problem. Das kennt man, das erlebt man, das erträgt man (davon zu lesen, nicht es zu durchleiden, das ist was anderes!), aber ich glaube ein Text wie deiner konfrontiert uns auf einer Ebene, die mehr ist, die näher geht, als uns lieb ist.

Anders kann ich mir nicht erklären, dass dein Gedicht hier ohne Widerhall verklungen sein soll, denn bei mir wird es nachhallen!

Ich hoffe das alles entspringt deinem grandiosen Vorstellungs- und Einfühlungsvermögen, -in dem Fall meinen absoluten Respekt!-

Falls du etwas Erlebtes beschreibst, dann hast du mein stillschweigendes Beileid und eine Form von Respekt die ich ich nicht zu umschreiben vermag sicher!

Ich hoffe auf Ersteres 🙂

💪🙏🤗

 

Liebe Grüße

Delf

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Lieber Delf,

 

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und deine eingehende Beschäftigung mit meinem Text. 
Freut mich auch, dass du ihn aus den Untiefen wieder hervorgeholt hast 😄

 

Um es vorweg zu nehmen: Der Text ist nicht autobiografisch! In den letzten Jahren sind nach und nach zwar die Großeltern gegangen, aber diese Tode wollte ich hier nicht thematisieren, wenngleich es natürlich mit einfließen kann. 
Aber der hier beschriebene Verlust ist rein erfunden.

 

Ich hab deiner Bestandsaufnahme über die emotionale Verarbeitung in den jeweiligen Strophen nichts hinzuzufügen. So war meine Idee, ich wollte im Kontrast zur emotionalen Nähe zu diesem Stoff in den Strophen immer mehr Distanz schaffen - daher auch in Strophe 1 noch die Anrede mit "wir", was in Strophe 2 in ein "du" - nicht aber dasjenige, das Teil des "wir" war, sondern personifizierte Zeit und Grausamkeit - und schließlich in Strophe 3 in ein "er" umschlägt.

 

Ich fand, gerade in dieser klinischen Beschreibung liegt aufgrund dieses krassen Gegensatzes total viel Spannung. 
Eine dazu passende Bildgewalt und Romantik wäre vielleicht viel zu viel geworden.

 

Danke daher für deine lobenden Worte, mir ist der Text auch ganz lieb, da freu ich mich 🙂

 

LG Chris

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Hallo Chris,

 

erstmal sehr gerne, den Text einfach in der Tiefe versinken zu lassen, wäre wirklich unglaublich schade gewesen!

 

Schön, dass er in nicht autobiographisch ist, wobei ich mir einen autobiographischen Text in der Form, mit dem Spagat zwischen Abstand und Nähe zum Thema, auch nur schwer vorstellen kann.

 

Auf jeden Fall finde ich ist dir dieses Stück wunderbar gelungen!

 

Liebe Grüße

Delf

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