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Dunkler Fluss - erste Versgeschichte - Kapitel 2/10


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Kurz vor dem Gehöft sah man den Fluss sich weiten.

Links und rechts trennten sich nach zwei Seiten,

um sich wieder zu finden in schäumenden Wogen,

die Ströme in einem ausufernden Bogen.

Die Furchen glänzten hier nicht mehr so blank,

glichen sich dem verödenden Umfeld an,

umschlossen, wie Gräben in früherer Zeit,

Burgen zur Abwehr von Feindseligkeit,

ein Gemäuer. Das hingegen stand ohne Schutz.

Einsam, einstöckig, eingerissener Putz.

Die Fensterläden hingen windschief herab,

derweil was nicht grünend am Boden lag,

schwoll an der Wand unfarbig empor.

Fortgewehte Ziegel zerdeppert davor.

Innen, schwarz wie die aufziehende Nacht,

mit Kerze und Streichholz etwas Klarheit entfacht,

und an Wandleuchtern über den Flur getragen,

betrat er das Haus aus Kindheitstagen.

 

Achtsam schritt Adalar voran,

ließ den ersten Raum liegen und lief den hinteren an,

da ihn von dort ein dominanter Geruch,

zuerst in seinen Bann, dann übelriechend erschlug.

Eine Kammer mit Bett, in der wohl Tage zuvor,

seine Mutter das Duell um ihr Leben verlor,

während sein Herz jetzt bis zum Hals pochte,

und hier unmöglich zu ruhen vermochte.

Darum ging es kehrt zum vorderen Raum:

Die Wohnküche.

Möbel aus Holz und verschlissenem Flaum,

Wandregal mit Gläsern, Arznei, Flüssigkeit,

vor der Herdstelle Holzscheite feuerbereit,

die Bank durchgesessen, aber trotzdem bequem.

Doch weiterhin keine Erinnerung von wem?

Auf dem Tisch lag ein Bild, mit Bleistift gemalt,

ein ernst schauender Bub, vielleicht 5 Jahre alt.

War er dort erst seit Kurzem oder schon immer?

Wer waren die Jungen, im Bildnis und Zimmer?

 

“Papa, wo ist Mama?“ – “Frag nicht.“

“Papa, wo komme ich her?“ – “Was interessiert es dich?“

“Weil niemand in der Schule mag spielen mit mir.

Sie rufen Bastard und ich sei nicht von hier.

Ich hasse die Stadt!“ – “Sohn, ‘s wär gut, wenn du begreifst,

du bist nicht überall willkommen, nur weil man dich so heißt.“

 

Adalar schrak hoch, denn er hörte es flüstern,

draußen im Dunkeln. Im Ofen noch Knistern.

Durchs Fenster, dass, auch wenn er es nie aufsperrte,

keiner säuselnden Brise den Durchlass verwehrte,

und Stimmen, die spaßend von Ferne klangen,

sprunghaften Körpern, vom Fluss aufgefangen.

Jugend, die sich im Mondenschein sonnt,

so der Grabesstille des Ortes entkommt.

 

Kapitel 3: https://poeten.de/forums/topic/35665-dunkler-fluss-erste-versgeschichte-kapitel-310/#comment-172575

 

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Hallo, @EssZet!

 

Zunächst einmal ein herzliches Willkommen im Kreise der Schreibenden Kunst.

Deine Geschichte ist fürwahr bislang sehr schaurig schön aufgebaut und vor allem die Beschreibung all dessen läßt vor meinen Augen eine Düsternis entstehen, die man nur von wirklich gelungenen Büchern oder Filmen kennt.

Auch die kurzen "Rückblicke, Erinnerungen" hast du sehr gut eingebracht. Und als zusätzliches Spannungselement die Ausgrenzung des Heimkehrers als Kind. Bravo!

Da bin ich sehr neugierig, wie das weitergeht!

 

LG, Heiko

 

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Heyho Heiko,

 

vielen Dank für das schöne Feedback. "die man nur von wirklich gelungenen Büchern oder Filmen kennt." - Wow, das geht runter wie Öl! Ich hoffe, dass die kommenden Kapitel, die ich peu à peu hier veröffentlichen werde, dem gerecht werden.

 

Schöngruß:) & einen belesenen Start in die Woche

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