nur kommentar Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 4

[AlfGlocker]

 

 

Eine umfassende Trollbildung zu erlangen ist ungefähr schwieriger als irgendwas sonst, da man sich dabei auf nichts verlassen kann. Alle Informationen sind andauernd in Bewegung, sozusagen "Im Wahrheitsbereich dauerverwischt", denn das tatsächliche Wissen der Welt flimmert nur so im Ungewissen herum. Mal sagt einer dies, mal behauptet einer das! Ein Troll hingegen muss sich darauf einstellen können, daß er sich auf alles zum Schein, oder auf sich selbst und sein komplexes Innenleben nicht verlassen kann. Das kommt ungefähr einer "göttlichen Sendung" gleich, ist aber im Vergleich dazu weder erstunken noch erlogen, sondern schwer zu fassen, wenn auch mit Schweiß und Tränen erworben.

 

Eine besondere Hinwendung zu dieser Wissenschaft der Wissenschaften habe ich schon seit früher als ich denken kann verspürt, denn meine Mutter war EinStein, aber nicht Albert, sondern eher liegend: ein liegender Stein. Bei ihr rührte sich gar nichts! Sie war nichts mehr und nichts weniger als ganz einfach groß! Jeder daran bestehende Zweifel wurde für gewöhnlich von ihr höchstselbst diplomatisch mit den Worten "Das Gras wächst im Kreis herum" zerstreut. Diese Aussage war direkt politisch, indirekt philosophisch, hauptsächlich aber dogmatisch und bedeutete so viel wie "Rühr mich nicht an, ich bin in meiner Heiligkeit einzig und schön!"

 

Dieser Vorprägung zufolge gedachte ich alles Erfahrbare in Erfahrung zu bringen, jedoch nicht alles Machbare zu machen, oder auch Unmögliches wahr werden lassen – zuerst also mich selbst! Daß ich selbst so etwas wie unmöglich, aber denkbar war, durfte ich öfter einmal miterleben, als ich das Schicksal in flagranti und das auch noch ohne Kristallkugel erwischte. Ein Beispiel...eines schönen Tages ging ich in der belebten Innenstadt spazieren, oder hatte dort sogar etwas Irres zu erledigen. Vielleicht war ich zu einem Treffen unterwegs, bei dem es sich um die Ebnung (m)eines beruflichen Erfolges drehen sollte, den ich derzeit gerade beschritt.

 

Ohne Eile schlenderte ich leichtherzig über den Hauptverkehrsknotenpunkt unserer Metropole, wo sich nicht nur Automobile über den Weg fuhren, sondern auch ahnungslose Straßenbahnen begegneten. Da wurde ich gewahr, daß das Bild des bunten Treibens plötzlich ins Stocken geriet. Es war als würde der gesamte Lebensfilm für einen winzigen Augenblick stehenbleiben. Ich dachte umgehend an eines: "Wenn der Zeit-Zeilengeber der 4-D Holographie im Elfencomputer ausnahmsweise einmal nicht perfekt funktioniert, dann trudeln die Ereignisse ein bisschen durcheinander". Ich ahnte dadurch wie nutzlos mein angestrebtes Treffen mit eben dieser wichtigen Karriere-Person für mich war! Nichts weiter.

 

Manche mögen so etwas als Sinnestäuschng betrachten, Trolle aber registrieren solche kleinen Fehlerchen im Zeitgefüge bewusst... Nichts war mir danach klarer als, daß ich DIE Begabung für alle tatsächlich untadeligen Bildungsrichtungen der Welt hatte. Sollte ich mich daran machen Trollizidin zu studieren? Oder war mir das zu unappetitlich? Trollopsychie vielleicht? Oder würde ich mich da zu sehr aufregen? Die Trollisprudenz würde mich wohl zu sehr in die Öffentlichkeit zerren, mit der ich ja eigentlich nichts zu tun haben wollte. Dann vielleicht Trollategie, weil ich mich für einen begnadeten Taktiker hielt? Oder lieber Trollosyphik (besonders das Spezialfach "Schwebende Körper") oder lieber gleich Trolleolie mit dem Endziel "Trollwürden"?

 

Am Ende kam ich mit mir überein, daß es für mich sicher am sichersten wäre meine Bemühungen auf den Gebieten "Trollologie" und "Trollosophie" zu erfrischen, weil man so, in und außerhalb der Regel und aller Regeln sowieso, die meisten Themenbereiche berührt die es gibt. Womöglich würde ich noch den Trollorden am Hosenbein verliehen bekommen und mich "Doktor der Allotrollie" nennen dürfen. Ich durfte nur nicht schwach werden und also entweder das Gras im Kreis wachsen sehen und hören, wie auch nur bedingt, sondern eher entfernt, Vorgaben folgen, die sich Menschen in ihrer aktuellen Naivität ausgedacht hatten. Ich stand ganz allein vor einem Sisyphos-Berg und versuchte meinen riesigen Kugelblitz aufwärts zu wälzen...

 

Doch nichts geschah! Nicht nur, daß mich Dingsbums und ihre Hexenmutter Nimmich davon abbringen wollten an mein Vorhaben zu glauben, meine EinStein-Mutter absolut unbeweglich blieb was mich anging, daß mich Freund und Feind mit einer Inbrunst betrogen, die meinesgleichen suchte, mich täuschten und für sich, oder ihre Herren zu verwenden gedachten, weil das ihre Lebensausreden stärkte. Ich kam, all diesen Umständlichkeiten Rechnung tragend, selber nur recht mühsam vorwärts. Die Sterne beschrieben ihre Bahnen durch den Raum, die Stunden drehten sich von einem Unsinn in den nächsten hinein und meine Hormone spielten mir die trolligsten Streiche, die man sich überhaupt vorstellen kann. Nur eines klappte bestens: Die Zeit auf dem Holodeck unserer imaginären Entwurfs-Welt verging, ohne aufgehalten oder verbessert werden zu können. Es schien als sei das Dasein ein langer wild-reißender Fluss. Und an seinen Ufern standen die noch ungemachten Fehler parat um mich im Voraus zu demütigen.