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Geschrieben

Seit Tagen rätsel ich über Deinen etwas unscheinbaren Zweizeiler, lieber Josh.

Mir scheit, als interpretiere ich einige Begriffe anders als Du - nehmen wir es also ein wenig auseinander:

 

Am 2.10.2022 um 22:45 schrieb Joshua Coan:

Viel lieber würde ich mich im Traum vor Dämonen verbiegen

Traum, Dämonen, verbiegen. Was ist damit gemeint?

Den Traum stellst Du schon im Titel einer vielleicht "absoluten" Realität entgegen. Was ist diese Traumwelt? Wunschdenken? Verzerrung, vielleicht durch Ängste, wie der Titel ein wenig andeutet?

Vielleicht denke ich zu kompliziert und es ist das einfache Träumen im Schlaf gemeint. Darin kommt viel Unbewusstes vor, wahrscheinlich auch Dämonen. Aber kann man sich in einer Traumwelt aus unbewussten Verarbeitungsprozessen wirklich verbiegen? Dazu gehört meiner Meinung nach schon ein Stück Willen.

Sind wir hier vielleicht in einem Klartraum?

Ab hier fange ich an, mich in Logik zu verheddern: in einem Klartraum, wenn es denn einer ist, hätte ich sicherlich Macht über "Dämonen", warum sollte ich mich vor ihnen dann verbiegen? Oder sind sie am Ende etwas "höhergestelltes", etwas, was den ganzen Rahmen dieser Traumwelt erst erschafft? Warum sollte ich mich vor diesen verbiegen? Vielleicht um in dieser Welt scheinbarer innerer Allmacht verharren zu können? Ab hier hätten wir dann mindestens zwei verschachtelte Traumebenen.

Am 2.10.2022 um 22:45 schrieb Joshua Coan:

Als machtlos in Ungnade vor der Wahrheit zu knien

Gehen wir einmal, rein hypothetisch, davon aus, es gäbe "die" Wahrheit. Dann wäre diese unumstößlich und folglich gäbe es jenseits von Manipulation keine Macht gegenüber dieser Wahrheit. Das hat schon fast etwas Religiöses. "Knien" im Sinne einer Unterwerfungsgeste interpretiere ich dann - auch im Hinblick auf die Dämonen in der vorherigen Zeile (sofern ich diese richtig interpretiert habe) - als Ausweg aus der Verzerrung, hin zur Wahrheit. Das wäre in der Tat eine Gnade. Warum aber dann die erste Hälfte dieser Zeile?

Möglicherweise ist das zentrale Wort hier "vor". Jemand kniet "vor" der Wahrheit, ohne diese jemals zu erreichen, ist somit in Verstrickungen mit seinen Dämonen gefangen - ja, das wäre schon eine Ungnade.

 

Jetzt bin ich mal so frei, zwei Wörter zu tauschen:

Viel lieber würde ich mich im Traum vor der Wahrheit verbiegen

Als machtlos in Ungnade vor Dämonen zu knien

Das bedeutet wohl soviel wie "lass mich schlafen, ich will nicht zur Arbeit" - ein völlig belangloses Alltagsritual. Wieviel spannender ist dagegen doch Deine Originalversion, lieber Josh. Nieder mit dem Plagiat!

Hab vielen Dank für Deine Inspiration und einen schönen Abend...

 

VLG Peter

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Geschrieben

Guten Abend Peter! 

 

Vielen lieben Dank für deine Gedanken zu meinen Zeilen. Schön das ich dich damit beschäftigen konnte. 

Wie du weißt ist die Realität nichts was verschwindet wenn wir unsere Augen öffnen. Der Kniefall zeigt hier eine Demutsgeste vor den Dingen die unumkehrbar geschehen und wo es kein erwachen daraus gibt. Was ist Wahrheit.... die Zeit ist Wahrheit. Sie zeigt was wirklich war. Quantenphysiker und Astro-Physiker bitte mal freundlich überlesen was ich hier schreibe, Danke! 

 

Träume haben den Wert den man ihnen gibt. Für mich einen sehr hohen. Ich schreibe einige auf, trainiere mein Traumgedächtnis usw. Träume sind schließlich ein anderer "Ort" an dem das Bewusstsein wahrnehmen kann. Und je psychedelischer und verrückter desto geiler! Traumanalyse interessiert mich da aber weniger. Ich arbeite lieber mehr intuitiv mit den hervorgetretenen Emotionen als wie "wissenschaftlich". 

 

Die Dämonen und Engel, so nenne ich sie hier der Vereinfachung mal, in unseren Träumen sind Teile unseres Seelenlebens und verbildlichen sich mit bekannten und unbekannten Gesichtern im Traum, dann wenn der Thalamus-Zensor nicht aufpasst. Vor seinen dämonischen, also negativen Seelenanteilen IM Traum sich verbiegen ist immer noch leichter, als eine unvermeidliche Tatsache in der Realität, vor der man machtlos klein beigeben muss, zu akzeptieren. Wacht man auf, so spukt einem das Echo des Alptraums noch im Kopf herum, aber spätestens beim Frühstück ist alles verschwunden in der Regel. Was macht man aber mit einer z.B. tödlichen Diagnosenachricht in der Realität... damit Leben. Man muss es. Wie ist eine andere Frage, aber ein Aufwachen gibt es nicht wie beim Alptraum. 

 

Daher sind mir Alpträume, egal wie schlimm sie sind, tausendmal lieber als vor eine Wahrheit nieder geworfen zu werden, die nicht verschwindet und der man sich stellen muss. Das war der Gedanke dahinter. 

Nichtsdestotrotz, lebe ich gern in der sogenannten Wirklichkeit mit dir und allen anderen Menschen zusammen und all ihren unverrückbaren Tatsachen. 

....auch wenn mir niemand beweisen kann das etwas wirklich außerhalb meiner Wahrnehmung existiert, sprach der Solipsist. Zwinker. 

 

LG dein unverrückbarer Dämon JC

 

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Geschrieben
vor 13 Stunden schrieb Joshua Coan:

Guten Abend Peter! 

 

Vielen lieben Dank für deine Gedanken zu meinen Zeilen. Schön das ich dich damit beschäftigen konnte. 

Wie du weißt ist die Realität nichts was verschwindet wenn wir unsere Augen öffnen. Der Kniefall zeigt hier eine Demutsgeste vor den Dingen die unumkehrbar geschehen und wo es kein erwachen daraus gibt. Was ist Wahrheit.... die Zeit ist Wahrheit. Sie zeigt was wirklich war. Quantenphysiker und Astro-Physiker bitte mal freundlich überlesen was ich hier schreibe, Danke! 

 

Träume haben den Wert den man ihnen gibt. Für mich einen sehr hohen. Ich schreibe einige auf, trainiere mein Traumgedächtnis usw. Träume sind schließlich ein anderer "Ort" an dem das Bewusstsein wahrnehmen kann. Und je psychedelischer und verrückter desto geiler! Traumanalyse interessiert mich da aber weniger. Ich arbeite lieber mehr intuitiv mit den hervorgetretenen Emotionen als wie "wissenschaftlich". 

 

Die Dämonen und Engel, so nenne ich sie hier der Vereinfachung mal, in unseren Träumen sind Teile unseres Seelenlebens und verbildlichen sich mit bekannten und unbekannten Gesichtern im Traum, dann wenn der Thalamus-Zensor nicht aufpasst. Vor seinen dämonischen, also negativen Seelenanteilen IM Traum sich verbiegen ist immer noch leichter, als eine unvermeidliche Tatsache in der Realität, vor der man machtlos klein beigeben muss, zu akzeptieren. Wacht man auf, so spukt einem das Echo des Alptraums noch im Kopf herum, aber spätestens beim Frühstück ist alles verschwunden in der Regel. Was macht man aber mit einer z.B. tödlichen Diagnosenachricht in der Realität... damit Leben. Man muss es. Wie ist eine andere Frage, aber ein Aufwachen gibt es nicht wie beim Alptraum. 

 

Daher sind mir Alpträume, egal wie schlimm sie sind, tausendmal lieber als vor eine Wahrheit nieder geworfen zu werden, die nicht verschwindet und der man sich stellen muss. Das war der Gedanke dahinter. 

Nichtsdestotrotz, lebe ich gern in der sogenannten Wirklichkeit mit dir und allen anderen Menschen zusammen und all ihren unverrückbaren Tatsachen. 

....auch wenn mir niemand beweisen kann das etwas wirklich außerhalb meiner Wahrnehmung existiert, sprach der Solipsist. Zwinker. 

 

LG dein unverrückbarer Dämon JC

 

Großartig Deine Zusammenfassung als Antwort, einfach großartig,
vielen Dank dafür.
Lieben Gruß
Peter

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