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Eine Narbe zierte ihr Gesicht;
woher sie kam, weiß man nicht.
Funkelnde Augen lagen darin;
die hatten verborgenes im Sinn.

 

Ein Säbel an ihrem Gürtel hing,
der schon in viele Feinde ging,
die sie stets zu fangen versuchten
und ihren Vater sterbend verfluchten.

 

Übers Meer fuhr sie mit ihrem Schiff,
vorbei an Stürme und jedes Riff.
Das Steuer fest in ihren Händen,
so sollte das Abenteuer nie enden.

 

Die See peitschte ihr hart entgegen,
doch sie steuerte fluchend dagegen.
Hohe Wellen, die den Tod versprachen;
und so knarrten die Planken und brachen.

 

Es war die letzte Reise ohne Wiederkehr;

denn das Schiff versank ins tiefe Meer.
Den Anker geworfen - schwerelos leicht,
hatte es nun den letzten Hafen erreicht.

 

So steht sie noch am Steuerrad da
und ist endlich ihrem Vater so nah,
der ihr die Karte in ihre Hände gab,
zu finden sein kaltes Seemannsgrab.

 

 

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Moin @Silly Poetry,

 

Texte mit maritimer Thematik müssen mich per se ansprechen, als Norddeutscher, der mit der Salzluft in der Nase aufgewachsen ist, harrr - na gut, ganz so kernig isses hier in Bremen dann doch nicht. Dennoch kann ich mich durchaus für eine rauhe Seemannsgeschichte erwärmen. 

In der Hinsicht auf jeden Fall schon einmal positive Worte von mir, die erzählte Geschichte ist stringent und da ist soweit alles wichtige drin, über die äußerliche Charakterisierung des lyrischen Sies am Anfang, bis hin zum inneren Seelenzerwürfnis und dem Ende eines tragischen Lebensweges. 

 

Ganz generell freue ich mich auch sehr, dass du in gebundener Form schreibst. Ich selbst bin ein Freund des Formalen, können doch wohlgesetzte Reime, Reimschemata oder auch das Tempo des Metrums dem Text und seinem Inhalt noch weitere Ebenen verleihen. 

Wie gesagt also: Die Mühe ist zu würdigen, lass dich daher nicht entmutigen, wenn ich nun einmal etwas genauer hinschaue. 
Denn es gibt hier doch die ein oder andere Stelle, die sprachlich und formal schief ist.

 

Da du noch neu im Forum bist, weiß ich nicht, wie sehr du mit dem textanalytischen Vokabular vertraut bist. Ich versuche daher, darauf zu verzichten, bzw. es zu erklären.

 

Ich schaue mir in deinen Strophen immer auch das Metrum an, also die regelmäßige Aufeinanderfolge von betonten (markiere ich mit einem großen X) und unbetonten Silben (markiere ich mit einem kleinen x):

 

vor 23 Stunden schrieb Silly Poetry:

Eine Narbe zierte ihr Gesicht;
woher sie kam, weiß man nicht.
Funkelnde Augen lagen darin;
die hatten verborgenes im Sinn.

Reim: 
Die Reime sind sauber im Paarreim. Das gilt hier auch für jede deiner Strophen, sehr gut umgesetzt 🙂 
Der Vollständigkeit halber nur noch meine Gedanken zum Paarreim:

Bei dem besteht, besonders bei kurzen Versen, die Gefahr, dass er zu beschwingt rüberkommt und etwas Dramatik einbüßen lässt. Vergleiche das mit Kinderreimen, die sind oft genauso angelegt. 
Soll aber nur ein Hinweis sein, dein Text ist im Paarreim durchaus legitim^^ 
Aber die verschiedenen Wirkungsweisen der Reimschemata können ja im Schreibprozess durchaus relevant sein.

 

Metrum:

XxXxXxXxX

xXxXXxX

XxxXxXxxX

xXxxXxxxX

 

Der Wechsel von betonten und unbetonten Silben erscheint eher willkürlich. 
Während Vers 1 regelmäßig betonte und unbetonte Silben abwechselt, finden wir dieses Muster in den folgenden Versen nicht wieder. Dadurch stolpert man beim Lesen, das ist also rein für die Lesemotivation und den Klang deines Textes erstmal ärgerlich. 
Gerade auch wenn du gereimt schreiben willst, sollte auch auf den regelmäßigen Wechsel betonter und unbetonter Silben geachtet werden. 

 

Natürlich kann man auch Akzente durch den Bruch mit dieser Regelmäßigkeit setzen, wenn mittendrin im Vers etwa eine bewusste Pause gesetzt wird und dort zwei betonte Silben dann nebeneinander stehen. 
Das ist bei dir im Vers 2 so, finde das da dynamisch und inhaltlich auch nicht verkehrt - woher sie kam: eine offene Frage ohne Antwort, ein Zögern, gut darstellbar durch die Pause und damit verbunden die folgende betonte Silbe.

Die folgenden 2 Verse sind aber sehr durcheinander. Ich würde hier empfehlen, mehr auf die Rhythmik der ersten beiden Verse zu achten, und danach anzupassen.  
Diese unnötige Personifikation der Augen (die hatten etwas im Sinn) ist eh etwas schräg, wenn dann hatte ja die Piratenbraut etwas im Sinn, nicht ihre Augen.

 

Ein Vorschlag für 2 neue Verse 3 und 4, damit du dir vorstellen kannst, wie es "sauber" klingen würde: 

Eine Narbe zierte ihr Gesicht,
woher sie kam, (das) weiß man nicht.
Die Augen funkelten darin, / Ihr Blick ist stark und voller Kraft.
sie hatte viel versteckt im Sinn. / so vieles hat sie schon geschafft.

 

Am 31.10.2022 um 22:24 schrieb Silly Poetry:

Ein Säbel an ihrem Gürtel hing,
der schon in viele Feinde ging,
die sie stets zu fangen versuchten
und ihren Vater sterbend verfluchten.

Metrum: 
xXxxXxXxX

xXxXxXxX

xxXxXxxXx

xXxXxXxxXx

 

Hier ist nur Vers 2 regelmäßig, alle anderen gehen leider wieder etwas durcheinander.

 

Reim bzw. Sprache:

Auf der Reimebene sei anzumerken, dass der hing-ging Reim merklich konstruiert ist. 
Du hast die normale Satzstellung aufgelöst und verdreht, um diesen Reim zu schaffen. 
Solche Satzdreher sind selten schön, und es ist auch einfach schade, wenn ihr einziger Nutzen das Schaffen eines Reimwortes ist. 
Ich würde da gänzlich drauf verzichten und lieber nochmal komplett umformulieren, bis man mit einer vernünftigen Satzstellung arbeiten kann.

 

Inhaltlich würde ich hier infrage stellen, warum die Feinde den Vater der Piratentochter verfluchen, wenn Sie es doch ist, die sie gerade niederstreckt.

 

Vorschlag für ein sauberes Metrum und die Auflösung der Inversion:

Man nannte sie Piratenbraut 
und fluchte über sie nur laut.
Ihr Säbel war ihr treu ergeben, 
sie nahm mit ihm schon viele Leben.

 

Am 31.10.2022 um 22:24 schrieb Silly Poetry:

Übers Meer fuhr sie mit ihrem Schiff,
vorbei an Stürme und jedes Riff.
Das Steuer fest in ihren Händen,
so sollte das Abenteuer nie enden.

Metrum:

XxXxXxXxX

xXxXxxXxX

xXxXxXxXx

xXxxXxXxXXx

 

Hier sind Vers 1 und 3 ordentlich, bei den anderen müssten wir feilen.

 

Vorschlag:

Sie fuhr zur See mit ihrem Schiff 
und trotzte Stürmen, jedem Riff.

Das Steuer fest in Ihren Händen, 
sollt' diese Reise niemals enden.

 

Am 31.10.2022 um 22:24 schrieb Silly Poetry:

Die See peitschte ihr hart entgegen,
doch sie steuerte fluchend dagegen.
Hohe Wellen, die den Tod versprachen;
und so knarrten die Planken und brachen.

Metrum:

xXXxxXxXx

xxXxxXxxXx

XxXxXxXxXx

xxXxxXxxXx

 

Metrisch wieder sehr durcheinander. Vers 3 ist konsequent im Wechsel einer betonten und einer unbetonten Silbe geschrieben, in dieser Form hattest du das nun schon öfter - allerdings nutzt du hier mehr Silben als zuvor. 
Vers 4 ist, da fällt dir sicher auch der ganz andere Rhythmus auf, mit 2 unbetonten Silben im Wechsel mit einer betonten Silbe verfasst. Da erkennt man nun sehr deutlich im Unterschied von Vers 3 und 4, was der Rhythmus und sein Wechsel bewirken kann.

Ich würde hier für diesen Text nun aber konsequent beim Wechsel EINER betonten Silbe mit EINER unbetonten Silbe bleiben.

 

Sprache: 
Mir erschließt sich inhaltlich das "fluchend" nicht. Die Piratenbraut wurde ja im Vorfeld eigentlich sehr fähig und stark beschrieben. Dass sie nun die Kontrolle verlieren soll und herumflucht, passt nicht zu diesem Bild. 
Das würde ich bei einer Überarbeitung auf jeden Fall auch angehen.

 

Vorschlag:

Die Wellen peitschten und der Regen, 
doch tapfer hielt sie noch dagegen.
Bis dann die See den Tod versprach: 
Das Schiff und jede Hoffnung brach.

 

Am 31.10.2022 um 22:24 schrieb Silly Poetry:

Es war die letzte Reise ohne Wiederkehr;

denn das Schiff versank ins tiefe Meer.
Den Anker geworfen - schwerelos leicht,
hatte es nun den letzten Hafen erreicht.

Metrum: 
xXxXxXxXxXxX

xxXxXxXxX

xXxxXxXxxX

XxxXxXxXxxX

 

Hier ist nur Vers 1 sauber, allerdings auch sehr viel länger als alle anderen. 

 

Sprache: 
Ich stolpere über den Akkusativ "ins tiefe Meer" nach "versank". 
Für mein Gefühl braucht es da den Dativ, also "im tiefen Meer". 
Außerdem ist die Wiederholung von "letzte" irgendwie too much, zumal die "Reise ohne Wiederkehr" genau das ja ohnehin ausdrückt. Ich find die Formulierung mit dem "letzten Hafen erreicht" später aber eh schöner, von daher würde ich am Anfang wohl einfach streichen.

 

Vorschlag:

Der Sturm zog fort, die See war leer,
das Schiff versank im tiefen Meer. 
Es ankerte nun endlos leicht, 
der letzte Hafen war erreicht.

 

Für mich wäre nach diesem schönen Vers von dir auch eigentlich ein guter Abschluss gekommen, aber ich verstehe auch, dass du die Verbindung zwischen Piratentochter und Vater noch abschließen willst. 

Die Vorschläge von mir haben den Vater nun etwas ausgeklammert, daher wirkt dieser Abschluss in meinen Vorschlägen mit dem Vater nun wohl nicht so sehr...

 

Am 31.10.2022 um 22:24 schrieb Silly Poetry:

So steht sie noch am Steuerrad da
und ist endlich ihrem Vater so nah,
der ihr die Karte in ihre Hände gab,
zu finden sein kaltes Seemannsgrab.

Metrum:

xXxXxXxXX

xxXxXxXxxX

xXxXxxXxXxX

xXxxXxXxX

 

Hier ist keiner der Verse sauber, die müssten alle nochmal bearbeitet werden. 

 

Sprache und Inhalt: 

das "da" ist wieder sehr reimorientiert eingeschoben, der Vers wäre ohne das ganz wunderbar und sinnvoll. 

Inhaltlich finde ich es problematisch, dass erst jetzt mit der Karte der eigentliche Antrieb der Piratentochter deutlich wird. Das hätte vielleicht vorher, bei Beginn der Reise kommuniziert werden sollen. 
So hätte diese letzte Strophe sich auch gänzlich dieser tragischen Erfüllung widmen können.

Statt "kaltes" hätte ich hier auch eher auf ein "nasses" Seemannsgrab gesetzt.

 

Da es in meiner Interpretation nun eher eine Piratenbraut ist, keine Piratentochter, werde ich auch in meinem Vorschlag nun einen etwas anderen Weg gehen. 
Es ist mir bei dir in der Hinsicht auch zu suizidal - als wäre sie diese Reise angetreten, um schlussendlich da zu sterben, wo es auch ihr Vater tat. Das passt für mich aber nicht zur Beschreibung, die sie ja so mutig, unerschrocken und stark dastehen lässt, zumal weiter vorne es ja auch heißt, dass das Abenteuer gar nicht enden sollte.

 

Vorschlag:

Und fährt ein Schiff in diesen Breiten 
erzählt man sich, nach all den Zeiten, 
von ihr, die selbst im Tod nicht fällt

und heute noch das Steuer hält.

 

Bitte verstehe meine Vorschläge nicht als Beleidigung oder als Aufforderung, dass du deinen Text nun so verändern sollst. 
Das ist nun einfach meine Interpretation deines Inhalts und soll einfach etwas handfester veranschaulichen, was ich mit einer einheitlichen formalen Gestaltung im Metrum meine.

Ich denke, es würde deinem Text, oder auch deinen folgenden, gut tun, wenn du gebunden schreiben möchtest und auch darauf dann genauer schaust 🙂

 

LG Dali Lama
 

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