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Strohwitwer


Marvin

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Letztes Fläschchen Fencheltee für Ilse.

Das hatte sie doch schon?

Die Göre schreit die ganze Zeit. Das Kind hat mich nicht lieb!

 

Trinkt sie nicht! Sie schreit und schreit, was will se?

Wo ist das Telefon?!

Marie? Ach nee! Nur ihr AB und  “sprechen nach dem Piep“!

 

Ständig kann ich bitten und auch betteln,

lad’ doch  den Akku auf!

Und außerdem  noch ein Problem, die Windel gibt was frei.

 

Warte mal, sie sprach doch was von Zetteln.

Ach guck,  da steht’s ja drauf.

„Den Tee erst spät für Annegret,  für Ilse Möhrenbrei.“

 

Annegret? Oh Mann, die sitzt seit Stunden

auf ihrem Topf und kackt

ins Badezimmer? Nein, viel schlimmer, sie betreibt dort Kunst.

 

Ilse schreit -  den Brei noch nicht gefunden.

Das Gretel malt abstrakt.

Ihr  Werk ist echt, jetzt wird mir schlecht, ich habe keinen Dunst!

 

Lieber Gott, lass Morgen sein, und beten,

ich werd‘ es immerzu.

Ein Hoch dem Weibe. Bitte bleibe, nicht mehr lange fort.

 

Hilfe! Ich dreh' durch bei diesen  Kröten.

Die Tür geht auf Juchuuu!

Sie ist zurück. Oh, welch ein Glück. Respekt! Mein letztes Wort.

 

 

 

 

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Hallo!

 

Annegret und Ilse, Kinder der 50erJahre? Dagegen spricht ein mobiles Telefon mit Akku. Tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Papas der heutigen Generation ziemlich cool sind 😉. Dennoch sind sicher einige froh, wenn "frau" zurück ist.

 

Lieber Marvin, ich hoffe, das war nur fiktiv 😁.

 

Viele Grüße

Elisabetta

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Elisabetta Monte,

 

danke für die Anteilnahme.

Muss aber zugeben, dass wir leider keine Annegret und auch keine Ilse in der Familie haben. Ich finde übrigens, das könnten tolle aktuelle Namen sein.  Trotzdem bin ich mir sicher, dass es auch noch heute genug Väter - sowohl cool als auch uncool - gibt, die heilfroh sind, wenn sich die Erziehungsberechtigte nach einer Auszeit wieder meldet.

Aber es stimmt sicherlich, dass ein großer Teil der früheren Väter völlig verzweifelt war, wenn er plötzlich, auch wenn erwartet und gut von der Partnerin trainiert, allein mit "den Kröten" dastand. Ich muss leider zugeben, dass ich dazu gehörte...:heul_b:

 

Hallo Carlos,

 

ja, dicht habe ich sie dann alle irgendwie gekriegt. Aber hier passt der Begriff "fachmännisch" am allerwenigsten...

 

Danke euch Beiden, fürs Lesen und besenfen

 

LG, Marvin

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  • 3 Monate später...

Lieber Marvin,

 

höchste Zeit, hier auch mal was zur raffinierten Form mit strophenübergreifenden Reimen zu sagen. Da hast du ja immerhin einige Mühe reingesteckt und es wäre ein Jammer, hier bloß den Inhalt erfassend zu lesen.

 

Ich zeige mal, wie die Strophen gebaut sind. Es gehören immer jeweils zwei zusammen:

 

XxXxXxXxAa

xXxXxB

xXxCxXxCxXxXxD

 

XxXxXxXxAa

xXxXxB

xXxExXxExXxXxD

 

Der jeweils dritte Vers hat auf der zweiten und vierten Hebung einen Binnenreim, der nur in der ersten Strophe fehlt, aber leicht zu ergänzen wäre. Statt:

 

Es schreit das Kind die ganze Zeit. Das Kind hat mich nicht lieb!

 

könntest du z.B. schreiben:

 

Die Kleine schreit die ganze Zeit. Das Kind hat mich nicht lieb!

 

Dann wäre das Reimschema perfekt! Die einzige leichte metrische Abweichung ist der Auftakt im ersten Vers der letzten Strophe. Den empfinde ich aber nicht als störend. Er könnte ja schon auf eine Entspannung hinweisen, da die Rettung naht.

 

Sehr schön hast du diese Verse zu einem rhythmisch abwechslungsreichen Gedicht arrangiert und die Dramatik der Situation damit noch gesteigert. Das musste einfach mal wertgeschätzt werden! Aber natürlich hast du mich auch bestens unterhalten. Chapeau!

 

LG Claudi

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Hallo Claudi,

 

schön, dass du den alten Opa nochmal aus der Gruft gebuddelt hast.. Inzwischen sind die Kröten ja schon aus dem Haus und das Bad ist saniert.  Jetzt tun so als ob sie sich an nichts erinnern. :vogel_m:

 

ich freue mich auch, dass du meine Bastelei erkannt hast. Ja, es stimmt; ich wollte versuchen, der Geschichte über das Versmaß die der Situation entsprechende Hektik zu verleihen.

Bei beiden, deiner  Kritikpunkte muss ich dir zustimmen. Wenn schon solch ein relativ kompliziertes Versmaß gewählt wird, dann muss es auch durchgängig sauber sein. Es ist immer wieder spannend, zu sehen, dass man trotz aller Mühe betriebsblind sein kann.

Ich habe beide Anregungen gerne aufgenommen und entsprechend bearbeitet. OK so?

 

Vielen Dank für dein aufmerksames Lesen:grin:

 

und liebe Grüße, Marvin

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Hallo lieber Marvin,

Ich finde deinen Text großartig.

Es ist genau mein Humor.

Zur Metrik hat claudi ja schon vieles gesagt. Mir gefällt die Bildliche Wortwahl. Es erinnert mich ein wenig an meine Geschwister als sie kleiner waren.

 

Meine Lieblingszeile

 

Am 17.11.2022 um 19:59 schrieb Marvin:

Hilfe! Ich dreh' durch bei diesen  Kröten.

Daraus spricht die pure Verzweiflung :classic_laugh:

Gerne noch mehr von solchen Texten.

LG von der Hexe

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Ach, wie schön, liebe Gewitterhexe,

 

dass dir  gerade dieser Vers besonders aufgefallen ist.  Da musste ich nach Claudis Hinweis nochmal nachbessern. Und der Hilfeschrei brachte des Versmaß wieder in die Spur.

 

Ja, das sind so Basteleien,  bei denen ich ausprobieren möchte, ob man ein ausgefallenes Versmaß und Reimschema so gut hinbekommt, dass es beim ersten Lesen gar nicht auffällt.

Ähnlich so, als wenn man erst bei der dritten oder vierten Gabel eines Gerichtes schmeckt, dass es interessant gewürzt ist. Und trotzdem sollte es auch dem schmecken, der einfach nur satt werden will.

Freut mich, dass du  Spaß dran hattest. 🙂

 

Liebe Grüße, Marvin

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Am 17.11.2022 um 19:59 schrieb Marvin:

Ilse schreit -  den Brei noch nicht gefunden.

Das Gretel malt abstrakt.

:thumbup:
 

 

Hallo Marvin,

gut, dass Claudi dein Gedicht nochmal hervorgekramt hat; ein mE rundum gelungenes Werk: heiter, frech, großteils biologisch abbaubar und sehr realistisch. Ein temporeicher Blick auf Papas Sorgen und Nöte, dann, wenn Mama mal aus dem Haus ist …


Auch das gewählte Metrum passt mE schön zum lebhaften Inhalt deiner Verse.

Mein Fazit: Dein heiteres Gedicht gefällt mir. Mit vergnügtem Schmunzeln gelesen. - Hut ab! -

LG, Berthold

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  • 4 Wochen später...

Servus Marvin,

 

das anfangs etwas chaotisch wirkende Versmaß, das aber erfrischend kreativ ist und sauber durchgehalten wurde, passt prima zum Thema. Man merkt dem Gedicht an, dass es einen authentisch-autobiographischen Hintergrund hat.

Beim Lesen kam bei mir sofort die Erinnerung an den Stress und die Verzweiflung eines unerfahrenen und hilflos zurückgelassenen Neuvaters hoch. Es gibt ja keine Garantie auf die kleinen Racker...

 

Liebe Grüße

Stefan

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