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Geschrieben am (bearbeitet)

Monatelang fahren Sie kreuz und quer über alle Weltenmeere:

Von Shanghai nach Istanbul, von Hamburg nach New Orleans, von Brasilien nach Ghana, vom Schwarzen Meer nach Murmansk, von Kiel nach Ontario u.s.w. ...

Leichtmatrosen, Schiffsingenieure, Bootsmänner, Stewards, Mechaniker, um nur einige zu nennen. Mehr als 20 Mann Besatzung gibt es nicht mehr, egal wie groß die Schiffe sind... und sie werden immer größer.

Alles soll schneller, effizienter, möglichst ohne Aufwand abgewickelt werden, Ruhezeiten sind Mangelware. Gerade erst eingelaufen, wird schon der nächste Port of Call angesteuert. "Time is money", das ist die Devise.

Der Welthandel, der von der Badelatsche über High Tech Produkte, bis zu Schwerlasten aller Art reicht, und heute zu über 80 % durch Schiffe erfolgt, ist erbarmungslos, von rüdem Wettbewerb bestimmt. Wer nicht mithalten kann, geht im wahrsten Sinne des Wortes "unter".

Rechte gibt es für die Menschen an Bord nur soweit als sie für Reeder oder Schiffseigner auf Grund lokaler, gesetzlicher Vorgaben unvermeidbar gegeben sind.

Gerade deshalb fahren viele Schiffe unter der Flagge kleinerer Staaten, wie den Marshall Inseln, Panama oder Malta, die gegen geringes Entgeld einen quasi "Rechtsfreien Raum" gewähren.

60 Stunden Wochen in Wechselschicht sind normal, ob es mehr werden, wird kaum kontrolliert, Landgänge sind nur selten möglich.

Eiserne Disziplin, Sauberkeit und Pünktlichkeit bestimmen den Alltag; keine Schwäche zeigen, kein Aufmucken gegen die Offiziere, egal wie schlecht oder ungerecht sie sich verhalten.

Sie alle, sofern sie nicht zur Führungscrew gehören, sind monatelang von ihren Familien getrennt, leben in einer Art "modernem Gefängnis", das sie nur alle 6 oder 9 Monate verlassen können, wenn ihr Vertrag ausläuft. Dann fliegt die nächste Mannschaft ein.

Sie tun dies meist nicht aus romantischer Liebe zur See oder aus Freiheitsdrang, sondern weil sie aus Ländern kommen, die ihnen und ihren Familien keine Lebensperspektive bieten.

Ihr, für unsere Verhältnisse geringe Lohn, ist in ihren armen Heimatländern ausreichend, um ganze Familien zu ernähren und sie wissen, dass sie sich ohne ein solches Einkommen kaum über Wasser halten könnten.

Kaum Zuhause eingewöhnt, geht es, wenn Sie Glück haben, aufs nächste Schiff: Ein anderer Kapitän, andere Offiziere, andere Seeleute, mit denen man von jetzt auf gleich zusammenarbeiten muss.

Für Konflikte, Müdigkeit, Trauer Schwäche bis zur Depression, Krankheit keine Zeit, Hauptsache ist, man funktioniert.

Es gibt nur wenige Möglichkeiten, für kurze Zeit aus dieser Welt auszubrechen:

Die Deutsche Seemannsmission, vom deutschen Staat, kirchlichen Organisationen und seemannschaftlichen Vereinigungen getragen, ist eine der Institutionen, die sich auf unterschiedlichste Weise für diese Menschen engagiert und ihnen Hilfe und Zuflucht anbietet.

Dazu gehören Gespräche zur Seelsorge, Gespräche oder Beratung bei persönlichen Problemen, rechtliche Beratung, wenn die Heuer nicht gezahlt wird oder Hilfe und Betreuung bei schwerer Krankheit. Dieses Angebot gilt für Seeleute aller Konfessionen aber natürlich auch für solche, die keiner Konfession angehören.

In einer Reihe von Häfen stellt die Mission ihnen Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen sie, ohne Ansehen ihrer Funktion, vom Schiffsjungen bis zum Kapitän sich entspannen, in Ruhe telefonieren, "Skypen", Musik und Nachrichten hören, oder Billard und Musikinstrumente spielen können.

Meist ist auch ein Bestand an Dingen des alltäglichen Gebrauches vorhanden, Man kann sich mit Hygieneartikeln, einfachen Lebensmitteln, Süßigkeiten, Chips, Büchern, gebrauchter Kleidung eindecken. Auch Geld wechseln, der Kauf von internationalen Telefonkarten oder der Transport im Hafen vom und zum Schiff oder in einen Supermarkt, um einzukaufen, gehören zum kostenlosen Service. Die Deutsche Seemannsmission wird dabei durch eine Reihe ehrenamtlicher Helfer unterstützt, die ihre Freizeit opfern oder ihr Rentnerdasein nutzen, um auf Schiffe zu gehen oder in einem Seemannsclub, der, bis auf die Sonntage, täglich geöffnet ist, Dienst zu tun. Die Öffnungszeiten hängen von der jeweiligen Größe des Hafens ab.

 

Thomas W.Bubeck

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Geschrieben

lieber Thomas

ich glaube es ist wirklich wichtig, egal wo und wie über die ehrenamtliche Arbeit der Seemannsmission zu berichten. Du schreibst, die Arbeit 

vor 2 Stunden schrieb Tobuma:

Die Deutsche Seemannsmission, vom deutschen Staat, kirchlichen Organisationen und seemannschaftlichen Vereinigungen getragen, ist eine der Institutionen, die sich auf unterschiedlichste Weise für diese Menschen engagiert und ihnen Hilfe und Zuflucht anbietet.

ich bin mir sicher, ohne die Ehrenamtler/innen würden viele Seeleute auf der Welt viel "ärmer" und verzweifelter sein. Toll, dass ihr diese Menschen nicht vergesst.

Liebe Grüße Ilona

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Ilona,

 

Danke für deinen netten Worte.

Was die meisten Menschen nicht wissen bzw.nicht für sich realisieren, dass ohne diese Menschen ein grosser Teil (80%) der technischen Produkte , der Lebensmittel, Möbel, Kosmetika usw. , die wir täglich wie selbstverständlich kaufen und konsumieren überhaupt nicht verfügbar wären. Made in China oder

Made in India heißt doch nichts anderes, als daß die Produkte dort ganz oder teilweise hergestellt werden. Die Lieferkettenproblematik zeigt ja überdeutlich, wie sehr wir von der Arbeit dieser Menschen abhängig sind. Deshalb versuchen wir ihnen in unserem Club das Zuhause zu geben, das sie oft schmerzlich vermissen und erfahren dafür sehr viel Dankbarkeit, oft mehr als wir wirklich verdienen.

 

Liebe Grüße

 

Tobuma

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