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Geschrieben am

Der Abendsonne letzter Strahl

erfüllt ein stilles Wiesental,

umhüllt mit einem Hauch von Rosa

die grüne Mantis religiosa.

 

Die Arme himmelwärts erhoben,

als wollte sie den Schöpfer loben

mit stummem Dank in einem Psalm,

so thront sie auf dem Schachtelhalm.

 

Vom Beten wird sie doch nicht satt.

Der Käfer auf dem Glückskleeblatt

mit knusprig zarten Flügeldecken,

der würde ihr vorzüglich schmecken.

 

Sie wartet, anmutsvoll verrenkt.

Der Käfer sieht nur Grün und denkt:

"Auf diesem Halm geh ich zur Ruh" -

da plötzlich schnappt die Falle zu.

 

Schon liegt er tot in ihren Armen.

Die Beterin kennt kein Erbarmen.

Das Beten hat sich gut bewährt,

dies Abendessen ihr beschert.

 

Da pflückt von ihrem Lauersitze

ein Storch sie mit der Schnabelspitze.

Beim Schmaus auf ihrer hohen Warte

stand sie auf seiner Speisekarte.

 

Moral:

 

Das Unheil von sich fernzuhalten,

hilfts nicht, die Hände bloß zu falten.

Nicht Haltung, äußerlich gewählt -

die innerliche ists, die zählt.

 

 

  • Gefällt mir 3
  • Schön 4
Geschrieben

Hey Cornelius,

 

also kurz und knapp gesagt: Geil!

 

Da hast du wieder eine kleine Reise durchs Tierreich unternommen in deinen Zeilen und sie mit einer schön trefflichen Moral verknüpft, beides passt sinnig super ineinander!

 

Möglicherweise sollte der Sinn einer Moral wie dieser, bzw dieser Moral, echt mal mehr Menschen verstehbar gemacht werden (Danke für den Schritt dahin 😄)

 

Irgendwo dortzwischen, zwischen Moral und Mensch, liegt die Grenze zwischen Stärke und Angst/Zugzwang, zwischen Tun nach Möglichkeit und Notwendigkeit, zwischen Schmied und Mönch (des Schicksals, der eine schmiedet seines, der andere betet dafür .. wie es wohl um das Ansehen der beiden steht, welcher ist geschätzter? 🤔

*also die Frage meine ich ernst, nicht rhetorisch 😅)

 

Lieben Gruß

Delf

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Cornelius,
ob religös oder nicht, Sieger sind immer jene, die am Ende der Nahrungskette stehen. Nur blöd, wenn sie sich letztlich dann selbst auslöschen sollten.
Anschaulich dargebracht und zum Nachdenken anregend.
Gern reflektiert und LG
Perry

  • Gefällt mir 1

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