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Geschrieben am

"Verehrteste, Ihr mögt soeben

das Kinn ein wenig höher heben

und unter wohlgeformten Brauen

vergnügter aus der Wäsche schauen,

 

den Blick noch einmal seitwärts wenden -

dann kann ich Euer Bild vollenden.

Alleine unterhalb der Nase

bedarf es etwas mehr Emphase.

 

Sonst male ich Madonnenbilder,

gelegentlich auch Kneipenschilder,

die Eberbrunst im Morgendunst

und andre solche Einwegkunst,

 

im Kloster auch schon mal ein Fresko.

Nun, Euer Mann, Signor Francesco,

will fürstlich mich dafür bezahlen,

Euch nach dem Leben abzumalen.

 

Das Feld, auf dem ich Lorbeer jäte,

ist das der technischen Geräte.

Drum sprach ich: 'Wartet doch geschwinde,

bis ich das Polaroid erfinde.

 

Ich bin auf gutem Weg dorthin.

Das brächte Ruhm und auch Gewinn.'

Doch er in seinem Kaufmannsstolz

beharrte: 'Öl auf Pappelholz!'

 

Man ist ja wahrlich gut betucht

als Seidenhändler ... Ei, verflucht!

Da habe ich in meinem Wahn,

die Linie bräuchte mehr Elan,

 

den Pinsel wohl zu rasch geschwungen.

Das Lächeln Eures Munds: Misslungen.

Seht selbst: Dies ausdruckslose Grinsen,

das ging mal gründlich in die Binsen.

 

Das kann ich so nicht präsentieren,

es hieße meinen Ruf riskieren.

Wir müssen uns erneut bequemen.

So wird das kein Museum nehmen ..."

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  • wow... 1
Geschrieben

Hei Cornelius, 

 

Super, und ich weiß sogar, um wen und was es sich handelt. Sogar das Museum ... wow.

 

Du hast wieder einmal souverän und gekonnt deine Geschichte erzählt und die richtige Pointe gefunden.

Perfekt!

 

Findet: Uwe

 

  • Gefällt mir 1
  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Cornelius,
Fotografieren kann fast jeder,
fürs Malen brauchts auch mal Gezeter!
Entschuldige, da ist mir wohl gerade der Sprachpinsel ausgerutscht. 😉
Gern reflektiert und LG
Perry

  • Danke 1
Geschrieben

Dieser feine Humor, dieses Augenzwinkern und  diese Pointe, die sich so bescheiden einschleicht und das Lächeln immer breiter wird beim Lesen, all das mag ich an diesem Gedicht, lieber Cornelius,

es ist in der Tat ein Vergnügen, deine Verse zu lesen. Man könnte viele Stellen hervorheben, die besonders gelungen sind. Man blieb dran und hätte schließlich das ganze Gedicht zitiert. Für mich am "besondersten" war aber:

 

Doch er in seinem Kaufmannsstolz

beharrte: 'Öl auf Pappelholz!'

 

Das weiß ja erst mal kein Mensch, behaupte ich als Kunstbanause, dass es tatsächlich Öl auf Pappelholz  ist. Und  so macht man per google den Faktencheck und natürlich stimmt es. Und natürlich stellt man sich dann tatsächlich Signor Francesco vor, wie er dem Leonardo mal ganz klar beibringt, wer hier die Knete und das Sagen hat.

Einfach klasse. Ich könnte mal wieder gar nicht aufhören zu schwärmen. Mache ich jetzt aber. Sonst wird dieses Gedicht noch irgendein Verlag nehmen. ...

 

LG Marvin

 

 

  • Danke 1

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