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Tänzerin

 

Tänzerin, wo schwebst Du hin,

bist wie die Motte Du im Licht ?

Bist Käfer Du auf frischem Grün

um Dir ein Ballkleid anzuziehn

und doch sieht es Dein Liebster nicht ?

 

Primadonna, willst Du führen

oder ganz alleine glänzen ?

Lässt Du Dich nur von Luft berühren,

ist das der Grund für die Allüren ?

Man sieht sie nicht bei Deinen Tänzen !

 

Ballerina, Du bewegst

viel mehr als Deine eignen Glieder.

Wie heißt die Herrschaft, die Du pflegst,

wo ist der Garten, den Du hegst

und wer schreibt Deiner Anmut Lieder ?

 

Tänzerin, wo schwebst Du hin,

baut Deinesgleichen Dir ein Nest ?

Die Blumen haben Dir verziehn

dass sie nun welken am Kamin

wenn auch ihr Schenker Dich verlässt.

 

Rupert 14.1.2004

  • 2 Wochen später...
  • Antworten 5
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Geschrieben

Liebe Corazon,

ich war auch sehr froh, als mir die Tänzerin "passierte".

Es war einfach der "richtige Moment", wenn Du verstehst, was ich meine...

ich durfte ihn festhalten, aber er war dann schon wieder vorbei.

Selten, dass mir die lyrische Inspiration so wunderbar, fast beiläufig dazwischenkommt.

Das hat dann mit dem Alter nix mehr zu tun ( außerdem: ich mochte schon immer reifere Ladies ),

wenn ich "Glück" habe, wird es irgendwann mal "zeitlos" genannt ( bzw. als solches "erkannt" ).

Das Gedicht.

Nicht der Typ, der's fabriziert hat, denn das wäre kein Glück.

Wieso ?

"Timeless is the creature who is wise

and timeless is the prisoner in disguise"

Stevie Nicks / The Beauty and the Beast

( Ich bin nämlich letzteres und wer will schon als solches erkannt werden ? ) !

 

In der Zwischenzeit aber muss ich gucken, wie ich mit völlig unmodischer Musik mein Geld verdiene...

und ab und an vielleicht mal wieder ein Gedicht schreibe, dass den Namen "Gedicht" verdient

 

LG

Rupert

Geschrieben

Moin Herr Rupert!

 

Auch mir gefällt die Tänzerin. Könnte ich mir sogar als Song vorstellen, hat den Charakter. Das Metrum ist nicht wirklich durchgängig, aber das weißt Du sicher sowieso. Vortragen ließe es sich aber dennoch gut.

 

Die besonders schönen Stellen im Gedicht sind, finde ich, die, in denen Du einen Kontrast der Eigenschaften malst.

 

Inversionen gibt es im Gedicht auch. Unter Lyrikforendichtern hat sich über die Jahre eine Art Kritik-Tick, wie ein Pawlowscher Beißreflex, entwickelt, sobald eine Inversion gesichtet wird, diese zur sprachlichen Unmöglichkeit zu erheben. Ich weiß nicht, wer's erfunden hat (ich warte jetzt auf die Herren mit dem lustigen Dialekt), aber es ist Blödsinn, dies grundsätzlich zu kritisieren. Denn Inversionen sind auch sprachliche Stilmittel. So gibt es hier im Gedicht solche, die gut sind, wie z.B.:

 

bist wie die Motte Du im Licht ?

Bist Käfer Du auf frischem Grün

 

Gut deshalb, weil die Wortstellung hier eine Wirkung erzielt, die der herkömmliche Satzbau nicht so schön liefert.

 

Es gibt aber auch eine, die nicht so schön ist, weil sie weniger wirkt, sondern zu erkennbar zum Reim gestreckt ist:

 

Die Blumen haben Dir verziehn

dass sie nun welken am Kamin

 

Allerdings lebt die Grammatik noch, es ist also keine tödliche Inversion :mrgreen:

 

Eine Stelle fand ich sehr schön, und auf den zweiten Blick meldete sich meine Zweideutigkeit mit unanständigem Grinsen: "Hey, ist dir aufgefallen, wie man das auch anders sehen kann?" Herrje, dachte ich, was wollen meine Gedanken von mir?

 

Ballerina, Du bewegst

viel mehr als Deine eignen Glieder.

 

Ich hoffe, ich habe Dir jetzt kein allzu schlimmes Kopfkino gebracht ;-)

 

LG

 

Beteigeuze

Geschrieben

Hallo Sascha...

 

naja, das mit dem Kopfkino... um es vorsichtig auszudrücken:

es könnte mein eigenes und damit von mir beabsichtigt gewesen sein.

Je nach dem, wie man(n ?) beliebt zu denken,

entstehen sowieso aus den harmlosesten Sätzen

im Kopf

Anzüglichkeiten,

diese hier ist aber letztlich doch - finde ich - sehr offensichtlich :wink: !

 

Inversionen gehören meiner Ansicht nach vor Allem in die Lyrik,

da mögen sich meinetwegen gerne alle Lyrikforendichter drauf stürzen und mich niedermachen

( ist ja gottlob noch nicht geschehen ),

ich aber bestehe darauf,

denn nirgends können sie einen solchen Sinn machen

wie bei der Formgebung und Ästhetik eines Gedichts !

Ich zitiere Wikipedia:

"In der deutschen Dichtung hat die Lyrik eine viel größere Lizenz, die Inversion zu benutzen, als die Prosa."

Solange die "Grammatik noch lebt", wie Du so schön sagst...

sehe ich das genau so,

bleibt aber letztlich Geschmackssache.

 

Auf jeden Fall freut es mich, dass Dir meine "Tänzerin" gefällt.

Als Lied - vor allem, um es dann selbst zu singen - würde "sie" mir nicht so sehr liegen,

und das tasächlich wegen der Sprache !

Ich habe aber eins, das "Dancer" heißt, und das ich aus der Sicht einer Frau ( ! ) geschrieben habe,

denn ich wollte es ( so der Plan schon beim Schreiben ) Carole King "schenken", die ich sehr verehre.

"Du kannst gerne Geschenke für sie schicken, wir leiten sie bestimmt weiter," kam als Antwort von ihrem Team,

"aber bitte keine CDs und keine Songtexte".

( Meine Reaktion:

"Hey ! Ich bin ein Mann und fühle mich hier geradezu impotent,

wenn ich nicht von meinem Besten geben kann,

aber selbstverständlich respektiere ich das" - und das war's dann eben ).

Also singe ich's seither selbst

und nehme mich gerne auf den Arm, wenn ich es als

"mein schwules Lied" ansage... denn irgendwie ist es schon eins, wenn es ein Mann singt...

"Wir würden ja auch noch

Woman in Love für euch singen" sagten die Bee Gees ( sinngemäß, ich zitiere aus der Erinnerung )

zu einem entsprechenden Zuruf aus dem Publikum auf "One Night only",

"...aber das würde sehr seltsam aussehen, weil wir keine Frauen sind"...

nun, ich hätte es, als stolzer Komponist und Texter dieses Welthits, doch getan,

egal, wie es aussieht, und genau deswegen singe ich auch lieber meinen "Dancer",

statt die "Tänzerin" zu vertonen.

Könnte immerhin noch ein Welthit werden,

zumindest, solange ich die einzig davon existierende ( Live )-Aufnahme nicht veröffentliche,

denn da hab ich's vergeigt !

 

Ich selbst mag das Ende des Gedichts übrigens.

Ich glaube, dass Pflanzen Emotionen haben, ja, sogar ein Bewußtsein,

aber ein anderes als wir - schließlich haben sie kein "Gehirn"

( ich will jetzt aber nicht noch,

um das Thema weiter zu vertiefen,

eine inhaltliche Interpretation von Stevie Wonder's

"Journey through the secret Life of Plants"

anfügen :roll: ) !

Und das steckt da mit drin, wenn auch "vermenschlicht" ausgedrückt...

und diese Art Unbeholfenheit, finde ich, macht das Gedicht umso menschlicher,

obwohl man sie mir auch als sprachliches Manko ankreiden könnte.

 

Hab' Dank für Deine lieben und anregenden Worte

LG

Rupert

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