Zum Inhalt springen

Schmuddelkind

Autor
  • Gesamte Inhalte

    1.176
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. Mon amour fou, l'amour est fou. L'amour est faux. L'amour est feu. L'amour a fait l'amour à feu. L'amour fait tomber les feuilles. (Aus dem Fundus)
  2. 8. März 1856 Als ich heute Mittag neben Emil so vor mich hin döste, kam mir der Gedanke, die Wüste müsse an dieser Trockenheit noch zu Grunde gehen. Bald, so dachte ich, bald werde die Wüste einer grünen Landschaft weichen müssen, durch deren Mitte ein Fluss schlendere, welcher einen bunten Garten gedeihen lasse. Und es werde reichlich Wasser und Schatten geben. Was ich nun am Abend seufzend belächeln kann, erschien mir in der Mittagshitze sinnig, wie dass eins und eins zwei ergibt. Wie kann ich mir also solcherlei Selbstverständlichkeiten gewiss sein, wenn ich über mein Denken nicht verfügen kann? In der Wüste stirbt die Logik.
  3. Das ist der Nachteil an Büchern, liebe Sali, dass sie einen u.U. durch die Länge spoilern können. So grausam, meine Leser zu spoilern, möchte ich natürlich nicht sein.
  4. 7. März 1856 Soeben nahm ich den letzten verbliebenen Schluck Wassers zu mir. Dabei vermochte dieser nicht einmal meinen Durst zu stillen. Indem ich mich am Leben hielt, besiegelte ich also meinen Tod. Dieser liegt nun völlig gewiss vor mir und ich habe keine andere Wahl, als ihm entgegen zu gehen. Ich kann nichts essen und wenn ich es versuche, nimmt mein Körper es nicht an.
  5. Und der Himmel brach in Teile, stürzte auf die Welt herunter. Ohne Richtung, ohne Ziel rannten Menschen wirr in Eile. Mein Gemüt, es wurde munter, hielt ich doch davon nicht viel. Und die Priester konnten sehen: „Gott ist da - der Sünder wegen, kehret um! Das End' ist nah!“ Ich blieb jedoch trotzig stehen, denn mir kam es sehr gelegen, da mein Liebchen nicht mehr war. (Aus dem Fundus)
  6. 6. März 1856 Mein Mund hat den zwecklosen Widerstand aufgegeben. Zwar kleben meine Lippen aneinander, doch da ich sie kaum brauche, bemerke ich dies nur selten. Jedoch ist der Durst inzwischen in meinem Körper angelangt. So schwach und müde bin ich, dass es mich gar anstrengt, diesen Stift zu führen. Die meiste Zeit des Tages liege ich über Emils Höcker und sehe, wie durch Nebel hindurch, den staubigen Boden im Wechsel mit den Bildern meines Lebens wirr hin und her wiegen.
  7. Ich erdulde, dass du mich erduldest, bis ein rauer, kalter Wind die Erklärung gibt, die du mir schuldest, seitdem wir zusammen sind. Nächte fressen Stück für Stück die Tage; das liegt nicht allein am Herbst. Und du schweigst zur ungestellten Frage, während du die Haare färbst. (Aus dem Fundus)
  8. Liebe Lichtsammlerin, ich danke dir sehr für deinen Kommentar, weil er mir im Vergleich zu meiner Deutung den Weitwinkel anlegt und ich dadurch Dinge erkennen kann, die ich mit den Scheuklappen des Schreibenden nicht gesehen habe. Ich hatte nämlich bei der Niederschrift weniger metaphorisch gedacht (und ich vermute, dass man als Leser schon aus Gründen des Selbstschutzes hier geneigt ist, metaphorisch zu lesen), sondern ganz konkrete Realitäten beschrieben: Es ging mir um den Völkermord in Ruanda von 1994, der mich aufgrund der enormen Abscheulichkeit und der Fragen, die sich daran über das Menschsein anschließen, nie loslassen wollte. Der Titel spielt auf die zynische Wortklauberei der US-Regierung seinerzeit an, die nicht von einem Völkermord, sondern von "acts of genocide"* sprechen wollte, um sich aus dem Konflikt raushalten zu können. Letztendlich führte das dazu, dass die UN zunächst viel zu halbherzig und insgesamt viel zu spät eingegriffen hat. Da kam es dann tatsächlich zu Szenen, dass die UN Touristen aus dem Land evakuiert hat, während man dem Schlachten tatenlos zusah. Zu dieser Thematik kann ich nur jedem, der den Film noch nicht gesehen hat, "Hotel Rwanda" empfehlen. Ist aber nichts für schwache Nerven, weil der Film wirklich den Horror dieses Genozids offenlegt (dabei aber noch längst nicht alles zeigt, was daran so abscheulich war) - sehr ergreifend und lehrreich! LG *"We have reasons to believe that acts of genocide have occured", sagte damals eine Pressesprecherin des weißen Hauses. Ein Reporter, der wohl die Bilder von leichengesäumten Straßen im Kopf gehabt haben muss, fragte daraufhin: "How many acts of genocide does it take to call it a genocide?" Darauf dann nur Gestammel.
  9. Vielen Dank, liebe Sali! Die Idee kam mir ganz plötzlich und dann fand ich sie eigentlich schon fast zu naheliegend und kurz darauf konnte ich mich auch erinnern, dass diese Analogien zwischen Länder- und Liebesbeziehungen schon oft geschrieben wurden - wahrscheinlich noch tausendmal mehr, als mir bewusst ist. Naja, irgendwie hat es mir dann aber dennoch die Möglichkeit gegeben, Dinge zu sagen, die ich nicht anders in Worte hätte fassen können und so nahm ich dann die Idee gerne auf, auch wenn sie eigentlich nicht die originellste ist. Ja, mir erscheint es tatsächlich so. Wenn Leute sich, aus welchen Gründen auch immer, zu etwas bekennen, erfährt das Ding, zu dem sie sich bekennen, dadurch Bedeutung. Indem man also sagt, man gehöre zu jemandem, gehört man tatsächlich zu dieser Person. Cool! Ja, ein solches Fest wünsche ich uns allen. Meine eigene Lebensgeschichte ist auch tatsächlich ziemlich stark mit deutsch-deutscher Geschichte verwoben, weswegen ich ein sehr ausgeprägtes Gefühl für die Gleichzeitigkeit von Bedauern und Zusammengehörigkeit habe und dieses Gefühl selbst wäre ohne Wiedervereinigung gar nicht möglich gewesen. Bin jedenfalls sehr dankbar, dass alles so gekommen ist, auch wenn es hätte "besser" ablaufen können. Schön! Dirty Harry kann doch auch recht romantisch, auch wenn man immer ein schelmisches Grinsen dahinter vermutet. LG
  10. Liebe Lina, liebe Sali, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit fürs Kommentieren genommen habt. Ja, ist schon ziemlich weird, die ganze Thematik, liebe Lina. Wie schafft es mein Gehirn, ohne mein bewusstes Zutun in Echtzeit gewaltige Landschaften so detailreich und hochauflösend zu erschaffen? Leider kann ich mich meist nicht an meine Träume erinnern, aber wenn, bin ich für kurze Zeit nach dem Aufwachen auch oft verwirrt. Das Gedicht ist schon zehn Jahre alt. Insofern ist auf meine Interpretation da auch nicht so viel zu geben. Ich kann mir nur vorstellen, dass es darum geht, dass Träume das Potential haben, enorme Energien freizusetzen, letztendlich aber im Nichts verschwinden - entweder weil sie wahr werden oder weil man sie aus den Augen verliert. Danke, dass du den Kreislaufcharakter betont hast, liebe Sali. Letztendlich bleibt wohl immer eine gewisse "Energie" da, die eben nur ihre Form ändert. Das ist eine schöne Sichtweise. Ja, stimmt. Da ist wieder dieses seltsame Gefühl, das wohl durch die Wassermetaphorik zum Ausdruck gebracht wird - wie unter Wasser: finde ich eine gelungene Assoziation. Wusste ja selbst nicht (mehr), dass das so in meinem Gedicht steckt, aber du hast mich daran erinnert. Danke! Für die Realität habe ich allerdings nicht viel übrig, weswegen ich immer einen Großteil meiner Träume einfriere. Wenn mir die Realität irgendwann mal zu sehr auf die Nerven geht, schlafe ich im Gefrierschrank. LG
  11. Vielen Dank, liebe Lina! Vielleicht, ja. Das Schöne ist natürlich, dass Menschen und damit auch Beziehungen unterschiedlich sind und gewiss kann man immer eine Aussage finden, die auf irgendjemanden zutrifft. Aber cool, wie du die Metapher aufgedröselt hast! Sich zueinander hingezogen zu fühlen und doch ein Individuum sein zu wollen, das eben auch Freiraum für sich braucht, ist wohl oft eine wichtige Herausforderung in Beziehungen. LG
  12. Ist ja n Ding! Ich hatte dieses Lied beim Schreiben nicht im Kopf, aber im Dialog mit dir kam mir der Text unweigerlich in den Sinn. Ist ein sehr ausdrucksstarkes Lied, das alles zusammenfasst, was ich am Bildungssystem und an der weitverbreiteten Denkweise in diesem Land auszusetzen habe. Es ist natürlich nicht sehr ermutigend, dass z.B. die Lernpsychologie schon seit 100 Jahren weiß, dass das gegenwärtige Schulsystem kontraproduktiv ist und für viele Schüler eher seelische Folter bedeutet, als dass sie zum Lernen animiert werden und dennoch im Großen und Ganzen nichts verändert wurde. Klar, ein paar Stellschrauben wurden gedreht und einige besonders krasse Monströsitäten wurden abgeschafft - zu meines Vaters Zeiten war physische Gewalt an Schulen noch gängige "Erziehungspraxis". Da aber die Rahmenbedingungen nicht geändert wurden, bedeutete dies letztendlich nur, dass physische Gewalt durch psychische Gewalt ersetzt wurde und dies kann solange nicht überwunden werden, bis die Schule kindgerecht gemacht wird. Da könnte man also meinen, dass man auf den Verstand der Menschen nicht setzen sollte, weil sich letztendlich häufiger die Tradition gegenüber der Vernunft durchsetzt. Dennoch meine ich, dass es unter der Oberfläche bereits brodelt und das so langsam ein Umdenken stattfindet. Das wird wohl leider noch eine ganze Menge Zeit brauchen, aber früher oder später, so nehme ich an, wird ein Wandel stattfinden müssen und wohl nicht nur in Bezug auf das Bildungssystem. Ich will damit nicht suggerieren, dass wir in einem Land der völligen Harmonie und des seelischen Friedens leben werden, aber ich glaube, es wird sich was tun. Viel Spaß dabei! Aber übertreib's nicht! Immer schön marktkonform bleiben!
  13. Human sidewalks border streets where you've seen a snatch before brains torn by machete beats, way too easy to ignore. Son was eaten by his father, daughter taken by a stranger. Let us clear the highway rather, let's get white men out of danger! (Aus dem Fundus)
  14. 4. März 1856 Immerzu ist mein Mund trocken und meine Kehle verengt sich. So stolz ich bin, meinem Körper nicht nachzugeben und mir das Trinken nach knappem Bemessen einzuteilen, so sehr ist mir zum Weinen angesichts des zynischen Dankes, dass ich zusehen kann, wie meine Wasservorräte weiter schwinden. Dann überkommt mich ein irrer Impuls: "Ach, sei es drum! Wenn mir das Wasser zu Neige geht, ist niemandem geholfen, mich weiter zu quälen und meinen Tod bloß hinauszuzögern." Doch da ich in nichts anderes Vertrauen haben kann als in Emils Intuition, will ich wenigstens mit völliger Hingabe vertrauen. Er wird seinen Weg schon finden und wenn es für mich zu spät sein sollte, so kann ich ihm dies zumindest nicht anlasten. Diesem Vertrauen zum Ausdrucke will ich mich zusammenraffen. Lippen, hört auf zu klagen! Es ist mir gleich, dass ihr trocken seid. Immerhin erkenne ich darin eine Besserung unserer Lage, dass wir nun gröberen, körnigeren Sand unter den Füßen haben.
  15. Schmuddelkind

    Zwei Gedanken

    Mittags, du und ich und zwei Gedanken, dass ich dich und du mich magst. Tausend Küsse wollten es dir danken, wenn du es mir endlich sagst. Abends, du und ich und zwei Gedanken, dass du mich und ich dich mag. Doch verschwiegen ließest du mich wanken, zweifelnd, ob ich richtig lag. Dämmerung, bis wir im Traum versanken und wir fanden ohne Hürde, dass aus dir und mir und zwei Gedanken ein Gedanke - Liebe - würde. (Aus dem Fundus)
  16. 1. März 1856 Überall nur Sand... So langsam werden meine Wasservorräte knapp und ich muss sie mir noch sorgsamer einteilen. Mehl habe ich noch genügend und darum muss ich mir zumindest keine Sorgen machen - an Trockenheit mangelt es hier wahrlich nicht. Wenn ich nicht bald wieder zurück auf den Weg finde, habe ich keine Hoffnung mehr für mich. Dies könnten also einige meiner letzten Worte sein. Ich wünschte mir immer, meine letzten Worte wären bedeutsam und weise. Von nichts anderem weiß ich allerdings zu reden als von Angst und Durst.
  17. Ich sehe uns auf hochgespannten Seilen allzu ausgelassen schwindlig tanzen, frage mich, ob wir uns eine Welt oder diese Welt in Stücke teilen, sorgsam umgeträumt zu einem Ganzen, mühevoll verklärt, den Blick verstellt. (Aus dem Fundus)
  18. 25. Februar 1856 Gestern bin ich den Dünen entkommen und mit einem Mal war die Wüste viel schweigsamer. Beinahe als hielte sie den Atem an ob einer ernsten Vorahnung. Die vollkommene Offenheit der Landschaft finde ich in mir wieder, da ich allmählich nicht mehr weiß, wohin ich gehen soll... und zu welchem Zweck... und wie weit noch. Den ganzen Tag, beinahe ohne Pause reite ich durch den Sand und habe dennoch das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Alles sieht gleich aus. Die Anstrengungen im Dünenmeer haben mich dazu verleitet, mehr zu trinken, als ich es mir zugestanden hatte. Von nun an werde ich mich sehr mäßigen müssen. Ich kann nur hoffen, dass ich bald auf einen Handelsweg treffe und Menschen anfinde. Hoffnung ist das Glück der Unglückseligen. Morgen lasse ich Emil entscheiden, wohin unsere Reise geht.
  19. Es war in einer milden Frühherbstnacht 1989, als ein Knistern in der Luft lag, das so plötzlich war, dass man glauben musste, es habe sich aus urewigen Tiefen heraus entladen. Mitten im Taumel des Überschwangs lagen West- und Ostdeutschland unversehens einander in den Armen und schauten einander in funkelnde Augen. Da sagte Ostdeutschland: "Ich hab dich wirklich sehr gern, aber ich weiß nicht... Es geht mir alles ein bisschen schnell." "Aber ich liebe dich", erklärte Westdeutschland. "Hab keine Angst! Ich werde gut für dich sorgen." Ostdeutschland blickte unter sich, hin- und hergerissen zwischen Euphorie und Vorsicht und rang um diese Worte: "Weißt du, ich habe gerade eine schwierige Zeit hinter mir und weiß ehrlich gesagt nicht ganz, wo mir der Kopf steht. Ich glaube, ich muss mich erst noch richtig finden. Ich brauche einen Neustart und bin mir einfach nicht sicher, ob ich schon bereit bin, mich zu binden." Hastig mahnte Westdeutschland: "Aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Was ist, wenn dein Ex, der betrunkene Russe wieder zurückkommt?!" "Na gut", sagte Ostdeutschland - nicht "ja" und nicht "nein" und so kam es zur Drive-in-Hochzeit in Las Vegas. Jener Hochzeitsnacht entstammten viele Kinder. Eines dieser Kinder bin ich. Wie so viele Kinder einer überhasteten Ehe, die aufgrund einer seltsamen Mischung aus Trägheit und Vernunft aufrechterhalten wird, ist meine Dankbarkeit mit Scham verbunden. Die Liebe zum Vater kommt einer Ablehnung der Mutter gleich, die Liebe zur Mutter erscheint mir wie ein Verrat an den Vater und doch kann ich nicht anders, als beide zu lieben. Alles andere wäre eine Negation meines eigenen Lebens. Vielleicht wäre etwas Geduld ratsam für meine Eltern gewesen, aber was dies für mich bedeutet hätte, will ich mir nicht ausmalen. Daher kann ich mir auch keine Scheidung wünschen. Die einzigen Momente, die dies plausibel machen, sind die wenigen Minuten im Jahr, wenn meine Eltern miteinander tanzen, einander zum Hochzeitstag gratulieren und sagen: "Wir gehören zusammen." Ob aus Tradition, ob in der Akzeptanz unveränderlicher Tatsachen oder weil sie in diesen Momenten erkennen, dass sie nie aufgehört haben, einander zu lieben, sondern es lediglichen vergaßen - indem sie es sagen, ist es wahr.
  20. 20. Februar 1856 Als wir heute auf dem letzten Dünenkamm des Tages ankamen - ich hatte gehofft, in weiter Ferne ein Ende dieser gleichförmigen Schattenmuster zu erblicken - und der Wind mir noch heftiger entgegenwehte als sonst, da stieß ich einen Schrei in die endlose Einsamkeit hinaus. Noch immer eine Düne nach der anderen! Bald scheint mir der Gedanke an ein Ende dieses fürchterlichen Meeres absurd. Ich weiß noch nicht, nach welcher Richtung mir der Sinn sein soll. Fast glaube ich, es gibt keine Richtung mehr. Gehe ich nach Norden, um Vogel dann weiter westlich einzuholen? Vogel? Irgendeinem Fremden nachzueilen? Ist es dafür nicht schon zu spät? Ach, diese unzähligen Dünen haben mein Gefühl gebrochen, wie weit ich gekommen sein mag. Vielleicht sollte ich nach Süden reiten, um ostwärts wieder zurück auf den Weg zu gelangen. Irgendwo im Südosten müsste sich jedoch eine Oase befinden. Wer weiß, ob meine Vorräte sonst ausreichen? Oder einfach wieder zurückreiten? Ich weiß immerhin, woher ich kam. Doch es schüttelt mich bei dem Gedanken, diese Tortur hinter mich gebracht zu haben, um sie erneut anzugehen. Andererseits könnte der schnellste Weg zu einer Handelsstraße südlich der Dünen nach Westen führen, allerdings nur, wenn ich genügend weit vorangekommen bin. Ach, gleich welchen Weg ich einschlage, es ist der falsche. Als hätte die Wüste alle Vorhaben begraben!
  21. Oh, vielen lieben Dank für die zahlreichen Antworten und Reaktionen! Damit hätte ich gar nicht gerechnet bei diesem simplen Gedichtchen. Aber oft sind es ja die simplen, aber unmittelbar dem Empfinden entsprungenen Worte, die am meisten berühren. Lieber Pegasus, lieber Arturo, ich will mich euren Kommentaren zusammengefasst widmen, denn sie sprechen die gleiche Thematik an. Ja, letztendlich ist das wohl die Liebe: den anderen so zu akzeptieren, wie er ist, ihn nicht ändern zu wollen und ihm das Gefühl zu geben, so angenommen zu werden und keine andere Version dieser Person zu wollen. Schön, dass ihr das im Gedicht vorgefunden habt. Wohl dem, der solche Zeilen schreiben darf. Danke für dein schönes Lob, liebe Letreo! Ja, liebe Lichtsammlerin. Wertschätzung ist wohl das richtige Wort. Denn dass dies alles andere als selbstverständlich ist, haben sicher schon die meisten erfahren. Unsere heutige Zeit, in der ich per Internet alles bekomme, was ich will - und zwar sofort! und wieder zurückschicken kann, was mir nicht passt, verleitet dazu, Menschen auch so zu betrachten. Man fühlt sich geradezu dazu berechtigt, dass die Außenwelt den eigenen Vorstellungen entsprechen muss und so müssen auch die Menschen, mit denen man zu tun hat, sich nach den eigenen Vorstellungen richten. Dabei ist ja das Spannende an Beziehungen, dass andere Menschen anders sind - anders als wir und anders, als wir es erwarten. Und einen Menschen zu finden, der einem erlaubt, das Verborgene, das Unerwartete in seiner Seele aufzuspüren, ist doch ein unvergleichliches Privileg, das man im Alltag leider allzu bereitwillig als gegeben hinnimmt. Dazu hat Sarah Lesch pointiert von den mehr und mehr "Weltfremden" gesungen und ergänzend dazu: "Wenn ihr das Welt nennt, bin ich gern weltfremd." Das ist eben die Gegenbewegung, die nicht träge den Marktmechanismen im Informationszeitalter folgt und ich kann auch nur hoffen, dass diese letztendlich den Ausschlag geben wird. Senf - schön und gut, liebe sofakatze. Aber du hättest mir ja nicht gleich Honig um's Maul schmieren müssen. Wobei in einem meiner Lieblingsgerichte sowohl Senf, als auch Honig enthalten ist. Wer hat denn was von Fehlern gesagt? Nein, das weise ich von mir. Na, die Macken machen (neben den Stärken) eine Person ja erst besonders. Und wer will schon jemanden haben, der in allen Punkten der Norm entspricht? Ist doch langweilig und bringt ja auch irgendwie nichts. Den Partner zu beabochten, wie er beim Lesen Selbstgespräche führt, das etwas zu dreckige Lachen vor Schadenfreude, das tägliche Suchen des eigenen Handys im Haus... all diese kleinen Besonderheiten machen doch zusammengenommen die Person aus, in die man sich verliebt hat. Und wenn man sich dessen vergegenwärtigt, wächst die Liebe gerade daran. Ich denke, das ist eine zusätzliche Ebene in dem Gedicht: Es ist alles andere als selbstverständlich, dass zwei Menschen sich füreinander entscheiden. Wenn dazu auch noch die eine Person (wie es im Gedicht beschrieben ist) ihre Welt auf den Kopf stellen muss, kann es eigentlich nie mit einem "danke" reichen. Aber das Schöne an der Liebe ist, dass es doch reicht, weil eben die Person selbst schon ausreichend ist. Ich hoffe, dass Pizza auch durchgeht. So ein Gedicht kann ich nämlich nicht jeden Tag schreiben. LG
  22. Träume steigen auf wie Dunst, himmelwärts, und bilden Fratzen, graue Flecken flüchtger Kunst, bis sie über uns zerplatzen, und man ihnen erst begegnet, wenn es aus dem Wolkenbruch schwer und heftig Träume regnet. Atme frischen Traumgeruch! Träume fließen durch das Land, bahnen ihren Weg sich, bohren sich durch steinern-harte Wand, gehn im offnen Meer verloren. (Aus dem Fundus)
  23. Vielen Dank für deine tiefgründigen Gedanken zum Gedicht, lieber Dionysos! Irgendwie hat sich die ganze Metaphorik von selbst zurecht gerüttelt, als ich einmal die Perspektive eingenommen habe, das Verhältnis von Erde und Mond wie eine Liebesbeziehung zu betrachten. LG
  24. Ich war auch immer eher der Sprachtyp. Insofern kann ich mich darin gut wiederfinden. Als ich irgendwann lernte, die Mathematik auch als Sprache zu verstehen, eröffneten sich mir ungeahnte Perspektiven. Ich glaube, das wird im Buch auch noch besprochen werden. Das ist eigentlich die schönste Art des Lernes, wenn Lehrer und Schüler sich den Stoff gemeinsam erarbeiten und die Unterscheidung zwischen Lehrer und Schüler nicht mehr ganz so klar ist. Generell kann man ja durch das Lehren unglaublich viel lernen - allein schon, dass man sein eigenes Wissen viel besser strukturiert, dass man sich der eigenen Fragen bewusst wird etc.. Schön, dass du die Aufgabe auf dich genommen hast, obwohl du dich in der Mathematik zuvor ja nicht so souverän bewegt hattest! Oh, das ist echt cool! Als die Flüchtlingskrise so richtig in die Gänge kam, wollte ich das auch gerne machen - gerne auch ehrenamtlich. Aber damals wurde mir gesagt, dass dafür ein abgeschlossenes Studium "Deutsch als Fremdsprache" benötigt und das konnte ich leider nicht vorweisen.
  25. Hallo Nesselröschen, danke für deinen schönen Kommentar. Ich dachte eigentlich, dass ich darauf schon geantwortet hatte, aber offenbar wohl nicht. Das wäre doch zumindest eine plausible Erklärung der Doppeldeutigkeit. Danke! Ja, könnte passen. Wobei mir der Text immer eher optimistischer erschien, aber da ja sowohl negative, als auch positive Aspekte besprochen werden, ist es nur eine Frage der Gewichtung. Ich weiß auch gar nicht mehr, warum ich sie groß geschrieben habe. Ich ändere das mal... Danke! Ah ja, wie ein Pfeifen im Wald, als gäbe es nichts Bedeutsames mehr als ein paar Bäume, die aufzuzählen sind. LG
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.