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Schmuddelkind

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  1. Vielen lieben Dank für die zahlreichen Kommentare, ihr Lieben! Da hast du recht, lieber Nöck. Der Unterschied, den ich hier zwischen Kind und Vater aufgespannt habe, könnte man genausogut zwischen zwei verschiedenen Erwachsenen machen, denn man verliert ja nicht automatisch die Fähigkeit zu staunen, wenn man älter wird. Ist halt nur nicht so einfach, sich gegen Umwelteinflüsse zu wehren. Insofern steht das Kind hier wohl auch symbolisch für unsere kindliche Seite. Ist keine einfache Gratwanderung. Einerseits ist ein geistiger Reifeprozess wichtig. Kindisch zu sein, ist ja schließlich auch nicht die Lösung. Andererseits hilft ein etwas unbedarfterer, kindlicher Blick auch, die Welt von einer anderen Seite zu betrachten und trägt zu einem ganzheitlicheren Verständnis bei. Danke, dass du so feinsinnig auf die Metrik eingegangen bist, liebe Rita Lin. Ich stimme dir voll und ganz zu: Die längeren Verse in der zweiten Strophe verdeutlichen die Kopflastigkeit des Vaters, besonders im Unterschied zu den kürzeren, direkteren Versen der erste und dritten Strophe. Ist natürlich eine ungewöhnliche Struktur, aber ich dachte aus den genannten Gründen, dass sie dem Gedicht gut zu Gesicht steht und bin froh, dass man es auch erkennen kann, wenn man das Gedicht nicht selbst geschrieben hat, denn die Perspektive des Autors, quasi von innen heraus, nimmt einen zuweilen die Sicht auf bestimmte Probleme eines Texts. Schön gesagt, lieber Joshua! Ich denke, als Pädagoge muss man Raum für das Staunen lassen, um die Kinder selbst Fragen stellen zu lassen. Antworten darauf sind tausendmal einfacher zu merken, als unaufgeforderte Erklärungen. Ja, auch wohl ein Vergleich von Weisheit und Wissen. Das Kind weiß mehr - in gewissem Sinne ja und daher danke für die schöne Formulierung, lieber Hayk. An anderer Stelle habe ich mal geschrieben: "Ach, sie [die Kinder] haben noch kaum etwas gelernt über diese Welt und schon so viel dessen verstanden, was die meisten von uns vergaßen, während wir "reifer" wurden, also uns Vorsicht und Misstrauen aneigneten." Fiel mir nur gerade dazu ein, weil deine interessante Benutzung des Verbes "wissen" so gut dazu passt. Das ist ja auch ein interessanter Aspekt der romantischen Dichtung, dass das scheinbar klare und harte Wissen um die Dinge der Erfahrungswelt nicht ausreichen kann, um die Welt als Ganzes zu verstehen, weil da der Mensch herausgenommen wird, der doch nun einmal derjenige ist, der diese Erfahrungswelt erst erfahren muss. Daher sind den Romantikern "inneres" Wissen, Empfindungen, Kreativität etc. mindestens ebenso bedeutsam, wodurch sich dann auch diese Hinneigung zu Mythen und Sagen erklärt. Die Welt besteht eben nicht nur aus Informationen, wenn man es zulässt und ich schätze dich in der Tat so ein, dass das bei dir der Fall ist. LG
  2. Liebster Freund, ich muss dich warnen, denn du siehst nicht deine Not. Niemand kann das Leben planen. Planen lässt sich nur der Tod. Wenn du stolz dem Zufall widerst, schließt sich dir des Lebens Schatz. Wenn du dich mit ihm verbrüderst, hat das Glück erst bei dir Platz.
  3. Wow! Vielen Dank für die vielen, liebevollen Kommentare! Wieso? Cool, dass du das so siehst, liebe sofakatze. Irgendwie geht es mir nämlich auch so. Fragen zu Beginn - das hat was und ich weiß nicht genau, was es ist. Vielleicht einfach die Tatsache, dass der Leser sich angesprochen fühlt oder auch dass Fragen den Leser unmittelbar einladen, Antworten zu suchen, selbst wenn es eine rhetorische Frage ist. Ja, im Leben sind Ernsthaftigkeit und Humor nicht so klar abgegrenzt und bei meinen Gedichten halte ich es deshalb oft auch so. Wenn man ein trauriges Gedicht liest und über ein, zwei Verse herzhaft lachen kann, ohne dass dadurch die Melancholie gebrochen wird, wird das mehr als deutlich und das ist dann natürlich ein interessantes Erlebnis. Daher mag ich auch z.B. Charlie Chaplin und Buster Keaton. In deren Filmen wird so viel Schmerz und Trauer ausgedrückt und dennoch kann man die meiste Zeit lachen. Ja, die Personifikation der gesamten Umgebung war hier ein zentrales Stilmittel und ich bin dankbar, dass du das so gut herausgestellt hast. Beim Abschied ist alles, was man sieht, mit Gedanken verbunden, die sich auf diesen Abschied beziehen, allein schon deshalb, weil man ja auch von jedem Ding Abschied nehmen muss. Vermischt mit den Zweifel (should I stay or should I go?), erscheint es einem fast so, als würden die Dinge mit einem reden, denn so viel Zerrissenheit möchte man nicht gerne in sich selbst verorten. Was mich beruhigt: Dass tatsächlich durchkommt, dass die Wände ein Symbol für das Zuhause sind. Da war ich mir nicht so sicher, wie klar das wird. Die Wände ziehen ja eine Grenze zwischen "hier" und "dort" und sagen damit aus, was alles hierher gehört, das LI mit eingeschlossen. Super beobachtet! Der Satz "Nun halt dich ran! Du musst jetzt gehen." erscheint ein bisschen nüchtern, kalt und lieblos und so soll es wohl auch wirken, weil das LD die Schwere der Situation überspielen möchte. Dass das LI ebendieses Motiv durchschaut, zeugt davon, wie nah die beiden einander sind. Dass der Beruhigungsversuch des LI daher wohl auch erfolglos bleibt, dürfte ihm selbst bewusst sein und dennoch bemüht es sich darum, das LD zu beruhigen, weil Liebe nicht immer zielorientiert ist, sondern sich mehr auf den Weg selbst bezieht. Das ist eine schöne, versöhnlich stimmende Deutung. Ja, irgendwie nimmt man ja durch das Denken an den anderen an seiner Welt teil: Man stellt sich vor, was er gerade tut, sieht ihn, in seiner ganz eigenen Weise, mit seiner Gestik und Mimik, auf bestimmte Situationen reagieren... Räumliche Trennung ist hart, aber zumindest bleibt man im Herzen vereint. Danke. Das freut mich. Danke, liebes Nesselröschen! Ja, leider ist es so. Wäre eigentlich schön, wenn man bis zum Abschied gar nicht daran denken müsste und sich noch ganz "unbelastet" auf die letzten gemeinsamen Stunden einlassen könnte. Das macht den Abschied irgendwie noch schlimmer, dass das Gefühl des Abschieds dem eigentlichen Akt vorausgeht und man das Zusammensein nicht voll und ganz bis zum Ende genießen kann. Mir fällt jetzt leider auch kein Sprichwort ein, das du meinen könntest. Aber es ist schon beachtlich, wie viele Sinnsprüche es zum Thema "Abschied" gibt, quer durch alle Sprachen. Das ist wohl eines der universalen Themen, in denen Menschen aus aller Welt sich verstehen können. Da sagt mal noch einer, Literatur müsse sich mit Politik und gesellschaftlichen Problemen beschäftigen. Das darf sie freilich auch und wenn es gut gemacht ist, lese ich das auch gerne, aber letztendlich ist es flüchtig und bis fast zur Nichtigkeit spezifisch. Abschied, Sehnsucht, Liebe, Tod, Verdauungsprobleme - das sind Themen, die alle Menschen an allen Orten, zu allen Zeiten bewegen. Warum nicht darüber schreiben? Mich freut es sehr, dass die die Metaphorik so gut gefällt. Vielen Dank, dass du die Fensterklappen-Metapher so schön durchleuchtet hast! Ja, klare Kanten, Strenge und Härte zeigt uns die Notwendigkeit, zu gehen; das lässt sich in der Tat in dieser Metapher und in den mahnenden Uhrzeigern erkennen. Überhaupt sind Sachzwänge meist erbarmungsloser als unsere schlimmsten Feinde. Solche Gedankenspiele spuken dann gerne mal durch die Wände und du hast recht: Man hofft heimlich, dass einem irgendetwas zurückhält. Auch dafür kann die Wand tatsächlich sinnbildlich stehen. Ist schon bezeichnend, dass man selbst wohl nicht die Entscheidung treffen kann, zu bleiben. Es sind Sachzwänge, die einen zum Gehen bewegen und es könnten wohl nur Sachzwänge sein, die einen zurückhielten. Cool! Schön, dass diese Auflockerung dich nicht stört! Stimmt! Sonst bin ich nicht so begabt darin, einen passenden Titel zu finden, aber hier mag ich den Titel wohl auch wegen dieser Doppeldeutigkeit. Wow! Vielen Dank, lieber* Rita Lin! Dass du gar beeindruckt bist von meiner Darstellung einer Alltagsszene, hätte ich nicht zu hoffen gewagt. Jedenfalls bin ich beruhigt, dass das Hadern und Ringen so deutlich angekommen ist. *Ich stolpere jedes Mal ein wenig, weil in deinem Namen ja "Rita" vorkommt, weswegen ich dich unwillkürlich mit weiblicher Anrede ("liebe Rita Lin") ansprechen möchte, aber da bei dir unter dem Bildchen "Autor" und nicht "Autorin" steht, wähle ich dann doch die männliche Anrede. Wenn das für dich nicht OK ist, musst du nur bescheid sagen. Vielen lieben Dank, liebe Sonja. Da dir meine Gedichte ja meist so viel Freude bereiten und ich deine Kommentare dazu immer gerne gelesen habe, aber v.a. weil ich dich in diesem Forum als netten, freundlichen, bescheidenen und empathischen Menschen kennengelernt habe, fällt es mir schwer (wie passend zu diesem Gedicht!) von dir Abschied zu nehmen. Habe schon mitbekommen, dass du demnächst hier deine Zelte abbaust und das bedauere ich sehr, wenngleich ich es zwar nicht in den Details (die mich wahrscheinlich nichts angehen), aber doch in der Idee verstehen kann. Das Privatleben hat immer Vorrang. Daran gibt es nichts zu rütteln. Ich wünschte mir, dass es keine solchen Sachzwänge gäbe, die dich zu diesem Schritt bewegen, aber natürlich steht es mir nicht zu, dir eine solche Entscheidung abzusprechen oder auszureden. Ich kann nur hoffen, dass wir uns vielleicht irgendwann mal wieder über den Weg laufen und du in der Zwischenzeit mit der Gewissheit lebst, dass es richtig ist, hier nicht zu sein, solange du weg bist. Ich wünsche dir alles, alles Gute. LG
  4. Schmuddelkind

    Das Wunder

    Mit großen Augen steht ein Kind vor einem Regenbogen - Stille. Man sieht, wie nah ihm Wunder sind in seiner Augen Freudenfülle. Der kluge Vater schlägt zwei mal die Augenlider, als hätt der Kleine ihn schon darauf angesprochen: "Nun, in der feuchten Luft wird Sonnenlicht gebrochen und all die Farben finden sich im Bogen wieder. Nun komm, wir wollen weiter gehen!" Die Wolken ziehen, Vögel pfeifen. Der Vater mag das Ding verstehen, doch kann das Wunder nicht begreifen. (Aus dem Fundus)
  5. Wieso ist alles vor der Reise schon voller Abschied in den Dingen, das Atmen, schwer und stets im Kreise, nur ein Versuch, um Luft zu ringen? Nach draußen blickt die Fensterscheibe und weist hinaus mit harten Händen. "Und wenn ich trotzdem einfach bleibe?" spielt ein Gedanke in den Wänden. Die Uhr erklärt, es sei bald Zeit und mahnt so streng mit ihren Zeigern. Nein, dieser Ungerechtigkeit vermag ich nicht, mich zu verweigern. Und alles bleibt an seinem Platz, nur ich bin dieser Welt entrückt. Ein letzter Kuss noch für die Katz, die so, als ob ich stürbe, blickt. Du strengst dich an, zu übersehen, wie schwer mir dieser Abschied fällt: "Nun halt dich ran! Du musst jetzt gehen." "Du weißt, ich bin nicht aus der Welt."
  6. Schmuddelkind

    Der Sommer-Macher

    Wenn die ersten Blumen blühen, kann ich nicht mehr auf den Sommer warten, leg ein Feuer, wärme mich im Garten, schaue, wie die Würmchen glühen. (Aus dem Fundus)
  7. Vielen Dank! Aber das kann ich nicht annehmen. Kann ja nicht ein komplettes Gedicht von dir in mein Gedicht integrieren und dann sähe es so aus, als wäre es meins. Das ist ja schon was anderes als die verbesserte Version einer Strophe oder so. Nee, so ist das doch schön: ein Dialog der Gedichte. Auf solche Bilder muss man aber fast zwangsläufig kommen, wenn man sich mal mit der Absurdität der menschlichen Anatomie auseinandersetzt. Wenn man Kleinkindern die Frage beantwortet, wie die Babys aus dem Bauch rauskommen, können sie das meist gar nicht glauben, weil es so lächerlich ist. LG
  8. Klasse! Über das Straßennetz samt Stauanfälligkeit wollte ich ursprünglich auch noch schreiben, aber das wollte sich bei mir nicht so recht fügen. Umso cooler, eine fertige Strophe dazu nun bei dir zu lesen. Schön auch die Doppeldeutigkeit des Ausfallens beim Mahlwerk! Irgendwas zum Internet (Nervensystem) hätte ich auch noch gerne geschrieben, aber da fiel mir nichts Gescheites ein. Gibt da bestimmt noch ne Menge mehr Bilder, die man einbauen könnte. Danke, dass du deine Efahrungsberichte mit uns teilst. LG
  9. Liebe Gina, liebe Sali und lieber Gaukel, vielen Dank für eure Reaktionen auf das Gedicht. Ich freue mich, dass ich euch zum Lachen bringen konnte. Du hast es also auf die Menschheit insgesamt gemünzt. Darauf wäre ich nicht gekommen (hatte es eher auf den einzelnen Menschen bezogen), ist aber auch eine interessante Deutung. Da müsste ich mir über manche Metaphern noch mal Gedanken machen, wofür diese dann stehen. Aber mir gefällt da dein Blick aus der Vogelperspektive. Ja, nur Pfusch, wohin man sieht. Früher hätte es das nicht gegeben. Aber ein Jammer! Wo sind denn deine Erfahrungsberichte hin? Die waren doch vorhin noch zu lesen und das war doch eine lustige Weiterführung. Das beruhigt mich sehr. Ich fürchtete schon, dass ich einfach nur die falschen Städte kenne. Und wer nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, trinkt im Bistro Tee. Nee, sehe ich in der Tat so. Ich gehe gerne essen und suche dann auch gerne gute Restaurants auf, aber die Atmosphäre muss einladend sein und eben nicht so steril. Dann lieber so ein Brauhaus-Ambiente. Aber wer weiß, wie lange man noch warten muss, bis das mal wieder möglich ist? LG
  10. Der Mensch ist eine kleine Stadt, die jemand zwischen Tür und Angel besonders schlecht entworfen hat. Sie ist ein riesengroßer Mangel. Wer denkt sich denn auch so was aus? Wo die Geburten sich vollziehen, das ist ein dunkles Freudenhaus just bei den Giftmülldeponien. Der Stadtrat ist die Partyzone, wo wenn einmal der Whisky fließt, man völlig planlos und auch ohne Beratung jeden Mist beschließt. Die Energieversorgung hinkt: Sie ist derart zentral und schlicht, dass wenn das Kraftwerk nichts mehr bringt, die ganze Stadt zusammenbricht.
  11. Liebe Carry, schnief. Ich bin froh, dass sowohl die Sehnsucht, als auch die Melancholie trot des gefälligen Bildes dich erreicht hat. LG
  12. Vielen Dank für deinen gedankenvollen Beitrag, liebe Liara. Ja, einerseits irgendwie schwer nachvollziehbar, aber unter nicht nachvollziehbaren Umständen werden z.T. wohl nicht nachvollziehbare Handlungen notwendig. Jedenfalls muss das schon schmerzhaft sein und ich sehe, dass der Schmerz wohl auch bei dir angekommen ist. Danke für den Vorschlag. Aber ich denke, ich brauche etwas Konkreteres, etwas Greifbares, das die Nähe bildhaft vermittelt. Inzwischen neige ich zu den "Wangen" (mit Dank an sofakatze an dieser Stelle). Cool! Mehr kann man als Autor ja nicht wollen. Damit rennst du bei mir offene Türen ein. Ich bin der größte Fan von vielschichtiger Deutung überhaupt. LG
  13. Danke Ralf! Freut mich, dass es dir gefällt. In so einem Grab schläft es sich im Sommer eigentlich nicht schlecht mit Schlafsack. Hin und wieder fällt aber etwas Erde ins Gesicht. Da wäre ein Biwack nicht so verkehrt. Aber ansonsten kann es nicht schaden, sich schon mal an den Tod zu gewöhnen, dass das dann nicht so ein Schock wird. LG
  14. Schmuddelkind

    Bis zur Flut

    In den Sand am Meere schreib ich deinen Namen. Bis zur nächsten Flut kann ihn dort jeder lesen. Rosenblätter lege ich herum zum Rahmen. Bis zur Flut ist es, als wärst du hier gewesen. (Aus dem Fundus)
  15. Liebe Sali, lieber Carlos, vielen Dank für euren kritischen Blick auf das Gedicht bzw. für die Verständnisfragen, die damit verbunden sind. Zunächst zu den Armen, die im letzten Vers angesprochen werden: In der Urfassung, die ich vor neun Jahren schrieb, stand dort "Busen". Damals dachte ich, das wäre eine gute Metapher für Nähe, Wohlwollen und Verständnis. Als ich mir das Gedicht aber heute zur Brust nahm, erschien mir der sexuelle Bezug zu stark und da habe ich es kurzerhand zu "Armen" geändert, nicht bedenkend, dass diese Tautologie (Arme - umarmen) nicht so prickelnd ist. Da werde ich noch nach einem anderen Bild suchen, das besser passt. Sollte nicht zu schwer sein, denn im Grunde würde die Nähe, um die es hier ja gehen soll, durch jede körperliche Berührung ausgedrückt werden. Was den inhaltlichen Zusammenhang betrifft, kann ich zumindest meine eigene Deutung beisteuern: Die Gründe für das Leid des LI liegen (zumindest auch) im Trost des LD. Das ist zunächst seltsam, da Trost doch eindeutig etwas Positives ist, macht aber Sinn, wenn man bedenkt, dass Trost mit Nähe verbunden ist und Nähe, obgleich wie schön sie ist, kann eben auch zu viel des Guten sein, nämlich dann, wenn man jemanden liebt, der diese Gefühle nicht teilt. Von der Widersprüchlichkeit der Situation zerrissen, sich nach der Nähe zu sehnen, an der das LI doch so leidet, begibt es sich in einen Teufelskreislauf, der immer tiefer sowohl zur gesuchten Nähe, als auch zum seelischen Schmerz führt: Mehr Trost bedeutet mehr Nähe, bedeutet mehr Leid, bedeutet mehr Trost, bedeutet mehr Nähe, bedeutet mehr Leid... Interessanterweise lässt sich das LI freiwillig (und bei vollem Bewusstsein der Zirkularität) auf diesen Teufelskreis ein, vermutlich weil es der Meinung ist, der größtmögliche Schmerz sei ein hinzunehmender Preis für das größtmögliche Glück, der Geliebten nahe zu sein. Damit ist er wohl schlecht beraten, aber irgendwie kann ich ihn trotz der wirren Logik verstehen. Liebe denkt nicht logisch; sie denkt zuweilen in Widersprüchen. Und damit zu einem Punkt, der vielleicht die Lektüre des Gedichts schwierig macht: Worte wie "drum" und "denn" behaupten einen Begründungszusammenhang, der zunächst unplausibel erscheint und dann versucht man vielleicht das Gedicht schlüssig aufzudröseln, gerät dabei aber zunehmend in Verwirrung und das ist gut. Denn es ist die Verwirrung, die das LI auch erfährt und ohne es wahrzuhaben, befindet man sich bereits mit einem Bein in seinem Kopf. Im ersten Vers z.B. wird ganz klar gesagt, dass das LI unter dem Trost des LD leidet. Im zweiten Vers heißt es dann: "Drum tröste mich ob allem, was geschah!" Das Wörtchen "drum" (darum) scheint überhaupt nicht zu passen - weil das LI unter dem Trost leidet, will es mehr Trost?! Das kann kein vernünftiger Mensch nachvollziehen, aber Verliebte können es vielleicht schon. Denn wenn das LI in Folge des Trostes mehr leidet, kann es auf umso mehr Trost und damit Nähe hoffen. Nur so, schätze ich, kann es logisch nachvollziehbar gelesen werden. Dann wird auch das "denn" im dritten Vers deutlich und auch, weswegen der dritte und vierte Vers sein müssen. Hier wird die gesamte Philosophie des LI erst wirklich schlüssig. Ich hoffe, dass das Gedicht mit diesen Gedanken im Hinterkopf nun etwas ergiebiger oder zumindest sinnhafter ist und bedanke mich noch einmal, dass ihr mir Anlass gegeben habt, diese Gedanken zu verbalisieren. Über die "Arme"/den "Busen" mache ich mir später mal noch einen Kopf. Jetzt habe ich erstmal noch zu tun... LG
  16. Schmuddelkind

    Dein Trost

    Dein Trost ist Grund, warum ich leide. Drum tröste mich ob allem, was geschah! Denn wenn wir uns umarmen, beide, dann bin ich deinen Armen ach so nah. (Aus dem Fundus)
  17. Hallo Sali! Und zieht sie sich noch länger hin, dann frisst sie bald der Engerling. Oh Gott! Das Tempo habe ich jetzt schon erreicht - mit 35. Wenn man jung ist, erscheint alles wie Stillstand und man meint, es habe eine Revolution nötig. Wenn man älter ist, ist alles so schnell und verwirrend, dass man meint, früher wäre alles besser gewesen. Ich bin genau in dem unglückseligen Alter dazwischen, in dem Stillstand und Überforderung koexistieren. LG
  18. Zufall war es ja nicht, nur weil du dir nicht vorgenommen hast, ein Gedicht in einem Metrum mit komischem griechischen Namen zu schreiben. Da steckt ja ein bestimmtes Rhythmusgefühl dahinter, das eben zu der Stimmung passt, die du kreieren wolltest. Ja, Daktylus wäre auch nicht völlig falsch. Der Unterschied ist in einem Vers letztendlich zu vernachlässigen aus meiner Sicht. Beide Versfüße sorgen für ein ganz ähnliches Feeling, finde ich. Vermutlich würden es die meisten Leute auch als Daktylus verbuchen und das würde dem Gedicht ja nicht wehtun.
  19. Hallo Fietje, aber dann bin ich ja auch gleich schon im großväterlichen Alter. Dann bedeutet Sturm und Drang wohl, dass man seine Tabletten absichtlich absetzt. LG
  20. Ein verschränkter Reim wäre ja abc abc, was zu meinen Lieblingsreimschemen gehört. Ganz so ist es hier ja nicht. Vielleicht könnte man es invers verschränkter Reim oder so nennen? Wenn es dafür noch keinen Namen gibt, steht es mir wohl zu, es zu benennen: Schmuddelsche Inversionsverschränkung Aber danke für deine Hilfestellung, Sali! LG
  21. Eben war ich ganz dem Drang meiner Jugend noch verschrieben und ein Jahr schien mir so lang, schon sind zwanzig weggetrieben. Wo sind die denn abgeblieben?
  22. Hallo Lina und vielen Dank, dass du mein Gedicht so aufgeschlossen gelesen und darin diese Gefühle erkannt hast, obwohl Football dir nicht so nahesteht. Der Versuch, ohne Football glücklich zu werden, ist absolut ehrenwert, aber leider auch aussichtslos. Hoffe, dass ich vielleicht bei dem ein oder anderen Interesse wecken konnte. Ab 19. Juni beginnt die erste Saison der European League of Football. Davon werden auch Spiele im TV übertragen. Falls sich jemand mal darauf einlassen will, wäre das ein guter Anfang. Bisher waren alle, die ich dazu überreden konnte, einmal ein Spiel anzuschauen, z.T. trotz vorheriger großer Skepsis, begeistert. Ist nämlich wirklich ein ganz faszinierender Sport - sowohl taktisch, als auch physisch. LG
  23. Hallo Sali, ich darf dich enttäuschen: Es gibt hier auf jeden Fall bessere Gedichte. Aber ich bin über alle Maßen geschmeichelt, dass es ausgerechnet ein Gedicht aus meiner Feder war, das dich dazu bewogen hat, hier deine Zelte aufzuschlagen. (das soll ein Emoji der Verlegenheit sein - weiß nicht, ob das klar wird) Ich bin der offizielle Beauftragte für Möglichkeitenvernichtung. Ja, melancholische Untertöne, die manchmal an die Oberfläche geraten, sind wohl (neben humorvollen Betrachtungen inmitten ernster Gedanken) meine Schwäche. Ich freue mich, dass du darin Schönheit erkennen kannst. Danke! LG
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