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Daniel Walczak

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  1. – Präludium – Deutschland, ich lieb‘ dich, oder ich hass dich, Oder tu nichts von beidem. Oder die Wahrheit, sie lieget dazwischen, ich will mich kaum entscheiden. Hass, das ist ein starkes Wort, und Liebe sowieso. Wär‘ häufig gern an and’rem Ort, doch bin nur zu Hause froh! Und das trotz all der Menschen hier, vielleicht auch grad‘ deswegen? Sie lächeln nicht, sie grüßen kaum auf Straßen, Gassen, Wegen. Kollegen sind besonders hart, am Arbeitsplatze täglich man redet über dies und das, doch dann sucht man vergeblich Gespräche, wenn man sich mal trifft, ganz außerhalb der Arbeit. Verübeln kann man’s ihnen nicht, Gesichter merken - die ew’ge Schwierigkeit! In and’ren Ländern war ich schon, in Spanien und bei den Griechen. Da grüßt man jeden, den man sieht nicht nur, um hinten reinzukriechen. „Das ist die deutsche Mentalität“, das hört man überall! „Dafür können wir and’res gut: zum Beispiel Bier und Fußball!“ Der Fußball, der ist wahrlich gut, Titel sind deutscher Brauch. Das Finale in Russland, das war stark! Der Sieg in Katar auch! Es gibt nur eins, was eher noch Pokale uns beschert, und das sind unsre Trainer wohl, die Zahl ist sehenswert. 83 Millionen sind‘s mittlerweil‘, welch eine stolze Zahl! Und wenn man nett sie fragen würd‘, sie träten auch den Ball. Und auch das Bier im Vaterland, das ist so gut gebraut, und sehr gesund muss auch es sein, wird’s selbst an Kinder verkauft. Das Gute an der Sache mit Bier, ist jemand hackedicht, dann wirst du dich beschweren kaum, er auf der Straß‘ nicht spricht. Die Deutschen, sie sind wunderbar, ernst wird es jedoch nur, wenn’s Thema lautet „Politik“, oder „Bürotemperatur“. Die Politik und Fußball, ja, die zwei verschieden‘ Sachen, die haben wohl gemeinsam nur, dass jeder könnt‘ sie machen. – I – Wenn ich so durch das Lande geh‘, aus Düsseldorf ich komm, dann streife ich zu allererst durch Köln, noch weit vor Bonn. Erkennbar gut aus weiter Ferne an seinem dunklen Dom. die Kölner denken allesamt, er mache Köln zu Rom. Und Rom, das sei hinzugefügt, bevor ein Kölner grimmig schaut: Hat mit dem Dom gemeinsam, wohl, dass beides nicht an einem Tag erbaut. Das große Gerippe inmitten der Stadt, gehüllt in Eisengerüste, erfüllt der Christen kaum noch heut, eher der Touristen Gelüste. Wenn doch ein Christe sich verirrt zum Dom, im Jahr einmal: zu Weihnachten, bewundert er den treuen Kardinal. Der gute Herr, der Kardinal es läutet der dicke Peter, wann immer ihm jemand den Rücken kehrt, doch dazu weiter später. Der Dom ist Köllens ganzer Stolz, wer kann es ihm verdenken? Sucht man nach weit’rer Attraktion, man muss den Hals verrenken. Da gibt es hübsche Viertel noch, ganz unten, weit im Süden. Zu Chorweiler das Herz schnell pocht, natürlich aus Vergnügen! Ja, Köln, das ist ein Phänomen, im positiven Sinne, wenn anderswo „Alaaf“ wer ruft, man sagen würd‘, er spinne! In Köln, da kann man über sich lachen, „sei witzig, sei nicht schlau!“ Doch der Humor, der endet rasch, wenn rausrutscht ein „Helau.“ Was soll ich tun? Ich komm nunmal aus Düsseldorf am Rhein! Doch nicht nur Köln, auch wir hier oben Können spaßig sein! Hat Köln den Dom aus Glas und Gerüst, so haben wir; oje! Eine breite Straße mit Läden des Luxus, man schimpft sie die Königsallee. Einst wurde hier Friedrich Wilhelm der Vierte der Pferdeäpfel Opfer. Als er marschierte zum Jägerhof, da war er kaum mehr tapfer. Um lind zu stimmen das Königshaus da kam man auf eine Idee: Man nannte die Straße zu seinen Gunsten fortan die Königsallee. Bis heute also erinnert noch Der Name der Gasse ganz zart ans historische Achtzehnachtundvierzig; ans Pferdeäpfel-Attentat. Inzwischen bewirft man auf dieser Allee wohl kaum einen König mehr. Es fühlen sich manche in einigen Läden wohl wie ein Kaiser, eher. Die Leute ohne Obdach auch, am Rand des Weges sitzen. doch schau nur zügig die Straße hinab, dann sieh‘st kein Armutsblitzen. Das Leid, das da am Graben sitzt, das musst du nicht ertragen. Du leidest schon genug derweil, beim werken an Montagen. Und überhaupt, was wollen sie, die armen Leut‘ dort unten? Du hast doch schon genug zu tragen, die ganzen Taschen, die bunten! Da bleibt kein Platz für Mitleid für die armen Kreaturen. Das kommt davon, wenn man nur bettelt, statt zu lernen für Klausuren. Die Leute hier, die gehen stracks die weite Straße runter. Das Portemonnaie voll Scheine, bunt, die Tüten, die sind bunter. Und die sind voller hübscher Dinge, Auf die kein Mensch verzicht‘. Zum Beispiel wicht‘ge gold‘ne Ketten, nur Demut ist es nicht. Doch Demut, davon gibt’s genug unter der Menschenbande. Man sieht sie manchmal mit ihrem Hund, dort sitzen, am Straßenrande. Was bleibt zu sagen, was ist die Lehre aus diesen vergang‘nen Strophen? Das Dorf an der Düssel und dieses Köln sind’s beides Katastrophen? Nicht ganz, denn beide Städte haben doch etwas je für sich. In Düsseldorf, da kann man kaufen, drum geht’s doch eigentlich. Zu Köln derweil, da sei gesagt, die Stadt ist schöne sehr. Die Orgel und die beiden Türme, Moment, da gibt’s noch mehr? – II – Wenn du mal einen Deutschen triffst, dann sprich über Musik! Über Bücher, Lieder, allerlei, bloß nicht über Politik. Die Politik, die ist zurzeit ein wenig außer Form. Egal wer heut am Pulte steht, im Aug‘ ist er ein Dorn. Im Streite jeder Aktionär kämpft mit dem Bauerntrampel. Es fliegen Fetzen durch Berlin, es blinket wild die Ampel. Am Rednerpult im Bundestag wir hören manche Leier. Ein Torwart von den Bayern einst forderte: Wir brauchen Mut! Uns Deutschen geht es wirklich schlecht, längst nicht mehr wunderbar, woanders läuft es besser wohl; schau nach Amerika! Da gibt es nicht die Qual der Wahl, aus hunderten Parteien. Dort gibt es nur die reine Jugend in den polit’schen Reihen. In Deutschland aber, das ist hart, da gibt’s die Liberalen, die Union, Grüne, die ganz rechts und auch die ganz Sozialen. Wie soll man sich bei dem Offert denn nur rechtens entscheiden? Wie soll man wählen einen Mann, ohn‘ sich ins Fleisch zu schneiden? Kein Wunder, dass so viele sagen, die Demokratie’s nicht echt! Auf Schildern man leset „Diktatur“ da geb ich natürlich Recht! Ich find‘ es gut, dass jeder nun sich von der Seele schreit, man dürfe die Meinung nicht erzähl‘n, in aller Öffentlichkeit. Ein jeder brüllt zur Welt hinaus, man würde sofort zensiert! Ich glaube, die da oben haben selbst das uns allen diktiert. Wenn ich denn sagen könnt, was ich dacht, weißt du, was dann gewesen? Dann könntest du diese Zeilen hier ganz selbstverständlich lesen. Doch leider wurden, es ist ein Jammer, die Verse dir verborgen. ich wünschte, du wüsstest, was ich hier schrieb, stattdessen machst du dir Sorgen. Um uns’re Zukunft, uns Demokratie, das kann ich nur zu gut verstehen. Denn wären wir wirklich Demokraten, manch‘ Partei wär‘ nicht mehr zu sehen. Und ganz schlimm ist auch die Kultur mit lauter Extremisten wer Umwelt schützt, ist Sozialist und Auto fahr’n die Faschisten. Ein Wunder, wie die Demokratie doch scheinbar gar nichts lernt; erlaubt sie sogar Menschen im Land in Texten einen Stern. „Gendersternchen“ nennen sie das, die schlimmen Terroristen! Was kommt als nächstes, Homo-Ehe? Oder gleich Abschusslisten? Es mag ganz rechts noch eine Partei im Stillen existieren. Wie sie genannt, das weiß ich nicht, der Staat ließ sie blockieren. Dann gibt’s noch neben den Hochbegabten aus den rechten Ecken die andere Seite, liebevoll auch manchmal genannt „Zecken“. Erst Freitags, heute jeden Tag sie auf der Straße kleben. Politiker auf ihren Posten, die kleben friedlich daneben. Was soll das denn, die Verse hier? Gibt’s auch noch eine Lehre? Tja, die Moral von der Geschicht, das Dichten ist mir Ehre. Fühlt sich nun einer angegriffen und kaum mehr akzeptiert, so sorg dich nicht, lehn dich zurück, ich werd‘ ja eh zensiert. – III – Berichtete ich eben nun von Düsseldorf und Köllen, so lass mich weiterreisen nun, durch Deutschlands schönste Höllen. Im Westen von den beiden Städten wo man fast Poffertjes frisst, da finden wir den Dom zu Aachen, zumindest er fertig ist. Doch geht die Reise weiter ins Land der deutschen Mitgesellen, so landet man schnell in Frankfurt am Main, im Zentrum des Finanziellen. Weit auf das Land erstreckt es sich, das Monstrum aus Beton. zu übersehen diese Stadt, das ist keine Option. Ganz vorbildlich agiert man hier am hübschen Hauptbahnhof. Ein jeder lässt sich impfen dort, und wird zum Philosoph. Nein, Spaß auf Seit‘, ich halte nichts von Drogen sowieso. Zu groß ist mir der Nebenwirkung starkes Risiko. Die Droge, die ich brauche nur, ist unser schönes Köln. In dieser Stadt fühl sogar ich mich als schönen Gesell’n. Fährst weiter abwärts an Franken vorbei ins wahrlich echte Bayern, du stellst schnell fest, die Leute hier, die haben viel zu feiern. Mit freien Tagen hat man’s hier wohl wirklich nicht zu knapp. Doch mit der Bildung geht’s deshalb noch lange nicht bergab. Bewundern tu ich diese Leut, die neben andren Sachen, auch mit dem Bairisch und dem Deutsch beherrschen zweierlei Sprachen! Als Deutscher schau ich mit Respekt in dieses ferne Land. Ein Bayer winkt mir nett zurück und dann ins Zelt er verschwand. Geht’s höher dann in den deutschen Osten, oje, wo fang ich an? Zumindest sind die Straßen hier besser als nebenan. Woran dieses nur liegen mag? Ich weiß es wahrlich nicht. Es ist fast, als wäre ein Finanzzuschlag des Westens ewige Pflicht. Doch außer altem Mauergestein gibt’s hier noch mehr zu bieten. zum Beispiel gibt es im Vergleich zu München bezahlbare Mieten. Ein mancher sagt, das Ostdeutschland, das sei auf ewig radikal. Zu widersprechen wag ich nicht zumindest nicht dies‘ eine Mal. Schau’s dir doch auf der Karte an, du musst den Kopf anregen; ganz links da liegt der Westen, stolz, der Osten rechts gelegen. Doch was mich wundert, immerzu an ostdeutschen Gebieten das ist gar nicht die Politik, das sind auch nicht die Mieten. Mich überrascht es jedes Mal, wenn ich im Osten bin, dass dieser Teil von Deutschland scheint mir doch gar nicht so schlimm. Wir wandern weiter aufwärts nun, begeben uns gen Norden. nach Mecklenburg-Vorpommern, sag, was ist denn das geworden? Ich fühle mich ja gar nicht nun wie auf ´nem and’ren Posten. Stattdessen fühle ich mich so, als wär ich noch im Osten. Beinah‘ als wäre dieser Teil ein Stück vom Ostdeutschlande. Doch warte, nein, das kann nicht sein, hier gibt es einen Strande. Tja, lieber Westen, sowas gibt’s bei euch ganz sicher nicht. der Osten hat die Ostse und euch bleibt die Zahlungspflicht. Ein Weg durchs ganze Land war dies, von Düsseldorf zur See. Ein‘ Abfluss hat das Lande auch, man nennt ihn wohl die Spree. Er spült den ganzen Müll der Nation aus München bis Schwerin in Richtung unser aller Haupstadt, ins wundersam‘ Berlin. – IV – Ja im Berlin, wo nach wie vor, die bunten Fetzen fliegen. Wie gut, dass sich so mancher Held niemals lasset verbiegen. „Das lassen wir nicht mit uns machen“, so schimpft er schwarz-rot-gold. und hält ein Banner in die Luft, mit Inhalt „Wir sind das Volk.“ Bedauernswert, dass dieser Mann ganz offenbar nicht kannt‘ dass in so einer Diktatur er direkt wird verbrannt. So brennt er nun auf offener Straß‘ und mit ihm, eingerollt brennt lichterloh sein Banner kaputt die Aufschritt: „Ich war das Volk.“ Auf seiner Asche tanzet nun mit allerlei klugem Geschwätz ein grus’liger alter Manne herum, es ist der Herr Grundgesetz. „Wie kannst du nur, du alter Freund“ so hört man einige schreien. „Du bist doch ein Verbündeter, das solltest du jedenfalls seien!“ Herr Grundgesetz, der schien erstaunt und hielt umgehend inne. Und fragte daraufhin das Volk: „wollt ihr, dass ich gewinne?“ „Schützen sollst du uns, Gesetz“, so sprach das Volk zu ihm. Herr Grundgesetz, der ward verwirrt: „Jetzt soll ich mich verzieh’n?“ Doch nicht nur die Bevölkerung, auch in der Politik, da ruft man „Nur wir sind das Volk“ Genauso, nur in schick. Wie dumm wär‘ es, wenn die Partei nun populistisch wäre. Doch dann wär’n sie schon längst verbannt, in Diktaturatmosphäre. Viel wichtiger ist gerade doch, was hier die Grünen machen?! Sie schreiben sicher Bücher ab und and’re kluge Sachen. Ich hörte, dass sie schaffen Frieden mit Panzern und Kanonen. In fremden Ländern, dauerhaft langfristig wird’s sich lohnen! Wann gab es jemals Frieden denn in einem andren Land, so ganz ohn‘ Waffen, Panzerfaust, durch ein‘ Waffenstillstand? Und während Grüne fleißig ihre Wahlversprechen halten, wir blicken etwas weiter rechts bei unsren, lieben Alten. Die Union erfährt es oft, auch wenn es ziemlich schmerzt, es herrschen viele Zeiten, grad, doch leider niemals März. Sie meckern ganz zurecht herum, und stellen sich die Frage, in aller gar christlichen Welt, was sind schon sechzehn Jahre? Und dazu war’n sie nicht allein, die Abwahl war auf Raten; gemeinsam mit ihnen im sinkenden Boot die treuen Sozialdemokraten. Die stellen wohl den Kanzler heut‘, ein waschechtes Genie, wenn es um Emotionen geht und blanke Euphorie! Man sagt, er habe sogar mal gelächelt im Geheimen. Das war wohl, als die Nachricht kam, der Laschet wird's, alleine. Doch mittlerweile hat der Herr nur umso mehr zu lachen. Der Schlingel macht doch ab und zu ganz wilde, freche Sachen. Was ist schon ein Finanzskandälchen als Bürgermeisterchen? Der Gute dachte sich dabei „Oh Scheibenkleisterchen!“ Das ist doch alles halb so wild, viel wichtiger ist doch, dass eines nicht ins Auge geht; ein Haushaltskassenloch. Doch dafür sind verantwortlich die Neoliberalen. Die könnte ich beschimpfen, jetzt, doch ließ ich mich bezahlen. Es soll wohl auch noch ganz weit links ein‘ weit’re Gruppe geben. doch jede Splitterschaft aufzuzählen, das wäre wohl daneben. Im Allgemeinen bin ich froh, dass unser Volk so ahnungsreich, all diese Jobs zu übernehm‘, Herr Grundgesetz wird kreidebleich. – V – Wir setzen unsre Reise fort nur schnell weg aus Berlin! Ich habe schon genug von dort, wo geht’s als Nächstes hin? Ich hörte, es gibt noch ein Gebiet, durch dieses fließt die Ruhr! Man nennt es wohl das Ruhrgebiet, Erfinderfreude pur! Dort gebe es Zechen und Stollen und Kohle und manch ein Fußballverein wär‘ fast mal Meister geworden zuletzt nur dann sollt‘ es einfach nicht sein. Gut, dass ich diesen Ort nun kenn‘ würd‘ ihn auch sehen wollen, doch habe ich nach Weihnachten genug zunächst von Stollen. Es gibt noch eine Stadt im Land, die ich nicht abgehandelt. doch ist das gar nicht weiter schlimm, da nach wie vor verhandelt, ob diese Stadt denn existiert, in Deutschland, auf der Welt. Die Gläubigen nenn‘ es ganz zärtlich ich glaube „Bielefeld.“ Nur halte ich nicht viel von Sachen, die für mich nicht bewiesen. naiv könnt‘ ich nicht steh’n vor Gott mit einem reinen Gewissen. Ich glaube nur, was sichtbar ist, und nicht bloß rumerzählt. Die anderen bestraft der Herr, wenn er sein Richtbeil hält. Drum geh‘ ich in die Kirche auch, um mich dort zu beschweren beim Herrgott über Märchen und ich bitt‘ ihn, zu erklären, wie Menschen kommen auf solche Gedanken auf solche skurrilen Ideen, das ist ja so, als würd‘ ich sterben und wieder auferstehen. Nein, niemand hat das je geschafft, und sonst wär‘ er ein Held. Drum soll mir auch kein Mensch erzähl’n, es gäbe Bielefeld. Der Herrgott antwortete mir rasch, das mag ich so an ihm; er sprach zu mir, zu glauben blind, das wär‘ nicht legitim.- Drum soll ich auch nur glauben, was ich wahrlich sehen kann. Ein jeder, der was and’res tut, der ist ein Hampelmann. Drum ging ich raus, von Gott erhellt, der niemals mich vergisst. Stattdessen bin ich wegen ihm nun frommer Atheist. Denn Atheisten, wissen wir, die sind das hohe Volk. Sind unfehlbar und ganz gewiss vom Herrgott so gewollt. Im deutschen Land, da sind sie heut‘ die stärkste Konfession. einst hielt man viel vom Herrgott und der christlich‘ Religion. Wer braucht denn heut‘ noch einen Gott, der über einem schwebt? Der hat Zeit, der kann warten bis, du auf dem Bette liegst. In deinen letzten Atemzügen, da darf er gern‘ erscheinen. Doch vorher nicht, auf keinen Fall, erst, wenn wir um dich weinen. Dann brauchst du auch ganz schnell, oh Schreck ein‘ Pfaffen an der Seite. Der letzte Worte spricht für dich dich auf dem Weg begleite. Doch warte, in dem Tunnel, da siehst du ein helles Licht. Und eigentlich, da hofft man jetzt, auf Trost und Zuversicht. Doch du, du bist ein Atheist der nie an Gott gedacht. Drum drückst du nun die Daumen fest, und hoffst, du nie erwachst. Wie peinlich wäre es, vor Gott am Himmelstor zu steh’n und zuzugeben, dass du geirrt, ihn dabei anzuseh’n. Als Deutscher auch noch, welch ein Jammer, da wär‘ es doppelt schlecht. Denn sogar Herrgott weiß, die Deutschen die haben immer Recht. Da ist der Tod die bess’re Wahl als dieses zu ertragen. Viel wicht’ger als Erlösung ist, auf ewig recht zu haben. Doch vielleicht ist das Sterben auch das Beste auf der Welt. Denn nur hinter dem Himmelstor, da schaut man Bielefeld. – VI – Was könnt‘ ich schwadronieren nur über die Religiösen, über die Atheisten auch, die guten und die bösen. Stattdessen möchte ich derweil was and’res mal befluchen. ich möchte mich, wie heißt es gleich, am Neuland nun versuchen. Denn immerhin gibt’s heute doch die schöne Möglichkeit Kontakt zu haben immerzu mit jedem, jederzeit. Was gibt es Schön’res überhaupt als rumzudiskutieren mit Menschen, die man nie geseh‘n um sich zu amüsieren. Am meisten fürcht‘ ich mich vor den‘, die mir so überlegen. Der jedes Fach der Welt studiert um damit anzugeben. Die jede Info überall ganz kritisch widerlegen. Und wissenschaftlich, geisterfüllt ihr Wissen übergeben. Die alle Daten brav geforscht bevor sie sie erzählen empirisch überprüft zudem um niemanden zu quälen. Und haben sie auch immer Recht, die allerlei berichten! Es leben schließlich nur noch die, die auf den Pieks verzichten. Geimpfte sind schon lange tot, Gechippte sowieso. Und dieses ganze Schutzkonzept, das war ein Griff ins Klo! Ich habe gute Nachrichten an die Verschwörungssippe; vielleicht seid ihr gar nicht verrückt; vielleicht ist’s nur ne Grippe! Wer blind sagt, was auf Facebook steht und and’re stolze Quellen, nur der ist frei, ja das sind wohl die Intellektuellen. Wer jedoch tut, was Wissenschaft und Forscher fordern, brave, der hat den Schuss noch nicht gehört, das sind die wahren Schafe. Am schönsten finde ich jedoch die ganz große Verschwörung. Die Erd‘ ist flach, kein bisschen rund, warum gibt’s da Empörung? Ich stimme zu, ich halte dies auf keinen Fall für Mist! Der Grund dafür, warum ich’s tu, ich bin ein Optimist. Die Erd‘ ist flach, sie wollen uns sie nur für rund verkaufen. Piloten, Astronauten auch, alle auf einen Haufen. Die Politik ist mit im Boot, die spielen auch ganz oben. Die deutsch‘ Regierung sowieso, die uns doch stets belogen. Was gibt es schön’res bitte sehr, als solch Zusamm’arbeit? Sie wird uns helfen auch bei den Problemen uns’rer Zeit. Wenn alle Welt so gut im Team arbeitet gegen uns, das Klima wandelt sich erneut, diesmal zu uns’rer Gunst. Auch Kriege werden sicherlich ganz bald beendet sein. Die Russen und die Ukrain‘ gemeinsam trinken Wein. Was für ein endloses Geschick und schön, dass alle Welt in diesem Punkt, zu täuschen uns, so gut zusammenhält. Was hat das nun mit uns zu tun, mit Deutschland, uns’rem Fall? Dazu gesagt sei nur ein Vers: Dumme gibt’s überall. Es gibt den schönen deutschen Spruch, den ich sehr oft gelesen: „Wird der Bürger unbequem, ist er plötzlich rechtsextrem.“ Es geht bei diesem schlauen Text um Aufstände des Volkes. Und wahrlich ist es kein Delikt wenn man auf sein Land stolz ist. Nein, unverschämt ist es sogar, ein‘ Menschen so zu nennen: „Rechtsextrem“ ist es doch nicht, um’s liebe Reich zu flennen. Und rechtsextrem ist man auch nicht, nur weil man fröhlich trage das alte Banner der Nation; die Reichesadlerflagge. Nein, rechtsextrem, das ist man erst, wenn man in einem Lande Partei’n verbietet, deren Führer spricht vom Denkmal der Schande. Das gab es einst, zu finst’ren Zeiten, als alles ward zensieret. Was nicht gepasst hat, der Regierung das wurde streng blockieret. Und so ist’s heute, wieder wird das Arische verboten. Geschichte wiederholt sich rasch, es bleiben die Idioten. – VII – Während ich diese Zeilen schreib, und munter nur so dichte, da kommt mir plötzlich in den Sinn die uralte Geschichte. Einst waren‘s Goethe, Schiller, ja und auch der Heinrich Heine. Die brachten Deutschland schnell voran und stellten auf die Beine ein Wunderwerk aus großer Kunst, ja sie waren die Schenker von unsrem Status auf der Welt als Land der Dichter und Denker. Heut‘ ist davon nicht viel zu sehen von dieser stolzen Zeit. Nur gut, dass deren Lit’ratur bleibt für die Ewigkeit. Was ist daraus erwachsen nun, so fragt ein mancher streng. Ein schlimmes Gespenst, ein echter Schreck, man nennt es Poetry Slam. Wo einst die stolze Dichterschaft manch Meisterwerk geschaffen, da steh’n sie auf einer Bühne heut und machen sich zum Affen. Das einzig gute an dieser Affäre, aus plumpem Egozentrismus: Die Texte haben nie, nein, nie den immergleichen Rhythmus. Die Abwechslung in dieser Kunst, mit der die Dichter sprechen, die bringt mich schier ergriffen vom Glück emotional zum Brechen. Geleiert werden die Sätze mit solch komischer Betonung, dass ich noch habe die Verse im Ohr daheim in meiner Wohnung. Warum dies so, warum kann ich die Texte nicht vergessen? Aus lauter purer Angst davor, dass Rhythmus und Reime sich fressen. Auch hängt das Thema in solchem Saal vom Plafond wie ein Stern. Die ganze Halle kreischet im Chor: „Mensch, sind wir doch modern!“ Doch Dichter, wie es einst sie gab, die bleiben unvergessen. Im Schranke stehen Schiller und co. von Motten und Staub zerfressen. Wir Deutschen, können glücklich sein, dass wir dies‘ Land mal waren, das wir zwar heute nicht mehr sind, doch in vergang’nen Jahren. Drum kennt ein jeder Goethes Faust, und Heinrich Kleists Marquise. Ein jeder hat gehört bereits von Grimms hagerer Liese. Und wo wir grad bei Märchen sind, was sind das schöne Werke! Schliefst du nicht auch oft ein als Kind beim Hören der sieben Zwerge? Für Kinder ist’s ein großer Spaß, wenn jemand sitzt am Bette, und liest am Abend etwas vor, meist war’s die Mutter, die Nette. Zum Beispiel gab es mal ein Haus aus leck’rem süßen Kuchen! Und wenn ein Kind es essen wollt, konnts‘t du’s im Ofen suchen! Viel schöner fand ich da die Mär vom Wolfe tief im Wald. Sein Schrei mit Steinen in dem Bauch mir heute noch erschallt. Doch nicht will ich vergessen Max und Moritz, diese beiden. So lernen Kinder, was passiert, wenn sie mal übertreiben. Der Mühle mahlte sie zu Korn, in winzig kleine Teile. So sprenge nie dein‘ Lehrer weg, aus purer Langeweile. Und spiel auch nie mit Feuer rum, welches da liegt im Schranke. Paulinchen konnt‘ erzähl’n, warum zumindest bevor sie verbrannte. Nein, bin ich stolz auf unser Land, das diese Geschichten einst sponn! Und wusst‘ ich, guck ich je in die Luft, komm ich damit nicht davon.
  2. Die Welt steht still um mich herum, das weiß ich ganz bestimmt. Ihr haltet mich vielleicht für dumm, doch hört mich an geschwind. Ich habe eine Theorie, die nicht zu widerlegen. verpackt in dieser Poesie, die ich euch bring' entgegen. Das Buche, im Regale steht, ist voller leerer Seiten. Erst wenn die Leserei losgeht, die Wörter sich verbreiten. Die Uhr, die an der Mauer hängt, die steht für immer still. Die Zeiger laufen angestrengt, wenn ich die Uhrzeit will. Wenn ich mal Gäste hab bei mir, dann feiern wir zuhauf. Doch sind sie später aus der Tür, dann lösen sie sich auf. Dann gibt es nur noch mich allein, mit niemandem zum Streiten. mit stillen Uhren nur daheim, und Bücher leerer Seiten.
  3. Die Welt verändert sich, oh Schreck, und was noch schön in frühen Tagen, das ist nun alter, toter Dreck, da hilft nichts außer das Verzagen. Ja, früher war doch alles gut, und Leid, das war in weiter Ferne, doch angekommen ist die Flut der Qual, man nennt sie: 'Die Moderne' Erinner' doch an alte Zeit, in der die Welt war eine schöne Da war die Pest zwar nicht sehr weit, doch dafür gab es kaum Termine. Auch Handys hatte man noch nicht wie schön das doch gewesen musste zwar gab es Rassenunterricht, doch jeder sich noch sicher wusste. Auch Technik gab's nicht, ach wie schön, stattdessen nur verbrannte Hexen, und Morde gab es hier und da, wenn man sich auskannt' mit Gewächsen. Doch immerhin kein Internet, der wahre Fluch der neuen Welte, die Sklaven, die hatten kein Bett, doch dafür kein Auto zerschellte. Ja, früher war doch alles toll! Und die Problem' aus heut'gem Tage, die gab es nicht, wie wundervoll, für alle eine bess're Lage
  4. Laura musste nur noch den Kragen richten und das Kleid saß perfekt. Wie ein kleines Kind hatte sie sich gefreut, als ihre Mutter es ihr nur für den Abschlussball gekauft hatte. Seitdem trug sie es ständig und blickte bei jeder Gelegenheit in den Spiegel, um das Kunstwerk zu bewundern, das ihren Hüften und gleichermaßen ihrer Oberweite schmeichelte. Vielleicht etwas zu oft. »Ich hole uns noch ein paar Drinks«, sagte Jamie und verschwand in Richtung Bar. Jetzt war Laura mit Sebastian allein. »Du siehst hübsch aus, das Kleid ist wunderschön.« »Danke«, erwiderte Laura ein wenig lustlos. Sebastian war der Letzte, den sie hatte fragen wollen, aber nun war er ihre Begleitung. Und trotz der hunderten gescheiterten Anmachversuche ließ er auch heute Abend nicht von ihr ab. Sie gingen in Richtung der Tanzfläche und kamen an einem verzierten Spiegel vorbei, der eine riesige Menge an buntem Licht in den Saal reflektierte. Als sie ihr Spiegelbild erblickte, hielt sie inne. »Verdammt, dieser Kragen«, fluchte sie. »Stimmt irgendwas nicht?«, fragte Sebastian. »Ja, der rutscht immer so komisch hoch«, erwiderte Laura, während sie versuchte, das Kleid zu richten und sich dabei weiter im Spiegel beobachtete. »Ich weiß nicht, was du meinst, du siehst perfekt aus.« »Sebastian, bitte, ich …« Verwundert brach sie mitten im Satz ab und starrte ungläubig in den Spiegel. Wie durch Geisterhand war der Kragen binnen weniger Sekunden wieder verrutscht. Sie schaute an sich runter. Und tatsächlich lag der Kragen perfekt an ihrem Dekolleté, wie sie ihn gerade erst selbst ausgerichtet hatte. Doch ihr Spiegelbild sagte etwas anderes. »Hier, siehst du nicht?« Sie zerrte Sebastian neben sich, sodass er auch ihr Spiegelbild erblicken konnte. »Wie schon gesagt, der Kragen sitzt perfekt.« »Bitte, verarsch mich nicht, du siehst doch, was ich sehe.« »Ich sehe ein wunderschönes Mädchen in einem wunderschönen Kleid. Gehen wir tanzen?« Genervt wich Laura von seiner Seite. Sie lief in Richtung der Toiletten, um ihr Spiegelbild klarer und nicht inmitten bunter Lichter zu sehen. Doch an den Waschbecken angekommen, traute sie ihren Augen nicht. Mit einem Mal war nicht nur ihr Kragen verrutscht, das ganze Kleid war zerrissen, entstellt und wirkte, als hätte man es ihr übergestopft. Ihr Spiegelbild schaute sie auch nicht an. Es schaute belustigt an sich runter und zupfte hier und da an dem Kleidungsstück, als wäre davon noch irgendetwas zu retten. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie in dem Toilettentrakt ganz allein war. Nein, ganz allein war sie nicht und würde es auch nie mehr sein. Besser, sie gewöhnte sich an ihre neue Freundin, die ihr nun geisteskrank lächelnd in die Augen starrte.
  5. Ich höre die Geräusche nicht zum ersten Mal, und ich habe das, was sie macht, gerade auch nicht zum ersten Mal gesehen. Wenn ich meiner Mama sage, was da unter meinem Bett lebt, sagt sie immer: Es gibt keine Monster, Timmy, du musst schlafen. Obwohl ich doch nie gesagt habe, dass es Monster gibt. Komisch, oder? Im Prinzip sieht er auch nicht gruselig aus, eher wie ein Mensch mit zu vielen Augen. Und Ohren. Früher hatte ich Angst vor ihm, aber ich glaube, ich habe mich an ihn gewöhnt. Daran, dass er immer am Bett wackelt, wenn ich versuche einzuschlafen. Aber wenn meine Mama dann hochkommt, ist er mucksmäuschenstill. Genau wie ich, wenn ich heimlich unter der Bettdecke Gameboy spiele. Ich denke, wir haben vielleicht vieles gemeinsam. Er hat mich mal gefragt, wie alt ich denn sei, aber sonst redet er eigentlich kaum. Als ich ihm gesagt habe, dass ich in ein paar Wochen sieben werde, hat er gesagt, dass er schon hunderte von Jahren alt ist. Ich wusste nicht, dass man so alt werden kann. Obwohl, eigentlich kenne ich sogar jemanden, der zweihundert Jahre alt ist, nämlich meine Oma. Immer wenn die nämlich Auto fährt, sagt meine Mama, dass sie doch schon mindestens zweihundert ist und das sein lassen sollte. Aber vielleicht meint sie das auch nicht ernst, Erwachsene meinen nämlich vieles nicht ernst. Ich wünschte nur, sie könnte das unter meinem Bett sehen, dann würde sie mir vielleicht glauben. Aber sie sagt immer nur, ich brauche keine Angst zu haben. Angst habe ich aber überhaupt nicht, ich glaube, im Grunde ist er ganz lieb. Ich habe ihn mal gefragt, wie er heißt, aber darauf hat er nicht geantwortet. Manchmal antwortet er mir tagelang nicht und dann fragt er mich wieder Dinge. Doch einmal, da hatte ich richtig Angst vor ihm. Es war die Nacht vor meinem fünften Geburtstag und ich kann mich noch daran erinnern, wie er unter dem Bett hervorgekrochen ist. Es hat sich dann nämlich mächtig aufgebläht und wäre fast geplatzt, doch dann ist meine Mama ins Zimmer gekommen und er ist schnell wieder unter das Bett gehuscht. Vielleicht wollte er mir nur zum Geburtstag gratulieren, aber als meine Mama nicht einmal nachschauen wollte, da bin ich sauer geworden. So sauer, dass ich geschrien habe und fast meinen ganzen Geburtstag lang in meinem Zimmer bleiben musste. Vielleicht hat meine Mama auch unrecht und es gibt wirklich Monster. Aber das unter meinem Bett ist dann keins, das hat mich jedenfalls nie in meinem Zimmer eingesperrt. Jedenfalls hat er mich heute Nacht wieder angesehen mit seinen vielen Augen und gesagt, die nächste Nacht wird blutrünstig. Ich weiß nicht genau, was das heißt, aber meine Mama sagt nur, ich soll nicht so viel Videospiele spielen, dann habe ich solche Fantasien nicht. Mal sehen, was die Nacht so bringt.
  6. Ich schaute mich noch einmal um, während Emily meinen Arm griff. Ich war hier, mit meinen Freunden, an einer Art … Bahnhof? Ja, es wirkte wie ein U-Bahnhof und obgleich die Landschaft um mich herum verschwommen war – woran auch immer das liegen mochte – war ich mir nun sicher, an welcher Art Ort ich war. Neben mir stand nur meine Freundin, die ich eigentlich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Doch nun war sie, wie ganz selbstverständlich, mit mir an diesem Ort, als hätten wir uns gestern zuletzt getroffen. Und obwohl ich niemand anderen aus meiner ehemaligen Freundesgruppe erblicken konnte, wusste ich, dass alle da waren. Jo, Marleen, Vincent und Emily. Sie mussten irgendwo im Getümmel der Menschen, die panisch auf den Bahnsteigen hin- und herrannten, verloren gegangen sein. Kennt ihr das? Ihr seht eine Person seit Jahren nicht und dann taucht sie plötzlich in einem eurer Träume auf? Und obwohl euch dies im wahren Leben wundern müsste, nehmt ihr es einfach so hin? Als wären Träume eine Art Show, in der man Haltung bewahrte und bloß nicht zu überrascht wirken durfte. Etwas Ähnliches ist mit Orten zu beobachten. Ihr wart noch nie dort, doch im Traum kommt er einem bekannt, geradezu vertraut vor. Das alles kann auf einen so wirken, als gäbe es ein zweites Ich, ein unterbewusstes, das schon tausende Male an diesem Bahnhof gewesen war und das sich gestern erst mit Emily und den anderen getroffen hatte. Dieses Ich war ich nun also. Ich weiß nicht, ob ich mir bewusst darüber war, dass ich träumte, denn eigentlich war man das nie. Doch etwas in mir sagte mir, dass ich in Gefahr war. Es schien einen Grund zu geben, aus dem Emily panisch war. Sie packte mich noch einmal heftiger am Arm und verschwand in den Menschenmassen. Ich stand am gleichen Fleck wie zuvor und hielt den Atem an, um das auszuhalten, was sich nun um mich herum abspielte. Ein Mann, der neben mir stand, ließ ruckartig seine Tasche fallen, um ein Feuerzeug zu zücken. Er führte es zu seinem Haaransatz und keine zwei Sekunden später stand er in Flammen. So schnell wie er loderte, muss er sich vorher mit einer sehr stark brennbaren Flüssigkeit übergossen haben. Doch das war alles nicht real. Vermutlich. Mein Instinkt sagte mir, was ich zu tun hatte. Eine Bahn fuhr vor mir ein und die Türen öffneten sich. Ich setzte mich in ein Abteil, das sich zwischen zwei Wagen zu befinden schien. Der Boden unter mir bebte und ich nahm mein Handy aus der Hosentasche und tippte so schnell ich konnte Emily in die Kontakt-Suchleiste ein. Als ich sie gefunden hatte, schrieb ich ihr panisch. Bin in einen Zug eingestiegen, WO SEID IHR ALLE? Emily las die Nachricht direkt und tippte. Komm wieder zurück, wir sind hier nicht sicher. Keiner von uns. Zurück wohin?, fragte ich. Zu den anderen. Wenn ich wüsste, wo die anderen waren, dachte ich. Ich drehte meinen Kopf zu Seite. Neben mir saß der Mann, der sich soeben in Brand gesteckt hatte. Er wippte seelenruhig auf dem Sitz hin und her und betrachtete die Flasche Spiritus, die er in der Hand hielt. Dann schaute er mich an. Er würde doch nicht … Das war der Moment, in dem ich schweißgebadet aufwachte. Mein Bett war durchfeuchtet und es roch nach Alkohol. Als ich auf mein aufleuchtendes Handy neben mir blickte, erstrahlten darauf die Worte: Zu den anderen.
  7. Daniel Walczak

    Sommerglanz

    Der Sommer wie ein buntes Kleid sich leget übers Erdenrund gekommen ist die lieblich‘ Zeit, in der die Wälder strahlen bunt. Die Farbenpracht von Mutter Erd‘, die sie das halbe Jahr versteckt, nun hält ein optisches Konzert Applaus sich übers Land erstreckt. Die Blüten, deren Tod nicht weit, noch einmal strahlen in dem Glanz, sie ändern nicht den Lauf der Zeit, doch bitten sie zum letzten Tanz. Die Welt, sie scheint verzaubert nun, und jedermann, ganz nah wie fern, erkennt in seinem eign’en Tun: Er lebt an diesem Orte gern.
  8. Sag, hörst du sie nicht schreien, sie brüllen geradezu. Ihr Wunsch ist das Befreien aus Schränken immerzu. Aus Tischen, aus Regalen, aus deinem Etui. aus ihren Höllenqualen, es fehlt die Energie. Die damals sie mal hatten, vor allzu langer Zeit. du willst sie nicht gestatten, bist dazu nicht bereit. Ein Schal der wurd' getragen, von einer werten Frau, war Mutter dir zu Tagen und starb; da wurd' er grau. Verschwand in einer Ecke, mit Tränen in dem Flor, erfüllt nun keinen Zwecke, du traust dich nicht davor. Ein Buch aus Kindertagen, dein Vater dir geschenkt, sein Tod ist zu beklagen, das Werk nun eingeengt. In alten Kramereien, du lange nicht mehr brauchst, in lauter toter Reihen, du nimmermehr anschaust. Sag hörst du sie nicht schreien? Der Nutzen, der ist fort. Doch kannst sie nicht befreien, da dies dein Herz durchbohrt.
  9. Alles ändert sich doch eh, nichts ist für die Ewigkeit, ob am Land oder auf See, sicher ist, dass nie was bleibt. Wozu dann also Dinge tun, die sicher irgendwann vergeh'n? Wozu mit Freude leben nun, und all die schönen Dinge seh'n? Wenn ohnehin doch alles bald weg sein wird, was noch wichtig ist. Wieso dann halten mit Gewalt, was diese Welt langsam vergisst. Die Antwort ist, du weißt es schon: Wir leben stets für den Moment. Da nutzt auch keine Diskussion, kein Streit und auch kein Argument. Was immer sein wird später mal, es ist noch Zukunft heutzutag'. Und ist es uns auch nicht egal, so wundre dich nicht, wenn ich frag: Wann lebst du mal im Hier und Jetzt? Und freust dich über den Moment? Und wirst von Ängsten du verletzt, im "Heute" man das Glück erkennt.
  10. In Zukunft wird dies‘ wichtig sein, Hört alle jetzt mal her, da gibt es nur noch Roboter und keinen Autor mehr. In Zukunft interessieret sich kein Mensch mehr für Musik. Da scheint vielleicht recht ärgerlich, doch spar dir die Kritik. In Zukunft ist doch wohl egal, was du jetzt gerade machst. Ob dein Team siegt oder verliert, ob du weinst oder lachst. So seie traurig und frustriert, denn alles ändert sich! Und nichts hat mehr Bedeutung dann, was grad‘ beweget dich. Nun will ich fragen, lebst du denn dann noch in dieser Zeit? Und hat die Zukunft später mal für dich Bedeutung heut? Lebst du denn noch im Hier und Jetzt, wenn du nur immerzu die Zeiten später grobe schätzt, und gar nicht weißt, wozu? Was später einmal kommen mag, das weiß wohl niemand heut‘. Sie zu, dass dich der heut‘ge Tag doch ebenfalls erfreut.
  11. Wie ein großer Schirm, den kein Regen durchdringt, eine schütz’ne Hand, die mich in ihr aufnimmt. Wenn Wolken meiner Sonne dem Licht berauben woll’n, und meine süße Freude weicht dunklem Donnergroll’n, Dann schützt er mich ganz wärmend, und hebt mich ohne Furcht im Sturm und Wind und Regen ganz liebevoll hindurch. Durch alles was da ängstigt das zarte Menschenherz Und auch das Unbekannte Und grenzenlosen Schmerz Und manchmal frag ich mich, was ist es wirklich denn, was mich so munter traget, und ich so lange kenn. Ist wirklich es ein Wesen? Etwas, was oben thront? Oder auch nur der Glaube, der leise in mir wohnt.
  12. Vermisst du sie denn manchmal auch? Die Zeiten, die mal waren. Sie wirken wie entfernter Rauch und teilweise wie Narben. Die Menschen die da früher war‘n, die gibt es immer noch. Zwar war die Zeit vor vielen Jahr‘n, und sind’s die gleichen doch. Die gleichen Orte, Dinge, Stimmen, die man vor langer Zeit gehört, die manchmal in uns drin verschwimmen, Erinnerung bleibt unzerstört. Hab ich ein‘ alten Gegenstand mal wieder in den Händen, aus dem mal einst das Glück bestand, als würd‘ es niemals enden. Dann spür ich heute seine Macht, die er noch in sich birgt, und die Erinnerung bewacht die so stark in mir wirkt. Er hat das alles miterlebt, damals ganz unbewusst und heute er nach Leben strebt, voll Trauer und voll Frust. Vergangen längst ist diese Zeit an die ich heute denk, Sie liegt zurück im Rauch ganz weit, und war mir ein Geschenk. Doch ist sie wirklich so weit weg oder nur leicht entfernt? Denn mit den Sachen im Gepäck sie häufig wird erwärmt. Vor Jahren sah man Menschen steh‘n, die man noch immer kennt. Und scheinen sie nicht wegzugeh‘n, Vergangenheit gewinnt.
  13. Alles fröhlich um mich rum, Die Bäume, Häuser, wunderbar, Die Zeit geht rasend schnelle um, Und alles um mich rum scheint klar. Doch setzet dann die Nacht hier ein, so ändert sich schnell meine Sicht:, Der so vertraute Sonnenschein Taucht nichts in sein gewohntes Licht. Die gleichen Pflanzen, Tiere, Straßen, die ich am Tage schon geseh‘n, Die Bank, auf der wir fröhlich saßen, Die scheint auch mit dem Licht zu geh‘n Denn alles ist noch da zum Teil und doch ist alles plötzlich weg, Die Nacht schießt wie ein stumpfer Pfeil Und bringet mir so manchen Schreck. Auch die Gestalt, die zu mir kommt, auf die geb ich besonders acht, Zwar sehe ich sie jeden Tag, doch ist sie fremd mir in der Nacht.
  14. Ich sitze oft im dunklen Zimmer, und höre Lärm von draußen her, denke häufig, nein, fast immer, dass ich da draußen gerne wär'. Im Lärm, umgeben von der Welt, die mich beschallt und glücklich macht. Doch bin ich draußen, wie bestellt, dann wünscht' ich, es würd' wieder Nacht. In meinem dunklen Zimmer.
  15. So schade es auch häufig ist, so schätze ich mich schlau. Und wenn ihr mich nun eitel wisst, dann stimmt das wohl genau. Ich kann doch wirklich nichts dafür, es tut mir ja so leid, dass Menschen in der Fern‘ und hier so dumm sind, weit und breit. Und klinge ich nun arrogant, so lass‘ mich doch berichten, die meisten hier in diesem Land, die schreiben kaum Gedichte. Doch ich versuche mich daran, mit meinem Intellekt. Und warte, dass ein andrer Mann ihn freudig hier entdeckt. Doch was bleibt mir denn nun davon, dass ich mich fühl so klug, wo ist er nun, mein hoher Lohn, von dem ich will genug? Doch Dumme, die genießen wohl nun ihre freie Zeit. Sind außen schön und innen hohl, doch froh und nett zugleich. All das also, was mir verwehrt, da ich mich fühle schlauer. Und seh‘ ich sie, so ungelehrt, dann werd ich höchstens sauer. Was bleibt mir also nun davon, in meiner Wutgeschichte? Nur ein Gefühl von Spott und Hohn und auch ein paar Gedichte.
  16. Verliebt sein, das ist wunderbar, wenn alles auf der Welt mir direkt in mein Herze strahlt und alles mir gefällt. Wenn bloß ein Mensch in dieser Welt mir lächelt ins Gesicht, mein Leben strahlt, mein Herz erhellt, was andres brauch ich nicht. Der Mensch, der hat dann so viel Macht, egal was er auch tut. Entscheidet ob man weint und lacht ob Freude oder Wut. Doch wenn man wirklich lieben kann, dann braucht man all das nicht. Kein Mensch, der vorschreibt, wie und wann ich lache und wann nicht. Nein, Liebe, das ist weitaus mehr als solche Freud-Geschichten, wer liebt, dem fällt es gar nicht schwer, auch mal drauf zu verzichten. Denn Liebe, ja, das heißt Vertrauen und mal ein böser Blick, der kann mir dieses nicht versauen, ' ist bloß ein Augenblick Bin ich jedoch verliebt in dich und du bist blöd dabei, dann weiß ich, ja, ganz sicherlich, mein Herz, das reißt entzwei. Doch Liebe, die hält sowas aus, weil Zukunft nebenbei mehr wert ist als ein Augenblick und als die Schwärmerei.
  17. Ich lernte einst ein Mädchen kennen und frag ich mich bis heut, wie bitte soll ich jenes nennen, was uns beide erfreut. Es ist wohl etwas zwischen uns und wenn ich dann versuche, es zu erklären, uns're Gunst, das Schöne und das Gute, dann wird mir komisch, ganz und gar und kann ich nicht verstehen, wie groß und toll und wunderbar, der Weg ist, den wir gehen. Und Menschen, ja, die sagen nur, ihr müsst es doch benennen, doch sage ich ganz strikt und stur, es reicht mir, sie zu kennen.
  18. Wie kann es sein, dass einem Mann bei all den vielen Menschen, einer so wichtig sein kann ohn' Limit, ohne Grenzen. Kommt einer nun ganz frei daher und sagt mir: „Lieber Mann, ich mag dich nie und nimmer mehr, weil ich nicht mit dir kann“. So denk ich mir, na, sei es drum, es gibt noch viele and're, ihm nachzulaufen wäre dumm, ich fortan weiter wand're. Doch sagt dies nun der eine Mensch, den man so schrecklich liebt, dann bricht für mich die Welt zusamm', das Glücke, es versiegt. Doch frag ich mich, ist denn die Tat, nicht wahrlich völlig gleich? Es ist derselbe Umstand, ja, wenn ich es so vergleich. Beide Leute wollen mich nicht mehr in ihrem Leben. Doch ein Mensch mich so arg zerbricht, dem and'ren sei vergeben.
  19. Alle sagen, traurig sein sei das größte Pech auf Erden, immer, wenn man ist allein, soll bitte alles besser werden. Ich sage, ja, es ist zu toll, wenn einmal alles laufet gut. Doch miss ich dann ganz sorgenvoll, die mich belebende, heiße Wut. Ja, dann, wenn ich mich traurig fühl, wenn nichts hat einen Sinn, dann merke ich, so schön und kühl, lebendig ich doch bin. Ich spüre Kummer, Angst und Not und will aus dieser Schwebe. Doch bin ich weit weg, dann vom Tod, und spür', wie sehr ich lebe.
  20. Es gibt Momente, da fühlt man sich nur ganz und gar allein. Da steht man im Schatten, weit weg vom Licht, hat allen Grund, traurig zu sein. Nein, eigentlich ist man nicht allein, denn man ist mit vielen gemeinsam, doch all diese Leute verhindern nicht, dass man sich fühlt so einsam. Die Einsamkeit, wie ein mächtiger Feind, der in dir wohnt und lebt. Dein Herz, du hörest, wie es weint, wie bitterlich es fleht. Mit dir allein, da wird dir klar, wer eigentlich du bist. Verdrängst es gerne, vorstellbar, du sturer Egoist! Du brauchst Gesellschaft, dich zu verstecken, damit du selbst vergisst, welch schwacher Mensch, mit Kanten und Ecken du doch in Wahrheit bist.
  21. Sag mal, hörst du sie nicht rufen, wie sie laut und eindringlich nah'zu schreit mit lauten Hufen, rennt und poltert, fürchterlich. Die Vergangenheit, die wilde, ignorieren kannst' sie nicht, zeigt dir stets dein altes Bilde, zeigt dich selbst in neuem Licht. Du rennst davon, weißt nicht wohin, und flüchtest in Gedanken, doch die Vergangenheit im Sinn, die weist dir auf die Schranken. Dreh dich nicht um und lauf davon, denn was dich ängstigt nahezu, das bist – na weißt du's etwa schon? Doch ganz und gar allein nur du. Vergangenheit, die ist nicht frei, sag, wer hat das erfunden? Sie ist schon eine Zeit vorbei, doch nur an dich gebunden. Sie zeigt dir nicht die fremde Welt, die anders früher war, sie zeigt dich selbst, ganz ungestellt, und nur dich, ganz und gar. Die große Angst, die hast du nicht, dass du darüber fällst, die wahre Furcht, in dein'm Gesicht, die hast du vor dir selbst. Willst dich nicht sehen, wie du einst, vor einigen von Jahr'n, klug und weise dir selbst scheinst, und unerfahren warst. Du dachtest, wüsstest alles schon, und heute denkst du dir, wie dumm du warst, auf deinem Thron, und nun,, da stehst du hier. Doch wenn du nichts mehr wissen magst, wie blind du gestern warst, vielleicht du morgen ja schon klagst, über dein heut'ges Ich; wenn es erstrahlt in neuem Licht.
  22. An manchen Tagen denk' ich mir, vermiss' ich diesen Menschen ... hätt' ihn so gerne dann bei mir, würd sogar um ihn kämpfen. Ich weiß, er hat verändert sich, seit wir nicht mehr verkehren, ist böse, manchmal sonderlich, ich kann ihn kaum verehren … Und doch vermiss ich ihn so sehr, obwohl ich ihn nicht mag, ihn loszulassen, fällt so schwer, da ich ihn gern ertrag. Wie kann es sein, dass ich den Menschen, so sehr brauch für mich, ich denk an uns're alte Zeit, sie schien mir ewiglich. In Wahrheit, ja, da brauch ich nicht, diese Person zurück, die alte Zeit, die nun zerbricht, die brächte mir das Glück. Denn dieser Mensch, der's einmal war, den gibt es nicht zurück. Und wünsche ich ihn mir ganz nah, entfern' ich mich vom Glück.
  23. Er blickte heraus, aufs weite Meer, und schwelgte in Gedanken, die alten Träume, die schmerzten ihn sehr, und brachten ihn ins Wanken. „Ach hätt' ich doch“, „Ach würd ich bloß“, so träumte er dahin, er fühlte sich gar hoffnungslos, als fehlte jeder Sinn. Er schaute zurück, auf junge Jahre, und dachte dann daran, wie groß die Pläne damals waren, die Chance war vertan. Dich will ich fragen, denkst du das? Dass keine Hoffnung bleibt? Wenn ja, verzeih', du bist ein Narr, in alle Ewigkeit.
  24. Es war schon weit nach Mitternacht, als der kleine Junge in seinem dunkelgrünen Pyjama auf das mondscheinbenetzte Meer hinausblickte. Zum ersten Mal konnte sich die Familie einen solchen Urlaub leisten und er wollte nicht genug von der Umgebung kriegen. Er blickte auf die rauschenden Palmen entlang der Küste, auf das glänzende und gleichzeitig tiefschwarze Wasser. Der Wind, der durch die Pflanzen fuhr, klang wie flüsternde Stimmen und der Schatten des Jungen schwamm verzerrt auf dem Wasser. Er verstand nicht, wie seine Eltern jetzt schlafen und diesen Anblick verpassen konnten; nein, er verstand nicht, wie irgendjemand jetzt schlafen konnte. Er stand dort, an der steinigen Küste und lauschte den Wellen, als er die Stimme hörte, die ihn wissen ließ, dass er nicht allein war. „So spät noch alleine draußen?“ Der Junge schreckte auf. Hinter ihm stand jemand, ein Mann mittlerer Größe, doch für den Jungen schien er riesig. Seine dunkle Gestalt ließ keine Gesichtszüge erahnen und sein Umriss wirkte unförmig und steif. „So spät?“ wiederholte die Stimme, als der Junge nicht antwortete. Doch bevor er etwas erwidern konnte, verschwand der Mann. Er konnte nicht sehen, wohin er gegangen war und es hatte den Anschein, er hätte sich in Luft aufgelöst. Der nun von Panik gezeichnete Junge rannte den Weg zurück zu seinem Hotel hinauf. Gerade noch hatte er sich gewundert, wie man diese bezaubernde Nacht verschlafen konnte, nun bereute er es, wach geblieben zu sein. Er zitterte vor Angst, als er das Gebäude betrat. Die hellen Marmorfliesen wirkten kalt und glatt, geradezu bedrohlich; als wollten sie, dass man auf ihnen ausrutscht. Als der Junge, immer noch zitternd, sein Hotelzimmer betrat, fand er seine Mutter schlafend vor, das Bett von seinem Vater war leer. Von hinten spürte er urplötzlich eine kräftige Umarmung und eine vertraute Stimme flüsterte in sein Ohr: „So spät noch alleine draußen?“
  25. Ich wünsche sie mir so zurück, die Zeit in der ich lachen konnt', in der ich spürte all das Glück, dass ich es sogar war gewohnt. Ich weiß heut' nicht, wohin mit mir, bin ich doch überall nur fremd, fühl mich gar so wie nicht von hier, und gäbe selbst mein letztes Hemd, um einmal noch zu sein mit dir. Wie früher, wo ich glücklich war, doch dacht' ich drüber nach? Wie gut, wie schön, wie sonderbar all dieses, was zerbrach.. Nein, damals, ja, da lebte ich doch nur im Jetzt und Hier, ich dachte nie auf lange Sicht, wie schön es war, mit dir. Die Straße, die ich heute geh, die gingen damals wir. Doch blieben wir so selten steh'n, nicht so wie ich nun hier. Nun steh' ich dort und denk daran, wie es doch einmal war. An diesem Orte, irgendwann, wie fröhlich ich nur war. Das Schlimmste ist, es tut so weh, wollt' ich es dir erzähl'n, so könnt' ich's nicht, denn du bist fort, Auf nimmer Wiederseh'n. Dich, die ich damals lieben wollt', du bist mir heut' so fremd. Und während eine Träne rollt, mein Herz so schmerzlich brennt. Es ist die Leere, in mir drin, die meinen Bauch zerreißt. Selbst zum Atmen fehlt der Sinn, dein Blick in meinem Geist. Wie kann mir jemand, den ich so lieb' so fremd auf einmal sein. In meinem Herz, da herrscht Betrieb, doch deines bleibet kalt, in meinem finst'ren Wald.
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