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Claudi

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Beiträge erstellt von Claudi

  1. vor 7 Stunden schrieb Anaximandala:

    Doch umstürmt von den Gezeiten
    sind wir immer auch zugleich,
    und so wars zu allen Zeiten,
    bettelarm noch schweinereich!

     

    Moin Delf,

     

    ich wollte mich nur mal kurz melden um Bescheid zu sagen, dass ich deine Gedichtfäden und die beiden Diskussionen im Wohnzimmer und Schulzimmer noch auf dem Schirm habe, aber nur begrenzt antworten kann, weil ich meine Hände schonen muss.

     

    Hier finde ich gerade ein besseres und vor allem konkretes Beispiel für mein Metrum-Statement. Hier würde ich dich fragen, ob der identische Reim "Zeiten" Absicht oder Versehen war. Beides ist möglich und hier würde ich die bewusste Verwendung als Stilmittel auch vollkommen akzeptieren. Gefallen muss es mir nicht. Ich käme also nicht auf die Idee, dich davon abbringen zu wollen, falls es Absicht war. Falls es ein Versehen war, könnte der Hinweis allerdings hilfreich sein. 

     

    Ich glaube aber, du hast verstanden, was ich im Kritikfaden mit meinem Metrum-Beispiel sagen wollte. Dies nur nochmal als Feedback, um es anschaulicher zu machen.

     

    Im letzten Vers stehe ich auf dem Schlauch. Mit dem "noch" ohne ein vorausgegangenes "weder" komme ich nicht klar. Sollte das nicht "und" heißen? Das wäre eigentlich die logische Fortsetzung nach "zugleich".

     

    LG Claudi

  2. Moin Delf,

     

    sehr schön finde ich hier die kurzen Verse! Zweihebig lässt sich der amphibrachische Rhythmus für das Ohr weit länger aushalten als vierhebig. Auch die zwischengeschalteten männlichen Kadenzen sind eine Wohltat, weil sie die Schaukelbewegung am Versende  kurz pausieren lassen.

     

    Den Flüstervers sehe auch ich problematisch, nicht allein wegen des Pleonasmus. Schleichen ist sprachlich auch keine wesentliche Verbesserung, metrisch aber einen Tick günstiger.

     

    Das metrische Problem ist bei "flüstern" das zweisilbige Verb in der Doppelsenkung. Das ist eigentlich ein Unding, weil die Stammsilbe eines Verbs einfach zu mächtig gegen die ultraleichte Ableitungssilbe ist.  Ein zweisilbiges Pronomen wie "seine" lässt sich nach der schweren Stammsilbe von "verschenkt"  leichter in die Doppelsenkung drücken:

     

    verschenkt seine Träume:

     

    Hier stört das Ungleichgewicht der Senkungssilben nicht so sehr. Am günstigsten wäre in diesem Vers wahrscheinlich eine größere Umbaumaßnahme oder ein einsilbiges Verb an zweiter Position in der Doppelsenkung, z.B.:

     

    Ein Lüftchen geht leise

    durchs Blättergeäst,
    und zieht seine Kreise:
    Ein mystisches Fest.

     

    Was ich auch noch nachbessern würde, wären die "taktvollen Tänze". Das ist sprachlich und metrisch nicht ideal gelöst, obwohl die Alliteration natürlich gut passt. Deine Variante:

     

    Im nächtlichen Raunen

    der Winde erklingt

    ein Spiel von den Faunen

    das Harmonie bringt

     

    klingt in den ersten beiden Versen gut, schwächelt aber beim umgangssprachlichen "von den" und der falsch betonten Harmonie.

     

    Ich mach mir auch nochmal Gedanken. So ad hoc habe ich nichts Besseres.

     

    LG Claudi

  3. Danke für das Textbeispiel, mein Lieber. Ne, ehrlich gesagt, ist das Kritisierte hier genauso allgemein formuliert wie im ersten Gedicht. Ich kann mir die Verärgerung, die den Text vermutlich befeuert hat, auch nicht erklären, weil ich mit dir ganz andere Erfahrungen gemacht habe. Tatsächlich bist du einer der ganz wenigen User hier, bei denen ich mir keine Samthandschuhe anziehen muss und einfach meine Bemängelungen raushauen kann, wie mir der Schnabel gewachsen ist, ohne dass du jedes Wort auf die Goldwaage legst. Ich empfinde das als sehr angenehm, weil es mir eine Menge Zeit und Mühe spart. 

     

    Das wollte ich einfach mal gesagt haben. 😄 Wie es die Kritiker machen, die du im Gedicht auf die Schippe nimmst, und was genau sie kritisieren, kriege ich hier nicht zu packen. Mal sehen, was die Diskussion ergibt.

     

    LG Claudi

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  4. vor einer Stunde schrieb Anaximandala:

    ich hatte die Hoffnung, dass vielleicht jemand erkennt, dass es ein Sonett hätte werden sollen,

     

    Ja, ich glaube kaum, dass das jemandem entgangen ist. Dass du den Gedanken dann nicht, wie ich annahm, verworfen hast und es tatsächlich mit unserer Hilfe vervollständigen wolltest, hättest du aber sagen müssen. Normalerweise gehe ich davon aus, dass ein fertiges Werk vorliegt, wenn kein Wunsch formuliert wird.

     

    vor einer Stunde schrieb Anaximandala:

    für den Moment muss ich sagen liebäugel ich mehr damit, das Thema in der jetzigen Form als humoristisches Gedicht zu behandeln

     

    Ah, dann habe ich es also doch richtig gedeutet.

     

    vor einer Stunde schrieb Anaximandala:

    und als Ergebnis dann später ein Sonett zu verfassen, eventuell noch unter Einbindung eines Diskussionsfadens, oder zwei, um die Anforderungen an eine gute Kritik und vielleicht auch die an ein gutes Sonett.

     

    Wunderbare Idee! Besonders das Zwischenschalten eines oder zweier  Diskussionsfäden vor dem ersten Entwurf. Ich freue mich schon auf die Diskussion!

     

    vor einer Stunde schrieb Anaximandala:

    Deshalb werde ich mir erstmal deinen Tipp zu Herzen nehmen, in Prosa zu verfassen, was ich ausdrücken möchte

     

    Prima. Das wäre sicher für alle Mitdenkenden hilfreich!

     

    vor einer Stunde schrieb Anaximandala:

    Also Fremdkritik finde ich als Word, das muss ich einfach einmal sagen, wirklich toll!

     

    Ja? Ich finde Textkritik aussagefähiger. Das Irreführende in deinem Vers war ja nicht das Wort "Kritik", sondern die Formulierung "Ich wünsche mir beim Äußern". Das führt auf das Subjekt "ich" zurück, sprich: "Ich wünsche mir, wenn ich Kritik äußere". Aber lass dich nicht aufhalten. Hauptsache, du verklickerst uns kurz, was du an der Kritik genau kritisieren wolltest. Das hat, glaube ich, nur Gummibaum verstanden. Dass man Gedichte anders interpretieren kann als vom Autor beabsichtigt, dürfte doch klar sein? Ich denke (hoffe!) aber, das meinst du hier nicht?

     

    LG Claudi

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  5. Moin Delf,

     

    zuerst mal eine Anmerkung zum Label: Ich finde es ungünstig, dass du dir gleichzeitig Textarbeit und Antwortgedichte wünschst, weil das die Kommentierenden leicht in die Irre führen kann. Bei Textarbeit geht es ja gerade darum, Eindrücke zur Gestaltung in Klartext, also in verständlichen Prosasätzen, zu formulieren und alles, was nicht zur Textarbeit beiträgt, bewusst aus dem Faden herauszuhalten.

     

    Da ich aber ziemlich sicher bin, dass du Cornelius' Kommentar (den ich eigentlich löschen müsste) in deinem Faden behalten möchtest, schlage ich vor, du änderst das Label auf "Feedback jeder Art".

     

    Wenn ich Zeit habe, schreibe ich später noch was zu deinem Gedicht. Auf die Schnelle kann ich sagen, dass mir der Titel zu allgemein gehalten und einfach langweilig scheint. Da geht bestimmt mehr! Es geht hier  wohl speziell um Textkritik und da vordergründig um Inhaltliches ("falsch zu liegen")? Tja, und wieder finde ich deine reimbedingten Konjunktive, noch dazu mit abgeschnittener Endung. Die würde ich dir ja zu gerne abgewöhnen. 😄

     

    Die von der Kritik eingeforderte Klarheit fehlt mir in deinem Text. Ich ahne, wo es hingehen soll, bin aber von der sprachlichen Handhabung nicht überzeugt, die mir weitgehend wie "mit der Zange hingebogen" scheint. Da müsste mehr Biss und sprachliche Finesse rein! 

     

    Schon der erste Vers ist recht schwammig:

     

    Am 18.4.2024 um 20:15 schrieb Anaximandala:

    Ich wünsche mir beim Äußern von Kritik

     

    Da kann man sich zwar denken, dass es um Kritik von außen geht und nicht um die selbst formulierte Kritik an andere Personen, aber dein Satz löst das nicht präzise. Messerscharfe Verse müssen das leisten, sonst ist der Leseeindruck eher enttäuschend.

     

    Vielleicht könntest du ja mal die wichtigsten Punkte, die du ansprechen möchtest, in Prosa zusammenfassen und probierst es nochmal Schritt für Schritt? Bei solchen pointierten Sachen ist es meist am günstigsten, hinten anzufangen und dann die restlichen Verse gezielt auf die Pointe zuzuspitzen. Der Schluss gefällt mir inhaltlich gut. Da würde ich an einer Formulierung arbeiten, die nicht unbedingt auf -ieg endet und mit ein paar unterschiedlichen Reimen testen, was sie inhaltlich hergeben..

     

    Ich glaube, mit Cornelius hättest du hier einen guten Berater und ich würde auch mitmachen.

     

    LG Claudi

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  6. vor einer Stunde schrieb Rosa:

    Hoffentlich ist die Erweiterung meines Textes nicht in die Hose gegangen.

     

    Nein, im Gegenteil, jetzt kommt erst die humorige Note so richtig rüber! Metrisch ist zwar der letzte Vers nicht "programmgemäß" auftaktlos, aber das bringt bei insgesamt zwei Strophen nicht das Konzept durcheinander. Hier kann man den Auftakt gut als "Schwung holen für die verbale Watschen" nehmen. Das Lesen macht auch keine Probleme, da man ja aus V4 noch im jambischen Rhythmus ist.

     

    Aufpassen solltest du allerdings bei deinen langen Gedichten mit abruptem Wechsel des Metrums. Da geht es, soweit ich sehe, noch etwas wild durcheinander, ohne dass inhaltlich ein Grund ersichtlich wäre. 

     

    Die Reime hast du in der zweiten Strophe kontrastreicher gewählt. Super! Wenn du jetzt in S1 noch "mir" schreibst, hast du ein fetziges Duett. Dann wird die "langweilige" Reimfolge in S1 sogar zum eindrücklichen Stilmittel für den lahmen Kerl. 

     

    Ein Komma habe ich noch ergänzt. Für eingefügte Kommas verwende ich immer ein blaues k, für "kein Komma" schreibe ich kk, dann weißt du das schon mal:

     

     Lieber Mann, du hast nicht "Rücken",

    willst dich nur vorm Walzer drücken.

    Du hast zum Tanzen keine Lust

    und wenn, k dann machst du es mit Frust.

    Jetzt kann mich Karl beim Tanz verzücken. - beglücken?

     

    LG Claudi

  7. Moin Rosa,

     

    ich glaube, solche Fünfzeiler sind bestens geeignet zum Üben und Weiterentwickeln deiner Technik. Rhythmisch gibt es hier nichts zu meckern. Das Gedicht lässt sich gut lesen:

     

    Wollen heute tanzen gehen,

    uns grazil im Kreise drehen.

    Doch plötzlich tut dir alles weh,

    vom Kopf bis hin zum großen Zeh.

    Walzerschritt wird nicht mehr gehen.

     

    Du hast hier einen interessanten Metrumswechsel eingebaut. Die Rahmenverse mit weiblicher Endung sind trochäisch, beginnen also auftaktlos. Die beiden inneren Verse mit männlicher Kadenz sind jambisch. Sie beginnen mit einer unbetonten Silbe, also mit Auftakt.

     

    Etwas schade finde ich die von der Klangfarbe sehr nah beieinander liegenden Reime auf langem e. Hier könntest du beim nächsten Mal auf etwas Abwechslung achten, indem du die inneren Verse bewusst anders auslauten lässt als die äußeren. Das gibt einen schönen Kontrast für das Ohr.

     

    Dass du das Reimwort des ersten Verses im letzten Vers wieder aufnimmst, ist schon ein auffälliges Stilmittel! Kompliment! Normalerweile sind solche "identischen Reime" nicht erstrebenswert. Hier hast du aber das Reimwort nicht einfach wiederholt, sondern ihm beim zweiten Mal in einem neuen Kontext eine neue Bedeutung gegeben und damit die gesamte Handlung in einen tragenden Rahmen gesetzt. Sehr schön!

     

    Uwes Vorschlag gefällt mir auch besser als deine Du-Ansprache:

     

    Doch plötzlich tut mir alles weh,

     

    Prima! 

     

    LG Claudi

  8. vor einer Stunde schrieb Darkjuls:

    Ich frage mich, wonach der Vater wohl dürstet?

     

    Moin Juls,

     

    es dürfte der "Nachdurst" nach übermäßigem Alkoholkonsum sein. Nach der Erzählung aus dem alten Testament machen die Töchter den Vater betrunken und "legen sich zu ihm", um Nachkommen zu empfangen.

     

    Moin Endeavour,

     

    das gefällt mir auch wieder richtig gut! Ich habe mich mit einem breiten Schmunzeln durch deine trochäischen Vierheber gelesen und es dürstet mich nach mehr! 

     

    "Wundert" in eine separate Zeile zu setzen, finde ich ganz passend. Die ersten drei Worte in V1 hervorzuheben, finde ich auch gut, nur würde ich es nicht ganz so krass in Großbuchstaben machen. Ist wohl Geschmackssache.

     

    Die Ebene vor Sodom birgt für mich eine diskrete und herrlich boshafte Anspielung auf die Stadt selbst, die ja ebenfalls zur Zeit der geschilderten Handlung nur noch "Ebene" ist. 

     

    LG Claudi

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  9. Schönen Sonntag, Ihr Lieben! 🙂

     

    vor 14 Stunden schrieb Herbert Kaiser:

    Das habe ich gestern ja gemacht und habe einen Anschiss bekommen.

     

    Falsch. Ganz im Gegenteil: Claudi hat sich bemüht, dich vor einem "Anschiss" zu bewahren und dir (wie man glücklicherweise im Verlauf des Fadens nachlesen kann) einen freundlichen Tipp gegeben. Des weiteren hat sie dein zuerst eingestelltes Gedicht wertschätzend kommentiert.

     

    1. Den Rat musst du nicht annehmen. Beide Texte zu einem Gedicht zu vereinigen, ist auch eine Möglichkeit, die Forenregeln einzuhalten.

     

    2. Für den Kommentar brauchst du dich auch nicht zu bedanken wie bei den anderen Kommentierenden. Ich werde dich nicht wieder mit lobenden Anmerkungen belästigen.

     

    Letreo, deine Idee mit der Nummerierung, finde ich, ist schon ein guter Ansatz. Ich würde sagen, wenn Herbert es schafft, beide Texte unter einem Titel zu vereinigen, könnte man sogar die beiden Untertitel gelten lassen und  das Werk (ohne Trennlinie) als zweiteiliges Gedicht stehenlassen. 

     

    Vielleicht hast du ja sogar eine Idee für einen Obertitel? Das verbindende "und" reicht hier m.E. nicht. Ansonsten bin ich raus aus diesem Faden.

     

    LG Claudi

    • Danke 1
  10. vor 4 Minuten schrieb JoVo:

    nachdem das Li mich total angereimt hat, richte ihm bitte aus es möge mich anrufen. 

     

    Moin JoVo,

     

    ich glaube, es wäre gut, die Größe anzugeben. XXL?

     

    LG Claudi

     

     

    • Lustig 2
  11. Moin Josh,

     

    das LI kommt mir bekannt vor. Der Wi... äh, der Ixer könnte glatt mein Bruder sein (eineiiger Zwilling). 😁

     

    Den Zweizeiler hättest du auch gut als Gedicht einstellen können:

     

    Gedichte törnen mich so an

    xXxXxXxX

    Ich bin die ganze Zeit am X'en

    xXxXxXxXx

     

    Astreiner vierhebiger Jambus! Einmal in männlicher und einmal in weiblicher Kadenz. Wow! 😁

     

    LG Xx

     

     

    • Lustig 1
  12. Wie schade! Nur um nicht warten zu müssen, machst du einen Eintopf aus den beiden Gedichten? Es sieht so aus, als würdest du nur schreiben wollen, was du unbedingt sofort sagen möchtest und die Wirkung spielt keine Rolle.

     

    Für das zweite Werk hätte ich dir gerne ein paar Anregungen gegeben. Das fand ich ansprechend mit dem eingearbeiteten Verweis auf das Gleichnis. Und rhythmisch fehlten hier nur winzige Korrekturen. Im Gesamtpaket sind die guten Ansätze nun leider verschenkt. Gut, es ist dein Gedicht. Dann spare ich mir die Arbeit.

     

    LG Claudi

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  13. Lieber Herbert,

     

    schon vergessen? Jedes Gedicht bekommt auf Poeten.de ein eigenes Thema. Da Seeadler nun aber offenbar das später eingestellte Werk kommentiert hat, schlage ich vor, du stellst die Heimkehr, die ich eigentlich kommentieren wollte, in einen neuen Faden. Thematisch zusammengehörige Werke dürfen gerne untereinander verlinkt werden. So bekommen die einzelnen Werke sogar noch mehr Aufmerksamkeit. Dann weiß man auch immer, auf welches Gedicht sich die Kommentare beziehen. 

     

    LG Claudi

     

     

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  14. Moin Peter,

     

    Am 5.4.2024 um 00:27 schrieb Ponorist:

    Worauf könnte ich in dieser Hinsicht mehr Acht geben?

     

    Okay, dann zeige ich mal, was sprachlich für mich nicht ideal ist. In einem fertigen Gedicht ist es natürlich schwierig, einzelne Formulierungen zu ändern, ohne die Reime zu zerstören. Beispiele werde ich dir deswegen wahrscheinlich kaum geben können. Ich übersetze die kritisierten Passagen also einfach (blau) in besseres Deutsch.

     

    Zitat

     

    Gott hatte den Adam lieb

    als er ihn allein erschuf

    doch alleien mit dem Trieb - alleine

    kam er nicht bei seinem Ruf

     

     

    In V4 wird nicht klar, auf wen sich "er" bzw. "seinem" bezieht. Sicher, die Lesenden können es aus dem vorausgegangenen Inhalt schließen. Eigentlich sollte das aber der Satzbau leisten. Sprachlich ist das also nicht gut gelöst.

     

    Zitat

     

    so vergeblich, Liebesmüh’ - vergeblich war die Liebesmüh

    für die er sich selbst belogen hatte

    lief dieser am Ufer kühl

    nicht über den Regenbogen

     

     

    S2 ist sprachlich bis zur Unverständlichkeit entstellt. Ellipsen wie in V2 sind zwar gebräuchlich, aber unschön. Die in V1 ist schon sinnentstellend und für mich gar nicht mehr zu ertragen (hier hätte ich normalerweise die Lektüre abgebrochen). 

     

    Zitat

     

    dass die Nachkommen anbeten - nur ihn anbeten

    nur Ihn, der die Welt erlöst

    von seiner verschmähten Liebe

    die er in den Abgrund stößt

     

     

    Hier eine unschöne Inversion. 

     

    Zitat

     

    und so ist’s bis heute Brauch

    wen des Herrn Liebe befällt - dass der, den Gottes Liebe befällt

    und von oben predigt auch 

    heimlich einen Adam hält

     

     

    Mit "wen" lässt sich der letzte Vers nicht sinnvoll anschließen. Die ganze Strophe wird dadurch schwer verständlich.

     

    Das teilweise immer noch krumme Metrum jetzt nochmal lesen zu müssen, war, ehrlich gesagt, kein Vergnügen. Nimm meine Anmerkungen also als wahren Liebesdienst in Namen des Herrn. 😄

     

    LG Claudi

     

     

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    • Lustig 1
  15. Hallo Rosa,

     

    fein, hier hast du ja schon gut mit Endeavour gearbeitet! Das freut mich immer zu sehen! Ich hole mal den überarbeiteten Text hierher:

     

    Der Winter war vergangen,

    ich fühlte ein Verlangen,

    nach Leberwurst und Sülze,

    im Walde sucht ich Pilze,

    dabei ein Kind empfangen. 

     

    Ja, prima, jetzt passen die Verse metrisch und auch die Grammatik stimmt. Ich denke, das war eine gute Fingerübung. Von der Wirkung ist es nun etwas abgefallen, weil du die Pointe quasi erklärst. Das Bild mit den Windeln auf der Leine war lustiger, weil das Publikum sich die Zusammenhänge selbst erschließen musste. Vielleicht ginge noch ein anderes Reimwort, z.B.:

     

    Jetzt stille ich zwei Rangen.

     

    vor einer Stunde schrieb Rosa:

    Alle guten Dinge sind drei und falls es jetzt stimmig ist, soll das Verslein so bleiben - schwere Geburt

     

    Nein, am Anfang sind die guten Dinge eher so um die zwanzig. 😁 Dies hier war für eine Einsteigerin eine sehr leichte Geburt. In Versform zu schreiben, noch dazu gereimt, bedeutet immer Beschränkung. Da ist es völlig normal, etliche Fehlversuche zu verwerfen und immer wieder neu zu beginnen. Aber mit der Zeit bekommst du Routine und musst nicht mehr ganz so viele Entwürfe in die Tonne hauen. Und die Arbeit lohnt sich! Je länger du an einem Werk tüfteln musst, umso mehr lernst du dabei und umso mehr wirst du es am Ende lieben!

     

    Ich wünsche dir viel Spaß und habe das Gefühl, auch E. macht es Freude, dich hier zu begleiten. 

     

    LG Claudi

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  16. vor einer Stunde schrieb Dali Lama:

    Die 8:20 Minuten beziehen sich auf die Dauer, die ein Lichtstrahl von der Sonne auf die Erde braucht^^ 
    Das Licht spielt hier ja auch eine zentrale Rolle - abgesehen davon, dass dies das Sommer-Gedicht in meinem Jahreszeiten-Zyklus ist, soll es hier auf der ersten Ebene um eine Libelle gehen, die zum Schutz vor der Mittagssonne auf einer Fensterbank im Schatten Platz nimmt. 

     

    Boah, das haut mich jetzt um! Ich dachte mir ja schon, dass sehr viel Sinnvolles in diesem Gedicht steckt. Jetzt bin ich erst recht begeistert und sehr froh, dir diese tolle Erläuterung entlockt zu haben, die ich mir später nochmal in aller Ruhe zu Gemüte führen werde. Danke! Ich verneige mich.

     

    Ich glaube, die Info zu den 8 Minuten und 10 Sekunden als Fußnote hätte mir geholfen, bei meiner Deutung näher an deiner Intention zu bleiben. So war es natürlich eine schöne Überraschung. Schade nur, dass mir das wirkliche Aha-Erlebnis ohne deine Hilfe entgangen wäre.

     

    Dieses Gedicht von dir (und nicht nur dieses) hätte soooo viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Ich hoffe, da kommt noch was.

     

    LG Claudi

    • Danke 1
  17. vor 23 Stunden schrieb Dali Lama:

    Ja, die bunte Silbenaufschlüsselung steht tatsächlich auch nochmal im direkten Bezug zum Titel!

     

    Das ist ja ein Ding! Ich hatte sogar spaßeshalber mal kurz angefangen, die Sekunden zusammenzuzählen, mich allerdings nur auf die Hebungen (den Takt) konzentriert. Eine Echtzeitangabe bzgl. der Lesedauer konnte es jedenfalls nicht sein. Da meine Zählung schon nach grobem Überschlagen der ersten Strophe nicht stimmen konnte, habe ich die Idee wieder verworfen, auch weil ich davon ausging, sowieso nicht poetisch zu ticken. 😄

     

    vor 23 Stunden schrieb Dali Lama:

    Ich hatte nach Abschluss etwas mit diesem Text gehadert, weil er mir mit den verschiedenen Details, dem Gesumme, der Silbenaufschlüsselung und auch dem "verkopften" Titel fast zu voll rüberkam. 

     

    Ein Gefühl von "überladen" hatte ich nicht. Ich habe einfach versucht, die verschiedenen Details zu einem schlüssigen Ganzen zusammenzufügen. Könnte schon sein, dass ich bei meiner Interpretation im menschlichen Bereich geblieben wäre, wenn das Außengeräusch kein Summen und die Zeitangabe weniger präzise gewesen wäre. Dass die Sekunden wörtlich zu nehmen sind, habe ich zwar nicht vermutet, aber bei einer Larve schien mir die genaue Zeitangabe wohl einfach plausibler.

     

    vor 23 Stunden schrieb Dali Lama:

    Ja, sicher kann man hier gut eine Libellenschau herauslesen, aber den ein oder anderen Gedanken mehr hatte ich noch.

     

    Deine Gedanken würden mich sehr interessieren. Vor allem auch, welche Beschreibungen du als reales Erleben rüberbringen wolltest und welche bildlich gemeint waren. Das zu unterscheiden, fiel mir nicht leicht. Nicht, dass das schlimm wäre. Es war ein Vergnügen, meine Fantasie mit deinem Text verschmelzen zu lassen. Ich würde nur gerne wissen, was du gerne von der Leserschaft erkannt haben wolltest und was du bewusst offen gelassen hast. 

     

    LG Claudi

    • Schön 1
  18. Moin Chris,

     

    über dieses Schöne mache ich mir schon die ganze Zeit Gedanken und komme immer wieder her, um meine Eindrücke zu vertiefen. Inhaltlich stand ich beim ersten Lesen, besonders auch bezüglich des Titels, ziemlich auf dem Schlauch, bis ich dann in der letzen Strophe auf den "Libellenreigen" stieß. Das war das Aha-Erlebnis! 😄

     

    Es geht also um Libellenlarven, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden (größere und kleinere) dargestellt durch die unterschiedlichen Verslängen mit beigefügter Silbengrafik (hübsch!). Allein diese Idee finde ich schon großartig! Und wie praktisch, dass es nun gar nichts mehr zu Ixen gibt. 😁

     

    Als Lebensraum stelle ich mir hier einen Teich vor. Auch sehr eindrücklich dargestellt hast du die Abgrenzung zwischen der nur blass zu erahnenden Welt über Wasser (summSumm) und der direkt wahrnehmbaren Welt unter Wasser. 

     

    Am 12.3.2024 um 21:05 schrieb Dali Lama:

    Noch 8 Minuten und die Stunden waren gut,                                     ~*~*~*~*~*~*
    die hier mit uns im Schatten warten.                                                         ~*~*~*~*~
    Dort draußen ist ein Garten,                                                                          ~*~*~*~

    und irgendwann, da findest du den Mut.                                                ~*~*~*~*~*

     

    Das LI scheint selbst eine Larve zu sein. Möglich wären auch verteilte Sprechrollen, wobei die jeweils sprechende durch ihre Länge gekennzeichnet ist. Mir persönlich gefiele hier gut die Quelle des kollektiven Wissens, aus der sie schöpfen. Auf jeden Fall erschließt sich mir jetzt die Zeitangabe aus dem Titel. Der Zeitpunkt, in ein neues Leben als flugfähige Libelle zu treten, rückt mit jeder Strophe näher.

     

    Am 12.3.2024 um 21:05 schrieb Dali Lama:

    Dann stürzt du dich ins Immergrüne.                                                        ~*~*~*~*~

    Noch 6 Minuten gar nichts tun,                                                                   ~*~*~*~*
    bis dahin lässt du deine Glieder ruh‘n,                                                     ~*~*~*~*~*
    auf meiner Fensterbank, auf deiner Bühne.                                           ~*~*~*~*~*~

     

    Das Fenster deute ich als die Wasseroberfläche. Ist die Fensterbank der Grenzbereich zwischen den beiden Welten? Die Bühne befindet sich offenbar unter Wasser, da die Glieder des LD noch ruhen. Hier könnte auch ein Beobachter vom Teichrand ins Wasser schauen. Die Perspektive lässt sich für mich nicht eindeutig bestimmen, oder ich interpretiere die Fensterbank falsch.

     

    Am 12.3.2024 um 21:05 schrieb Dali Lama:

    Und träge tropft das Bernsteinlicht.                                                             ~*~*~*~*

    Der Himmel ist im Endlosfließen.                                                               ~*~*~*~*~

    In 4 Minuten wird es uns umschließen.                                                  ~*~*~*~*~*~
    Ich seh hinein, nur sehen kann ich nicht.                                                  ~*~*~*~*~*

     

    Hier wird es für mich leicht mystisch. Ich kann viel mit dem Inhalt anfangen, glaube aber, dass zu viel rationales Aufdröseln dem schönen Text keinen Gefallen täte.

     

    Am 12.3.2024 um 21:05 schrieb Dali Lama:

    Dann musst du gehen und mit dir mein Wunsch und Dank                 ~*~*~*~*~*~*

    für einmal mehr Libellenreigen.                                                                  ~*~*~*~*~

    Doch einst, es wird sich zeigen,                                                                      ~*~*~*~

    dann folg ich dir von meiner Fensterbank.                                               ~*~*~*~*~*

     

    Abschließend denke ich, dass der Text aus (mindestens) zwei Perspektiven lesbar ist und dass du die Deutung vermutlich bewusst offen gelassen hast. 

     

    Aufs Handwerk bin ich jetzt nicht sonderlich eingegangen und lasse es mal bei "hervorragend". Die ganze Idee ist so originell und ansprechend umgesetzt, dass ich mein viel zu oberflächlich gegebenes Like von "schön" zu WOW korrigiere.

     

    Leider konnte ich nur ganz grob umreißen, was in diesem feinen Werk drinsteckt. Kommentarlos durfte es jedenfalls nicht bleiben. Ich hoffe, da kommt noch mehr von den Poet:innen! Auf jeden Fall bin ich sehr angetan! Ich glaube, ich mag es mittlerweile noch mehr als dein Frühlingsei.

     

    LG Claudi

    • Schön 1
  19. Moin Endeavour,

     

    schön, dich mal zu erwischen, bevor du ein handwerklich hervorragendes Gedicht schon wieder gelöscht hast. 😁

     

    Für mich ist dies eine feine, sehr gelungene Satire. Genau nach meinem Geschmack. Und die Verse: zum Niederknien gut gebaut mit der Zäsurierung!

     

    Ja, auch mir geht es in Gedichten nicht vorrangig um Inhalte. Ohne die ansprechende Verpackung brauche ich den Inhalt nicht. Dann kann ich lieber einen Aufsatz lesen.

     

    LG Claudi

    • in Love 1
  20. Liebe Letreo,

     

    da ist dir handwerklich ein tolles und eindrückliches Werk gelungen! Genau zwei Strophen - nicht zu viel und nicht zu wenig. Die Anapher "ich mit ..." hast du wirkungsvoll eingesetzt, ohne es zu übertreiben. Oft verführen solche Stilmittel ja dazu, sie totzureiten, weil einem immer mehr dazu in den Sinn kommt. Du bist dankenswerterweise rechtzeitig zum Ende gekommen.

     

    Sehr gelungen finde ich auch den Bauchwehvers. Die Leserin ist bereits durch S1 auf einen Reim programmiert und kann hier mit der "Enttäuschung" durch den ausbleibenden Reim, die Assonanz auf au und das Weh als Nebenbetonung gewissermaßen die Bauchschmerzen nachempfinden. Sehr gut gemacht! Dafür ein Wow von mir.

     

    Nur das Ausrufezeichen nach Gedicht würde ich durch einen schlichten Punkt ersetzen. Leise kommt der letzte Vers m.E. noch besser zur Wirkung.

     

    Ach ja, über den Titel würde ich auch nochmal nachdenken, ansonsten müsste "früher" wohl kleingeschrieben werden.

     

    LG Claudi

    • Danke 1
  21. Moin Delf,

     

    schön, noch eine weitere Meinung zu bekommen. 

     

    vor einer Stunde schrieb Anaximandala:

    Was ich vorschlagen würde, die Waise wird wohl teils durch Assonanz oder Alliteration mit den anderen beiden Zeilen verwoben, für mich bietet sich das "kam" an ihrem Ende an, eine Assonanz zum Autogramm zu bilden.

     

    Ne, auf keinen Fall! Ich hatte hier extra auf Kontrast gesetzt. Die Waise soll schon klar als Waise erkennbar sein. Ich sag mal so: Für mich ist das ganze Gedicht nah an meiner Idealvorstellung. Nicht, dass ich nicht gerne herumschraube, wenn ich Verbesserungspotenzial wittere. Statt "kam" hatte ich auch "kommt" erwogen, fand "kam" aber klangvoller. Die Assonanz zum Autogramm am Versanfang stört mich hier nicht.

     

    Aber was meinst du denn zu den vier oben angebotenen Alternativen? Siehst du da noch andere Vor- bzw. Nachteile als von mir angesprochen?

     

    LG Claudi

    • Gefällt mir 1
  22. Hei Sid,

     

    das ist ein flottes Ding mit interessantem Metrumwechsel, das sich prima lesen lässt: Je zwei daktylische Vierheber, gefolgt von zwei amphibrachischen Zweihebern und als Abschluss wieder ein daktylischer Vierheber.

     

    Eine Korinthe habe ich gefunden, die du vielleicht noch beseitigen könntest:

     

    es macht mir Freude, Gedanken zu schmieden.

     

    Das schmalbrüstige "es" steht hier etwas ungünstig auf der Hebung. Eine einfache Lösung wäre der Tausch von V6 und V7:

     

    Macht es mir (hab ich die) Freude, Gedanken zu schmieden,

    dann bin ich glücklich und rundum zufrieden.

     

    Aber vielleicht hast du ja eine ganz andere Idee. Ich finde das Gesamtpaket jedenfalls gelungen!

     

    LG Claudi

     

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