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Dionysos von Enno

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Beiträge erstellt von Dionysos von Enno

  1. Hi Cornelius 

     

    Wunderbar Verdichtet. Als wäre man dabei. Mit einer feinen (zugegebenermaßen nahe liegenden) moral. Letztens traf ich in Sa Clastra in Es Capdellà einen netten Typen der sich beim dritten Glas Amarone als ein ziemlich arrivierter Programmierer.bei Meta outete. Während ich ihm irgendwann ein Bild von der Schleiertänzerin zeynep aus Köln bayenthal zeigte zeigte er mir die Gehaltstabelle von e1 bis e8 aus Menlo Park. In diesem Sinne: auf das Gleichgewicht

     

    Mes compliments 

     

    Dio

     

     

  2. Sie ging zum Tempel hin;

    die lange Uferstraße hoch.

    Das Licht des ersten Tages dünn. 

    Und schwach.

    Es trennte noch

    nicht Tat und Sinn

    in seinem singulären Sog.

     

    Das aufgewühlte Lockenhaar

    gewrungen durch des Windes körperlose Hände.

    In eines 

    dunkelbraunen Zopfes 

    aufschäumenden Ende

    hingepeitscht.

    Die Fäuste 

    gnadenlos.

    Die Augen wahr.

    Die Augen eines Kindes.

     

    Die Sonne kroch den Berg entlang

    zu feuerroten Kreisen.

    Ihr Mund war trocken und sie sang

    die heut vergessenen Weisen.

     

    Da plötzlich warf ein Schatten sich 

    wie Hinterhalt ihr auf den Weg.

    Und sie erschrak ganz bitterlich

     

    Verlier dich, raunte ihr 

    der Steg,

     

    der eine Brücke Morgenrot 

    aus einem Sonnenaufgang trug: 

    Wie eine Schädelschale voller Blut.

    Ein langsam aufgedehnter Tod. 

    An einem Ufer festgemacht in Wut.

    Am anderen in blanker Not.

     

    Stürz dich hinein in diese Flut,

    raunte der Weg

     

    Sie wankte hüfttief durch das Blut. 

    Sie schwankte schaukelnd auf dem Steg.

    Nichts trug sie, nicht ihr Wissen, nicht ihr Mut.

    Und was sie glaubte, wurde Trug;

    die Sinne in die Angst gelegt.

    Was sie erschlug, was sie begrub, erhob sich gleich schon wieder

    und belebte

    sich in ihrem angehaltnen Atemzug,

    der sie zuletzt doch noch zum anderen Ufer

    hin bewegte.

     

    Erst als sie sich in Tränen zitternd vor der Steilwand niederlegte 

    trug sie die dunkle Stimme zu dem Tempeleingang hoch:

     

    Jetzt ist es gut 

    mein Kind.

    Jetzt bist du leicht

    genug.

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  3. Sie ging ans Fenster

    legte die Hand aufs kalte Glas

    Alles was sie in sich sah war das

    und da: die schwankende Wand

    Kakteen lang und krank

    und in den Gardinen

    Gespenster

     

    Der ganze Raum war voller Gestern

    Und in ihr Starren in die Weite sank

    ein fremdes Blinzeln

    rutschig und blank

    Das Blinzeln ihrer Zwillingsschwester

    Das Glas unter der Mädchenhand

    begann zu winseln

    Ihr Keuchen versank

    ihr im schwindenden

    Atem

     

    Atmen musst du

    hör nicht auf zu atmen

    Gott hat einen schönen Garten

    Dort kannst du dich ausruhen und laben

    Einmal

    Wenn die alten Zweige Kirschen tragen

    Es reicht doch dieses eine kleine Wort zu sagen

    Bloß ein allerletztes Mal

     

    Sprich nun herrscht die Stimme

    Scharf und glatt wie eine Klinge

    Sag nur das eine kleine Wort

    und enden wird die ganze Qual

     

    Da schweigt sie noch ein allerletztes Mal

    hält sich den Unterleib und flüstert

    Ja

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    • wow... 2
  4. vor 15 Minuten schrieb Wortbildhauer:

    mich/dich, ob es schon mal eine Initiative gab, Gedichte anderer zu rezitieren.

     

    Hi Thomas

     

    Zu den regelmäßigen "Vertonern" hier gehören nach meiner Beobachtung @Uschi Rischanekund @Perrydie das beide auch wirklich sehr schön und individuell machen.

     

    @Georg C. Petermacht auch ganz wundervolle Sachen meistens sehr lehrreich und lustig

     

    Uschi rezitiert auch viele alte Meister und hat auch schon Mal die ein oder andere Sache von mit t interpretiert. Natürlich sinnlich, anmutig, schön und mit dieser wiener Jugendstil Melancholie..

     

    Bin gespannt auf deine Sachen vielleicht mit Vertonung 

     

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    Dio 

     

    • Schön 1
  5. Hi @Wortbildhauer Thomas danke für deine Gedanken zum Text. Ich freue mich dass du die längere Version so gelten lassen kannst. Deine Kürzungsvorschläge würden bestimmt auch funktionieren. Das Thema der Vereinigung inspiriert mich immer wieder und natürlich das Wesen und der Zusammenfall der Gegensätze

     

    Habe länger keine Gedichte mehr gesprochen. Bisher bin ich für meinen persönlichen Geschmack immer an der Aufgabe kläglich gescheitert. Aber du hast Recht der Text verdient es eigentlich...

     

    Merci 

     

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    Dio

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  6. Lieber @Wortbildhauer Thomas. Vielen Dank für deine Reflektionen über den Text. Deinen Vorschlag habe ich übernommen weil, wenn das göttliche durchgehend spürbar ist, die letzte Zeile wirklich überflüssig ist.

     

    Der Tod ist ja schon im lateinischen Ursprung weiblich - deine Überlegung dazu ist wirklich sehr schön poetisch !

     

    Merci 

     

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    Dio 

    • Danke 1
  7. Hi Marc

     

    Ein sehr reifes Gedicht finde ich.

     

    "Seh ich kerzen seh ich spiele" finde ich total stark!!

     

    Mir gefällt überhaupt sehr dass du den Worten und Reimen so treu bleibst auch wenn du hier bisher zu wenig Feedback bekommen hast. Ich finde dein Sujet für dein Alter erstaunlich. Du musst unbedingt dabei bleiben. Ich glaube du baust dir ein bisschen Himmelreich auf Erden - nur für dich und wen du einmal einlädst

     

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    Dio

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  8. Die Nacht war aufgezogen und die Weide
    wurde dunkel Wurde wund 
    Der Wind er irrte durch den Wolkenmund
    Noch nackt bis er ins Düsterkleide 
    vergessensweicher Weite glitt 
    (Mondseidener zierlich leichter Schritt zum Weine)
    Erst glatt und schmerzhaft wie ein Schnitt
    Dann Spiegelschweigen und dann Raunen 
    (Sanfte dunkelbraune Augen Eine Brust verhüllt und eine aufgedeckt)
    Pulsierend wie das Licht im Scheine 

    Versteckt im Traum vom Sommerwind  
    Ganz ausgefüllt und schicksalsblind 
    (Das Salz begierig aufgeleckt und in dem Scheiden zwischen Bein und Seide ein Seufzen aus dem Kuss geweckt)
    Mit der Sprache von Glocken geklungen 
    Feder werden auf den Schwingen 
    Nie mehr sprechen
    Nur noch Singen
    Wimmern Willig Voller Locken
    sehnsüchtig und hingebrochen
    Unter Himmelsdingen 
    Um endlich wieder eins zu 
    werden
     

    • wow... 1
    • Schön 6
  9. vor 13 Stunden schrieb Perry:

    Hallo Dionysos,
    liest sich etwas gruselig, aber Ich denke, die durch die Hände gleitende Kette ist eher als Metapher für das sirrende Leben gemeint, dass uns so manche Narben zufügt. Es liegt an uns die klare Sicht in die Zukunft freizusägen, wozu aber keine Bäume sondern Ängste und Vorrteile gerodet werden sollten.
    Gern reflektiert und LG
    Perry

     

    Hi Perry

     

    mir gefällt deine Interpretation. Ich denke das Gesamtthema der Verrohung durch Vernarbung und den Taubheiten die dadurch eintreten wäre auch ein interessanter Ansatz oder wie ein geschätzter Dichteerkolelge von uns  auf einer anderen Plattform einfach wunderbar passend schrieb: "Dem Zeitgeist IM Puls gewühlt" 😉 

     

    merci !

     

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    Dio 

  10. Die Sonne ist zu heiß

    Die Tage zu lang

    Heut ist grau das neue Weiß

    Und der Motorsägenklang

    ist richtig heißer geiler Scheiss

     

    Die Kette gleitet lang

    So lang durch meine Hände

    Ich weiß im Grunde bist du bang

    Du fürchtest dich davor

    ich fände

    Deinen

    Rückwärtsgang

     

    Blut ist heut der neue Schweiß

    Richtig heißer roter Scheiss

    Und was nicht wirklich bluten kann

    taugt alles nicht für echtes Weiß

     

    Die Sonne fühlt sich dunkel an

    Wie im Öltank meiner Säge

    Ich weiß nicht was ich fühlen kann

    Bin doch Narbengewebe

    Ein Juckreiz ein beschissener

    Drang

    Aber ich

    liebe

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  11. Mes chères, 

     

    Merci !

     

    @Dali Lama was für ein Glück, Dich zu meinen geneigten Lesern zu zählen. Deine Einsichten sind tief und immer wieder eine große Freude zu lesen! Es gibt Deiner Analyse nichts hinzuzufügen: Genau so war es gemeint. 

     

    Gerne habe ich Deinen Vorschlag übernommen, Chris. 

     

    mes compliments

     

    Dio 

     

     

     

    • Schön 1
  12. Und wenn ich nicht mehr bin 
    Wenn alle Farben eingeschlafen sind
    Wenn selbst die Kabel schlafen
    Wisch meine grauen Bilder in den Wind 
    Mach los den ganzen menschenleeren Hafen 
    Bis nur noch Strand und Wellen sind 

    Und suchst du mich 
    Dann such mich anders nicht
    als in den Augen eines neugeborenen Kinds
    Denn so wie unsere Blicke sich einst trafen
    aufgegangen ineinander wie ins Licht 
    für einen Herzschlag nicht mehr blind
    so leicht gib auf mein Angesicht
    Und lass die Kabel 
    schlafen

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  13. Nachhall.

    Der Tod scheint nicht mehr ernst genug.

    Nicht der Knall

    des Kinderkopfes 

    auf Asphalt.

    Nicht ein Herzchen,

    hingemalt

    auf einen blank gewichsten  

    Arsch.

     

    An allem hängt der Trug vom bedeutungsschweren

    Leben.

    Nehmen und Geben.

     

    Du willst in allem Gleichgewicht.

    Du meinst, dann fällst du nicht.

    Doch der wahre Fall,

    fällt aus dem Innern ein.

    Fällt ungeahnt wie aus dem

    Nichts; will sein,

    gerade wenn du es dir selbst versprichst:

     

    Ich stürze nicht mehr.

    Ich will mich aufgerichteterer.

    Leben.

     

    Ein jeder trägt sich wund an seinem

    Friedhof im Innern;

    Gebete, sehr gestelzt und

    aufgesetzt.

    Grabsteine aus Flüchen

    gewetzt.

    Aufgegeben.

     

    Das Kind: Der Apparat des Wimmerns,

    das du dir in ein Lächeln stellst,

    fällt dir aus dem Kichern deines Kümmerns

    grad wie ein Trümmer,

    der dich ja doch noch einmal packt und niederwälzt.

    Und zerschlägt dich in den Wind.

    Bis endlich selbst dein Atemholen aufgetürmt sein wird.

    Zu einem Schrei auf dem Asphalt.

    Dem Nachhall.

    In dem es alles neu beginnt.

    Mit einem liebevoll gemeinten

    Flüstern.

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  14. Hi Perry 

     

    Hier ist noch eine Insel unbehelligt.. Bitte einmal das Lied aufnehmen und einstellen 😉

     

    Ein ein Mann shanty stell ich mir herausfordernd vor. Du hast es aber sehr schön in den Kreislauf des Daseins zurück verdichtet

     

    Mes compliments

     

    Dio

  15. vor 8 Minuten schrieb Nebiros:

    lass mich wandern wo du stehst

     

    Hi nebiros 

    Mit gefällt sehr, hier mythisch-versunkenes in so gelungener Form bei dir zu lesen! Mit gefällt sehr die coincidentia oppositorum die du vor die Klammer ziehst. 

     

    Lass mich wandern wo du stehst ist ein sehr originell geschwungener Abschluss! Hier gefällt mir das progressive. Über das "stehen" des ur-gottes kann man sicher viel meditieren: Wandlung des gottesbildes etwa und Entwicklungen derselben. Die Bewegung des suchenden um die Idee des Gottes ist wunderbar Verdichtet in diesem letzten Satz mMn. Das der Himmel "steht" passt natürlich, das Himmelsgewölbe das über uns thront. 

     

    Interessant finde ich die Festlegung auf uranos der helle. wieso "nur" der helle?

    Auch könnte man über "Vater oben" sicher lange meditieren jetzt bezogen auf dein Werk. Ich finde die mythologische Anbindung und spirituelle tiefe sehr gelungen jedenfalls und schön, harmonisch, dargebracht

     

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    Dio 

     

    • Danke 1
  16. vor 16 Stunden schrieb Ponorist:

    Das gefällt mir sehr gut und lässt wie so oft  viel Raum für Phantasie.

    Hab ein schönes Wochenende

     

    Danke lieber Peter für deine Assoziation und genieß den Abend

     

    Mes compliments

     

    Dio

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  17. Nächte mit dunklen Augen.

    Verträumten Rändern. 

    Nicht in den Morgen.

    Bloß ins Ende.

    Wir haben gelacht.

    Können nichts ändern.

    Und nicht taugen.

    Dem Nachtvertrauen.

     

    Die Hände,

    Festgemachte.

    Einander Legende. 

    Versteckt in Legende.

    Vom Hörensagen.

    Und mitgebracht.

    • Schön 2
  18. Die Erde hat gesprochen.

    Ihr Schweigen aufgeschaufelt.

    Offen.

    Schlundgeboren.

    Dunkelheit.

    Eingegraben in die Zeit.

    Bis nichts mehr bleibt.

    Als Abdruck.

    Stein.

    Vergangenheit.

     

    Dein Name wie ein Stein.

    Zerbrochen.

    Und ausgestreut in die Epochen.

    Deutungsreste.Möglichkeit.

    Ein Anfang ohne Wort

    und Leib.

    Befreit und gleichsam nicht

    befreit.

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    • in Love 4
    • wow... 2
  19. Liebe Federtanz, 

     

    in Deinem recht anspruchsvoll chiffrierten Werk steckt für mich diesmal durchaus viel Rilke und zwar gerade in den Themen des Verweilens, der Vergänglichkeit und den Naturmotiven. 

     

    Das Gedicht beginnt dann auch direkt mit der Betonung der Vergänglichkeit durch die Darstellung eines digitalen Anzeigers, der nur noch den regulären Ablauf der Zeit anzeigt. Die "verblassten Blicke" und "jene Zeit" deuten auf vergangene Ereignisse hin, die nur noch in der Erinnerung existieren.

     

    Der nächste Abschnitt thematisiert die Fortführung des Lebens, selbst ohne die strahlende Anwesenheit von Licht. Es geht um die Möglichkeit, voranzukommen, auch wenn die Zukunft ungewiss ist. Die Idee von "kein Wort entfernt weit von zu weit" könnte darauf hinweisen, dass die Gedanken sich manchmal in unerreichbare Weiten verlieren, aber dennoch eine Ahnung von Richtung vorhanden ist.

     

    Die dritte Strophe scheint sich auf die Vorstellung zu konzentrieren, wo es am besten wäre, innezuhalten und zu verweilen. Es ist eine Suche nach einem Ort des Friedens oder der Erfüllung, möglicherweise in der Natur, wie durch den Duft der Erde über dem Wald angedeutet wird.

     

    Der letzte Abschnitt könnte von einer Art Flucht handeln, die im Gegensatz zu den Idealen des Buches steht. Es könnte auch eine Flucht vor der Realität angedeutet sein, die durch die Erwähnung der Wärme des Mooses und der immer noch vorhandenen Haut auf einem Bild symbolisiert wird. Diese Elemente könnten für die Beständigkeit natürlicher Schönheit und persönlicher Erinnerungen stehen.

     

    Insgesamt scheint mir das Gedicht, je öfter ich es lese,  eine Reflexion über das Leben, die Zeit und die Suche nach einem Ort des Friedens oder der Ruhe zu sein, während es gleichzeitig die Vorstellung von Flucht und Vergänglichkeit anspricht.

     

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    Dio

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